Donnerstag, 12. Juli 2012

Jane Eyre [2011]


Zuallererst muss ich etwas klarstellen: Ich liebe Literaturverfilmungen, die im 18. und 19. Jahrhundert spielen. Dabei muss ich die Bücher nicht unbedingt gelesen haben, aber mich fasziniert doch das damalige Verständnis der Frau, sich nicht durch Taten hervorzutun, sondern mit klugen Kommentaren und viel Selbstvertrauen ihr Geschick zu leiten. Natürlich entspricht das kaum den damaligen Gepflogenheiten, aber in den Romanen konnten die Autorinnen die Figuren erschaffen, die sie gerne gewesen wären. Darum gibt es heute eine selbstbewusste Elizabeth Bennett, die sich weigert, den von ihren Eltern ausgesuchten Mann zu ehelichen.
Oder aber auch Jane Eyre, die ihren Gutsherren zwar liebt, aber ihr Gesicht wahren möchte und ihren eigenen Weg geht. Aber fangen wir von vorne an...

Jane Eyre ist Vollwaise und wird von ihrer Tante, einer kaltherzigen Person, in ein Internat gesteckt, wo körperliche und seelische Züchtigungen an der Tagesordnung stehen und sie wenig Liebe erfährt. Mit Eintritt in das Erwachsenenalter sucht sie sich eine Arbeit als Gouvernante bei Mr. Rochester, der augenblicklich ein unsichtbares Band zwischen ihnen spürt. Es dauert nicht lange, bis er ihr immer wieder den Hof macht, ihr sagt, wie sehr sie ihn fasziniere und dass einen Seelenverwandten in ihr sehe.
Jane kann sich lange erfolgreich zur Wehr setzen und selbstbewusst ihre Frau stehen, doch als ihr Edward Rochester eines Tages aus heiterem Himmel einen Heiratsantrag macht, sagt sie doch zu. Doch dann überstürzen sich die Ereignisse... Auf die ich leider nicht eingehen kann, ohne den Rest des Filmes zu spoilern.

Jane Eyre ist, wie es damals üblich war, sehr still und gibt ihre Meinung nur preis, wenn ausdrücklich danach verlangt wird. Doch sie ist auch sehr selbstbewusst und weiß, was sie will, was sich an den Abfuhren zeigt, die sie ihrem Herren anfänglich erteilt. Rochester wird dadurch nicht ermutigt, im Gegenteil. Er versucht, einen Zugang zu ihr zu finden und ihr Herz zu erobern. Aber für all jene, die jetzt eine schmalzige Liebesgeschichte erwarten; ihr sucht vergeblich. Nur am Rande handelt sie von der Liebe, die jedoch immer unerfüllt bleibt und man muss mit niederen Gefühlen wie Hass, Trauer und Wut vorlieb nehmen. 

Mia Wasikowska spielte die Hauptrolle der Jane Eyre, und meine Meinung ist gespalten. Fand ich sie in den meisten Szenen einfach zu unauffällig (was einfach daran liegen kann, dass Frauen damals wenig zu sagen hatten), spielte sie in anderen Szenen wieder ungewohnt stark und sehr überzeugend. 
Michael Fassbender spielte den gutaussehenden, aber mit einem dunklen Geheimnis umgebenden und oft sehr schroffen Edward Rochester, der sich Hals über Kopf in eine Frau von niederer Geburt verliebt. Seine Leistung ist mit die beste, es scheint so, als könne dieser Mann wirklich jede Rolle spielen, die ihm angeboten wird. Es ist immer wieder ein Genuss, diesem Mann beim Schauspiel zuzusehen.

 
Originaltitel: Jane Eyre
Erscheinungsjahr: 2011
Regisseur: Cary Fukunaga
Darsteller: Michael Fassbender, Mia Wasikowska, Judi Dench
Laufzeit: 120 Minuten
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 12