Freitag, 6. November 2015

Ich und Earl und das Mädchen [2015]



Greg ist ein Jugendlicher, der sich dafür rühmt, sich mit allen Jugendgruppen seiner High School insofern gut zu verstehen, dass er von niemandem Prügel kassiert. Wirklich gut befreundet ist er nur mit Earl, mit dem er seit seiner Kindheit Kurzfilme dreht, die sich an Klassikern des Weltkinos orientieren. Eines Tages wird er von seiner Mutter gezwungen, Zeit mit seiner Sandkastenfreundin Rachel zu verbringen, die kürzlich an Leukämie erkrankt ist. Wider aller Erwartungen verstehen sich Greg und Rachel auf Anhieb und werden zu unzertrennlichen Freunden und Greg steht auch während der schwierigen Chemotherapie zu ihr. Doch als Rachel nach Monaten aufgibt, will dies Greg nicht akzeptieren und beschließt, ihre Lebensfreude durch einen neuen Kurzfilm wieder aufleben zu lassen...

Ich sage es mal gerade heraus: Ich liebe "Me and Earl and the dying Girl". Ja, es ist ein Teenie-Rom-Com-Film, wie es ihn schon zuhauf gibt. Aber das Rezept funktioniert für mich immer noch: Ich musste sehr oft lachen (Seltenheitswert bei mir), musste das eine oder andere Tränchen verdrücken und hatte allgemein das beste Kinoerlebnis seit Monaten. Daher ist es gar nicht möglich, eine halbwegs objektive Meinung abzugeben (was sowieso Schwachsinn ist). Ich mochte Gregs Darsteller, ihre tollen Kurzfilme (Gregs Imitation von Werner Herzog oder "Uhrwerk Orange" mit Socken sind der Hammer), die verrückten Leute aus der Schule, die Melancholie und den Ernst, der trotz allem dem Film in den Knochen steckt. Die freundschaftliche Beziehung zwischen Greg und Rachel ist sehr süß anzusehen, auch wenn Greg ihr oft über Depressionen und Ängste hinweghelfen muss. Das Ende hat mich sehr mitgenommen, ohne jetzt groß darauf eingehen zu wollen - Greg hatte dem Zuschauer etwas versprochen, was am Ende nicht eingehalten wurde.

Trotz allem ist "Me and Earl and the dying Girl" ein wunderbarer Film, den ich mir unbedingt nochmal im Kino ansehen muss. Wer diesen Film verpasst, ist selbst Schuld.

Spotlight [2015]



Im Jahr 2001 deckte die Spotlight-Abteilung der Boston Globe zahlreiche Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche in Boston auf, wofür sie 2003 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde. "Spotlight", nach eben jener Abteilung von vier Journalisten benannt, beschäftigt sich mit der monatelangen Recherchearbeit und den Schwierigkeiten, mit denen sie zu kämpfen hatten. 

So oder so ähnlich ließe sich die, zugegeben, doch recht einfache Handlung von "Spotlight" zusammenfassen. Doch natürlich steckt da wesentlich mehr dahinter: Erst die akribische Arbeit der vier Journalisten, die namhaft mit Michael Keaton, Mark Ruffalo und Rachel McAdams besetzt wurden, löste eine regelrechte Lawine von Missbrauchsfällen aus. Dabei ist "Spotlight" ganz klar ein Recherchefilm (ist das ein Genre?), die Handlung wird allein durch weitere Erkenntnisse im Fall vorangetrieben. "Aufgelockert" wird die Story durch Interviews mit Missbrauchsopfern, die ihre Wut und Angst zum Ausdruck bringen. Das macht betroffen, denn die Opfer waren meist zehn Jahre alt und hatten von den Eltern gelernt, dem Priester zu vertrauen - was diese natürlich allzu oft ausgenützt hatten. Gleichzeitig wird dem Team durch die katholische Kirche regelmäßig Steine in den Weg gelegt, die den Skandal natürlich unter den Teppich kehren möchte. Doch am Ende wird dem Zuschauer bewusst, dass dieser wichtige Beitrag eine Lawine ausgelöst hatte, als sich am Tag darauf zahlreiche Opfer bei der Zeitung melden. Der Boston Globe veröffentlichte bis zum Jahr 2002 über 600 Artikel, die sich mit dem sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche beschäftigte. 

Fazit: "Spotlight" kann mit sehr guten Schauspielern aufwarten, die Handlung bleibt immer interessant, wobei spannend das falsche Wort wäre. Definitiv ein guter und wichtiger Film, den man einmal gesehen haben sollte.

Die Unbezwingbaren [1963]



"My name is Elia Kazan. I am a Greek by blood, a Turk by birth and I am an American because my uncle made a journey." So beginnt Elia Kazans dreistündiges Epos über die Geschichte seines Onkels und gewissermaßen die Geschichte über ihn selbst. Der Film basiert auf einen Roman, den er selbst veröffentlicht hatte - man kann sagen, dass "America America" Kazan am Herzen lag und er einen Traum auf Film gebannt hatte. 

Stavros Topouzoglou ist ein junger Mann, der als Teil der griechischen Minderheit in Anatolien lebt, das unter türkischer Herrschaft besteht. Schon zu Beginn des Films wird Stavros in Unruhen zwischen den Türken und Armeniern hineingezogen, die schließlich zum Genozid des armenischen Volkes führen sollten. Seine Familie beschließt, Stavros als den ältesten Sohn zu einem entfernten Verwandten zu schicken und geben ihm sämtliche kostbaren Güter mit, die sie entbehren können. Doch aufgrund von Stavros' Naivität wird er ausgeraubt und landet mit nichts als seiner Kleidung in Konstantinopel. Von nun an verfolgt er nur ein Ziel: Nach Amerika zu gehen. 

Dass "America America" mit knapp 180 Minuten ein ellenlanges Epos zu werden drohte, konnte mich im Vorhinein nicht abschrecken. Schließlich führte Elia Kazan Regie, der Mann, der uns auch "Die Faust im Nacken" und "Jenseits von Eden" (zwei meiner absoluten Lieblinge) geschenkt hat. Doch es dauerte nicht lange, bis die Vorfreude ins Gegenteil verkehrte. Schon zu Beginn wurde mir klar: Ein Vergnügen wird das nicht. "America America" ist realistisch und möchte die Konflikte zwischen den Völkern darstellen, weshalb es gleich am Anfang viel Leid gibt. Doch auch die Einführung von Hauptfigur Stavros wird nicht besser: Sein Wunsch, nach Amerika zu gehen, und die Unerschütterlichkeit, mit der er das Ziel verfolgt, scheint das einzig Positive an seinem Charakter zu sein. Ansonsten bleibt er erschreckend blass, unhöflich und redet ab der Hälfte fast gar nichts mehr, sondern blickt nur böse umher. Es fiel mir schwer, sich mit dieser Figur zu identifizieren, und irgendwann hab ich es aufgegeben und nur mehr auf das Ende gewartet. Das ist natürlich sehr schade, da ich Kazan sehr schätze, aber "America America" ist einfach nur ein ewig langes und prätentiöses Stück Film.

Queen of Earth [2015]



Catherine und Virginia beschließen, ihre Freundschaft bei einem Sommeraufenthalt in einem Ferienhaus von Virginias Eltern wieder aufleben zu lassen. Doch es dauert nicht lange, bis man merkt, dass dies kein entspannter Urlaub für die beiden wird. Virginia fällt es zunehmend schwerer, Catherine in ein unverfängliches Gespräch zu verwickeln, da ständig Konfliktthemen wie Catherines Vater oder ihr Exfreund angeschnitten werden. Schon bald muss Virginia feststellen, dass Catherine sich mehr und mehr dem Wahnsinn hingibt...

"Queen of Earth" war ein richtiger Brocken. Den ganzen Film lang herrscht diese angespannte Atmosphäre, die es unmöglich macht, sich zu entspannen - wozu auch die unheilvolle Musik beiträgt, sodass man ständig etwas Schreckliches erwartet. Elisabeth Moss verkörpert Catherine und damit eine fragile, psychisch kranke Person, deren Wahnsinn erst im Lauf des Films zum Vorschein kommt. Das Schlimme ist, dass sich der Film die ganze Zeit an ihre Person hält, wodurch dem Zuschauer praktisch nie eine Atempause gegönnt ist. Entweder sie liegt mit starrem Blick in ihrem Bett, führt Telefongespräche, ohne jemanden in der Leitung zu haben, oder beobachtet feindselig ihre (eigentlich) beste Freundin Virginia. Diese lädt ihren Liebhaber in das Ferienhaus ein, um nicht mit Catherine alleine sein zu müssen, was diese zunehmend zur Weißglut treibt. Bei ihr kann man im Verlauf des Films sehr schön den Verfall ihrer psychischen Gesundheit sehen, was bei einer Party, bei der Catherine Halluzinationen bekommt und in Panik ausbricht, ihren Höhepunkt erfährt. 

Fazit: Eine extreme Erfahrung, die dem Zuschauer eine Menge Nerven abverlangt. Doch im Gegenzug wird man von Elisabeth Moss mit ihrer fantastischen Leistung entlohnt. Ein sehr starkes Kammerspiel zwischen zwei Frauen, das ich uneingeschränkt weiter empfehlen kann.

The Treasure [2015]



"Comoara" aka "The Treasure", wie er außerhalb von Rumänien genannt wird, hat mich allein wegen der Inhaltsbeschreibung dazu veranlasst, ihn auf der Viennale zu sichten. Zwei Freunde suchen nach einem verschollenen Schatz? Klingt doch super! Costi führt ein einfaches, friedliches Leben in Bukarest mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn. Als ihn sein Nachbar Adrian um Geld bittet, erzählt ihm dieser von einem verschollenen Schatz, den Adrians Großvater anscheinend vor den Kommunisten versteckt hat. Costi beschließt, seine Ersparnisse in das wahnwitzige Vorhaben einer Schatzsuche zu investieren. 

"The Treasure" ist ein sehr ruhiger Film, der von allen von Laiendarstellern getragen wird, was aber aufgrund der einfach gehaltenen Story kein Problem darstellt. Den Hauptteil des Films nimmt die Schatzsuche ein, die vor allem durch ihren trockenen Humor lebt. Das ständige Piepsen des Metalldetektors brachte das Publikum ständig zum Lachen; dazu kommen die technischen Gebrechen der Detektoren, die Sticheleien zwischen Adrian und dem Arbeiter und die zahlreichen Etablissements, die Adrians geerbtes Grundstück, auf dem die Schatzsuche durchgeführt wird, im Laufe der Jahrzehnte beherbergt hatte. Die Suche zahlt sich letztendlich doch aus, und es werden Benz-Aktien aus den 60ern ausgegraben. Mit seinem Anteil kauft sich Costi eine Ladung Schmuck, die er stolz seinem Sohn als richtigen Schatz vorzeigen kann. Beim Umrechnen unterläuft Costi und Adrian ein Fehler, der jedoch im Film weiter nicht thematisiert wird. Die Frage, ob Costi nun ein steinreicher Mann ist oder sich nach dem Kauf der Klunker hoch verschuldet hat, wird nicht geklärt, was ich sehr schade finde. 

Fazit: Es passiert nicht viel, aber trotzdem hat mir "The Treasure" sehr gut gefallen. 

Carol [2014]



Als Carol zum ersten Mal in Thereses Leben tritt, wirkt die junge Frau ob der eindrucksvollen Erscheinung Carols eingeschüchtert. Carol ist eine elegante, wohlhabende Frau, die mit jeder Pore Eleganz und Selbstsicherheit ausstrahlt, während Therese dagegen farblos wirkt. Trotzdem fühlen sich die beiden Frauen zueinander hingezogen - zu der denkbar schlechtesten Zeit, denn Carol und ihr Mann Harge lassen sich gerade aufgrund Carols homosexuellen Beziehungen scheiden. Harge droht Carol nämlich damit, ihr ihre gemeinsame Tochter zu nehmen und jeden Kontakt zu unterbinden, was die liebende Mutter nicht zulassen kann. 

Was soll ich sagen: "Carol" sieht einfach fantastisch aus. Die Geschichte ist in den 50ern angesiedelt und die Szenenbildner haben sich selbst übertroffen. Im Kaufhaus, wo Therese anfangs arbeitet, kann man verschiedenstes Spielzeug bewundern, die Kleidung ist formvollendet elegant, die Autos sind einem Autokatalog der 50er Jahre entsprungen. Cate Blanchett beherrscht den ganzen Film. Egal was sie macht, mit jeder Gestik und jedem Blick strahlt sie eine Aura aus, mit der sie nicht nur Therese den Kopf verdreht hätte. Rooney Mara spielt die junge Therese, die im Laufe des Films Entwicklungen durchläuft und am Ende reifer ist als am Anfang. Natürlich kann man sie nicht mit Blanchett vergleichen, aber die beiden ergänzen sich großartig. 

Also eigentlich ist alles perfekt: Die Schauspieler, das Szenenbild, die Musik. Leider habe ich einen großen Kritikpunkt: Mir fehlt der Drive an der Geschichte. Ich habe von einer Milieustudie der 50er Jahre zwar keine Spannung erwartet, aber leider ließ die Geschichte richtige Gefühle vermissen, die (in meinen Augen) leider nicht transportiert wurden. Auch die Liebesszenen gingen recht steril vonstatten. Besonders gefiel mir der Anfang, der mich an "Brief Encounter" erinnerte, indem man am Anfang und am Ende dieselbe Szene sieht und man erst am Schluss die Gefühle der Beteiligten kennt. 

Fazit: Viele fanden "Carol" sehr gefühlvoll und wunderschön, für mich persönlich wurden die Gefühle leider nicht gut rübergebracht. Der Rest ist jedoch wunderschön anzuschauen und dürfte einige Oscarnominierungen kassieren (Bestes Bühnenbild, Beste Regie und Beste Hauptdarstellerin).

Sonntag, 25. Oktober 2015

Eine ganz normale Familie [1980]



Das Regiedebüt von Robert Redford wurde bei der Oscarverleihung 1981 mit vier Academy Awards ausgezeichnet, darunter in wichtigen Kategorien wie Bester Film, Beste Regie und Bester Nebendarsteller. Ob der Film in den 35 Jahren, die seitdem vergangen sind, gut oder schlecht gealtert ist, muss jeder für sich entscheiden. Ich jedenfalls war begeistert von Timothy Huttons Darstellung eines depressiven Teenagers, der seit dem Tod seines großen Bruders mit posttraumatischen Belastungsstörungen zu kämpfen hat. 

Nach außen hin sind die Jarretts eine weitere Familie in der Oberschicht Amerikas, die in einer Villa lebt und gerne mit Freunden Golf spielt - jedoch brodelt es hinter der Fassade gewaltig. Zu Beginn des Films wurde Conrad gerade nach einem Selbstmordversuch aus einer psychiatrischen Klinik entlassen und muss sein Leben vor dem Unfall weiterzuführen. Während sich sein Vater ständig um ihn sorgt und ihm helfen möchte, kann die Mutter keine Verbindung zu dem überlebenden jüngeren Sohn aufbauen, den sie aus Liebe zum älteren Bruder immer vernachlässigt hatte. Jede Annäherung der beiden endet im Streit, der Vater versucht erfolglos, zu vermitteln.

Die Handlung mag heutzutage etwas altbacken wirken und Robert Redford erzählt seine Geschichte mit etwas zu viel Kitsch, der das Filmerlebnis etwas trübt. Doch Timothy Huttons frische und jugendliche Darstellung eines gebeutelten Teenagers (die übrigens, wie oben erwähnt, mit einem Oscar belohnt wurde) bringt dem Film das Prädikat "Sehenswert" ein. Nicht unerwähnt bleiben dürfen Donald Sutherland als verständnisvolles Familienoberhaupt und Mary Tyler Moore als scheinbar gefühlskalte Mutter, die den Schein der "ganz normalen Familie" aufrecht erhalten möchte.

Dienstag, 15. September 2015

Der General [1926]



Buster Keatons Vorzeigefilm galt als eine der teuersten Produktionen der Stummfilmära. In ihr trieb Buster seine Überzeugung von realistischen Stunts auf die Spitze und ließ nebenbei zwei Lokomotiven aus den 1860er Jahren originalgetreu nachbauen und in einer spektakulären Szene zerstören. Die Geschichte ist denkbar einfach gehalten, was aber überhaupt nicht stört, im Gegenteil. Der Wandel von Busters Figur vom erfolglosen Maschinisten zum gefeierten Helden der Südstaaten - und die damit verbundene Verfolgungsjagd der General (seiner Lokomotive) - bietet zahlreiche Gelegenheiten für buster'sche Stunteinlagen. In einer Szene setzt sich Buster auf die Kuppelstange einer Lokomotive, die sich in Bewegung setzt. Sieht zwar unspektakulär aus, doch dieser Stunt gehört wohl zu den gefährlichsten des Films: Hätte der Maschinist nur etwas mehr Dampf gegeben, wäre Buster Keaton mit Sicherheit gestorben. 

Fazit: Auch fast neunzig Jahre nach dem Erscheinen ist "Der General" ein unterhaltsamer Film, der an die gute alte Stummzeit erinnert, als die Stunts noch vom Schauspieler selbst durchgeführt wurden. Sehr schade, wenn man bedenkt, dass die gigantischen Ausmaße des Filmes Buster Keaton in den finanziellen Ruin getrieben hatte.

Montag, 14. September 2015

Frank [2014]



Mit einiger Verspätung erschien endlich auch "Frank" in Österreich. Natürlich ließ ich es mir nicht nehmen, mir diesen hochgelobten Film im Kino zu Gemüte zu führen. Die Prämisse des Films ist einfach: Jon lernt durch Zufall die experimentelle Band Soronprfbs und ihren merkwürdigen Frontman Frank kennen, der einen riesigen Pappmachékopf auf seinen Schultern trägt und diesen nicht einmal zum Schlafen oder Duschen abnimmt. Als Jon die Rolle des Keyboarders einnimmt und für Studioaufnahmen nach Irland mitreist, lernt er die Band und Frank besser kennen - und zerstört beinahe die Bande zwischen den Bandmitgliedern.

Ich hatte ehrlich gesagt "nur" eine harmlose Indiekomödie erwartet. Ich staunte nicht schlecht, als sich der stellenweise witzige Film auch ernsten Themen wie Suizid und psychischen Problemen zuwendet. Frank ist ein genialer Mensch mit einem ausgeprägten musikalischen Genie, doch eigentlich ist er ein emotional schwer angeknackster Mittdreißiger. Mit seinem Pappmachékopf wirkte er wie ein ganz normaler Mensch, ohne wie ein kleines Kind, fast schon autistisch und hilflos. Michael Fasssbender benützt seinen ganzen Körper und seine ausdrucksstarke Stimme, um Franks Gefühle und Stimmungen darzustellen. Für mich eine sehr starke Leistung, da er ganz ohne Gesichtsmimiken auskommen muss (außer am Ende, wo er nochmal beweist, dass er einer der ganz großen ist). In den weiteren Rollen sind Domhnall Gleeson und Maggie Gyllenhaal zu sehen. "Frank" war ein feiner, ruhiger Film, mit spontan witzigen Szenen und vielen gefühlvollen Momenten, in denen man Frank am liebsten in den Arm nehmen möchte. Besonders das Ende, wo Frank "I Love You All" ist so rührend, dass ich mit einem Lächeln aus dem Kino gegangen bin.

Sweet and Lowdown [1999]



"Sweet and Lowdown" wird - ähnlich wie "Zelig" - in Form einer Mockumentary erzählt, in der neben Woody Allen auch andere Jazzliebhaber Geschichten aus dem Leben von Emmet Ray erzählen. Dieser war ein Gitarrengenie und soll während der 1930er Jahre eine kurze ruhmreiche Phase gehabt haben, sei danach aber in Vergessenheit geraten. Emmet Ray wird als rüpelhafter Trinker beschrieben, der mit Vorliebe auf Müllplätzen auf Ratten schoss oder vorbeifahrenden Zügen zuschaute. Doch wenn er seine Gitarre zur Hand nahm, ließ er Mädchenherzen schmelzen und seine zahlreichen Fehltritte wurden ihm verziehen. Besonders gut gefiel mir seine Beziehung zu der stummen Wäscherin Hattie, die er eigentlich nur ausnutzt und anschließend wegwirft. Als er später reumütig zurückkehrt, ist es zu spät: Hatte hatte bereits eine Familie gegründet. 

Die Erkenntnis, dass die Liebe nicht immer eine zweite Chance erhält, passt perfekte zum melancholischen Grundton des Films. Ein extrem guter Sean Penn spielt den gemeinen Ray - seine Beziehung zu Hattie und der Beweis, dass er sie braucht und liebt, retten seinen gemeinen Charakter. Eine mir unbekannte Samantha Morton spielte Hattie und erhielt neben Penn zu Recht eine Oscarnominierung. Eine solch gute Darstellung, ohne gesprochene Sprache zu verwenden, hat man wohl seit der Stummfilmära nicht mehr gesehen (ja, das schließt"Das Piano" mit ein). "Sweet and Lowdown" lebt von der Musik, von der Magie, von den Figuren, die einem ans Herz wachsen. Ich habe seit "Purple Rose of Cairo" keinen so melancholischen und gleichzeitig schönen Film von Allen gesehen.

Geliebte Aphrodite [1995]



In "Geliebte Aphrodite" spielt Woody Allen wieder mal sich selbst, einen unsicheren, neurotischen New Yorker mit jüdischen Wurzeln, der gemeinsam mit seiner Frau (Bonham Carter) einen Jungen adoptiert. Als er die Mutter nach langer Suche kennen lernt, staunt er nicht schlecht, als sich herausstellt, dass Linda eine Prostituierte ist. Er beschließt, für Linda einen Mann zu finden und ihr zu einem besseren Leben zu verhelfen.

"Geliebte Aphrodite" wurde 1996 für zwei Oscars nominiert, Mira Sorvino erhielt den Oscar für die Beste Nebendarstellerin, Woody Allen ging für die Regie leer aus. Doch auch hier muss ich mich fragen, was die Academy da geritten hat, als sie Sorvino den Oscar überreichte. Ja okay, die spielt das blonde Dummchen wirklich ausgezeichnet, aber doch nicht so gut, dass ich ihr den bedeutendsten Filmpreis Hollywoods überreichen müsste. Ihr ahnt es schon, ich hatte kaum Spaß mit diesem Film. Allens Figur ist anstrengend wie in den meisten seiner Filme, die Handlung zieht sich. Zugegeben, der Schluss des Films - die Erkenntnis, dass Lenny Lindas großzieht und sie seines, ohne dass sie davon wissen - hat mir gefallen. Und in die Handlung sind immer wieder Szenen aus einem antiken Theater eingeflochten, in denen Schauspieler aus der Antike ihren Senf zum Geschehen abgeben. Zugegeben, das war wirklich herrlich.

Bullets over Broadway [1994]



John Cusack spielt in "Bullets over Broadway" einen erfolglosen Drehbuchautor, der sein neuestes Werk endlich unter eigener Regie aufführen lassen möchte. Unerwartete Unterstützung erhält er von einem Mobster namens Cheech, der als Leibwächter der untalentierten Hauptdarstellerin bei jeder Probe anwesend sein muss. Cheech beginnt in Form von Hilfestellungen, Einfluss auf das Drehbuch zu nehmen. Als Cheech in dem fehlenden Talent seines Schützlings den Erfolg "seines" Werkes gefährdet sieht, beschließt er, sie auf seine Art aus dem Weg zu räumen...

Was soll ich sagen, "Bullets over Broadway" war wieder mal ein Allen-Film, der mich richtig gepackt hat. Die Hauptrollen sind mit namhaften Schauspielern besetzt (Cusack, Wiest, Broadbent), die Handlung wird aufgrund der Mischung aus Gangsterfilm und Tragikomödie nie langweilig und die Figuren sind herrlich schräg. Außerdem spielt "Bullets over Broadway" in den 1930er Jahren, wie immer eine gute Zeit für Allen, die er hervorragend auf Film zu bannen weiß.

Sonntag, 13. September 2015

Picknick mit Bären [2015]



Robert Redford spielt einen alternden Schriftsteller namens Bill Bryson, der eines Tages beschließt, den Appalachian Trail entlang zu pilgern. Da seine Frau ihm aufgrund des hohen Alters verbietet, sich alleine auf den Weg zu machen, sucht er nach einem potenziellen Weggefährten. Doch ausgerechnet ein alter Freund meldet sich, den er schon seit Jahren nicht mehr gesehen hat: Stephen Katz, gespielt von Nick Nolte, ein Alkoholiker in einer denkbar schlechten körperlichen Verfassung. Dennoch wagen die beiden die Wanderung und treffen dabei auf allerlei verschiedene Leute. 

Klar, "Picknick mit Bären" ist zwar nicht gerade langweilig, aber doch so zahm, dass man sich unweigerlich über die Notwendigkeit dieses Films auslassen muss. Bryson und Katz sind zwei grundverschiedene Charaktere (der eine impulsiv, der andere still), die zwar ihre Meinungsverschiedenheiten haben, aber nie ernsthaft aneinander geraten. Eine Nacht lang müssen sie auf einer Klippe verbringen, ohne jede Möglichkeit zur Flucht. Doch anstatt in Panik auszubrechen und ihr Schicksal zu bedauern, bewundern sie Natur und werden am nächsten Tag gerettet. Ach ja, und Nick Noltes Genuschel in der Originalfassung lässt Jeff Bridges fast vor Neid erblassen!

Das Märchen der Märchen [2015]



"Das Märchen der Märchen" basiert auf die Märchensammlung "Pentameron" des italienisches Schriftstellers Giambattista Basile und konzentriert sich auf drei dieser rund fünfzig Geschichten. Diese drei Märchen sind nur lose miteinander verbunden und erzählen dementsprechend drei voneinander unabhängige Geschichten. Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich mich für "Die hinterliste Hirschkuh" entscheiden. Warum? Die anderen beiden Geschichten waren entweder eklig ("Die geschundene Alte") oder unangenehm ("Der Floh"). Aber eigentlich passen diese Attribute zu alle Geschichten, aber trotzdem waren sie unterhaltsam und ließen die Zeit wie im Flug vergehen. Dass die drei Märchen nichts miteinander zu tun haben und eigentlich nur in der selben Welt spielen, stört zum Glück überhaupt nicht. Ganz besonders muss ich noch die Kostüme loben. Einige sahen aus, als wären sie direkt einem Gemälde der Renaissance entstiegen. 

Radio Days [1987]



Ich habe leider ein großes Problem mit Woodys Filmen aus den 80er Jahren: Es handelt sich zum Großteil aus Frauenfilmen, in denen Woody die Hauptrolle spielt. Leider finde ich diese alle ziemlich öde und mittelmäßig. "Radio Days" ist eine der wenigen Ausnahmen dieser Regel, da Woody mit diesem Film wieder mal in die Vergangenheit gegangen ist und seine Kindheit in den 1930er Jahren aufleben ließ. Es war eine Zeit vor dem Fernsehen, als man diese Art der Unterhaltung noch aus dem Radio bekam, als Sportübertragungen und Radioshows übertragen wurden. Von der Story habe ich mir nicht viel gemerkt, aber eigentlich ging es nur darum, dem modernen Zuschauer die Magie des Radios näher zu bringen, und das ist Woody Allen gelungen.

Samstag, 29. August 2015

Kein Ort ohne dich [2015]



"Kein Ort ohne dich" erzählt während seiner zweistündigen Laufzeit gleich zwei Liebesgeschichten, schlägt praktisch zwei Fliegen auf einen Streich. Ob deshalb ein besserer Film daraus geworden ist, ist eine andere Frage. Die erste Geschichte findet in der Gegenwart statt und handelt von der Studentin Sophia und Luke, einem gut aussehenden Rodeoreiter, der mit seinem Charme und außergewöhnlich guten Manieren bei seiner Herzensdame gut auskommt. Bei ihrem ersten Date retten sie einen alten Mann namens Ira Levinson aus einem Autowrack, dessen Lebensgeschichte die zweite Story des Films darstellt. 

Während Luke und Sophia getrennt voneinander den alten Mann im Krankenhaus besuchen und ihm die Briefe seiner Geliebten vorlesen, haben sie mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen. Luke ist ein passionierter Rodeoreiter, hatte jedoch ein Jahr davor einen schweren Unfall und würde einen weiteren Unfall in diesem gefährlichen Sport vielleicht nicht überleben. Doch Ira bringt ihnen dank seiner Lebenserfahrung bei, dass Beziehungen auch manchmal harte Arbeit bedeuten, die Liebe aber immer etwas ist, für das es sich zu kämpfen lohnt.

Man versuchte, aus zwei Liebesgeschichten einen Film zu machen und diese beiden Handlungsstränge mit  Müh und Not zusammenzukleben, auch wenn die eine Geschichte in der Gegenwart spielt und die andere nach dem Krieg. Leider passt das einfach nicht zusammen, sodass man die beiden Geschichten getrennt voneinander wahrnimmt und diese kein harmonisches Ganzes ergeben. Außerdem muss ich gestehen, dass mich Luke und Sophie einfach nur genervt haben, die Geschichte zwischen Ira und seiner Frau Ruth war da schon etwas besser, wenn auch unglaublich rührselig. Aber immerhin durfte ich wieder mal Jack Huston im Kino bewundern, ich will mich nicht beklagen. 

Fazit: Die zusammengestoppelte Handlung weiß zwar zu unterhalten, jedoch hat man nach dem Film mal für eine Weile genug von klebrig-schnulzigen Liebesfilmen. 

Dienstag, 25. August 2015

Juno [2007]



Ungewollte Schwangerschaft - ein Thema, so alt wie der Mensch und ein Phänomen, das auch im 21. Jahrhundert noch tabuisiert wird, auch wenn es zum Alltag vieler Frauen gehört. Auch Juno MacGuff, eine 16-jährige Schülerin, verbringt eine Nacht mit ihrem Schwarm Paulie und wird prompt schwanger. Unterstützung kann sie von ihrem sensiblen Verehrer nicht erwarten, daher versucht sie, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Von einer Abtreibungsklinik abgeschreckt, beschließt sie, das Kind nach der Geburt zur Adoption freigeben zu lassen. Mit Vanessa und Mark Loring ist auch schnell das perfekte kinderlose Pärchen auserkoren - nur blöd, dass sich der zukünftige Vater nicht dazu imstande sieht, seine Träume zugunsten einer Familie aufzugeben...

"Juno" ist trotz, oder gerade wegen der Thematik, ein besonders interessanter Film geworden. Heute wird man in Filmen kaum so erfrischend an dieses Thema herangeführt und den Jugendlichen gezeigt, dass eine ungewollte Schwangerschaft keinen Weltuntergang bedeutet. Außerdem beschäftigt sich der Film mit den Schattenseiten des Elternwerdens, nämlich, dass die Familie und besonders der Nachwuchs nun oberste Priorität haben und man die persönlichen Träume hinten anstellen muss. Vanessa wieder herum leidet unter der Kinderlosigkeit und sieht die Adoption als Weg zur Erfüllung der persönlichen Glückes. Und Juno? Die möchte das Kind nur austragen und es nach der Geburt gar nicht zu Gesicht bekommen. Aber wer kann ihr das verübeln? Sie ist erst 16, hat ihr ganzes Leben noch vor sich, und genug Zeit, um später noch Kinder zu bekommen. 

Die Handlung ist in eine liebenswerte Indiehülle verpackt, mit Genrefilmen und unbekannten Bands, die nur danach schreien, von den Zuschauern entdeckt zu werden. Hinzu kommt der unwiderstehliche Charme von Juno, dargestellt von Ellen Page, die mit ihrer unverblümten Art wie die Faust aufs Auge passt. Ich glaube, dass der Film ohne sie nie so gut funktioniert hätte. In den weiteren Rollen darf man bekannte Schauspieler wie J.K. Simmons, Jennifer Garner, Jason Bateman und Michael Cera bewundern, letzterer mal nicht in einer Klamaukrolle. "Juno" schließt man unglaublich schnell ins Herz und lässt einen nicht mehr so schnell los. Übrigens, das Ende mit dem Duett von Juno und Paulie ist einfach nur wunderschön.

Montag, 24. August 2015

Broadway Therapy [2015]



Niemand hätte von Peter Bogdanovich, der in den letzten fünfzehn Jahrend lediglich fünf Filme veröffentlichte, einen neuen Film erwartet, ich am wenigsten. So staunte ich nicht schlecht, als ich "Broadway Therapy" vorgesetzt bekam und am Schluss den Namen Peter Bogdanovich las, ein Name, den wohl kaum jemand im Kinosaal kannte. Auch ich habe mit diesem Regisseur wenig Erfahrung, doch eine gewisse Nähe zu Woody Allens Komödien kann man ihm nicht abstreiten. 

"Broadway  Therapy" ist eine Screwballkomödie der alten Schule, die im Jahr 2015 zwar etwas altbacken und unmodern wirkt, aber eine willkommene Abwechslung zum gängigen Hollywoodkino darstellt. Owen Wilson mimt darin einen Regisseur, der seit Jahren mittellosen Callgirls finanziell unter die Arme greift, um ihre Ausbildung zu finanzieren - ohne dem Wissen seiner Frau. Soweit die Prämisse, doch eigentlich ist die Handlung nebensächlich, denn "Broadway Therapy" versteht sich als Screwballkomödie, weshalb die Interaktion zwischen den Personen im Vordergrund steht. Durch Zufälle und Verwirrung ist das Chaos perfekt und Bogdanovich gelang es, mich öfters zum Lachen zu bringen. Ein großes Problem ist jedoch die Handlung: Zu Beginn gab es nur einen kurzen Aufhänger, danach übergibt Bogdanovich das Zepter seinen Schauspielern. Doch genau die Tatsache, dass der Film kein klares Ziel verfolgt, bricht dem Film etwas das Genick. So fühlt es sich an, als hätten sich ein paar Schauspieler getroffen und improvisieren, was das Zeug hält. Natürlich macht es Spaß, doch ein fahler Nachgeschmack bleibt. 

Dienstag, 11. August 2015

Der öffentliche Feind [1931]



"Der öffentliche Feind" war einer der erfolgreichsten Gangsterfilme der 30er Jahre und erlangte, ähnlich wie der nur ein Jahr später erschienene "Scarface", Kultstatus. James Cagney feierte mit der Darstellung des irischen Gangsters Tom Powers seinen Durchbruch, Jean Harlow festigte ihren Ruf als Sexbombe.

Die Handlung lässt sich wie folgt zusammenfassen: Man verfolgt den Werdegang der beiden irischen Kleinkriminellen Tom Powers und Matt Doyle, die schon als Kinder Gangstern zur Hand gehen und während der Prohibition verdienen sie ihr Geld mit dem lukrativen Alkoholschmuggel. Als Gangsterboss "Nails" Nathan stirbt, entbrennt ein Bandenkrieg, den Tom auf seine Weise zu lösen versucht.

Leider kann ich mit Gangsterfilmen nur sehr wenig anfangen, weshalb mir auch der Urvater dieses Genres nicht zugesagt hat. Mit Filmen aus der frühen Tonfilmära hab ich normalerweise überhaupt kein Problem, doch sind mir so viele Elemente aus dem Film als überholt und veraltet aufgefallen, dass ich schlichtweg kein Interesse hatte und Spannung so überhaupt nicht entstehen konnte. Jedenfalls machte es Spaß, James Cagney zuzuschauen - dieser Schauspieler hatte eine bestimmte Art, die mich den Film weiterschauen ließ, obwohl ich mich von der ersten Minute an langweilte. Jean Harlows Rolle hatte ich mir etwas pompöser vorgestellt, aber vermutlich sind das nur meine modernen Sehgewohnheiten, die nach starken Frauenfiguren verlangt. 

Freitag, 19. Juni 2015

Die Liebe seines Lebens [2013]



"Die Liebe seines Lebens" verspricht, rein vom deutschen Filmtitel her, ein waschechter Liebesfilm zu sein. Ja, die Liebe spielt zwar auch eine Rolle, aber viel wichtigere Themen sind der Krieg, Folter, Rache und Vergebung. Ich weiß wirklich nicht, was sich der deutsche Verleiher gedacht hat, als er diesem Kriegsfilm einen so harmlos klingenden Namen gab. All jene, die blind und nur aufgrund des Namens in den Film reingehen, werden was zum Staunen haben!

Denn "The Railway Man" (so der Originaltitel) handelt von Eric Lomax, einem stillen Mann in fortgeschrittenem Alter, der seine große Liebe Patricia kennen lernt. Doch schon kurz nach der Heirat wird Patricia bewusst, dass Eric Probleme hat und ihn die Schatten seiner Vergangenheit einholen. Da er jedes Mal das Thema wechselt, wendet sie sich an einen Kameraden von ihm, der ihr von Erics Erlebnissen während des Zweiten Weltkriegs erzählt. Als Eric erfährt, dass sein Peiniger in dem Lager Touristenführungen veranstaltet, beschließt er, sich zu rächen...

Das Gemeine an dem Film ist ja, dass er sehr ruhig mit diesem linkischen Mann anfängt, der seine Traumfrau kennen lernt. Und plötzlich bricht er in Schreikrämpfen aus und seine Vergangenheit wird beleuchtet, als er als junger Soldat in japanischer Kriegsgefangenschaft ein Radio baute und infolgedessen von seinen Peinigern auf grausame Art gefoltert wurde. Leider hatte ich das Gefühl, dass sich der Film zu sehr auf seinen Folterszenen versteifte, weshalb die Darstellung von Eric Lomax' Gefühlswelt etwas zu kurz kommt. Und das Ende - ja, vielleicht mag es wirklich so passiert sein ("Based on a true story") aber leider konnte ich den bitteren Beigeschmack eines zwanghaften Happy Ends nicht ignorieren.

Colin Firth macht seine Sache sehr gut (besonders sein Breakdown war sehr schlimm anzusehen), leider bekommt seine jüngere Version im Krieg mehr Screentime. Die Kriegsszenen sind schlimm anzusehen, weil sie in ihrer Brutalität kaum abgeschwächt wurden. Es war herrlich, den sonst so kühlen und kontrollierten Firth overacten zu sehen. Besonders die Szenen, als er seinen ehemaligen Peiniger in Indonesien einen Besuch abstattet, waren ein Augenschmaus - nur um zu sehen, dass Firth auch imstande ist, brutalere Rollen zu spielen. Sein Peiniger hatte sich in den Jahren seit dem Krieg selbst gegeißelt und seine Taten stets bereut - Eric lässt ihn am Leben und die beiden werden sogar Freunde - die wohl bemerkenswerteste Freundschaft, von der ich je gehört habe.

Sonntag, 17. Mai 2015

End of Watch [2012]



In "End of Watch" spielen Jake Gyllenhaal und Michael Peña zwei Polizisten, die mit Vorliebe in den ärmeren Vierteln Los Angeles' aufhalten und sich in den dortigen Einsätzen pudelwohl fühlen. Brian und Miguel sind auch privat beste Freunde und Brian beschließt, sehr zum Missfallen seiner Vorgesetzten, den Polizeialltag für ein Studienprojekt zu filmen. "End of Watch" ist im Grund eine Ansammlung von verschiedensten Polizeieinsätzen, mit denen sich Brian und Miguel herumschlagen müssen. Schnell geraten sie in das Visier eines mexikanischen Kartells und werden von einem erfahrenen Polizisten davor gewarnt, sich weiterhin in deren Angelegenheiten einzumischen, doch Brian und Miguel ignorieren die Warnung...

Ich muss gestehen, der Found-Footage-Stil, der mich im Trailer stark an diverse Ego-Shooter erinnerte, hatte mich davon abgeschreckt, mir den Film im Kino anzusehen. Doch nachdem ich ihn nun nachgeholt hatte, muss ich gestehen, dass ich ihn gerne im Kino gesehen hätte. Denn "End of Watch" ist weit mehr als Found-Footage-Mist, sondern erzählt darüber hinaus eine tragische Geschichte von zwei Polizisten, die ins Visier einer Drogenbande geraten und ihr Leben damit bezahlen müssen. Weiters ist es vor allem die Kommunikation zwischen Brian und Miguel, die aufgrund der Handkameraoptik sogar noch authentischer wirkt. Man sieht sofort, dass die beiden beste Freunde sind und lacht über ihre kleinen Insider, sodass man am Ende des Films umso mehr mit ihnen mitfiebern muss. Die Schießszenen, besonders die, in denen sie sich in der Wohnung verschanzen, sind sehr gut gelungen. Außerdem beschäftigt sich der Film auch mit dem Privatleben der beiden Hauptfiguren und lässt sie vor den Augen der Zuschauer zusammenschweißen. Dieser Film hat alles richtig gemacht und hat mich, obwohl ich stark voreingenommen war, überzeugen können.

Kiss the Cook [2014]



Jon Favreau spielt einen Spitzenkoch namens Carl, der spontan seinen Job hinschmeißt, nachdem sein Boss nicht seine Arbeitsweise duldet und ein bekannter Restaurantkritiker sein Essen öffentlich bekrittelt hatte. Er reist mit seiner Exfreundin und seinem Sohn nach Miami, wo ihm der Exmann seiner Exfreundin in Form eines heruntergekommenen Foodtrucks aushilft. Gemeinsam mit seinem Sohn macht er den Truck wieder flott, und nachdem er mit einem ehemaligen Kollegen telefoniert und von seiner neuen Arbeit geschwärmt hatte, kommt dieser kurzerhand nachgeflogen und beschließt, gemeinsam mit Carl und seinem Sohn den Foodtruck zu betreiben. Der Sohn ist ein Schlitzohr in Bezug auf Social Media und so kommt es, dass der Truck binnen kurzer Zeit zu einem Phänomen avanciert, sodass sogar der verhasste Restaurantkritiker vorbeikommt und ihm eine finanzielle Partnerschaft anbietet. Oh, und ganz nebenbei kommt er mit seinem Sohn ins Reine und heiratet am Ende des Films seine Exfreundin, die einem Modekatalog entsprungen zu sein scheint.

Aber das ist jetzt genug der bösen Worte. Abgesehen von einigen Aspekten, ohne die sich Hollywood nun mal keinen Film vorstellen kann, hat mir "Chef" (so der originale und um Welten bessere Name) einigen Spaß im Kino bereitet. Der Film beschäftigt sich eingehend mit der Präparation von Speisen und lässt so das Wasser im Mund der Zuschauer zusammenlaufen. Die Interaktion zwischen Carl und seinem präpubertären Sohn Percy dreht sich meistens um das Thema Twitter, das einen besonderen Stellenwert in diesem Film genießt. Die Tweets wurden sogar in das Bild eingefügt, und sobald die Nachricht abgeschickt wird, zwitschert es und ein blauer Vogel fliegt davon, um die abgeschickte Nachricht zu symbolisieren. Aufgrund der zunehmenden Menge an Tweets im Laufe des Films ging mir das leider ziemlich schnell auf den Keks. Der Humor in "Chef" basiert großteils auf Situationskomik und weniger auf dumme Sprüche und Gags á la Adam Sandler, was mir sehr gut gefiel und weitaus natürlicher wirkte. Weiters hatte der Film mit Dustin Hoffman, Scarlett Johansson, Bobby Cannavale und Robert Downey Jr. einige Schauspieler in petto, deren überraschendes Auftreten den Film weiter nach oben reißt. Der Film macht eine Menge Spaß, braucht aber leider viel zu lange, um in die Gänge zu kommen. Es wurde viel zu viel Fokus auf Carls Arbeit im Restaurant gelegt, obwohl erst seine Kündigung den Stein ins Rollen bringt und Dreh- und Angelpunkt des Films ist. Aber gut, nichtsdestotrotz macht der Film vor allem ab dem Zeitpunkt, wo die drei Männer in dem Foodtruck von Florida nach Kalifornia fahren, viel Spaß, auch wenn ich mit dem kitschigen Hollywoodende nichts anfangen konnte.

Nur für dich [1994]



Faith ist seit ihrer Kindheit aufgrund diverser Prophezeiungen der Meinung, dass sie eines Tages ihren Traummann namens Damon Bradley kennenlernen wird. Als sie gerade mit einer Freundin ihr Brautkleid anprobiert, ruft just in dem Moment ein Klient ihres Mannes an. Er hinterlässt den Namen Damon Bradley und sagt, dass er gerade am Flughafen sei und nach Venedig fliegen will. Faith ist immer noch überzeugt von ihrer Prophezeiung und beschließt kurzerhand, ihm nachzufliegen. Mit im Gepäck hat sie ihre beste Freundin, die in einer Ehekrise steckt und somit empfänglich für Flirts von charmanten Italienern ist. Als sie ihrem vermeintlichen Traummann von Venedig nach Rom nachgereist ist, trifft sie auf einen gut aussehenden Amerikaner, der von ihr verzaubert ist und vorgibt, Damon Bradley zu sein...

"Only you" ist einer dieser Liebesfilme, deren Handlung von einem Kleinkind hätten ausgearbeitet hätte werden können, die aber trotzdem irgendwie funktionieren. In diesem Fall ist das klar der Verdienst der Schauspieler und der teilweise wunderschönen Kulisse von Italiens Städten und Landschaften. Die Handlung ist aber so einfach, dass es schon wehtut: Erst trifft sie auf einen Betrüger, der sich in sie verliebt und aufgrund einer Notlüge vorgibt, Damon Bradley zu sein. Dann lernt sie dank dem Betrüger einen weiteren Betrüger kennen, der auch vorgibt, Bradley zu sein. Und am Ende lernt sie am Flughafen den echten Damon Bradley kennen, einen zu Glatze neigenden, Mittvierziger, der gegen die beiden Betrüger mächtig abstinkt. Erst da wird ihr klar, dass Peter Wright, der erste Betrüger, sie wirklich liebt und sie gesteht sich ihre Liebe zu ihm ein. Das ganze ist so herrlich kitschig, dass man sich an den Kopf greifen möchte. Trotzdem muss ich gestehen, dass ich mich ganz gut unterhalten fühlte. Der Cultureclash zwischen Amerikanern und Italienern war von Stereotypen geprägt, machte aber Spaß. Und Robert Downey Jr. als Peter Wrigt bzw. Betrüger Nummer 1 ist ein so sympathischer Verlierer, dass man sich sofort in seinen Charakter verliebt.

Montag, 4. Mai 2015

Die Gärtnerin von Versailles [2014]



Selten hatte ein Film einen passenderen deutschen Titel gegenüber dem Original. Während der deutsche Titel mit "Die Gärtnerin von Versailles" ziemlich selbsterklärend ist und keinerlei Erklärung bedarf, sieht das mit dem englischen Titel "A little Chaos" schon anders aus. Das Problem ist, dass der Film so schnarchlangweilig ist, dass man sich ein kleines bisschen Chaos wünscht, das den Film etwas interessanter gemacht hätte.

Kate Winslet spielt eine Witwe, die vom königlichen Gartenarchitekt (gespielt von Matthias Schoenaerts) die Aufgabe erhält, einen Wassergarten in sich im Umbau befindlichen Versailles zu kreieren. Man glaubt es kaum, aber nicht jeder möchte einen Wassergarten haben, weshalb Sabine de Barra Steine in den Weg gelegt werden und sich nebenbei in ihren Vorgesetzten André verliebt.

Schon die Handlung hört sich so unglaublich langweilig an, dass es kein Wunder ist, dass kein spannender Film daraus geworden ist. Kostümfilme können durchaus gut sein, wenn der Rest stimmt, aber leider passiert einfach nichts, was die unglaublich lange Laufzeit von 116 Minuten verkürzen könnte. Eine langweilige Liebesgeschichte, ein bisschen Drama, und das war's. Und am Ende bleibt nichts zurück als die Überzeugung, dass man die Handlung auch in einer Stunde hätte abhandeln können.

Der Ghostwriter [2010]



In dem Politthriller "Der Ghostwriter" wird die Hauptfigur vom ehemaligen britischen Premierminister Adam Lang dazu beauftragt, ihm bei seiner Biographie zu helfen. Er willigt ein, doch schon bald kommen dem Ghostwriter Zweifel: Sein Vorgänger hatte scheinbar Suizid begangen und wurde am Strand aufgefunden, doch viel zu weit weg, um von der Strömung dorthin gespült worden zu sein. Weiters wird er von Männern beschattet und deckt während seiner Arbeit das eine oder andere Geheimnis auf...

"Der Ghostwriter" ist ein guter Politthriller geworden, der sich aber seine Zeit nimmt, um sich zu entfalten. Ähnlich wie der Ghostwriter eine Weile braucht, um in die Materie einzutauchen, dauert es auch bei dem Zuschauer, bis man zu Ewan McGregors Hauptfigur eine Beziehung aufgebaut hat. Doch spätestens wenn der Ghost Writer die ersten Entdeckungen macht und ein politisches Komplott aufzuspüren glaubt, gewinnt der Film an Fahrt. Leider bleiben am Ende ein paar unbeantwortete Fragen offen, aber im Großen und Ganzen ist "Der Ghostwriter" ein unterhaltsamer Thriller, der mit Ewan McGregor, Pierce Brosnan in den Hauptrollen aufwarten kann.

Unter Null [1987]



"Unter null" genießt den zweifelhaften Ruf, die wohl schlechtesten Filmumsetzung einer Literaturvorlage zu sein. Ich habe gestern mit dem Buch angefangen und bereits jetzt fallen mir die Unterschiede zum Film auf - es ist so, als würde man Äpfel und Birnen vergleichen. 

Clay kommt in den Schulferien für ein Monat zurück an die Westküste. Dort trifft er seine alten Freunde Blair und Julian wieder, die mittlerweile in den Party- und Drogensumpf hinabgerutscht sind. Besonders Julian hat es schwer erwischt; berufliche Pläne scheiterten, er steckt bis zum Hals in Schulden und seine Eltern weigern sich, ihn bei sich aufzunehmen. Seine Verzweiflung geht so weit, dass er seine Schulden mit Prostitution zu  begleichen versucht, doch Clay möchte seinem Freund helfen.

Ich habe ein großes Problem mit dem Film: die Hauptfigur. Clay (gespielt von Andrew McCarthy) ist ein edler, idealistischer Mann ohne Ecken und Kanten, während er im Buch bisexuell ist und sein Leben mit Drogen und Alkohol füllt. Blair (und vor allem die Schauspielerin) bleiben relativ blass und unwichtig. In der Rolle des Julian ist Robert Downey Jr. zu sehen, als er noch Mitglied des Brat Packs war. Er spielt den drogensüchtigen Julian wirklich gut, wobei man Downeys damalige Drogensucht immer im Hinterkopf behalten muss. Selten habe ich eine Verfilmung gesehen, die so wenig auf die Vorlage achtet. Scheinbar wurden nur die selben Namen benützt, der Rest wurde frei erfunden und basiert quasi nur noch lose an Bret Easton Ellis' Roman. 

Aber auch wenn man die Tatsache außer Acht lässt, dass er das Buch mit Füßen tritt, ist "Unter null" alles andere als ein guter Film. Schnell hat man das Interesse an Clay verloren und Julian bleibt als Identifikationsfigur zurück - sein Tod markiert das herbeigesehnte Ende des Films. Halleluja.

Sonntag, 26. April 2015

Nach der Hochzeit [2006]



Jacob Petersen leitet in Indien ein Waisenhaus, das schon seit Jahren immer knapp an der Schließung vorbeischrammt. Nun soll ein Geldgeber her, ansonsten muss das Heim schließen. Ein schwedischer Milliardär zeigt Interesse, besteht jedoch darauf, dass Jacob persönlich in Kopenhagen erscheinen soll, bevor er sich entscheidet. Also fliegt Jacob zurück in seine alte Heimat und trifft sich dort mit dem potenziellen Geldgeber Jørgen, doch dieser zeigt wenig Interesse an Jacobs Projekten. Er lädt Jacob zur Hochzeit seiner Tochter ein; eine Einladung, die er nicht abschlagen kann. Er staut nicht schlecht, als sich Jørgens Ehefrau als Jacobs Exfreundin entpuppt, und die Braut Anna seine biologische Tochter ist...


"Nach der Hochzeit" ist ein Film aus den Glanzstunden der dänischen Regisseurin Susanne Bier. Während sie mit ihrem Ausflug nach Hollywood mit "Serena" einen Griff ins Klo gemacht hatte, inszenierte sie mit "Nach der Hochzeit" ein wunderschön stilles Drama, das ganz ohne große Worte auskommt. Dafür ist die Intensität durch das Schauspiel aller Beteiligten umso größer, allen voran natürlich der Meister des Underacting Mads Mikkelsen, der mit seiner Mimik mehr auszudrücken vermag als ein in seinen Mund gelegte Worte. Alleine schon die Szene, in der Jacob klar wird, dass die unbekannte Braut vor ihm seine Tochter ist, ist absolut preisverdächtig und wurde zu Recht zumindest für den Europäischen Filmpreis nominiert. Aber auch Sidse Babett Knudsen, die Jacobs Exfreundin spielt, ist eine Wucht und dominiert gemeinsam mit Mikkelsen den Film. 


Fazit: Ganz großes Schauspielerkino, verpackt in einem ruhigen Film mit einer Handlung, die für sich genommen für genug Spannung sorgt. 

Dienstag, 21. April 2015

Kingsman: The Secret Service [2014]



Matthew Vaughn scheint der Mann zu sein, wenn es um spaßige Verfilmungen geht. Seine bisherigen Filme, zu denen "Der Sternwanderer", "Kick-Ass" und "X-Men: Erste Entscheidungen" zählen, waren allesamt Filme diverser Genres, die den Zuschauer einfach unterhalten sollten und dabei eine interessante Geschichte erzählten. Auch sein neuester Film "Kingsman: The Secret Service" darf dazugezählt werden. Diesmal handelt es sich erneut um eine Comicverfilmung des Autors Mark Millar, deren Rechte sich Vaughn noch vor Entstehung des Comics sicherte. 

In dem Spionagefilm folgt man dem typisch-britischen Ghettokind "Eggsy", der nach einem Autodiebstahl vom Geheimagenten Harry Hart aus der Patsche geholfen und muss danach eine Ausbildung zum Spion durchlaufen, wo er genau wie James Bond zum Gentleman ausgebildet wird. Im Laufe des Filmes muss er den Gegenspieler Valentine bezwingen, einen lispelnden Swagger. Dass man "Kingsman" nicht ganz so ernst nehmen darf, wird spätestens mit seinem Auftritt klar. Der Film lebt nicht unbedingt von den Dialogen, sondern von der Kameraführung und der Musik und macht einfach einen Riesenspaß, wie man ihn nicht jeden Tag im Kino hat. Einige Szenen dürften dem Zuschauer im Gedächtnis bleiben; als Beispiele dürfen die Kirchenszene genannt werden, in der Harry Hart zahlreiche Menschen stilvoll abschnetzeln darf, sowie die Sequenz, in der die Köpfe von reichen Menschen passend zur Musik explodieren. 

"Kingsman: The Secret Service" will eigentlich nur eines: den Zuschauer unterhalten, und das gelingt ihm vortrefflich. Im Gegensatz zu anderen Comicverfilmungen nimmt er sich nicht selbst zu ernst, sondern weiß um seine Albernheit und weiß diese geschickt zu nutzen. Colin Firth, der Inbegriff des smarten britischen Gentlemans, verkörpert Harry Hart genau so, wie man es sich vorstellt. Der Newcomer Taron Egerton spielt den Draufgänger Eggsy, der nach einer Eingewöhnungsphase sympathischer wird als am Anfang gedacht. Abgerundet wird der Cast mit Samuel L. Jackson als lispelnder Möchtegernbösewicht mit eigentlich gutem Ansatz zur Rettung der Erde, die leider mit dem Tod Millionen von Menschen einher geht. In den Nebenrollen darf man Michael Caine und Mark Strong bewundern. Fazit: Ein Film, der einfach nur Laune machen will und daher mehr Spaß macht als so manch andere Comicverfilmung.

Ex Machina [2014]



"Ex Machina" spielt in einer nicht weit entfernten Zukunft und beschäftigt sich mit der Frage, ob künstliche Intelligenz der menschlichen Intelligenz gleichwertig ist und inwiefern man sich in seiner Wahrnehmung beeinflussen lässt. Die Hauptfigur Caleb wird von seinem Firmenchef Nathan dazu auserkoren, sich in mehreren Sitzungen mit der Roboterfrau Ava zu unterhalten, verliebt sich aber in sie und plant eine Flucht. 

Der Film ist sehr ruhig gehalten, was aber nicht unbedingt Langeweile bedeuten muss. Gerade diese gemächliche Erzählstruktur, kombiniert mit verstörender Musik im Hintergrund, machen "Ex Machina" zu einem spannenden und fast nervenaufreibenden Film. Gerade die verstörenden Szenen rütteln den Zuschauer aus der lethargischen Ruhe und gewinnen dadurch an Intensität. Schon bald kann man die Figuren nicht mehr einschätzen. Nathan ist von vorneherein zwielichtig, ist dem Alkohol zugeneigt und nützt eine japanische Vorgängerin von Ava zu sexuellen Zwecken aus. Caleb wird in dem Glaskasten langsam irre und schneidet sich eines Abends in den Unterarm, um festzustellen, dass er selbst noch kein Roboter ist. Und die süße, unschuldige Ava setzt ihre weiblichen Reize bewusst ein, um Caleb einzulullen und für ihre eigenen Zwecke auszunutzen. Gerade das gefiel mir sehr gut an "Ex Machina", dass man nie wusste, wohin die Reise gehen würde. 

Fazit: Ein mit Domhnall Gleeson und Oscar Isaac hervorragend geschauspielerter Sci-Fi-Thriller, der mit seinem offenen Ende den Zuschauer etwas perplex hinterlässt, jedoch zu langen Gespräch hinterher einlädt.

Und täglich grüßt das Murmeltier [1993]



Phil Connors, der sich gerade beruflich in Punxsutawney befindet, steckt in einer Zeitschleife fest. Immer, wenn morgens um 6 Uhr der Wecker klingelt, muss der den 2. Februar, den "Groundhog Day" wieder und wieder erleben. Anfangs testet er die Grenzen aus, versucht sich aber schnell aus Überdruss, sich auf verschiedene Arten umzubringen, und erkennt schließlich den Vorteil der Zeitschleife und eignet sich Fähigkeiten an, die ihn zu einem besseren Menschen machen.

Für die Rolle des Phil hätte niemand besseres als Bill Murray gecastet werden können. Anfangs ist er gegenüber seinen Mitmenschen zynisch und arrogant, später verändert er seinen Charakter so oft, um seine Kollegin Rita zu verführen, sodass er wie ein Chamäleon wirkt. Am Ende des Films ist er ein freundlicher, gutherziger Mensch, der seinen Mitmenschen (die jeden Tag dasselbe tun) so oft geholfen hat, dass er die Uhr danach stellen könnte. Und Bill Murray, mit seiner sarkastischen Art und minimalistischem Schauspiel, meistert diesen Charakter mit Bravour. Man kann ihn auch als zweiten Peter Venkman sehen, woran man sehen kann, dass Bill Murray im Grunde immer dieselbe Rolle spielt, was man ihm aber verzeihen darf. 

"Groundhog Day" ist eine romantische Komödie, die gleichzeitig zum Denken anregt. Er fragt selbst mehrere Personen in seinem Umfeld, was sie tun würden, wenn dies ihr letzter Tag wäre. Den Rat, Dinge zu wagen, deren Konsequenzen man nicht mehr befürchten muss, befolgt er, auch wenn ihn diese Erkenntnis in mehrere Suizidversuche stürzt. Ritas Rat, sie würde am letzten Tag die Dinge tun, die sie schon immer tun wollte, bewirken ein Umdenken und lassen einen besseren Menschen aus ihm werden. Eine schöne Geschichte, mit einer ordentlichen Prise Romantik, und der Film wurde zu einem Klassiker der 90er Jahre.

Sonntag, 12. April 2015

The Fall [2006]



In einem Krankenhaus im Jahre 1915: Die kleine Alexandria hat sich bei der Arbeit verletzt und liegt mit einem gebrochenen Arm im Krankenhaus. Auf einem ihrer vielen Streifzüge lernt sie den Stuntman Roy Walker kennen, der nach einem missglückten Stunt ans Bett gefesselt ist und scheinbar seine Beine nicht mehr bewegen kann. Jeden Tag erzählt er ihr ein weiteres Stück einer Geschichte, doch das Ende will er ihr nicht erzählen - es sei denn, Alexandria klaut für ihn Morphium aus dem Medizinschrank...

Schon zu Beginn hatte "The Fall" mein Herz erobert, als der wunderbare 2. Satz der 7. Sinfonie vom guten, alten Ludwig van ertönte und Roys Unfall in Zeitlupe abgespielt wird, ohne zu wissen, was einen erwartet. "The Fall" verbindet die Gegenwart im Krankenhaus mit den Geschehnissen in Roys langer und bunter Geschichte, die zu einem stimmigen Ganzen verwoben wird. Alexandria kann beispielsweise ihre eigene Fantasie einbringen und die Geschichte ändern. Später wird dem Zuschauer klar, dass die ganze Geschichte nur einen Zweck hatte, nämlich um Alexandria dazu zu bringen, Morphium zu stehlen. Denn Roy ist seit dem Unfall scheinbar querschnittsgelähmt und leidet überdies an Liebeskummer, was seinen Lebenswillen immer mehr schwinden lässt. Alexandria bringt Roy wie versprochen das Morphin, jedoch aufgrund eines Missverständnisses nur eine Tablette. Roy erleidet einen Nervenzusammenbruch und Alexandria muss nach einem Unfall, bei dem sie nochmals Morphium klauen will, operiert werden. Gemeinsam schaffen sie es, ein Happy End zu Roys wirr zusammengestoppelten Geschichte zu finden. 

"The Fall" war für mich mehr als nur ein Film. Eine wunderbare Geschichte, in leuchtenden Farben gehalten, um der traurigen Realität und dem misslungenen Suizid zu entfliehen. Alle Personen des echten Lebens, die die beiden im Krankenhaus umgaben, wurden ebenfalls in die Geschichte eingebaut. Die Freundschaft der beiden Hauptdarsteller wirkte ungekünstelt und machen einen großen Teil der Magie aus. Lee Pace spielt hier fantastisch und zieht alle Register seines Könnens. Aber auch Catinca Untaru, eine junge, rumänische Schauspielerin spielte besser als man es von einem so jungen Mädchen erwartet. "The Fall" ist lebenbejahend und berührte mich sehr. Ich denke, dass ich ihn nach einer Zweitsichtung zu meinen Lieblingsfilmen zählen darf.

Submarine [2010]



"Submarine" war der Indie-Überraschungshit des Jahres 2010. Auf einschlägigen Internetseiten schwärmte jeder von diesem charmanten Film, den man unbedingt gesehen haben sollte. Fünf Jahre später war es dank Netflix auch bei mir soweit. Als Fan von Coming-of-Age-Filmen hatte ich mich besonders darauf gefreut - aber irgendwie kam die Message des Films nicht ganz bei mir an. 

Aber worum geht es eigentlich? Zusammengefasst geht es um das Leben des britischen Jugendlichen Oliver Tate, den man ohne Bedenken als "weird" bezeichnen darf. Er neigt dazu, melodramatischen Gedanken nachzuhängen und bei seinen Eltern auszukundschaften, ob sie Sex hatten. Denn das Eheleben seiner Eltern ist in letzter Zeit alles andere als gut, besonders seitdem sich der ominöse Graham, der Exfreund seiner Mutter, in der Nachbarschaft niedergelassen hat. Er versucht, die Beziehung mithilfe von gefälschten Liebesbriefen wieder zu kitten, was aber nicht besonders gut läuft. Eine Freundin hat er auch, die selbstbewusste Jordana, deren Mutter jedoch an einem Hirntumor leidet. Olivers Pläne sollen all diese Probleme in Ordnung bringen, aber natürlich funktioniert das nicht so reibungslos wie geplant.

Eigentlich hat "Submarine" ja alles, um mich glücklich zu machen: eine originelle und herzerwärmende Coming-of-Age-Story, skurrile aber liebenswürdige Charaktere und einen Soundtrack des von mir sehr geschätzten Arctic-Monkeys-Frontmannes Alex Turner. Aber leider fühlte sich der Film für mich zu aufgesetzt an, zu "indie". Schwer zu beschreiben. Craig Roberts, Yasmin Paige, Sally Hawkins und Noah Taylor spielten alle super und stellten sympathische Charaktere dar, aber ich denke, dass ich eine Zweitsichtung benötige, um den Film angemessen würdigen zu können.

The Salvation [2014]



Jon, ein ehemaliger Soldat aus Dänemark, hat seiner Heimat den Rücken gekehrt und lebt im Westen der USA. Als er eines Tages seine Frau und seinen Sohn in die neue Heimat bringt, werden diese in der Kutsche von zwei Banditen ermordet. Jon rächt seine Familie, tötet dabei jedoch den Bruder des einflussreichen Gesetzlosen Delarue, was dieser wiederum zum Anlass nimmt, sich an Jon zu rächen.


"The Salvation" ein klassischer Western, nicht mehr und nicht weniger. Wer etwas Besonderes erwartet, mag vielleicht enttäuscht sein. Doch "The Salvation" ist mehr als nur das, immerhin weiß er während seiner knackigen 90-minütigen Laufzeit hervorragend zu unterhalten. Es ist eine spannende Geschichte um den tragischen Helden Jon, der von nun an vom Bösewicht Delarue gejagt wird, an seiner Seite eine mysteriöse, stumme Frau, die ihr eigenes Ding durchzieht. Mads Mikkelsen, der dänische Charakterdarsteller, gibt sich in seiner Rolle als Jon gewohnt wortkarg, weiß aber mit seiner ausdrucksvollen Mimik mehr auszudrücken als die meisten seiner Kollegen. Jeffrey Dean Morgan spielt den Bösewicht so gut, dass man fast ein bisschen Angst bekommt. Und Eva Green ist die stumme Gangsterbraut, die sich im rauen Alltag zu behaupten weiß. Insgesamt ein sehr rundes Ding, das den Zuschauer kurzfristig unterhalten kann.