Montag, 9. Juli 2012

Midnight in Paris [2011]


Midnight in Paris, ein kleiner filmischer Spaziergang durch das Paris des 21. Jahrhunderts bzw. der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Eine Liebeserklärung an die Stadt der Liebe und Romantik. Und gerade dieser Ort wird dem zukünftigen Ehepaar Gil und Inez zum Verhängnis; während Inez keine Augen für die Schönheit der Stadt zu haben scheint, ist Gil völlig hin und weg und überlegt sogar, nach der Hochzeit nach Paris zu ziehen. 

Inez ist davon jedoch ganz und gar nicht begeistert und auch ihre Eltern halten Gil für einen Spinner, den sie nur akzeptieren, weil sich Inez bewusst für ihn entschieden hat. Und als das Ehepaar auch noch zufällig auf Inez' früheren Studienkollegen und dessen Frau treffen und sich dieser mit seinem Pseudo-Wissen Punkte bei Inez sammelt, hat Gil endgültig genug und kapselt sich eines Nachts von der Gruppe ab, um einen Spaziergang durch Paris zu machen. 

Als er sich zu Mitternacht auf eine Treppe setzt, weil er sich verlaufen hat, hält plötzlich ein Oldtimer an, die Insassen fordern in wild gestikulierend auf, sich ins Auto zu setzen. Und ehe es sich Gil versieht, befindet er sich im Paris der 20er Jahre wieder, einer Epoche, in der er gerne leben würde. Er glaubt seinen Augen nicht: Er trifft sämtliche berühmte von ihm bewunderte Persönlichkeiten wie die Fitzgeralds, Pablo Picasso, Salvador Dali oder Ernest Hemmingway. Es ist wie im Paradies, sodass ihm die Gegenwart mit seiner Verlobten, für die er immer weniger zu empfinden scheint, verhasst ist und er es nicht erwarten kann, um Mitternacht ins Auto zu steigen. 
Doch mit der Zeit wird ihm klar, dass er sich ins 20. Jahrhundert zurücksehnte, weil ihn die Gegenwart langweilt und mit Unzufriedenheit füllt und er denkt, zu einer anderen Zeit würde es besser laufen. Flucht in eine andere Welt ist der falsche Weg, man muss lernen, sich in der verhassten Gegenwart zurechtzufinden. Eine kleine, aber feine Lebensweisheit, die hier sehr schön eingebaut wurde.

Für mich ist "Midnight in Paris" der am leichtesten zugängliche Film von Woody Allen, was nicht nur an der interessanten Thematik, aber auch vor allem an dem grandiosen Cast liegt. Owen Wilson zeigt wie in Wes Andersons Filmen, dass er mehr kann, als in zweitklassigen Komödien mitzuwirken und er trägt den Film sehr gut. Seine Darstellung des Gil ist unaufdringlich und absolut natürlich. 
In weiteren Nebenrollen können wir Rachel McAdams als nervige Verlobte, Marion Cotillard als die bezaubernde Adriana, Tom Hiddleston (der Loki aus "Thor") als F. Scott Fitzgerald, Adrien Brody als Salvador Dali (leider in einer viel zu kleinen Nebenrolle) und Kathy Bates als Gertrude Stein bewundern, die alle ihren kleinen Platz in diesem wunderbaren Film finden. Von den einen oder anderen hätte ich mir mehr Präsenz gewünscht, aber so lag das Hauptaugenmerk auf Gil und seinem Problem, wen er mehr liebt: Inez in der Gegenwart oder Adriana in der verlockenden Vergangenheit?

 
Originaltitel: Midnight in Paris
Erscheinungsjahr: 2011
Regisseur: Woody Allen

Darsteller: Owen Wilson, Marie Cotillard, Adrien Brody

Laufzeit: 94 Minuten

Originalsprache: Englisch

Altersfreigabe: FSK 0