Montag, 27. Mai 2013

The Place beyond the Pines [2012]



"The Place beyond the Pines" wird schon lange als ein Favorit des Filmejahres 2013 gehandelt, was vor allem am Mitwirken des beliebten Schauspielers Ryan Gosling liegt, der seit seinem denkwürdigen Auftritt in "Drive" in aller Munde ist. Im Vorhinein hatte ich mich natürlich sehr auf den Film gefreut, denn meine Faszination für "Drive" war noch ganz frisch gewesen. Aber als langsam Details über den Film bekannt wurden und ich erfuhr, dass Gosling wieder einen Stuntman spielt, bekam ich erste Zweifel. Aber ich habe sämtliche Bedenken über Bord geworfen und ihn mir trotzdem angesehen - zum Glück.
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Die Handlung ist in drei Abschnitte aufteilt: Im ersten Abschnitt geht es um den Motorradstuntman Luke, der von seinem Sohn erfährt und Banküberfälle begeht, um ihn finanziell unterstützen zu können. Der zweite Abschnitt handelt vom ehrgeizigen Polizisten Avery, der bereits Ende des ersten Aktes eine wichtige Rolle gespielt hatte. Er versucht nun, mit den Folgen seiner "Heldentat" (die er als einziger nicht als solche ansehen kann) umzugehen und es fällt ihm schwer, von nun an Gefühle für seinen Sohn zu empfinden, der genauso alt ist wie Lukes Sohn. Der dritte Akt spielt fünfzehn Jahre nach den Ereignissen und lässt die Handlung der ersten beiden Abschnitte zusammenführen, indem sich Lukes und Averys Söhne zufällig Freunde werden und lernen müssen, mit den Taten ihrer Eltern umzugehen. 
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Spoiler: Regisseur Cianfrance tut etwas, das sich selten jemand in einem Film traut; in gepflegter "Psycho"-Manier lässt er zum Ende des ersten Aktes seine Hauptfigur sterben. Ja, so ist es, Luke wird nach einem missglückten Überfall und einer langwierigen Verfolgungsjagd mit der Polizei vom jungen Emporkömmling Avery Cross erschossen, der Luke falsch als Bedrohung einschätzte. Da hat man nun eine Stunde lang alle Erinnerungen und Wünsche mit diesem Luke geteilt, und dann sowas.
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Aber zum Glück kann der Film mit der nächsten interessanten Figur aufwarten, nämlich mit Avery, der zwar keine so schönen Szenen gemeinsam mit seiner Familie vorzuweisen hat wie Luke (die wirklich so den schönsten Momenten des Filmes gehören). Dafür kann der Schauspieler Bradley Cooper viel mehr Gefühle und Tiefe aus seiner Person herauslocken als Ryan Gosling, der sein stoisches Spiel von "Drive" wiederholte. Was bei letztgenannten Film in das Gesamtkonzept passte, wirkt hier etwas leblos und macht es dem Zuschauer schwer, in seine Gefühlswelt zu blicken. Cooper konnte mich da schon viel besser überzeugen, auch wenn der Handlungsstrang mit Ray Liotta etwas fehl am Platz wirkte. 
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Der dritte Abschnitt macht wieder vieles richtig. Natürlich dachte ich zu Beginn, dass es keine gute Idee wäre, zwei Jugendlichen die Bühne zu überlassen. Aber auch hier sind die Bedenken grundlos. Die beiden spielen glaubhaft ihre Rollen und bringen nochmal ordentlich Spannnung in die Story. Besonders Jason, Lukes Sohn, der die Wahrheit über seinen Vater herausfinden möchte und schließlich erfährt, dass er vom Vater seines besten Freundes getötet wurde, konnte mich überzeugen. Jason stellt Avery nochmal zur Rede, was zu einer der besten Szenen des Filmes führt, und der Kreis schließt sich.
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Leider kommt auch "The Place beyond the Pines" nicht ohne ein paar Längen (besonders in Averys Abschnitt) aus, aber der Rest macht diese paar Minuten mehr als wett. Die Schauspieler sind allesamt glänzend aufgelegt und tragen ihren Teil zur stimmigen Atmosphäre bei. Die Länge von 140 Minuten ist zwar Geschmackssache, aber bei einer so episch ausgebreiteten Story allemal gerechtfertigt.

Donnerstag, 23. Mai 2013

... Denn sie wissen nicht was sie tun [1955]


"... Denn sie wissen nicht was sie tun" ist einer dieser zeitlosen Klassiker, die irgendwie jeder kennt. Jeder andere Mensch wäre nach einer Handvoll erfolgreicher Filme in der Versenkung verschwunden - nicht so James Dean. Nach seinem verfrühten Tod stieg er endgültig zur Popikone auf und ziert heute noch die Klamotten von hippen Teenies, die nicht den blassesten Schimmer haben, wer James Dean überhaupt war.
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Aber nicht nur wegen James Dean war der Film zum Zeitpunkt seines Erscheinens wegweisend, sondern vor allem wegen der Thematik: Zum ersten Mal seit Ende des Krieges beschäftigte sich ein Film mit der sogenannten "verlorenen Generation", womit hier die Kinder gemeint sind, die in der tristen Nachkriegszeit geboren wurden.
Auch Jim Stark ist eines dieser Kinder, die sich unverstanden von seinen Eltern fühlen, die noch aus einer anderen Zeit stammen und mit ihren rebellischen Kindern nichts anfangen können. Diese Kinder wachsen war in Wohlstand auf, spüren aber eine innerliche Leere, die sie verzweifelt zu füllen versuchen. Jim ist ein Kind, das gerne andere Menschen konfrontiert und den Ärger sozusagen magisch anzieht. Wann immer es ein Problem mit ihm gibt, gehen die Eltern dem Problem lieber aus dem Weg, indem sie ihren Wohnort wechseln, wodurch Jim nie eine Freundschaft zu Gleichaltrigen aufbauen konnte.
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Auch in Los Angeles werden die Probleme mit Sohnemann Jim nicht weniger, denn als er gegen den Rowdy Buzz eine Mutprobe gewinnt und Buzz als Verlierer in seinem Auto von der Klippe stürzt und stirbt, wird er vor Buzz' Freunden gejagt, da diese denken, er hätte sie bei der Polizei verpfiffen. Zusammen mit Judy und dem sensiblen Plato - meine Lieblingsfigur in diesem Film übrigens -  flüchtet er in eine verlassene Villa, wo es zu einem dramatischen Showdown mit der Polizei kommt. 
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Man kann sagen was man will, aber "... Denn sie wissen nicht was sie tun" lebt vor allem durch James Dean, der seiner Figur durch heftiges Overacting Leben einzuhauchen vermag. Zwar wirkt dies manchmal "too much", etwa wenn er versucht, Gefühle zu zeigen, geht dies gehörig schief, da ich es gerne subtiler mag. Aber dennoch schafft er es, den Film zu tragen und man kann sich nur ausmalen, wie groß James Dean hätte werden können, wäre er nicht in einem tragischen Unfall wenige Monate vor dem Erscheinen dieses Filmes ums Leben gekommen.

Star Trek Into Darkness [2013]


Im Vorfeld war ich alles andere als interessiert an diesem Film. Den Vorgänger "Star Trek" sowie die anderen Filme und Serien habe ich nie gesehen. Zwar kannte ich Spock oder auch Picard vom Hörensagen, aber ich konnte nicht behaupten, mich jemals mit dem "Raumschiff Enterprise"-Universum beschäftigt zu haben. Aus diesen und anderen Gründen war ich daher dem Film alles andere als zugeneigt; aber rückblickend kann ich sagen, dass ich froh bin, in die Vorstellung gegangen zu sein. 
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"Stark Trek Into Darkness" ist für mich perfektes Popcornkino, denn er bietet alles, was ein Sommerblockbuster beinhalten sollte: einen charismatischen Bösewicht, große Gefühle und saftige Action am Laufband, die dem Zuschauer keinen Moment zum Verschnaufen lassen. Tatsächlich schafft es dieser Film, nicht eine Minute Langeweile aufkommen zu lassen. Er springt von einer humoristischen/dramatischen/actiongeladenen Szene zur nächsten und vergisst darüber hinaus nicht, seine Figuren zumindest ein bisschen Tiefe zu verleihen. 
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Spock (dargestellt von Zachary Quinto) war bereits nach wenigen Sekunden und ohne jegliches Vorwissen die interessanteste Person - dies zeigt übrigens, wie gut der Film für Neueinsteiger geeignet ist -, dicht gefolgt von Khan, der von Benedict Cumberbatch dargestellt wurde - wobei ich mir im Nachhinein denke, wie wenig mir von seiner Darstellung doch in Erinnerung geblieben ist. 
Spock ist aber auch zwei Wochen später noch gegenwärtig in meinem Gehirn, was wohl an der wunderbar schönen Szene gegen Ende des Filmes liegt, die mich dezent an eine Szene vom zweiten Star-Trek-Film erinnerte. Auch die anderen Darsteller sind überzeugend und erfüllen gängige Blockbusterkriterien - nur Chris Pine als Cpt. Kirk konnte mich hingegen überhaupt nicht überzeugen. Seine Handlungen waren dermaßen heroisch und unegoistisch, dass er einfach nur unglaubwürdig wirkte, was Pines uninspirierte Darstellung nur noch unterstützte. 
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Fazit: "Star Trek Into Darkness" ist der beste Blockbuster-Film, den ich seit Monaten/Jahren sehen durfte. Er gönnt dem Zuschauer keine ruhige Minute und lässt so die immense Laufzeit von über zwei Stunden im Nu vergehen.

Brothers [2009]


"Brothers" handelt in erster Linie von zwei gegensätzlichen Brüdern: Sam war schon immer sportlich und intelligent und ist ein Soldat der Marines, während sein Bruder Tommy gerade aus dem Knast entlassen wurde und diese Gegensätze für viel Streit in der Familie sorgen, die Brüder sich aber nach wie vor lieben. 

Als Sam erneut in den Afghanistan-Krieg zieht, nähert sich Tommy langsam Sams Familie an, bestehend aus zwei Mädchen und seiner Frau Grace. Besonders als die Nachricht von Sams Tod eintrifft, kommen sich Tommy und Grace näher, was später zu Komplikationen führen wird. Denn Sam ist nicht im Krieg gefallen, sondern wurde von Taliban gefangen genommen und dazu gezwungen, seinen Kameraden zu töten - Sam kehrt als gebrochener Mensch wieder aus dem Krieg zurück und muss versuchen, mit sich selbst und Tommy fertig zu werden. 

Der Film bedient ein breites Spektrum an Gefühlen, die den Zuschauer zu einer Achterbahnfahrt einlädt, die umso bedrückender erscheint, weil die Grundstimmung sehr ruhig gehalten ist. Sieht man Tommys Erlebnisse mit Sams Familie und die Freude und Liebe, die sie füreinander empfinden, freut mich sich mit ihnen mit. Erfährt man, dass Sam gestorben ist und sieht Grace' Trauer über ihren Verlust, fühlt man mit. Und wenn man mit ansehen muss, wie Sam seinen Kollegen mit einem Knüppel erschlägt, weil er sonst erschossen worden wäre, zieht sich das Innerste vor Grauen zusammen. 

Deshalb wird der Film meines Erachtens erst richtig gut, als Sam als gebrochener Mensch wieder nach Hause zurückkehrt und allen klar wird, dass er nicht mehr derselbe Mann ist wie zuvor. Dies gipfelt in einer Szene, in der Sam drauf und dran ist, Tommy mit einer Pistole zu erschießen - und schließlich einsieht, dass er Hilfe braucht.

Auf der einen Seite äußerst realistisch im Umgang mit traumatisierten Soldaten, die den Alltag alleine nicht mehr meistern können, wirkt er teilweise sehr unbeholfen, da der Film nicht immer weiß, welchem Thema er nun mehr Aufmerksamkeit schenken sollte. Die Schnitte zwischen dem Idyll zuhause und Sams Erlebnisse in Gefangenschaft sollen wohl schockierend wirken, harmonieren so aber in keiner Weise. Zudem bin ich der Meinung, dass Sam von einem fähigeren Schauspieler als Tobey Maguire dargestellt hätte werden sollen. Mit Jake Gyllenhaal und vor allem Natalie Portman als Grace und Tommy bin ich jedoch äußerst zufrieden.

Montag, 20. Mai 2013

High Fidelity [2000]


Ich war bisher der Meinung, dass Hollywood keine Liebesfilme mehr zu produzieren braucht, da die meisten Filme sowieso Schrott sind, nur als Geldmaschine gedacht sind und sowieso keinen Mut für Neues mehr haben. Ich war der Meinung, dass sich der Liebesfilm in eine Sackgasse manövriert hatte - doch davon muss ich wohl diesen Film hier ausschließen. 

Denn "High Fidelity" aus dem Jahr 2000 ist zwar auch ein Liebesfilm, aber eben einer der anderen Art. Die Hauptfiguren sind Nerds, die in einem wenig frequentierten Plattenladen arbeiten und am liebsten über Musik reden. Rob Gordon (John Cusack) wurde gerade von seiner langjährigen Freundin Laura verlassen und ist natürlich am Boden zerstört. Als er sich fragt, wie es so weit kommen konnte, beginnt er, seine fünf Freundinnen, mit denen er die schwerste Trennung verbindet, anzurufen und herauszufinden, weshalb er immer verlassen wird. 

Wenn sich das jetzt wie ein Drama anhört, war das nicht beabsichtigt, denn das stimmt nur zum Teil. "High Fidelity" ist einer dieser Filme, die mit Komödie und Drama umzugehen wissen und seine Thematik so einfühlsam präsentieren, dass sich der eine oder andere frisch verlassene Mann sofort zuhause fühlen sollte. Ähnlich wie in "500 Days of Summer", der das Thema Trennungsschmerz genauso realistisch behandelte wie dieser Film hier, gesteht Rob, was er alles an seiner Freundin vermisst, und dass sein Leben nicht mehr so schön ist, wie es vorher war. Zudem beginnt er, Laura und ihrem neuen Geliebten Ray (genial: Tim Robbins) nachzustellen, was in einigen lustigen Szenen ausartet. Zudem ist Jack Black immer für einen Lacher gut und am Ende darf er sogar ein Ständchen singen, das Können dazu hat er ja.

Vermutlich hätte mir der Film noch besser gefallen, wenn ich mich mehr in der Rockmusik ausgekannt hätte, denn Rob und seine Freunde reden gerne über Musiker und haben ihre Insider, die leider nicht jeder versteht. Zwar habe ich bis vor zwei Jahren leidenschaftlich gerne Indiemusik gehört, aber leider kannte ich nur einen kleinen Teil der genannten Bands. Wenn sie etwa auf einen bestimmten Musiker anspielten, dem etwas ganz bestimmtes widerfahren ist, saß ich nur mit einem Fragezeichen über dem Kopf vor dem Fernseher. Aber wenn man diese Szenen mal außer Acht lässt bietet der Film toll aufgelegte Schauspieler wie John Cusack und Jack Black, viel Wahrheit und echte Gefühle.

7 / 10 Punkte

Der Dieb der Worte [2012]


Der Autor Clay Hammond betritt die Bühne und beginnt, aus seinem Buch namens "Der Dieb der Worte" vorzulesen. Es handelt von einem erfolglosen Schriftsteller namens Rory Jansen, der eines Tages zufällig ein altes Manuskript aus dem zweiten Weltkrieg findet. Er tippt es auf seinen Computer, seine Frau findet es und denkt, es wäre sein Werk, denn sie ermutigt ihn, es Rorys Chef zu zeigen. Dieser ist ebenfalls von dem Buch begeistert und lässt es prompt veröffentlichen. Nun wird Rory Jansen als das Nachwuchstalent gefeiert - jedoch wird dieser Traum zunichte gemacht, als sich ihm eines Tages ein alter Mann offenbart, dass er der wahre Autor der Geschichte ist...

Wer sich das jetzt durchgelesen hat, wird wohl denken, dass ab dieser Stelle ein großer Streit ausbricht, ein Kampf um das Urheberrecht des Romans, Gesichtsverlust des Schwindlers, was auch immer. Nein, eben nicht. Rory sieht nun ein, dass er schweren Diebstahl geistigen Gedankenguts begangen hat und würde lieber sein Leben zerstören, indem er der Öffentlichkeit von seinem Betrug erzählt, als die Sache stillschweigend auszutragen und dem Mann einen Teil der Einnahmen zu geben. 

Ein weiterer Punkt, der mir missfiel ist die unnötig verkomplizierte Erzählweise. Der Film spielt in drei verschiedenen Zeitebenen (die Gegenwart, die Handlung aus dem Buch "Der Dieb der Worte" und die Handlung aus dem Buch, das Jansen gestohlen hatte), wobei mindestens zwei völlig unnötig waren. Zwar war es wirklich schön, die Liebes- und Leidensgeschichte zweier Menschen nach dem zweiten Weltkrieg anzusehen, aber für die Handlung des Filmes war die Ausbreitung leider völlig irrelevant. Genauso sieht es mit der Gegenwart aus, in der Clay Hammond mit einer Blondine in seinem Apartment über sein Buch schwatzt. Der Kernpunkt des Filmes war für mich die Geschichte von Rory Jansen, seiner Frau und dem mysteriösen alten Mann, obwohl diese, wie bereits oben erwähnt, auch ihre Schwächen hat.

Der große Lichtblick des Films stellt der namhafte Cast dar, in dem Namen wie Bradley Cooper, Jeremy Irons, Zoe Saldana oder Dennis Quaid zu finden sind. Besonders Bradley Cooper konnte wieder positiv auffallen, trotz des teilweisen Overactings, etwa wenn er über Dinge weint, die gar nicht so schlimm sind, wie uns der Film suggerieren will.

6 / 10 Punkte

For Ellen [2012]


Eigentlich mag ich Indiefilme ja sehr gerne. Diese kleinen, unscheinbaren Filmchen, in denen Wackelkamera und Indiemusik genauso dazugehört wie ein mutiger Schauspieler, der mit seinem Mitwirken versucht, seiner Karriere einen anderen Anstrich zu verleihen. In diesem Fall ist es Paul Dano, den ich bekanntermaßen sehr schätze und eigentlich in jedem Film super finde - außer in "For Ellen". Aber warum ist das so? 

Joby Taylor macht gerade die Scheidung von seiner Noch-Ehefrau Claire durch. Als er die Scheidungspapiere unterzeichnen soll, erfährt er von einer Klausel die besagt, dass er seinen Anteil vom gemeinsamen Haus nur ausgezahlt bekommt, wenn er auf das Sorgerecht für die gemeinsame Tochter Ellen verzichtet. Joby bemerkt nun, dass er sich aufgrund seiner stagnierenden Rockkarriere nie um seine Tochter gekümmert hatte und setzt alles daran, dies zu ändern, indem er Zeit mit ihr verbringt.

Klingt durch und durch wie ein Indiefilm, und das ist er auch, inklusive gemächliche Erzählstruktur, die es dem Zuschauer alles andere als leicht macht, sich auf ihn einzulassen. Man spielt lediglich den Beobachter, denn man bekommt nichts erklärt, was besonders in den ruhigen Szenen sehr langweilig werden kann. Die Thematik würde eigentlich einiges an interessantem Stoff bieten, aber Regisseurin So Yong Kim, die mit diesem Film die Beziehung zu ihrem eigenem Vater verarbeitete, beschränkt sich in erster Linie darauf, den Film monoton zu präsentieren; ohne Überraschungen oder Dramatik, was ich sehnlichst vermisste.

Paul Dano wirkt in "For Ellen" leider sehr gelangweilt und unterfordert, was aber vermutlich an der Rolle und nicht an ihm liegt. Seine ständigen "Ähms" und die langsame Sprechweise sind wohl von ihm beabsichtigt, fügen sich aber leider perfekt in das monotone Konzept ein. Auch nahm ich ihm die Rolle des Rockers nicht eine Sekunde lang ab. "For Ellen" wollte so gerne ein wunderschönes und stilles Indiedrama werden, hat jedoch nur eines erreicht: Einen langweiligen Film ohne echte Gefühle.

4 / 10 Punkte

Sonntag, 19. Mai 2013

Star Trek [2009]


Ich hatte vorher noch nie Kontakt mit "Raumschiff Enterprise" gehabt und kenne mich nicht im geringsten in diesem Universum aus. Deshalb war ich umso positiver überrascht, als sich der Film von J.J. Abrams nicht nur als okay herausstellte, sondern als wirklich... gut. Die Handlung ist mit seiner Zeitreisenthematik komplex, aber sollte zum Schluss hin für jeden verständlich sein. Der elfte Stark Trek Film spielt in einer alternativen Zeitlinie, in der der alte Spock aus der Zukunft und die Feinde, die Romulaner, einiges durcheinanderbringen und Kirks Vater aus Versehen getötet wird.
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James T. Kirk wächst (anders als in der originalen Zeitlinie) ohne seinen Vater auf und gerät eher zufällig zur Sternenflotte, wo er auch Spock kennenlernt, ein Vulkanier, der dafür bekannt ist, keine Gefühle zu haben und rein nach der Logik zu handeln. Aber auch Spock hatte in seiner Vergangenheit zu kämpfen, denn er wurde stets aufgrund seiner menschlichen Mutter verachtet und trat eher zum Trotz der Sternenflotte bei. Als der Notruf vom Planeten Vulkan eintrifft, macht sich die Enterprise auf den Weg. Kirks Vermutung, Vulkan würde von einem Schiff der Romulaner angegriffen, stellt sich als richtig heraus und die Crew setzt alles daran, den Planeten zu retten...
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Was "Star Trek" neben der guten Story noch auszeichnet, sind vor allem die stimmige und passende Action, die Charaktere, sowie die Dialoge, die oftmals vor Witz strotzen. Scotty und Pille müssen hier besonders hervorgehoben werden, da sie ihre Witze so natürlich rüberbringen, als ob sie sie nicht einstudiert, sondern spontan vom Stapel gelassen hätten. Aber auch Spock ist so ein gut geschriebener Charakter mit viel Tiefe und auch Sympathie, obwohl er ein scheinbar emotionsloser Roboter ist, der wie programmiert seinem Gehirn folgt. Aber natürlich hat auch er Gefühle, und wenn er die zeigt, bilden sie die kleinen Höhepunkte des Filmes.
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Der einzige, mit dem ich nichts anfangen kann, ist James T. Kirk. Ich weiß nicht wieso, abe diese Figur wirkt mir einfach zu gut. Er hat immer einen coolen Spruch auf Lager, keine Schwächen und will immer den Held spielen. Auch die schauspielerische Leistung des Darstellers Chris Pine lässt zu wünschen übrig, im Vergleich zu Spock-Schauspieler Zachary Quinto, der seine Figur viel Tiefe verleiht. Aber das ist letztendlich wohl Geschmackssache. "Star Trek" ist ein gelungener Auftakt, der mir die Welt von "Raumschiff Enterprise" etwas näherbringen konnte.

7 / 10 Punkte

Iron Man 3 [2013]


Man möchte es kaum glauben, aber auch "Iron Man 3" leidet an den selben Krankenheiten wie andere Superheldenverfilmungen wie "Spiderman 3" oder "The Dark Knight Rises". Beide versuchten, ihre Vorgänger zu übertrumpfen, indem sie mehr überflüssige Charaktere und Bombastaction einbauten, die jedoch nicht die inhaltliche Leere des Filmes füllen konnten. 

Leider geschah dies auch mit einem der größten Marvel-Zugpferde, nämlich "Iron Man". Shane Black, der Regisseur des gefeierten "Kiss Kiss, Bang Bang" machte denselben Fehler wie seine Kollegen und versuchte, zum Finale nochmal alles besser zu machen, obwohl beim Zuschauer leider nur ein fader Beigeschmack zurückbleibt und man sich nach den ersten "Iron Man" zurücksehnt, der noch vieles richtig machte. Der Trailer war leider etwas irreführend, höchstwahrscheinlich, um den Hype aufzubauen. Er versprach neben guter Actionkost auch einen gebrochenen Tony Stark, der an Angstzuständen und Panikattacken leidet. Außerdem wird der Mandarin als ultimativer Bösewicht vorgestellt - alles Dinge, die sich im Film als Schall und Rauch entpuppen. 

Aber erstmal zur Handlung: Tony Stark zieht das Böse natürlich wieder magisch an und bekommt mit dem Mandarin bzw. mit Aldrich Kilian einen Gegenspieler, der ihm ebenbürtig ist (oder auch nicht). Seine Villa in Malibu wird zerstört und Tony muss herausfinden, was es mit den mysteriösen Selbstentzüngen, hinter die der Mandarin zu stecken scheint, auf sich hat. 
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Soweit zur Story, die diesmal nichts Besonderes ist. Tony Starks Panikattacken wirken auf mich schauspielerisch überhaupt nicht überzeugend und auch allgemein scheint er wie ein psychisch gesunder Mensch. Natürlich hat er wieder einige One-Liner auf Lager, von denen mir jedoch kein markanter in Erinnerung geblieben ist. Die Story bietet leider sehr viele Durchhänger, sodass man oft unbeteiligt im Kinosessel sitzt und dem Zuschauer die Möglichkeit gibt, über die lasche Story nachzudenken. Besonders der letzte Kampf, in dem alle Anzüge noch einen Auftritt haben dürfen, wirkt bemüht und überladen. Außerdem geht alles so schnell, dass das menschliche Auge die meisten Bewegungen gar nicht mehr erfassen kann, was schnell Langweile aufkommen lässt.
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Die Geschichte um den Mandarin möchte ich an dieser Stelle nicht spoilern, aber soviel sei gesagt: Zwar zählen genau die Szenen, in denen seine wahre Identität preisgegeben wird, zu den lustigsten des Filmes, aber leider muss auch der Film einiges von seiner Faszination einbüßen. 
Aber jetzt mal genug mit dem Gemecker. Der Film hat sehr viele Schwächen, aber er ist noch lange nicht so schlecht, wie ich soeben dargestellt habe. Robert Downey Jr. ist nach wie vor unangefochten der Star des Filmes und das strahlt er auch permanent aus, denn seinem Charisma kann man sich nur schwer entziehen. Erwähnenswert sind noch Gwyneth Paltrow als Pepper Potts, die leider nur am Rande vorkommen darf, und Guy Pearce als schleimiger Bösewicht, der endlich wieder einmal eine coole Rolle spielen durfte. Das 3D kann man sich getrost schenken, da dieser Effekt wirklich NIE eingesetzt wurde. Der einzige Unterschied zum 2D war, dass die Bilder ohne Brille verschwommen waren - nicht gerade das, was man sich von einem "Iron Man 3" in 3D erwartet.

6 / 10 Punkte

Mittwoch, 15. Mai 2013

Geständnisse [2010]


"Geständnisse" ist ein Film, der mich noch ein paar Tage später fest in seinem Bann hatte und meine Gedanken immer wieder zu ihm zurück schweifen ließen.
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Auch der Anfang war etwas schwerfällig, weil es eine Weile dauert, bis Lehrerin Moriguchi auf ihre Geschichte zu sprechen kommt, die sich folgendermaßen zuträgt: Ihre kleine Tochter wird tot im Schimmbad der Schule aufgefunden. Während alle von einem Unfall ausgehen, ist Moriguchi davon überzeugt, dass es Mord war und macht schon bald die beiden Täter ausfindig. Diese sind auch gleichzeitig die Opfer des Filmes, denn Moriguchi denkt nicht daran, mit ihrer Geschichte zur Polizei zu gehen, sondern sich selbst an den beiden Jungen zu rächen. Deshalb verkündet sie am letzten Schultag, dass sie nicht mehr weiter als Lehrerin arbeiten werde und sie in die Milch der beiden Täter HIV-positives Blut ihres Exmannes gemischt hatte...
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Und von hier an entwickelt sich eine schreckliche Abwärtsspirale, die alles und jeden mit in den Abgrund reißt. Einer der Täter, Naoki, wird psychisch labil und schließt sich in seinem Zimmer ein, aus Angst, seine Mutter mit dem HIV Virus anzustecken, wodurch er wiederherum seine Mutter zu einer Verzweiflungstat treibt. Der andere, Shuya, zeigt sich von Moriguchis Drohung unbeeindruckt, hat jedoch nicht mit dem Mobbing seiner Mitschüler gerechnet, die auch jene mobben, die Shuya in Ruhe lassen, was sogar so weit geht, dass sie eine Mitschülerin zwingen, Shuya zu küssen - was eine Infizierung mit dem AIDS-Virus nach sich ziehen könnte.
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Zwischendurch wird immer wieder aus der Sicht von verschiedenen Charakteren erzählt (die titelgebenden "Geständnisse"), welche Probleme sie haben und warum sie so geworden sind, wie sie sind. Besonders die Figur des Shuya Watanabe ist wohl die interessanteste im ganzen Film, vermutlich weil man von ihm den größten Einblick bekommt. Eigentlich eine tragische Figur, versucht er durch radikale Handlungen Aufmerksamkeit durch seine Mutter zu bekommen, was ihm jedoch schließlich zum Verhängnis wird.
Mehr will ich auch gar nicht verraten, außer dass mich dieser Film dank dem Twist am Ende geflasht und mitgerissen hat und dass ich nichts anderes tun kann, als diesen Film in höchsten Tönen zu loben und weiterzuempfehlen.


9 / 10 Punkte

Dienstag, 14. Mai 2013

Neon Genesis Evangelion: The End of Evangelion [1997]


Bereits das Ende des von mir geliebten Animes "Neon Genesis Evangelion" gab mir Rätsel auf; die letzten beiden Folgen waren wirr und mit vielen psychologischen Analysen vollgestopft, aber auch extrem gut gemacht, sodass ich das Gefühl hatte, eine solch geniale Serie hätte kein besseres Ende verdient. 

In Japan waren viele Fans aber anderer Meinung, sodass sich der Macher der Serie, Hideaki Anno dazu entschloss, ein alternatives Ende der Serie als Film herauszubringen. "The End of Evangelion" erschien zwei Jahre nach der Serie, die nach Kaworus Tod und der Reise durch Shinjis Gedankenwelt und Innerstes endete und mit "The End of Evangelion" fortgeführt wird. SEELE erklärt NERV den Krieg und beginnt, das NERV-Hauptquartier zu stürmen, mit dem Ziel, die EVAs und deren Piloten zu eliminieren. Deren Rettung ist jetzt natürlich oberste Priorität und Misato macht sich als gute Ersatzmutter natürlich sofort auf die Suche nach den Piloten. 

Aber was rede ich denn: Der eigentliche Kern des Filmes besteht aus den letzten 40 Minuten, die durch Hideaki Annos Wirken wieder einmal unglaublich wirr, krank, symbolisch, kryptisch und psychologisch tiefgründig wurden. Da fällt es nicht einmal auf, dass EVA-01 und Shinji in seinem Inneren schließlich sogar als Baum des Lebens fungiert - das bemerkenswerte daran ist, dass einem das bei all den verrückten Sachen gar nicht mehr so stark auffällt. Aber trotzdem kann man Anno nichts vorwerfen, denn dieser 40-minütiger Trip ist einfach nur der Wahnsinn und ließ mich den ganzen Tag lang an nichts anderes mehr denken. Shinji, der mit seinen toten Freunden redet, über sein sinnloses und trostloses Leben philosophiert; Gendo, der im Moment seines Todes endlich seine verstorbene Frau Yui wieder trifft und gesteht, dass er Shinji nicht lieben konnte, weil er keine Liebe mehr an sich heranlassen wollte. Asuka, die im Inneren von EVA-02 aus ihrem katatonischen Zustand erwachte und in einem actiongeladenen Kampf den feindlichen EVAs den Kampf ansagt. Kurz: Ein Fest für jeden NGE-Fan.

9 / 10 Punkte

Mittwoch, 8. Mai 2013

The Big Lebowski [1998]

 
"The Big Lebowski" ist wohl einer der größten Kultfilme unserer Zeit. Wer kennt wohl nicht den Dude, seine legendäre Vorliebe für White Russians oder seinen verrückten Freund Walter Sobchak? Auch ich hab mir vor ein paar Jahren diesen Film zu Gemüte geführt und kam zu dem Punkt, dass die Coen-Brüder und ich wohl nie Freunde würden. Ich empfand den Film als zu platt und konnte nichts Besonderes daran erkennen, was der Rest der Welt im Gegensatz zu mir zu verstehen schien.

Mittlerweile habe ich die Coen-Brüder lieben gelernt und dachte mir, dass ich auch "The Big Lebowski" eine zweite Chance geben könnte. Die große Faszination und Hysterie um den Film kann ich leider noch immer nicht zu hundert Prozent nachvollziehen, da "The Big Lebowski" oft einen Humor bedient, den ich leider nicht besitze. Aber natürlich bietet dieser tolle Film auch einige Lacher und intelligente Dialoge, was von einem Coen-Film natürlich nicht anders zu erwarten war.

Alleine schon das Aussehen und Gebären des Dude, dem ewigen Herumgammler, dessen ganzer Lebensinhalt aus Bowling und faulenzen zu bestehen scheint, genial dargestellt von Jeff Bridges - zu Recht eine Kultfigur, die mit zahlreichen Zitaten aufwarten kann. Sein Freund Walter Sobchak, nicht minder genial durch John Goodman verkörpert, der immer irgendwie alles auf den Vietnamkrieg zurückführen kann und auch gerne zu härteren Maßnahmen greift und damit alles verzwickter macht, als es ohnehin schon ist. Und dann ist da noch Donny, eine unscheinbare Nebenfigur, aber witzig verkörpert von Steve Buscemi; Donny, der nie aufpasst, immer nachfragen muss und schließlich durch Walter mit einem "Klappe, Donny!" zum Verstummen gebracht wird. 

Dazu die aberwitzige Handlung, die immer komischer wird, je länger der Film dauert; Walklänge, Jesus (die beste Szene im ganzen Film, ich liebe sie!), ein vollgepisster Teppich, ein angemalter Zeh, Brandt (genial: Philip Seymour Hoffman), White Russians, eine nackte Feministin und geldgierige Nihilisten. Kein Coen-Film war so komisch wie dieser hier. Und doch frage ich mich selbst, wieso ich ihn nicht besser finden konnte. Schade eigentlich.

Geboren am 4. Juli [1989]


"Geboren am 4. Juli" ist ein Teil von Oliver Stones Vietnam-Trilogie und ein Antikriegsfilm, der viele Verfechter des Krieges aufschreien ließ. Während "Coming Home" aus den 70ern lediglich der verwaschene Prototyp mit einer Lovestory war, traute sich Stone zehn Jahre später schon etwas mehr und beschrieb mit seinem Film den Werdegang des realen Ron Kovic. 
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Schon seit seiner Kindheit wurde ihm beigebracht, dass es etwas Gutes und Heroisches sei, wie sein Vater für das Heimatland und gegen den Kommunismus im Krieg zu kämpfen. Als sich der Vietnamkrieg nähert, meldet sich Kovic freiwillig zum Kriegsdienst und verliert nicht seinen unerschütterlichen Glauben in die Aktivitäten der USA in Südostasien; auch nicht, nachdem eine Kugel dafür sorgte, dass er für den Rest seines Lebens im Rollstuhl verbringen muss. Doch mit der Zeit bringt ihn seine Verbitterung über seine Behinderung die Klarheit, dass der Vietnamkrieg etwas Falsches ist und setzt sich aktiv dagegen ein.  
Ron Kovic, der gemeinsam mit Oliver Stone das Drehbuch basierend auf seiner Autobiographie verfasste, ist sogar heute noch ein bekennender Friedensaktivist. Seine Lebensgeschichte berührt und kann mit einem tollen Tom Cruise in der Hauptrolle und Willem Dafoe in einer leider ziemlich überflüssigen Nebenrolle aufwarten. Was mir jedoch an diesem Film so gefallen hat, ist die Tatsache, dass man sich getraut hat, die Schrecken des Krieges, die schlimmen Zustände in den Krankenhäusern zuhause in den USA, und die Schwierigkeit, sich wieder in die Gesellschaft einzugliedern, ob querschnittgelähmt oder nicht, glaubwürdig und realistisch zu beschreiben. 
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Das Ende ist mir jedoch ein bisschen "too much" - aber da es ein US-amerikanischer Film ist, völlig verständlich.

7 / 10 Punkte

Magnolia [1999]


Vor seinem Epos "There will be Blood" wurde "Magnolia" als Paul Thomas Andersons Magnum Opus bezeichnet, also nicht nur den besten Film in seiner Filmographie, sondern auch einen der bedeutendsten Filme der späten 90er Jahre. Er perfektionierte das, was damals noch nicht ausgelutscht war; er präsentierte eine Story mit zig verschiedenen Charakteren, die im Laufe der Geschichte alle irgendwie miteinander verknüpft sind. Normalerweise kann ich solchen Filmen nicht viel abgewinnen, aber nach den ganzen Lobpreisungen bin ich neugierig geworden. 

Auch mit dem Regisseur an sich hatte ich bisher noch nicht viel zu tun gehabt. "There will be Blood" ist für mich nach wie vor ein großer Langweiler und "Punch-Drunk Love" war zwar sehr niedlich, aber nicht unbedingt ein Meisterwerk. Auch die epische Länge von 188 Minuten war abschreckend, um einen weiteren Negativfaktor zu nennen. Aber wenn der Film gut ist, ist die Länge doch egal, oder? 

Ja, das ist es. "Magnolia" ist zu Beginn zwar etwas verwirrend, weil man soviel erzählt wird und verschiedene Personen vorgestellt werden, sodass man etwas braucht, um sich in die Handlung hineinzufinden. Denn: Im Endeffekt haben wirklich alle miteinander etwas zu tun und es ist spannend, dem Weg der vielen Charaktere zu folgen. Die Beziehungen unter den Personen baut sich erst nach und nach auf und wird zum Schluss hin immer kryptischer, weshalb ich auch nicht schlecht staunte, als plötzlich Frösche vom Himmel fielen. Und fallen ist hier das falsche Wort; es regnete buchstäblich Frösche. Anderson scheute sich auch nicht davor, Bibelzitate mit in den Film einzubeziehen.

Die Story ist zwar lang, braucht aber diese Zeit, um sich mit allen wirklich gut geschriebenen Charakteren zu befassen. Und dieser Cast lässt einen Filmfreund vor Freude tanzen: Philip Seymour Hoffman, Julianne Moore, Tom Cruise, John C. Reilly, Jason Robards, William H. Macy... Sie alle tragen ihren Teil dazu bei, diesen Film nicht nur episch, sondern außergewöhnlich zu machen. Ebenfalls positiv hervorzuheben ist der Soundtrack von Aimee Mann, der besonders in der wunderbaren Szene hervorsticht, in der plötzlich die Personen im Film zum Singen anfangen - völlig aus der Szenerie gerissen, aber wunderschön. Hat mich wirklich umgehauen. 

8 / 10 Punkte

Freitag, 3. Mai 2013

Side Effects [2013]


Vor einiger Zeit ließ der Regisseur Steven Soderbergh verlauten, dass er mit "Side Effects" nur noch einen Film drehen und sich danach komplett aus dem Filmgeschäft zurückziehen möchte, um sich TV-Produktionen zu widmen. Und mit seinem letzten Film bin ich auch vollauf zufrieden und war doch positiv überrascht, als ich ihn in der Sneak Preview zu sehen bekam. 

Man kann "Side Effects" ruhig als Pharma-Thriller bezeichnen, denn Medikamente spielen in diesem Film eine große Rolle. Worum geht's? Emilys Mann kommt nach einigen Jahren wieder aus dem Gefängnis heraus, doch Emily hat dennoch nach wie vor mit Depressionen zu kämpfen. Nach einem Selbstmordversuch lernt sie im Krankenhaus den ehrgeizigen Psychiater Jonathan Banks kennen, dem sie verspricht, regelmäßig zu treffen, um einem stationären Aufenthalt in einer Klinik vorzubeugen. Gleichzeitig erhält Dr. Banks das Angebot, ein neuartiges Medikament zu testen und beschließt, es bei Emily anzuwenden. Diese erhält ihre einstige Lebensfreude zurück, jedoch beginnt sie schlafzuwandeln, was sich als Problem herausstellt, als sie dabei ihren Mann tötet. Als sie die Tat bestreitet, fällt die Schuld auf ihren Psychiater Dr. Jonathan Banks, der ihr die Medikamente verschrieben hatte, die schließlich für Emilys Zustand verantwortlich waren. 



Spätestens hier nimmt der stellenweise sehr ruhige und fast schon zähe Film langsam an Fahrt auf und weiß mit vielen Wendungen zu punkten. Diese sind zwar ein bisschen vorhersehbar, tut der Spannung aber keinen Abbruch. Der Film treibt seine Psychospielchen auch mit dem Zuschauer, sodass man irgendwann gar nicht mehr so richtig weiß, wer jetzt wen hereingelegt hat und wer eigentlich der Böse ist. Ist es Emily? Oder etwa doch Dr. Banks? Und was hat es mit der sexy (aber überflüssigen) Psychiaterin Dr. Siebert auf sich? Ist alles nur eine Lüge? Und was hat es mit den mysteriösen Pillen auf sich, die Dr. Banks' Leben zu zerstören drohen? Ich weiß es nicht. Was ich weiß, ist, dass der Film leider etwas länger braucht, um in die Puschen zu kommen und wirkt teilweise zu depressiv, wenn man nur Emily zuschaut, wie sie mit leerem Blick herumläuft. Lebhafter wird das Ganze, wenn Dr. Banks auftaucht und sowieso, sobald Emily ihren Gatten tötet und die Verschwörung ihren Lauf nimmt. Ab da gibt es eigentlich so gut wie gar keine Längen mehr. 

Aber auch ein Film mit einer interessanten Handlung wäre nichts ohne seine Darsteller. Rooney Mara, die vor zwei Jahren noch für ihre Darstellung der Lisbeth Salander in Verblendung für den Oscar nominiert wurde, zeigt uns hier eine tolle Leistung. Den ganzen Film fast schon lethargisch, ist es umso verstörender, als man sie am Schluss sieht, wie sie wirklich ist. Jude Law (den ich sowieso sehr gerne mag) zeigte hier einmal mehr, wieso er einer der ganz Großen ist: Er spielt den fürsorglichen Dr. Banks, der einer Verschwörung auf der Spur ist und sogar ein richtiges Arschloch sein kann, um seine Ehre wiederzuerlangen. Channing Tatum als getöteter Ehemann spielt war nur eine kleine Rolle, war zum ersten Mal aber kein Fremdschämfaktor, und das ist eine Leistung, die für sich spricht. Ach ja, und Catherine Zeta-Jones spielt die verruchte Dr. Siebert, aber die ziemlich überflüssig war für meinen Geschmack, aber den Jungs im Kinosaal dürften Gefallen an ihr gefunden haben.

7 / 10 Punkte

Mittwoch, 1. Mai 2013

Coming Home - Sie kehren heim [1978]


Fünf Jahre, nachdem sich die USA aus dem umstrittenen Vietnamkrieg zurückgezogen und große Verluste erlitten hatte, war Hollywood dazu bereit, sich kritisch mit dem Thema auseinanderzusetzen, das sogar heute noch genug Streitmaterial bietet. "Coming Home" unterscheidet sich auch insofern von den anderen gängigen Vietnamfilmen, weil keine einzige Kampfhandlung gezeigt wird. Vorrangig geht es um Sally, deren Mann als Marine in den Krieg ziehen muss und sich dazu entschließt, ehrenamtlich in einem Krankenhaus für Kriegsinvalide zu arbeiten. Dort trifft sie auf den Kriegsveteran Luke, den sie aus der Schule kennt, jetzt aber aufgrund einer Verletzung querschnittsgelähmt und an den Rollstuhl gebunden ist.

Hauptsächlich geht es im Film um die Beziehung der beiden, die sich langsam zu einer Liebesbeziehung entwickelt, obwohl Sally eigentlich verheiratet ist. Das ist für mich Höhepunkt des Filmes - die Zeit, die die beiden miteinander in Freundschaft verbringen und schließlich doch ein bisschen mehr tun, als nur Freunde zu sein. Und ständig ist dieses Beil, das über ihnen hängt, die Schrecken des Krieges, und der Ehemann, der früher oder später nach Hause kommen und ihrer glücklichen Zeit ein Ende setzen wird. 
Luke zu sehen, versetzt dem Zuschauer einen Stich ins Herz, wenn er zu Beginn nur mit seinem Bett herumfahren kann und nichts macht, als den Krieg, und jeden, der sich dafür einsetzt, zu verdammen. Aber die Beziehung zu Sally macht ihn glücklich und er beginnt, sich für das Ende des Krieges einzusetzen

Dieser Film spiegelt zu großen Teilen Jane Fondas kritischer Einstellung gegenüber dem Vietnamkrieg wider, die die Hauptrolle der Sally spielte. Ihr Kollege Jon Voight wurde für seine Darstellung des Luke mit dem Oscar ausgezeichnet. Ich persönlich war von seiner Leistung zwar nicht gerade begeistert, aber das ist wohl Geschmackssache. Dafür, dass er den Vietnamkrieg einmal kritisch betrachtet hatte, bekommt "Coming Home" von mir einen Bonus. Aber der Film an sich konnte mich nur bedingt begeistern, obgleich des lobenswerten Einsatzes von bekannten 60er Songs, die ein schönes Retrofeeling erzeugen.

6 / 10 Punkte