Freitag, 31. August 2012

Mr. Deeds geht in die Stadt [1936]

MR. DEEDS GOES TO TOWN


"Mr. Deeds geht in die Stadt" ist ein weiteres Werk von Frank Capra, mit dem er das in den 30er Jahren beliebte Genre der Screwballkomödie begründete. 
.
Ein reicher Mann verstirbt bei einem Autounfall und hinterlässt 20 Millionen Dollar, zur Zeit der Weltwirtschaftskrise eine unbeschreibliche Summe Geld. Schnell wird ein Erbe ausfindig gemacht: Sein Neffe aus der Provinz, ein naiver und kindlicher Mann namens Longfellow Deeds. Cedar, ein korrupter Anwalt, hofft, dass ihm leichtgläubige Deeds das ganze Geld in die Hände legt. Doch damit hat er falsch gedacht, denn Mr. Deeds ist nicht so dumm, wie er auf den ersten Blick aussieht.
Dies ändert nichts daran, dass er stets versucht, das Gute im Menschen zu sehen und es nicht verstehen kann, dass sich Mitmenschen einander verletzen. Die Reporterin Babe Bennet nutzt seine gute Seele aus, um ordentlich Schlagzeilen mit dem "Cinderella Man" zu machen und Mr. Deeds vor der ganzen Stadt zu verspotten. 
.
Und als Mr. Deeds feststellt, dass ihm der Reichtum nicht gut tut und sein Leben davor besser verlief, beschließt er, sein Geld in Form von etwas Land und Saatgut zu schenken. Daraufhin wird er von Cedar für unzurechnungsfähig erklärt und muss sich einen erniedrigenden Prozess vor Gericht für seine liebenswerten Macken verantworten.
Leider finde ich, dass der Film nicht viele Screwball-Merkmale aufweist. Zwar gibt es eine Frau, hier eine Femme Fatale, die ihn vor der Öffentlichkeit lächerlich macht, aber sich schlussendlich in ihn verliebt und ihn verteidigt, aber für ihre Liebe nicht viel Raum gelassen wird. Ihre Dialoge sind bestenfalls gewöhnlich, kein besonderer Humor, keine Wortgefechte. Man hat nie das Gefühl, dass sie wirklich ineinander verliebt sind; man sieht nur Mr. Deeds' Obsession für sie. 
.
Dafür ist die Gerichtsverhandlung am Ende ein kleiner Höhepunkt; der Gegner, der Mr. Deeds um jeden Preis für unzurechnungsfähig erklären und als verrückt darstellen will, und ein am Boden zerstörter Mr. Deeds, der nicht den Willen aufbringen kann, sich zu verteidigen. Doch durch den erregenden Einspruch von Babe, dass er sich verteidigen soll und dass sie ihn liebe, kontert er - sehr erfolgreich.
Die Art, wie Gary Cooper den scheinheiligen Mr. Deeds verkörpert, fand ich sehr gelungen, ein unkomplizierter und doch liebenswerter Mann, der einen schlechten Eindruck von der großen weiten Welt vermittelt bekommt. Jean Arthur fand ich lediglich okay, da sie durch ihre Intrigen ziemlich nervte.

6 / 10 Punkte