Samstag, 4. August 2012

The Dark Knight Rises [2012]


Hach ja, die berüchtigte Zweitsichtung. Manchmal hilft sie dem Zuschauer, das Gesehene besser zu verstehen und zu bewerten. Man entdeckt Dinge, die einem beim ersten Mal verborgen blieben und festigen die bestehende Meinung des Zuschauers.
Oder es tritt sogar das Gegenteil davon ein: Plötzlich fallen einem dramaturgische Schwächen, Logiklöcher und die berüchtigten Längen auf, die beim ersten Mal vielleicht entfallen waren.

Und das ist mir heute passiert. Nach der ersten Sichtung war ich vom Film begeistert. Klar, er war nicht so gut wie sein Vorgänger, aber das hatte ich auch nicht erwartet. Ehrlich gesagt hatte er mich ziemlich begeistert, denn endlich bekam man mehr von der Person Bruce Wayne zu sehen, was ich schon sehr vermisst hatte, nachdem er in "The Dark Knight" nur als Nebenfigur neben Joker auftreten durfte. 


Der Film stolpert von einer Banalität in die nächste, und wirklich keine Szene vermag es, den Zuschauer zu begeistern, zu Tränen zu rühren, oder irgendwie einfach zu bewegen. Nolan übertreibt es mit seinem depressiven Batman und packt viel Action hinein, um die inhaltliche Leere irgendwie auszugleichen - was natürlich nicht klappt. Beim ersten Mal fand ich den Film wirklich gut, aber je öfter man ihn sieht, desto auffälliger werden die dramaturgischen Schwächen, die Leerläufe oder auch sinnlose Szenen, die man sich sparen hätte können. Ganze Szenen wurden hinzugefügt und künstlich in die Länge gezogen, um dem Film eine "epische" Laufzeit zu verpassen.
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Hans Zimmers Soundtrack ist zwar etwas zu präsent und laut, aber passt meiner Meinung nach ganz gut zu dem Film, weil die Filmmusik der Vorgänger ebenfalls von Zimmer komponiert wurden. Bemängeln muss ich jedoch vor allem den lahmen Einstieg mit dem Flugzeug, der Jokers Banküberfall von der Inszenierung her nicht das Wasser reichen kann. Leider fand ich die deutsche Synchronstimme ziemlich misslungen, da sie überhaupt nicht zur Figur zu passen schien. Auch bei den Schauspielern muss ich Minuspunkte verteilen. Natürlich macht Christian Bale als Bruce Wayne alias Batman wie immer eine gute Figur, aber wieder einmal hat es Nolan übersehen, seinen Figuren eine Seele einzuhauchen. Wayne bleibt schablonenhaft und man interessiert sich angesichts der protzigen Actionsequenzen nur selten für seine Figur. Ebenso ist es mit Bane, dem ach so  großen Gegenspieler von Batman. Bane bleibt in meinen Augen eine Witzfigur, deren böse Machenschaften man einfach nicht ernst nehmen will. Seine alberne Maske und die merkwürdige Stimme tun ihr übriges, um Bane nicht als ernsthafte Bedrohung ansehen zu müssen. Dasselbe muss ich leider auch von Marion Cotillard sagen, die ja ansonsten eine gute Schauspielerin sein kann, aber ihr Potenzial hier total missachtet wurde. Sie nervt den ganzen Film lang und entpuppt sich zum Schluss als großer Bösewicht, was natürlich völlig aus dem Nichts gegriffen und deshalb alles andere als überzeugend wirkte.
Gary Oldman und Joseph Gordon-Levitt hatten ja ebenfalls schon zur Genüge gezeigt, dass sie Großes vollbringen können, aber leider wurde auch ihr Potenzial verschenkt. Oldman darf den ganzen Film lang in einem Krankenbett liegen und Gordon-Levitt bleibt erschreckend blass als Polizist, der nichts auszusagen hat, aber trotzdem mitmischen muss. Nur Anne Hathaway fand ich super, denn ihre Version der Selene Kyle war sexy, frech und einfach erfrischend.

"The Dark Knight Rises" ist daher für mich meine größte filmische Enttäuschung des Jahres 2012. Christopher Nolan hatte sich zu viel vorgenommen und wollte um jeden Preis den Vorgänger übertrumpfen - was leider völlig daneben gegangen ist.

Bewertung: 6 Punkte 

The Dark Knight Rises | US 2012 | Christopher Nolan | Christian Bale, Gary Oldman, Anne Hathaway | 164 Minuten | FSK 12