Freitag, 6. November 2015

Carol [2014]



Als Carol zum ersten Mal in Thereses Leben tritt, wirkt die junge Frau ob der eindrucksvollen Erscheinung Carols eingeschüchtert. Carol ist eine elegante, wohlhabende Frau, die mit jeder Pore Eleganz und Selbstsicherheit ausstrahlt, während Therese dagegen farblos wirkt. Trotzdem fühlen sich die beiden Frauen zueinander hingezogen - zu der denkbar schlechtesten Zeit, denn Carol und ihr Mann Harge lassen sich gerade aufgrund Carols homosexuellen Beziehungen scheiden. Harge droht Carol nämlich damit, ihr ihre gemeinsame Tochter zu nehmen und jeden Kontakt zu unterbinden, was die liebende Mutter nicht zulassen kann. 

Was soll ich sagen: "Carol" sieht einfach fantastisch aus. Die Geschichte ist in den 50ern angesiedelt und die Szenenbildner haben sich selbst übertroffen. Im Kaufhaus, wo Therese anfangs arbeitet, kann man verschiedenstes Spielzeug bewundern, die Kleidung ist formvollendet elegant, die Autos sind einem Autokatalog der 50er Jahre entsprungen. Cate Blanchett beherrscht den ganzen Film. Egal was sie macht, mit jeder Gestik und jedem Blick strahlt sie eine Aura aus, mit der sie nicht nur Therese den Kopf verdreht hätte. Rooney Mara spielt die junge Therese, die im Laufe des Films Entwicklungen durchläuft und am Ende reifer ist als am Anfang. Natürlich kann man sie nicht mit Blanchett vergleichen, aber die beiden ergänzen sich großartig. 

Also eigentlich ist alles perfekt: Die Schauspieler, das Szenenbild, die Musik. Leider habe ich einen großen Kritikpunkt: Mir fehlt der Drive an der Geschichte. Ich habe von einer Milieustudie der 50er Jahre zwar keine Spannung erwartet, aber leider ließ die Geschichte richtige Gefühle vermissen, die (in meinen Augen) leider nicht transportiert wurden. Auch die Liebesszenen gingen recht steril vonstatten. Besonders gefiel mir der Anfang, der mich an "Brief Encounter" erinnerte, indem man am Anfang und am Ende dieselbe Szene sieht und man erst am Schluss die Gefühle der Beteiligten kennt. 

Fazit: Viele fanden "Carol" sehr gefühlvoll und wunderschön, für mich persönlich wurden die Gefühle leider nicht gut rübergebracht. Der Rest ist jedoch wunderschön anzuschauen und dürfte einige Oscarnominierungen kassieren (Bestes Bühnenbild, Beste Regie und Beste Hauptdarstellerin).