"My name is Elia Kazan. I am a Greek by blood, a Turk by birth and I am an American because my uncle made a journey." So beginnt Elia Kazans dreistündiges Epos über die Geschichte seines Onkels und gewissermaßen die Geschichte über ihn selbst. Der Film basiert auf einen Roman, den er selbst veröffentlicht hatte - man kann sagen, dass "America America" Kazan am Herzen lag und er einen Traum auf Film gebannt hatte.
Stavros Topouzoglou ist ein junger Mann, der als Teil der griechischen Minderheit in Anatolien lebt, das unter türkischer Herrschaft besteht. Schon zu Beginn des Films wird Stavros in Unruhen zwischen den Türken und Armeniern hineingezogen, die schließlich zum Genozid des armenischen Volkes führen sollten. Seine Familie beschließt, Stavros als den ältesten Sohn zu einem entfernten Verwandten zu schicken und geben ihm sämtliche kostbaren Güter mit, die sie entbehren können. Doch aufgrund von Stavros' Naivität wird er ausgeraubt und landet mit nichts als seiner Kleidung in Konstantinopel. Von nun an verfolgt er nur ein Ziel: Nach Amerika zu gehen.
Dass "America America" mit knapp 180 Minuten ein ellenlanges Epos zu werden drohte, konnte mich im Vorhinein nicht abschrecken. Schließlich führte Elia Kazan Regie, der Mann, der uns auch "Die Faust im Nacken" und "Jenseits von Eden" (zwei meiner absoluten Lieblinge) geschenkt hat. Doch es dauerte nicht lange, bis die Vorfreude ins Gegenteil verkehrte. Schon zu Beginn wurde mir klar: Ein Vergnügen wird das nicht. "America America" ist realistisch und möchte die Konflikte zwischen den Völkern darstellen, weshalb es gleich am Anfang viel Leid gibt. Doch auch die Einführung von Hauptfigur Stavros wird nicht besser: Sein Wunsch, nach Amerika zu gehen, und die Unerschütterlichkeit, mit der er das Ziel verfolgt, scheint das einzig Positive an seinem Charakter zu sein. Ansonsten bleibt er erschreckend blass, unhöflich und redet ab der Hälfte fast gar nichts mehr, sondern blickt nur böse umher. Es fiel mir schwer, sich mit dieser Figur zu identifizieren, und irgendwann hab ich es aufgegeben und nur mehr auf das Ende gewartet. Das ist natürlich sehr schade, da ich Kazan sehr schätze, aber "America America" ist einfach nur ein ewig langes und prätentiöses Stück Film.