Montag, 27. Mai 2013

The Place beyond the Pines [2012]



"The Place beyond the Pines" wird schon lange als ein Favorit des Filmejahres 2013 gehandelt, was vor allem am Mitwirken des beliebten Schauspielers Ryan Gosling liegt, der seit seinem denkwürdigen Auftritt in "Drive" in aller Munde ist. Im Vorhinein hatte ich mich natürlich sehr auf den Film gefreut, denn meine Faszination für "Drive" war noch ganz frisch gewesen. Aber als langsam Details über den Film bekannt wurden und ich erfuhr, dass Gosling wieder einen Stuntman spielt, bekam ich erste Zweifel. Aber ich habe sämtliche Bedenken über Bord geworfen und ihn mir trotzdem angesehen - zum Glück.
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Die Handlung ist in drei Abschnitte aufteilt: Im ersten Abschnitt geht es um den Motorradstuntman Luke, der von seinem Sohn erfährt und Banküberfälle begeht, um ihn finanziell unterstützen zu können. Der zweite Abschnitt handelt vom ehrgeizigen Polizisten Avery, der bereits Ende des ersten Aktes eine wichtige Rolle gespielt hatte. Er versucht nun, mit den Folgen seiner "Heldentat" (die er als einziger nicht als solche ansehen kann) umzugehen und es fällt ihm schwer, von nun an Gefühle für seinen Sohn zu empfinden, der genauso alt ist wie Lukes Sohn. Der dritte Akt spielt fünfzehn Jahre nach den Ereignissen und lässt die Handlung der ersten beiden Abschnitte zusammenführen, indem sich Lukes und Averys Söhne zufällig Freunde werden und lernen müssen, mit den Taten ihrer Eltern umzugehen. 
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Spoiler: Regisseur Cianfrance tut etwas, das sich selten jemand in einem Film traut; in gepflegter "Psycho"-Manier lässt er zum Ende des ersten Aktes seine Hauptfigur sterben. Ja, so ist es, Luke wird nach einem missglückten Überfall und einer langwierigen Verfolgungsjagd mit der Polizei vom jungen Emporkömmling Avery Cross erschossen, der Luke falsch als Bedrohung einschätzte. Da hat man nun eine Stunde lang alle Erinnerungen und Wünsche mit diesem Luke geteilt, und dann sowas.
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Aber zum Glück kann der Film mit der nächsten interessanten Figur aufwarten, nämlich mit Avery, der zwar keine so schönen Szenen gemeinsam mit seiner Familie vorzuweisen hat wie Luke (die wirklich so den schönsten Momenten des Filmes gehören). Dafür kann der Schauspieler Bradley Cooper viel mehr Gefühle und Tiefe aus seiner Person herauslocken als Ryan Gosling, der sein stoisches Spiel von "Drive" wiederholte. Was bei letztgenannten Film in das Gesamtkonzept passte, wirkt hier etwas leblos und macht es dem Zuschauer schwer, in seine Gefühlswelt zu blicken. Cooper konnte mich da schon viel besser überzeugen, auch wenn der Handlungsstrang mit Ray Liotta etwas fehl am Platz wirkte. 
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Der dritte Abschnitt macht wieder vieles richtig. Natürlich dachte ich zu Beginn, dass es keine gute Idee wäre, zwei Jugendlichen die Bühne zu überlassen. Aber auch hier sind die Bedenken grundlos. Die beiden spielen glaubhaft ihre Rollen und bringen nochmal ordentlich Spannnung in die Story. Besonders Jason, Lukes Sohn, der die Wahrheit über seinen Vater herausfinden möchte und schließlich erfährt, dass er vom Vater seines besten Freundes getötet wurde, konnte mich überzeugen. Jason stellt Avery nochmal zur Rede, was zu einer der besten Szenen des Filmes führt, und der Kreis schließt sich.
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Leider kommt auch "The Place beyond the Pines" nicht ohne ein paar Längen (besonders in Averys Abschnitt) aus, aber der Rest macht diese paar Minuten mehr als wett. Die Schauspieler sind allesamt glänzend aufgelegt und tragen ihren Teil zur stimmigen Atmosphäre bei. Die Länge von 140 Minuten ist zwar Geschmackssache, aber bei einer so episch ausgebreiteten Story allemal gerechtfertigt.