Freitag, 19. Juni 2015

Die Liebe seines Lebens [2013]



"Die Liebe seines Lebens" verspricht, rein vom deutschen Filmtitel her, ein waschechter Liebesfilm zu sein. Ja, die Liebe spielt zwar auch eine Rolle, aber viel wichtigere Themen sind der Krieg, Folter, Rache und Vergebung. Ich weiß wirklich nicht, was sich der deutsche Verleiher gedacht hat, als er diesem Kriegsfilm einen so harmlos klingenden Namen gab. All jene, die blind und nur aufgrund des Namens in den Film reingehen, werden was zum Staunen haben!

Denn "The Railway Man" (so der Originaltitel) handelt von Eric Lomax, einem stillen Mann in fortgeschrittenem Alter, der seine große Liebe Patricia kennen lernt. Doch schon kurz nach der Heirat wird Patricia bewusst, dass Eric Probleme hat und ihn die Schatten seiner Vergangenheit einholen. Da er jedes Mal das Thema wechselt, wendet sie sich an einen Kameraden von ihm, der ihr von Erics Erlebnissen während des Zweiten Weltkriegs erzählt. Als Eric erfährt, dass sein Peiniger in dem Lager Touristenführungen veranstaltet, beschließt er, sich zu rächen...

Das Gemeine an dem Film ist ja, dass er sehr ruhig mit diesem linkischen Mann anfängt, der seine Traumfrau kennen lernt. Und plötzlich bricht er in Schreikrämpfen aus und seine Vergangenheit wird beleuchtet, als er als junger Soldat in japanischer Kriegsgefangenschaft ein Radio baute und infolgedessen von seinen Peinigern auf grausame Art gefoltert wurde. Leider hatte ich das Gefühl, dass sich der Film zu sehr auf seinen Folterszenen versteifte, weshalb die Darstellung von Eric Lomax' Gefühlswelt etwas zu kurz kommt. Und das Ende - ja, vielleicht mag es wirklich so passiert sein ("Based on a true story") aber leider konnte ich den bitteren Beigeschmack eines zwanghaften Happy Ends nicht ignorieren.

Colin Firth macht seine Sache sehr gut (besonders sein Breakdown war sehr schlimm anzusehen), leider bekommt seine jüngere Version im Krieg mehr Screentime. Die Kriegsszenen sind schlimm anzusehen, weil sie in ihrer Brutalität kaum abgeschwächt wurden. Es war herrlich, den sonst so kühlen und kontrollierten Firth overacten zu sehen. Besonders die Szenen, als er seinen ehemaligen Peiniger in Indonesien einen Besuch abstattet, waren ein Augenschmaus - nur um zu sehen, dass Firth auch imstande ist, brutalere Rollen zu spielen. Sein Peiniger hatte sich in den Jahren seit dem Krieg selbst gegeißelt und seine Taten stets bereut - Eric lässt ihn am Leben und die beiden werden sogar Freunde - die wohl bemerkenswerteste Freundschaft, von der ich je gehört habe.