Sonntag, 19. August 2012

Dein Weg [2010]

THE WAY


Da ich im Moment (wieder einmal) von Hape Kerkelings Buch über seine Reise auf dem Jakobsweg begeistert bin und mich mit dem Gedanken trage, diesen Weg eines Tages selbst zu laufen, war es natürlich nicht von ungefähr, dass ich einen der wenigen Filme über den Jakobsweg im Kino ansehen muss.
Die namhafte Besetzung der Haupfigur, in diesem Fall Martin Sheen, und der Name des Regisseurs, sein Sohn Emilio Estevez, machten es mir den Kinobesuch natürlich umso schmackhafter. 

Im Film geht es im Grunde um eine Vater-Sohn-Geschichte zwischen Tom und Daniel Avery; nach dem Tod der Mutter entfremden sie sich zusehends. Während Tom eine bestimmte Berufslaufbahn für ihn vorsieht, möchte Daniel diesen nicht gehen und beschließt, eine Weltreise zu machen. 
Eines Tages, als Tom gerade Golf spielt, erhält er aus Frankreich einen Anruf, dass sein Sohn verstorben ist. Er reist nach Saint-Jean-Pied-de-Port, um Daniels Leichnam zurück in die Vereinigten Staaten zu bringen. Als er dort erfährt, dass sein Sohn am ersten Tag auf seiner Reise auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela in einem Gewitter umgekommen ist, beschließt er, diesen Weg für sich und Daniel zu gehen. Er lässt den Leichnam einäschern und nimmt ihn mit auf seine Reise.
Auf dieser trifft er auf drei andere Personen; Joost aus Amsterdam, der einen stereotypischen Holländer aus amerikanischer Sicht darstellt (immer auf Parties und nie für einen Joint zu schade). Außerdem die Kanadierin Sarah, die mit dem Rauchen aufgeben möchte, und den Iren Jack, der sich durch das Pilgern das Ende seiner Schreibblockade erhofft. Während ich Joost immer etwas lästig fand, da er meistens irgendetwas Dämliches von sich gab, fand ich Jack wunderbar erfrischend und Sarah sehr angenehm. 
Leider kann ich nicht sagen, dass mir Tom Avery besonders sympathisch war. Zu Beginn ist das Gefühl noch stärker, da er meistens nur sein Tagespensum abarbeitet und scheinbar nicht daran denkt, die Landschaft zu genießen oder Gefallen an seinen Mitpilgern zu finden. 
Allgemein hatte ich leider nicht das Gefühl, dass dieses ungleiche Quartett wirklich auf dem Camino nach Santiago de Compostela unterwegs ist. Viel mehr kam es mir so vor, als wären sie gewöhnliche Wanderer in der freien Natur (auch wenn man unter anderem das Cruz de Ferro oder auch die Kathedrale von Santiago bestaunen kann).
Und wie es sich für einen Roadmovie gehört, trifft Tom auf allerlei merkwürdige Gestalten, etwa auf einen verrückten Gastwirt, vor dem sie schockiert Reißaus nehmen oder eine Sinti-Gemeinschaft in Léon (wobei ich diese Stelle für zu dick aufgetragen empfinde).
Der Film ist im Großen und Ganzen leider nur ganz okay, da er für meinen Geschmack viel zu seicht ist. Der Tod von Daniel hätte mehr behandelt werden können, es wäre schön gewesen wenn wir mehr über Daniel Avery erfahren hätten, ist er doch der Grund, der seinen Vater immer weiter vorantreibt. Also insgesamt wirkt der Film doch etwas unausgegoren, dank seiner Thematik und den Witzchen am Rande ist er aber durchaus sehenswert.

6 / 10 Punkte