Freitag, 13. Juli 2012

Cosmopolis [2012]

 
Mein erster Cronenberg, und er hat es mir wirklich nicht einfach gemacht. "Cosmopolis" ist ein Film, der zurzeit die Zuschauer spaltet. Viele verlassen den Saal bereits nach den ersten paar Minuten, als ihnen klar wurde, dass dieser Film alles andere als ein Vergnügen ist. Die anderen bleiben sitzen, ein paar sind von den Dialogen fasziniert und die anderen wissen nicht, ob sie sitzen bleiben oder gehen sollen.
Zu letzterer Gruppe zähle ich mich, denn einerseits habe ich mich teilweise sehr gelangweilt, aber irgendwie wollte ich doch wissen, wie es weitergeht. 
Wie ich bereits geschrieben habe, macht es "Cosmopolis" dem Zuschauer wirklich nicht leicht, denn es gibt keine Einleitung. Man wird einfach in die Szenerie geworfen, es treten unbekannte Personen auf, die kommen und gehen, ohne dass sie vorgestellt werden. Man muss sich alles mühsam aus den Dialogen herauspicken. Und die Dialoge sind lange und meistens drehen sich die Gespräche um Spekulationsgeschäfte und tiefgründige Themen wie etwa die Sterblichkeit eines Einzelnen oder Philosophie. Man bekommt wirklich nichts erklärt, man erfährt nur, dass sich die Hauptfigur, der Multimilliardär Eric Packer auf dem Weg zu seinem Frisör macht. Dabei spielen sich ungefähr 80% des Films in seiner schalldichten und gepanzerten Limousine ab, was ebenfalls sehr ermüdend sein kann. Dazu kommt, dass sich die Limousine nur im Schritttempo durch die Stadt bewegt, da sich zur selben Zeit der amerikanische Präsident anwesend ist und ganze Straßenzüge gesperrt wurden. Und manchmal überkommt es ihn, dass er einfach aus seinem Gefährt aussteigt und sich spontan mit seiner Frau trifft, die sich ebenfalls nichts zu sagen haben.

Mit seinen Mitarbeitern und Beratern spricht er meistens über die steigenden Kurse der chinesischen Währung, die Packer nicht voraussehen konnte und deshalb Angst hat, alles zu verlieren. Dieser Umstand lässt ihn wohl gegen Ende des Filmes etwas aufdrehen, denn plötzlich tötet er mit einer Waffe seinen Bodyguard - eine Entscheidung, die unvorhersehbar kam und mir total unverständlich ist. Eine Person will nämlich seinen Tod, wieso erschießt er dann seinen Beschützer?
Auch das Ende ist nur ein Dialog, aber dafür sein sehr guter, der die Benotung dieses Filmes etwas anhob. Benno Levin, ein ehemaliger Berater von ihm, möchte seinen Tod, um "etwas vorweisen zu können", wie er sagt. Er handelt scheinbar nicht aus persönlichen Motiven, nur hatte er sich eine einflussreiche Person zum Töten ausgesucht und scheinbar zufällig Packer auserwählt. Dieser möchte sich ihm stellen und sucht ihn in seiner Wohnung auf, wo die beiden ein langes Gespräch führen, das abrupt endet. Ein richtiges Ende? Fehlanzeige.

Robert Pattinson spielt den Multimilliardär, die scheinbar einzig echte Person in diesem Film, während die anderen einfach nur Schachfiguren sind, die kommen und gehen. Packer ist ein Eisblock, scheinbar ohne jeglichen positiven Empfindungen. Was für ihn zählt ist Sex und Geld. Und Pattinson schafft es perfekt, diese kalte Person darzustellen. Um ihn darzustellen reicht es völlig aus, mit unbeweglicher Miene in der Limousine zu sitzen und sich ab un zu einen Drink zu genehmigen. Und diese Aufgabe meistert er wirklich gut, ich könnte mir keinen besserern Darsteller dafür vorstellen.
Ich gebe zu, mich hat der Film eher ratlos zurückgelassen, aber zumindest blieb er danach für mehrere Tage in meinem Gedächtnis.

 
Originaltitel: Cosmopolis
Erscheinungsjahr: 2012
Regisseur: David Cronenberg
Darsteller: Robert Pattinson, Paul Giamatti
Laufzeit: 113 Minuten
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 12