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IT'S A WONDERFUL LIFE |
Als der Film 1946 erschien, war er alles andere als eine kommerziell erfolgreiche Produktion. An den Kinokassen blieb er weitgehend unbeachtet und bei den Oscarverleihungen 1947 für fünf Oscars nominiert, darunter Bester Film und Bester Hauptdarsteller - aber auch hier ging er leer aus und blieb bis in die 80er Jahre unbeachtet - als das Copyright auslief und so zum großen Publikumsliebling zur Weihnachtszeit avancierte.
Irgendwo hab ich einmal gelesen, dass "Ist das Leben nicht schön?" nur zur Weihnachtszeit seinen unvergleichlichen Charme entfalten kann und zu jeder anderen Jahreszeit nur eine nett anzusehende Screwballkomödie mit einer großen Portion Dramatik ist. Für mich absolut unverständlich. Auch mit 30 Grad Außentemperatur Ende August durfte ich diesen Zauber wahrnehmen, was bisher kein Film aus der Hollywoodära bei mir geschafft hat.
Wahrscheinlich weiß eh schon jeder, worum es geht, aber ich gebe trotzdem eine kleine Zusammenfassung ab: Die Hauptfigur George Bailey beschließt ausgerechnet an Heiligabend, von einer Brücke zu springen und sich so das Leben zu nehmen. Die Menschen des beschaulichen Ortes Bedford Falls beten für George und so kommt es, dass sich zwei Galaxien darüber unterhalten, was zu unternehmen ist. Sie kommen zu dem Schluss, den einzigen diensthabenden Engel namens Clarence, der seine Flügel erst noch verdienen muss, einzuspannen und so George vor dem Tod zu retten. Doch vorher muss Clarence erst alle wichtigen Dinge über George wissen, und da fängt der eigentliche Film auch an.
George Bailey war schon immer ein Freigeist, dem sein Job in der Bank seines Vaters zu langweilig und das Städtchen Bedford Falls zu klein geworden ist. Er will verreisen, die Welt sehen, studieren und so zu Geld kommen. Doch immer wieder, sei es durch den Tod seines Vaters oder leere Versprechen seines kleinen Bruders, den Chefposten zu übernehmen, wird er durch die Pflicht an die Bank und an Bedford Falls gebunden. Er heiratet, bekommt Kinder, wird aber trotzdem nie ganz glücklich. Und als seine Bank dank seines Konkurrenten Mr. Potter bankrott zu gehen droht, ihm eine Haftstrafe vorschwebt, zusammengeschlagen wird und einen Autounfall hat - dies alles an einem Tag, wohlgemerkt - beschließt er in seiner Verzweiflung, sich das Leben zu nehmen.
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IT'S A WONDERFUL LIFE |
Trotz dieser tragischen Ausgangsposition, die wir bereits zu Beginn des Filmes vorgesetzt bekommen, schafft es der Film, ihm eine besondere Note zu verleihen, sodass wir uns gut fühlen. Ein Feel-Good-Movie, weil George Bailey vom Engel Clarence gezeigt bekommt, was aus Bedford Falls ohne ihm geworden wäre. Angesehene Menschen werden zu Säufern, nette Menschen werden korrupt, seine Frau eine alte Jungfer. Im Glauben, für die anderen Menschen nur eine Last zu sein und dass die Stadt besser dran wäre, wenn er nie geboren worden wäre, sieht er, was das Leben einer einzelnen Person verändern kann. In der Horrorversion von Bedford Falls heißt es jetzt Pottersville, eine Bar reiht sich an dem nächsten Stripclub; die Armen unter der Bevölkerung müssen hohe Mieten für schäbige Bruchbuden zahlen, während George Bailey dafür sorgte, dass sie ein anständiges Leben führen können.
Dies führt schließlich dazu, dass sich George sehnsüchtig wieder zurück in sein altes Leben wünscht, was ihm auch gewährt wird. Das Ende ist zwar etwas zu kitschig geraten - schließlich unterstand die Produktion damals dem Production Code, in dem ein Happy End Vorschrift war - aber nichtsdestotrotz äußerst liebenswert, als George glücklich durch das ehemals verhasste Bedford Falls läuft, allen Frohe Weihnachten wünscht und zuhause seine Lieben umarmt, die er kurz zuvor noch angeschnauzt hatte.
Der Film kommt leider um einige Längen nicht herum - gerade den Mittelteil fand ich etwas zu lange - und es gab auch ein paar Stellen, die etwas unausgereift und zu hektisch waren, aber das machen die Darsteller (die Legenden James Stewart und Donna Reed) und die wunderbare Atmosphäre wieder wett. Ein Film, nach dem man sich garantiert besser fühlen wird.
8 / 10 Punkte