Montag, 14. September 2015

Sweet and Lowdown [1999]



"Sweet and Lowdown" wird - ähnlich wie "Zelig" - in Form einer Mockumentary erzählt, in der neben Woody Allen auch andere Jazzliebhaber Geschichten aus dem Leben von Emmet Ray erzählen. Dieser war ein Gitarrengenie und soll während der 1930er Jahre eine kurze ruhmreiche Phase gehabt haben, sei danach aber in Vergessenheit geraten. Emmet Ray wird als rüpelhafter Trinker beschrieben, der mit Vorliebe auf Müllplätzen auf Ratten schoss oder vorbeifahrenden Zügen zuschaute. Doch wenn er seine Gitarre zur Hand nahm, ließ er Mädchenherzen schmelzen und seine zahlreichen Fehltritte wurden ihm verziehen. Besonders gut gefiel mir seine Beziehung zu der stummen Wäscherin Hattie, die er eigentlich nur ausnutzt und anschließend wegwirft. Als er später reumütig zurückkehrt, ist es zu spät: Hatte hatte bereits eine Familie gegründet. 

Die Erkenntnis, dass die Liebe nicht immer eine zweite Chance erhält, passt perfekte zum melancholischen Grundton des Films. Ein extrem guter Sean Penn spielt den gemeinen Ray - seine Beziehung zu Hattie und der Beweis, dass er sie braucht und liebt, retten seinen gemeinen Charakter. Eine mir unbekannte Samantha Morton spielte Hattie und erhielt neben Penn zu Recht eine Oscarnominierung. Eine solch gute Darstellung, ohne gesprochene Sprache zu verwenden, hat man wohl seit der Stummfilmära nicht mehr gesehen (ja, das schließt"Das Piano" mit ein). "Sweet and Lowdown" lebt von der Musik, von der Magie, von den Figuren, die einem ans Herz wachsen. Ich habe seit "Purple Rose of Cairo" keinen so melancholischen und gleichzeitig schönen Film von Allen gesehen.