Um mich auf diesen Film einzustimmen, hatte ich wenige Wochen vor dem offiziellen Kinostart das Buch "Der große Gatsby" von F. Scott Fitzgerald gelesen. Ich muss ehrlich gestehen, dass mich das Buch nicht vom Hocker gerissen hatte, weil ich mir einfach etwas anders als einen dramatischen Liebesfilm erwartet hatte.
Dementsprechend negativ war meine Erwartungshaltung und ich war davon überzeugt, dass aus einer schwachen Vorlage keine gute Filmumsetzung folgen kann. Aber was soll ich sagen, Leonardo di Caprio ist der einzige Grund, wieso dieser Film so gut geworden ist. Das ist Schauspielkino par excellence, eine One-Man-Show, in der Mister di Caprio jede Szene, in der er vorkommt, dominiert.
Bezüglich der Handlung kann man sagen, dass sich der Film ziemlich genau an die Vorlage hält. Die Beziehung zwischen Nick Carraway und der Golferin Jordan Baker wurde konsequenterweise ausgelassen, weil diese schon im Roman überflüssig war. Die Szenen beim Therapeuten, wo Carraway sein Trauma verarbeiten soll, stellen zwar eine ordentliche Rahmenhandlung dar, sind aber von einem Drehbuchschreiber erfunden. Sie gliedern sich aber in den Film ein und fallen nicht negativ auf. Der Rest hält sich genau an die Vorlage; der Erzähler Nick Carraway berichtet über den sagenhaften Mr. Gatsby, einem geheimnisvollen Menschen, der in der Villa neben seinem beschaulichen Häuschen wohnt. Er bemüht sich, das Geheimnis hinter Mr. Gatsby zu lüften, und darum geht es auch vorrangig im Film. Die Auflösung ist zwar nicht besonders spannend - er legte sich diese mysteriöse Identität nur aus Liebe zu Carraways Cousine zu, in die er seit vielen Jahren verliebt ist.
Auch die Umsetzung, nämlich dass große Teile des Films auf dem Computer entstanden sind, ist zu Beginn zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber man gewöhnt sich schnell daran. Die Bilder sind imposant und wie für die große Kinoleinwand geschaffen. Man könnte dem Film natürlich vorwerfen, dass ihm die Optik wichtiger ist als der Inhalt, aber das ist letzendlich Geschmackssache. Ich persönlich fand, dass die opulenten Bilder perfekt zum ausschweifenden Stil des Films passten.
Aber eigentlich ist Leonardo di Caprio der größte Grund, sich diesen über zweistündigen Film anzusehen, denn er beherrscht jede Szene, in der er auftaucht. Er schafft es, alle Blicke auf sich zu ziehen und spielt mit der mysteriösen Aura, die seine Figur Jay Gatsby umgibt. Hätte ich nicht schon die komplette Handlung gekannt, hätte mich seine Performance im Zusammenhang mit dem Ende bestimmt noch mehr begeistert. Die anderen Rollen sind mit Tobey Maguire, Carey Mulligan und Joel Edgerton ebenfalls namhaft besetzt, wobei Carey Mulligan besonders hervorzuheben wäre, da sie die zwiegespaltene Daisy sehr überzeugend darstellte. Nur Tobey Maguire enttäuschte mich etwas, da er lediglich seine Standardnummer zu spielen schien, ohne irgendwie positiv oder negativ aufzufallen, aber eben sehr leidenschaftslos.