Fünf Jahre, nachdem sich die USA aus dem umstrittenen Vietnamkrieg zurückgezogen und große Verluste erlitten hatte, war Hollywood dazu bereit, sich kritisch mit dem Thema auseinanderzusetzen, das sogar heute noch genug Streitmaterial bietet. "Coming Home" unterscheidet sich auch insofern von den anderen gängigen Vietnamfilmen, weil keine einzige Kampfhandlung gezeigt wird. Vorrangig geht es um Sally, deren Mann als Marine in den Krieg ziehen muss und sich dazu entschließt, ehrenamtlich in einem Krankenhaus für Kriegsinvalide zu arbeiten. Dort trifft sie auf den Kriegsveteran Luke, den sie aus der Schule kennt, jetzt aber aufgrund einer Verletzung querschnittsgelähmt und an den Rollstuhl gebunden ist.
Hauptsächlich geht es im Film um die Beziehung der beiden, die sich langsam zu einer Liebesbeziehung entwickelt, obwohl Sally eigentlich verheiratet ist. Das ist für mich Höhepunkt des Filmes - die Zeit, die die beiden miteinander in Freundschaft verbringen und schließlich doch ein bisschen mehr tun, als nur Freunde zu sein. Und ständig ist dieses Beil, das über ihnen hängt, die Schrecken des Krieges, und der Ehemann, der früher oder später nach Hause kommen und ihrer glücklichen Zeit ein Ende setzen wird.
Luke zu sehen, versetzt dem Zuschauer einen Stich ins Herz, wenn er zu Beginn nur mit seinem Bett herumfahren kann und nichts macht, als den Krieg, und jeden, der sich dafür einsetzt, zu verdammen. Aber die Beziehung zu Sally macht ihn glücklich und er beginnt, sich für das Ende des Krieges einzusetzen.
Dieser Film spiegelt zu großen Teilen Jane Fondas kritischer Einstellung gegenüber dem Vietnamkrieg wider, die die Hauptrolle der Sally spielte. Ihr Kollege Jon Voight wurde für seine Darstellung des Luke mit dem Oscar ausgezeichnet. Ich persönlich war von seiner Leistung zwar nicht gerade begeistert, aber das ist wohl Geschmackssache. Dafür, dass er den Vietnamkrieg einmal kritisch betrachtet hatte, bekommt "Coming Home" von mir einen Bonus. Aber der Film an sich konnte mich nur bedingt begeistern, obgleich des lobenswerten Einsatzes von bekannten 60er Songs, die ein schönes Retrofeeling erzeugen.
6 / 10 Punkte