Montag, 30. Juli 2012

The Man who wasn't there [2001]


Angenommen mir stellt jemand die Frage: "Was ist dein Lieblingsfilm von den Coen-Brüdern?", müsste ich nicht lange überlegen und mich für "The Man who wasn't there" entscheiden. Vermutlich liegt es daran, weil er ein sehr ungewöhnlicher Coen-Film ist. Wo normalerweise skurrile Handlungen und Figuren vorherrschen und immer etwas Lustiges passieren muss, ist an "The Man who wasn't there" überhaupt nichts lustig. Im Jahr 2001 haben sie einen Film geschaffen, der stark an die Noir-Filme der 40er Jahre erinnert und als Hommage verstanden werden darf.

"The Man who wasn't there" kommt sehr gut ohne das gewöhnliche Coen-Kasperltheater aus. Das Bild ist in schwarz-weiß gehalten, Hintergrundmusik wird nur spärlich eingesetzt, das selbe gilt für Mimiken und Ausdrücke. Dies verstärkt das Gefühl der Langeweile und Hoffnungslosigkeit, das Ed Crane beschleicht und auch das zentrale Thema darstellt. Ed Crane, hervorragend von Billy Bob Thornton dargestellt, ist ein Frisör und macht die Arbeit einfach, weil sie zu tun ist und nicht weil er sich etwa dafür interessiert. Er ist ein einfacher Mann, der sich mit wenig zufrieden gibt - bis er eines Tages einem Geschäftsmann begegnet und die folgenschwere Entscheidung trifft, ihn finanziell zu unterstützen, indem er den Chef seiner Frau erpresst, der mit ihr ein Verhältnis hat. Eine folgenschwere Entscheidung die, in bester Noir-Manier, zu seinem privaten Ruin und sogar bis zum Tod führt.

Ich finde, dass es etwas schwierig ist, in den Film hineinzufinden, was natürlich am schwarz-weißen Bild und der langsamen Gangart liegt. Es passiert nicht viel und man bekommt viele Szenen aus Ed Cranes Leben gezeigt, wie er sein bescheidenes Leben lebt: Beim Haareschneiden, als Gastgeber, beim Zigaretten rauchen und schließlich bei seinem letzten Gang zum elektrischen Stuhl. Die Geschichte eines Pechvogels, der seinem monotonen Leben entkommen wollte und sich dadurch in das Abseits manövrierte und zugleich wohl der beste und auch verkannteste Film der Coen-Brüder.


Bewertung: 9 Punkte

The Man who wasn't there | US 2001 | Ethan und Joel Coen | Billy Bob Thornton, Frances MacDormand, James Gandolfini | 116 Minuten | FSK 12

Dienstag, 24. Juli 2012

Merida - Legende der Highlands [2012]


Schon im Vorfeld hatte mich der Trailer neugierig gemacht. Nicht nur die Animationen (vor allem die ihrer Haare) sahen toll aus, auch die Geschichte an sich klang schon vielversprechend. Merida ist zwar eine Prinzessin, aber mehr Junge als Mädchen, denn schon von Kindesbeinen an benimmt sie sich alles andere wie eine Dame. Sie lässt ihre Waffen herumliegen und ist nicht unbedingt für ihren Gehorsam bekannt und erinnerte mich dadurch ein bisschen an Arya Stark. Als ihre Eltern eines Tages verkünden, dass in Kürze drei Bewerber ankommen und in einem Turnier um ihre Hand kämpfen würden, ist sie wütend, denn sie will sich nicht vorschreiben lassen, wen sie heiraten muss. Doch genau das verlangt ihre Mutter von ihr: dass sie sich endlich wie eine Dame verhalten muss.
Nach einem Streit mit der Mutter verschlägt es Merida in den Wald, wo sie eine Hexe (Verzeihung, Holzschnitzerin) trifft, die ihr nicht nur ihre Kunstwerke aus Holz andrehen möchte, sondern auch immer für einen Zauber gut ist.
Und natürlich muss dieser Zauber furchtbar schief gehen und Meridas Mutter verwandelt sich in einen Bären, was für ordentlich Verwirrung im Schloss sorgt und Merida losziehen muss, um den Zauber zu brechen.

Der Beginn ist wirklich sehr stark, die Animationen ein Genuss, die Dialoge witzig, die Figuren herrlich durchgeknallt. Doch ab dem Punkt, an dem sich Meridas Mutter in einen Bären verwandelt, beginnt der Film zu stagnieren. Die Witze werden von nun an seltener und es geht nur noch um die Mutter und nicht um Merida, die eigentlich die Hauptperson ist und man von ihr  erschreckend wenig sieht. 
Was ich dem Film jedoch zugute halten muss sind die witzigen und schrulligen Charaktere, etwa Meridas Vater oder die drei Knalltüten, die man auserwählt hatte, um um Meridas Hand zu kämpfen. Die drei kleinen Brüder, die sich ebenfalls in zwanghaft süße Bärenbabys verwandeln sich höchstens nervig, wobei ich mit dieser Meinung scheinbar alleine dastehe.

Leider hat der Film noch ein Manko: Er versprach vom Trailer her etwas ganz anderes, als man im Endeffekt bekam. Ich hatte eine Abenteuergeschichte erwartet über eine Kriegerprinzessin, die sich gegen ihre Freier behauptet und allerlei Abenteuer in bester Disney-Manier erlebt. Aber nichts da, weilweise erinnerte mich der Film viel mehr an "Bärebrüder" als an eine selbstständige Geschichte. Zwar sehr unterhaltsam, aber dafür muss er viele Punkte einbüßen.

Bewertung: 7 Punkte

Brave | US 2012 | Mark Andrews, Brenda Chapman, Steve Purcell | Sprecher im Original: Kelly MacDonald, Billy Connolly, Emma Thompson | 94 Minuten | FSK 16

Sonntag, 22. Juli 2012

Der Schläfer [1973]


"Der Schläfer" ist Woody Allens Vorstellung von der Zukunft und den Überlegungen, was sich in der Zukunft verändern wird. In Woody Allens Zukunft wird Amerika von einem Regime regiert, das von einem Führer angeführt wird, ein Überwachungsstaat. Wer nicht passt, wird mit Gehirnwäsche gefügig gemacht. Gleichzeitig hat sich die Technologie enorm verbessert, nun gibt es Kugeln und Kabinen, die Sex und Selbstbefriedigung ersetzen. Dinge, die man heuzutage als ungesund ansieht, werden in der Zukunft als gesund empfunden. Alles ist futuristisch, von der sterilen weißen Einheitskleidung bis zu den schwebenden Autos.

Miles Monroe, Inhaber eines Restaurants und Mitglied einer Jazzband, wacht im Jahre 2173 von seiner Narkose auf. Eigentlich wollte er sich nur operativ einen Furunkel entfernen lassen, doch durch irgendein Missgeschick hatte er 200 Jahre geschlafen und findet sich in einer fremdem Zukunft wieder. Die Wissenschaftler, die ihn erweckt hatten, wollen von ihm, dass er sich dem Untergrund anschließt und den an der Macht stehenden Dikator stürzt. Bevor sich Miles daran machen kann, wird das Haus von Polizisten gestürmt und Miles kann entkommen. Hier beginnt eine kleine irrwitze Odyssee, die ihn von einer Fabrik für Roboterbutler direkt in das Haus von Luna verfrachtet, in die er sich prompt verliebt. 

Ich will jetzt nicht so tun als ob die Handlung noch so kompliziert wäre. Er schließt sich dem Untergrund an, tötet den Führer (oder vielmehr seine Nase) und kommt am Schluss mit Luna zusammen, Ende gut alles gut. Auch "Der Schläfer" wäre eine Schlaftablette geworden, wenn er nicht ab und zu mit Witzchen und lustigen Geschehnissen aufgefrischt worden wäre. Denkwürdig ist etwa die Episode, als sich Woody (Mein Fehler, Miles natürlich) als Roboterbutler ausgibt und einen Pudding zaubert, der sich selbstständig macht und mit Gewalt niedergeschlagen werden muss. Oder auch die Stelle, als sie "A Streetcar named Desire" nachspielen, um Miles' Erinnerung an seine Jugend im 20. Jahrhundert wachzuwecken. Woodys Gebären, als er Blanche DuBois imitiert, ist wirklich einmalig.

Die Musikuntermalung fand ich nicht sehr gelungen, da Jazzmusik einfach nicht mein Fall ist - Woody Allen hingegen scheint ein Fan davon zu sein. Auch dieser Film ist nicht unbedingt mit Tiefgang ausgestattet, was ich persönlich ziemlich vermisst habe. Denn eine Blödelszene jagt die nächste (was zugegeben manchmal sehr lustig sein kann), aber mich hat es dann doch nicht so überzeugt. 

Bewertung: 5 Punkte

Sleeper | US 1973 | Woody Allen | Woody Allen, Dieane Keaton | 89 Minuten | FSK 16


O Brother, where art thou? [2000]


Die Coen-Brüder und ich, wir werden uns wohl nie ganz warm werden. Während die meisten Filmliebhaber diese beiden Regiewunder vergöttern und jeden Film zum Kult erklären, kann ich meistens nichts mit ihren Filmen anfangen. Meistens sind sie mir einfach zu öde, dann wieder zu durchgeknallt oder ich verstehe ihren besonderen Humor einfach nicht. So etwa geschehen bei "The Big Lebowski", bei dem ich den großen Kult um die Figur des Dude nur zur Hälfte nachvollziehen kann. Bei "Burn After Reading" etwa fand ich den ganzen Film misslungen, von der tollen Besetzung mal abgesehen. Der Film hatte nichts Fesselndes, er war nur Schall und Rauch.

Dasselbe, wenn auch nicht ganz so drastisch, gilt auch für ihr Werk aus dem Jahr 2000, "O Brother, where art thou?". Der Film beinhaltet eine interessante Geschichte, die dann allerdings etwas schnarchig umgesetzt wurde. Die drei Häftlinge Everett, Pete und Delmar fliehen aus dem Gefängnis, die beiden letzteren eher unfreiwillig, da die drei mit Ketten verbunden sind. Everett behauptet, das Geld von einem misslungenen Überfall, wegen dem er eingebuchtet wurde, vergraben zu haben. Doch die 1,2 Millionen Dollar sind in Gefahr, denn es liegt an einer Stelle vergraben, die in vier Tagen überflutet werden soll. 
Mit diesem vagen Ziel machen sich die drei Männer auf den Weg, auf ihre Odyssee sozusagen. Und dabei treffen sie - wie es sich bei einem anständigen Roadtrip gehört - auf verschiedene Personen, nur dass diese durchgeknallter sind als bei "normalen" Filmen. An einer Kreuzung treffen sie auf einen farbigen Gitarrenspieler, der behauptet, seine Seele dem Teufel verkauft zu haben. Danach auf einen Blinden, der eine Radiostation leitet und sie für 10 Dollar in die "Dose" singen lässt (dabei werden die vier unbewusst zu Country-Stars). Sie machen Bekanntschaft mit drei hübschen Frauen am Wasser, dem Bankräuber George Nelson, dem betrügerischen Bibelverkäufer Big Dan und werden schließlich Zeugen eines Ku-Klux-Klan-Treffens. 


Zugegeben, "O Brother" ist noch eine der besseren Roadmovies, denn eigentlich wird man durch die verrückten Charaktere bei Laune gehalten und man fragt sich, wen die drei Knallköpfe als nächstes begegnen. Aber ich weiß es nicht, irgendetwas hat mich ziemlich kalt gelassen. Vielleicht liegt es an der unsympathischen Ausstrahlung von George Clooney (zumindest in diesem Film), oder mir ging die ewige Nörglerei von Pete (John Turturro) auf die Nerven. Klar, der Film ist nicht schlecht, aber leider überhaupt nicht mein Fall.

 
Originaltitel: O Brother, where art thou?

Erscheinungsjahr: 2000
Regisseur: Ethan und Joel Coen
Darsteller: George Clooney, John Turturro, John Goodman
Laufzeit: 102 Minuten
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 12

Mittwoch, 18. Juli 2012

Rum Diary [2011]

Offensichtlich hat der gute Herr Depp das Drehbuch zu diesem Film nur überflogen, wenn überhaupt, und blind zugesagt, anders kann ich mir dieses Fiasko nicht erklären. Denn "The Rum Diary" ist weder unterhaltend noch gesellschaftskritisch, sondern einfach nur langweilig. Klar, es werden dem Zuschauer bewegende Bilder von puerto-ricanischen Straßenkindern vorgesetzt, aber es passiert einfach nichts. Man sieht Johnny Depp und seinen versoffenen Freunden dabei zu, wie sie einen Rum nach dem anderen kippen, sich in versifften Bruchbuden herumtreiben und wie wohl schönste Frau des ganzen Filmes völlig unvorhersehbar ein Auge auf Mr. Depp wirft.
Paul Kemp, die Hauptfigur, kommt eigentlich nach Puerto Rico weil... Ja, warum eigentlich? Weil er sonst nirgends einen Job findet und dringend Geld braucht? Wahrscheinlich eher, weil man hier an jeder Ecke Rum finden kann, jeder konsumiert es, und das zu jeder Stunde des Tages. Jedenfalls findet er einen Job bei einer Tageszeitung, die mehr und mehr den Bach runtergeht und sich das Redaktionsteam sowieso nur aus Alkoholikern und Versagern zu bestehen scheint. Seine Tätigkeit für die Zeitung ist ein Witz, wenn er nicht alibimäßig ein bisschen auf seiner Schreibmaschine herumtippt, lässt er ein Glas Rum nach dem anderen in sich hineinlaufen. Eigentlich gäbe es ja eine Storyline (irgendetwas unheimlich Korruptes mit Hotels und einer bislang unbebauten Insel) aber diese wird so wenig konsequent erzählt, dass sie einem gänzlich am Allerwertesten vorbeigeht. Die Figuren bleiben allesamt blass, sogar die Hauptfigur, und das ist ein schlechtes Zeichen. Keinem einzigen ist es gelungen (oder hatte keine Lust dazu) seiner Figur wenigstens ein bisschen Leben einzuhauchen.
Und die leise Gesellschaftskritik, die Paul Kemp am Ende noch anbringt, ist einfach nur lächerlich. Den ganzen Film lang kümmert es ihn nicht und plötzlich will er auf die sozialen Missstände in Puerto Rico aufmerksam machen? Lachhaft. Ein schlechter Film, der vielen Fans der Romanvorlage sauer aufstoßen wird.

Bewertung: 3 Punkte
 
The Rum Diary | US 2011 | Bruce Robinson | Johnny Depp, Aaron Eckhart, Amber Heard | 119 Minuten | FSK 12
 
 

Freitag, 13. Juli 2012

Equilibrium [2002]


Der Film zeichnet ein dunkles Weltuntergangsszenario: Nach dem 3. Weltkrieg hat die Regierung beschlossen, jede Emotion und Gefühl gleichwelcher Art aus dem Leben der Menschen zu tilgen, da sie der Auslöser für Gewalt und gleichzeitig auch für Krieg sind.
Mehrmals am Tag müssen sich die Menschen eine Injektion des Mittels "Prozium" verabreichen, um so ihre Gefühle zu unterdrücken. Zwar gibt es noch Menschen, die sich bewusst für ein Leben mit Gefühlen entscheiden und das Prozium verweigern, doch diese werden als "Sinnestäter" gesucht und bei einer Festnahme mit dem Tode bestraft.
Um diese "Verbrecher" zu jagen wurde die Berufsgruppe der "Kleriker" erschaffen, deren Hauptaufgabe es ist, sämtliche Gegenstände, die Gefühle hervorrufen (Erinnerungsstücke, Bücher, Gemälde, Haustiere) zu zerstören und die Sinnestäter zu beseitigen.

Einer von ihnen ist John Preston, unsere Hauptfigur, der eines Tages durch eine Reihe von Zufällen seine tägliche Dosis nicht einnimmt und im Laufe der Handlung beginnt, Gefühle zu entwickeln. Als sie dabei sind, Sinnestäter zu verhaften, entdeckt er ein Versteck voller Gemälde, persönlichen Erinnerungstücken und einer bestimmten Schallplatte von Beethoven, die dazu führt, dass er beim Klang der Musik von seinen Gefühlen übermannt wird.
Gleichzeitig geschockt, eine Straftat zu begehen und auch von den neuen Erlebnissen fasziniert, verweigert er sich fortan dem Prozium und begibt sich damit aber in das Fadenkreuz seines Kollegen Brandt, der den Braten riecht und nur einen guten Zeitpunkt wartet, um Preston in die Falle laufen zu lassen.
 
Es ist wirklich ein unglücklicher Zufall, dass sich ausgerechnet John Preston, einer der ranghöchsten Kleriker, der Sinnestat strafbar macht. Ausgerechnet er, der seinen Lebensunterhalt damit bestreitet, den Menschen diese Schwäche auszutreiben und alles zu zerstören, was Gefühle hervorruft; ausgerechnet er verfällt ihnen und ist somit noch leichter zu entdecken.
Christian Bale hat damals schon gezeigt, dass er ein äußerst talentierter Schauspieler ist. Er kann den kaltblütigen Preston zu Beginn genauso überzeugend spielen wie seine "menschlichere" Ausgabe, obwohl mir letztere natürlich viel lieber ist.
Es gibt auch Kämpfe on mass, denn "Equilibrium" ist zweifelsohne auf der Matrix-Welle mitgeritten. Mir persönlich hat dieser Film positiv überrascht und ist somit einer der wenigen Actionfilme, die mir zusagen.

Bewertung: 7 Punkte
 
Equilibrium | US 2002 | Kurt Wimmer | Christian Bale, Sean Bean, Taye Diggs | 107 Minuten | FSK 16 

 

Beginners [2010]


"Beginners" ist nicht nur Mike Mills' neuestes Werk, es ist auch sein persönlichstes. Denn viele Dinge aus Mills' Leben finden in seinem zweiten Werk Platz: Beispielsweise die Parallelen zwischen dem Vater der Hauptfigur und seinen Neigungen oder aber auch die Arbeit der Hauptfigur.
In diesem Film geht es um Oliver, der vor kurzem seinen Vater verloren hat und deshalb noch trauert. Aber das allein ist nichts Außergewöhnliches, viel mehr war es sein Vater Hal. Denn dieser lebte zwar über vierzig Jahre lang mit Olivers Mutter zusammen, doch nach ihrem Tod offenbart er seinem Sohn, dass er eigentlich schwul ist und fortan seine Neigungen offen ausleben möchte.
Für Oliver zwar anfänglich ein Schock, doch als er sieht, dass Hal in seiner Beziehung mit einem jüngeren Mann aufblüht und glücklich scheint, ist er beruhigt. Doch eines Tages wird Krebs beim Vater diagnostiziert...

Der Film besteht genau genommen aus zwei Teilen: Zum ersten Hals Homosexualität und Leidensweg aus Olivers Sicht, zum anderen die Beziehung zwischen Oliver und der Französin Anna nach Hals Tod. Ich persönlich mag Mélanie Laurent nicht - ich mochte sie schon bei Inglourious Basterds nicht, weil sie einfach unnahbar und unfreundlich wirkte. In "Beginners" ist sie zwar netter, aber nicht unbedingt sympathischer. Ich hätte es viel interessanter gefunden, wenn es in erster Linie um Hal gegangen wäre und nicht um die meistens ziemilch öde Liebesgeschichte seines Sohnes.

In den Hauptrollen können wir Ewan McGregor als Sohn Oliver bewundern, denn der spielt gewohnt gut und wie immer sympathisch. Ich weiß nicht, ob es an mir liegt, aber ich bewerte generell einen Film besser, wenn Ewan McGregor eine wichtige Rolle spielt. Mélanie Laurent als Freundin hab ich eh schon abgehandelt. Christopher Plummer wurde für seine Rolle des Hal immerhin mit dem Oscar als bester Nebendarsteller ausgezeichnet, aber bei seiner geringen Spielzeit kann ich diese Entscheidung nicht unbedingt nachvollziehen. Es ist ähnlich wie bei Little Miss Sunshine, wo Alan Arkin ebenfalls einen Oscar bekam, obwohl er kaum vorkam.

Fazit: Hätte besser werden können, wenn er nicht so langatmig gewesen und etwas weniger Mélanie Laurent und Beziehungsgedöns gewesen wäre.

Der seltsame Fall des Benjamin Button [2008]


"Der seltsame Fall des Benjamin Button", ein Film bei dem sich die Geister scheiden. Die eine Hälfte findet, dass der Film den Oscar als bester Film verdient hätte und kann nicht verstehen, warum die andere Hälfte ihn einfach nur als langweilig empfindet.
Ich bilde da wohl die Ausnahme, denn ich kann beide Seiten verstehen denn das faszinierende und ungewöhnliche Leben des Benjamin Button ist wie das echte Leben: Manchmal aufregend, manchmal traurig, aber meistens belanglos und ohne große Vorkommnisse. 
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Und darin liegt der große Schwachpunkt des Filmes, denn ein Leben zu verfilmen (auch wenn es sich wie in diesem Fall um eine fiktive Person handelt), bedeutet ja auch, die weniger aufregenden Zeiten auf die Leinwand zu bringen und dabei das Kunststück zu meistern, die Zuschauer bei der Stange zu halten.
Aber gut, jetzt zum eigentlichen Film.
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Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt: Eine im Jahr 2005, als Mutter und Tochter im Krankenhaus sind und die Tochter der sterbenskranken Mutter aus dem Tagebuch von Benjamin Button vorliest. Benjamin Button wurde in der Nacht des Ende des 1. Weltriegs geboren, seine Mutter starb im Kindbett. Sein Vater nahm der Mutter das Versprechen ab, sich um das (noch) namenlose Kind zu sorgen, doch als er seinen Sohn erblickt, bekommt er einen Schock. Denn Benjamin ist ein ungewöhnliches Baby; die Haut verschrumpelt, er wirkt wie ein Greis, seine Augen sind durch den grauen Star beeinträchtigt. Aus Abscheu legt er das Baby und etwas Geld vor die Stufen eines Altersheims, wo ihn Queenie findet und sich sofort um Benjamin kümmert. Mit der Zeit stellt sich heraus, dass Benjamin Button rückwärts altert; je älter er wird, desto kräftiger und jünger wird er. Während die geliebten Menschen um ihn herum sterben, wird er eines Tages wieder zum Säugling werden und jede Erinnerung verlieren.
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An dieser Stelle könnte ich sagen, dass man den Schmerz spürt, den er bei diesem trostlosen Gedanken empfindet, aber ich kann es nicht. Obwohl er oft in der Ich-Form erzählt und wir alles erfahren, was sich in seinem Leben ereignet hat, wirkt die Person Benjamin an sich unnahbar und verschlossen. Sogar so verschlossen, dass dem Zuschauer den wichtigen Einblick in sein Innenleben verwehrt bleibt.
Zugegeben, die Liebesgeschichte zwischen ihm und Daisy, die ein ganzes Leben lang andauern wird, ist sehr berührend.

 
Originaltitel: The Curious Case of Benjamin Button
Erscheinungsjahr: 2008
Regisseur: David Fincher
Darsteller: Brad Pitt, Cate Blanchett, Tilda Swinton
Laufzeit: 166 Minuten
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 12

Cosmopolis [2012]

 
Mein erster Cronenberg, und er hat es mir wirklich nicht einfach gemacht. "Cosmopolis" ist ein Film, der zurzeit die Zuschauer spaltet. Viele verlassen den Saal bereits nach den ersten paar Minuten, als ihnen klar wurde, dass dieser Film alles andere als ein Vergnügen ist. Die anderen bleiben sitzen, ein paar sind von den Dialogen fasziniert und die anderen wissen nicht, ob sie sitzen bleiben oder gehen sollen.
Zu letzterer Gruppe zähle ich mich, denn einerseits habe ich mich teilweise sehr gelangweilt, aber irgendwie wollte ich doch wissen, wie es weitergeht. 
Wie ich bereits geschrieben habe, macht es "Cosmopolis" dem Zuschauer wirklich nicht leicht, denn es gibt keine Einleitung. Man wird einfach in die Szenerie geworfen, es treten unbekannte Personen auf, die kommen und gehen, ohne dass sie vorgestellt werden. Man muss sich alles mühsam aus den Dialogen herauspicken. Und die Dialoge sind lange und meistens drehen sich die Gespräche um Spekulationsgeschäfte und tiefgründige Themen wie etwa die Sterblichkeit eines Einzelnen oder Philosophie. Man bekommt wirklich nichts erklärt, man erfährt nur, dass sich die Hauptfigur, der Multimilliardär Eric Packer auf dem Weg zu seinem Frisör macht. Dabei spielen sich ungefähr 80% des Films in seiner schalldichten und gepanzerten Limousine ab, was ebenfalls sehr ermüdend sein kann. Dazu kommt, dass sich die Limousine nur im Schritttempo durch die Stadt bewegt, da sich zur selben Zeit der amerikanische Präsident anwesend ist und ganze Straßenzüge gesperrt wurden. Und manchmal überkommt es ihn, dass er einfach aus seinem Gefährt aussteigt und sich spontan mit seiner Frau trifft, die sich ebenfalls nichts zu sagen haben.

Mit seinen Mitarbeitern und Beratern spricht er meistens über die steigenden Kurse der chinesischen Währung, die Packer nicht voraussehen konnte und deshalb Angst hat, alles zu verlieren. Dieser Umstand lässt ihn wohl gegen Ende des Filmes etwas aufdrehen, denn plötzlich tötet er mit einer Waffe seinen Bodyguard - eine Entscheidung, die unvorhersehbar kam und mir total unverständlich ist. Eine Person will nämlich seinen Tod, wieso erschießt er dann seinen Beschützer?
Auch das Ende ist nur ein Dialog, aber dafür sein sehr guter, der die Benotung dieses Filmes etwas anhob. Benno Levin, ein ehemaliger Berater von ihm, möchte seinen Tod, um "etwas vorweisen zu können", wie er sagt. Er handelt scheinbar nicht aus persönlichen Motiven, nur hatte er sich eine einflussreiche Person zum Töten ausgesucht und scheinbar zufällig Packer auserwählt. Dieser möchte sich ihm stellen und sucht ihn in seiner Wohnung auf, wo die beiden ein langes Gespräch führen, das abrupt endet. Ein richtiges Ende? Fehlanzeige.

Robert Pattinson spielt den Multimilliardär, die scheinbar einzig echte Person in diesem Film, während die anderen einfach nur Schachfiguren sind, die kommen und gehen. Packer ist ein Eisblock, scheinbar ohne jeglichen positiven Empfindungen. Was für ihn zählt ist Sex und Geld. Und Pattinson schafft es perfekt, diese kalte Person darzustellen. Um ihn darzustellen reicht es völlig aus, mit unbeweglicher Miene in der Limousine zu sitzen und sich ab un zu einen Drink zu genehmigen. Und diese Aufgabe meistert er wirklich gut, ich könnte mir keinen besserern Darsteller dafür vorstellen.
Ich gebe zu, mich hat der Film eher ratlos zurückgelassen, aber zumindest blieb er danach für mehrere Tage in meinem Gedächtnis.

 
Originaltitel: Cosmopolis
Erscheinungsjahr: 2012
Regisseur: David Cronenberg
Darsteller: Robert Pattinson, Paul Giamatti
Laufzeit: 113 Minuten
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 12

Donnerstag, 12. Juli 2012

Jane Eyre [2011]


Zuallererst muss ich etwas klarstellen: Ich liebe Literaturverfilmungen, die im 18. und 19. Jahrhundert spielen. Dabei muss ich die Bücher nicht unbedingt gelesen haben, aber mich fasziniert doch das damalige Verständnis der Frau, sich nicht durch Taten hervorzutun, sondern mit klugen Kommentaren und viel Selbstvertrauen ihr Geschick zu leiten. Natürlich entspricht das kaum den damaligen Gepflogenheiten, aber in den Romanen konnten die Autorinnen die Figuren erschaffen, die sie gerne gewesen wären. Darum gibt es heute eine selbstbewusste Elizabeth Bennett, die sich weigert, den von ihren Eltern ausgesuchten Mann zu ehelichen.
Oder aber auch Jane Eyre, die ihren Gutsherren zwar liebt, aber ihr Gesicht wahren möchte und ihren eigenen Weg geht. Aber fangen wir von vorne an...

Jane Eyre ist Vollwaise und wird von ihrer Tante, einer kaltherzigen Person, in ein Internat gesteckt, wo körperliche und seelische Züchtigungen an der Tagesordnung stehen und sie wenig Liebe erfährt. Mit Eintritt in das Erwachsenenalter sucht sie sich eine Arbeit als Gouvernante bei Mr. Rochester, der augenblicklich ein unsichtbares Band zwischen ihnen spürt. Es dauert nicht lange, bis er ihr immer wieder den Hof macht, ihr sagt, wie sehr sie ihn fasziniere und dass einen Seelenverwandten in ihr sehe.
Jane kann sich lange erfolgreich zur Wehr setzen und selbstbewusst ihre Frau stehen, doch als ihr Edward Rochester eines Tages aus heiterem Himmel einen Heiratsantrag macht, sagt sie doch zu. Doch dann überstürzen sich die Ereignisse... Auf die ich leider nicht eingehen kann, ohne den Rest des Filmes zu spoilern.

Jane Eyre ist, wie es damals üblich war, sehr still und gibt ihre Meinung nur preis, wenn ausdrücklich danach verlangt wird. Doch sie ist auch sehr selbstbewusst und weiß, was sie will, was sich an den Abfuhren zeigt, die sie ihrem Herren anfänglich erteilt. Rochester wird dadurch nicht ermutigt, im Gegenteil. Er versucht, einen Zugang zu ihr zu finden und ihr Herz zu erobern. Aber für all jene, die jetzt eine schmalzige Liebesgeschichte erwarten; ihr sucht vergeblich. Nur am Rande handelt sie von der Liebe, die jedoch immer unerfüllt bleibt und man muss mit niederen Gefühlen wie Hass, Trauer und Wut vorlieb nehmen. 

Mia Wasikowska spielte die Hauptrolle der Jane Eyre, und meine Meinung ist gespalten. Fand ich sie in den meisten Szenen einfach zu unauffällig (was einfach daran liegen kann, dass Frauen damals wenig zu sagen hatten), spielte sie in anderen Szenen wieder ungewohnt stark und sehr überzeugend. 
Michael Fassbender spielte den gutaussehenden, aber mit einem dunklen Geheimnis umgebenden und oft sehr schroffen Edward Rochester, der sich Hals über Kopf in eine Frau von niederer Geburt verliebt. Seine Leistung ist mit die beste, es scheint so, als könne dieser Mann wirklich jede Rolle spielen, die ihm angeboten wird. Es ist immer wieder ein Genuss, diesem Mann beim Schauspiel zuzusehen.

 
Originaltitel: Jane Eyre
Erscheinungsjahr: 2011
Regisseur: Cary Fukunaga
Darsteller: Michael Fassbender, Mia Wasikowska, Judi Dench
Laufzeit: 120 Minuten
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 12

Mittwoch, 11. Juli 2012

Was Sie schon immer über Sex wissen wollten [1972]


Woody Allen, die zweite. Was Allen bei seinem Vorgänger meiner Meinung nach noch fehlte, hat er hier ausgereift und damit einen besseren und lustigeren Film geschaffen. Vielleicht liegt es auch daran, dass "Was Sie schon immer über Sex wissen wollten" im Grunde ein Episodenfilm ist, deren Geschehen nichts miteinander zu tun haben, nur insofern, dass sie alle "Sex" als Thema haben. 

Während Allen im Vorgänger "Bananas" nur eine fadenscheinige Handlung, geschmückt mit allerlei Slapstickhumor gefüllt vorzeigen konnte, ist dieser Film in mehrere Episoden verteilt, was das Filmerlebnis viel kurzweiliger macht.
Der Film besteht aus sieben Teilen, in denen immer ein Sexualthema behandelt wird: Was ist Sodomie? Was sind Transvestiten? Was geschieht bei einer Ejakulation im Körper eines Mannes? Was bedeutet "frigide"? Und all diese Themen werden mit lustigen Dialogen und Geschehnissen angereichert. Das Thema Sodomie wird beispielsweise insofern abgehandelt, dass sich ein Arzt in ein Schaf verliebt und alles verliert. Oder der Narr im Mittelalter, der mit seiner Königin schlafen will, aber nicht den Schlüsel für den Keuschheitsgürtel findet. In einer Episode werden sogar Woody und seine Freundin von einer überdimensionalen weiblichen Brust verfolgt, die alles plattwälzt, was sich ihr in den Weg stellt.
Das kling absurd? Ist es auch, aber es ist so lustig, dass man dem Film seine Skurrilitäten verzeihen möchte.

 
Originaltiteel: Everything you always wanted to know about Sex
Erscheinungsjahr: 1972
Regisseur: Woody Allen

Darsteller: Woody Allen, Diane Keaton, Gene Wilder

Laufzeit: 87 Minuten

Originalsprache: Englisch

Altersfreigabe: FSK 16

Bananas [1971]




Ja, es ist Woody Allen und ja, er ist ein Genie und ja, seine Witze sind lustig. Aber nichtsdestotrotz erscheint mir dieses frühe Werk Allens als etwas überflüssig und zu leicht ersetzbar. Die Handlung ist durchsichtig, denn man könnte sie locker auf einen Post-it schreiben und ihr immer noch gerecht werden. Was den Film noch ein bisschen vor dem großen Verriss rettet, sind die Witze und die sind nicht zu knapp. Meistens sind es nicht einmal die Kommentare, sondern einfache alltägliche Dinge, die der Hauptfigur Fielding Mellish widerfahren. Nicht nur die Tatsache, dass er, ein einfacher Dropout mit einfachem Job, durch aberwitzige Wendungen zum kommunistischen Präsidenten eines fiktiven Staates in Südamerika aufsteigt. Das Lustige daran ist ja, dass Mellish völlig unpolitisch ist bzw. weder besonders intelektuell noch charismatisch ist.

Und das war im Groben eigentlich schon die Handlung, Mellish wird Präsident von San Marcos, kommt zurück nach Amerika, gerät als Kommunist ins Fadenkreuz des FBI, wird verurteilt und kommt danach wieder frei. Die Strafe: Er darf nicht in die Nachbarschaft des Richters ziehen. Oder ein anderes irrwitziges Beispiel: Beim Vollziehen der Ehe mit dem Geschlechtsverkehr am Ende des Filmes wird der Akt wie ein Boxkampf aufgezogen, inklusive Liveübertragung, Publikum, Handtuch um die Schultern und kommentierte Verwundungen. Aber ob Slapstickeinlagen und irre Situationen diesen Film gerechtfertigen, muss jeder selbst entscheiden. Für mich war es einfach zu wenig.

Montag, 9. Juli 2012

Midnight in Paris [2011]


Midnight in Paris, ein kleiner filmischer Spaziergang durch das Paris des 21. Jahrhunderts bzw. der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Eine Liebeserklärung an die Stadt der Liebe und Romantik. Und gerade dieser Ort wird dem zukünftigen Ehepaar Gil und Inez zum Verhängnis; während Inez keine Augen für die Schönheit der Stadt zu haben scheint, ist Gil völlig hin und weg und überlegt sogar, nach der Hochzeit nach Paris zu ziehen. 

Inez ist davon jedoch ganz und gar nicht begeistert und auch ihre Eltern halten Gil für einen Spinner, den sie nur akzeptieren, weil sich Inez bewusst für ihn entschieden hat. Und als das Ehepaar auch noch zufällig auf Inez' früheren Studienkollegen und dessen Frau treffen und sich dieser mit seinem Pseudo-Wissen Punkte bei Inez sammelt, hat Gil endgültig genug und kapselt sich eines Nachts von der Gruppe ab, um einen Spaziergang durch Paris zu machen. 

Als er sich zu Mitternacht auf eine Treppe setzt, weil er sich verlaufen hat, hält plötzlich ein Oldtimer an, die Insassen fordern in wild gestikulierend auf, sich ins Auto zu setzen. Und ehe es sich Gil versieht, befindet er sich im Paris der 20er Jahre wieder, einer Epoche, in der er gerne leben würde. Er glaubt seinen Augen nicht: Er trifft sämtliche berühmte von ihm bewunderte Persönlichkeiten wie die Fitzgeralds, Pablo Picasso, Salvador Dali oder Ernest Hemmingway. Es ist wie im Paradies, sodass ihm die Gegenwart mit seiner Verlobten, für die er immer weniger zu empfinden scheint, verhasst ist und er es nicht erwarten kann, um Mitternacht ins Auto zu steigen. 
Doch mit der Zeit wird ihm klar, dass er sich ins 20. Jahrhundert zurücksehnte, weil ihn die Gegenwart langweilt und mit Unzufriedenheit füllt und er denkt, zu einer anderen Zeit würde es besser laufen. Flucht in eine andere Welt ist der falsche Weg, man muss lernen, sich in der verhassten Gegenwart zurechtzufinden. Eine kleine, aber feine Lebensweisheit, die hier sehr schön eingebaut wurde.

Für mich ist "Midnight in Paris" der am leichtesten zugängliche Film von Woody Allen, was nicht nur an der interessanten Thematik, aber auch vor allem an dem grandiosen Cast liegt. Owen Wilson zeigt wie in Wes Andersons Filmen, dass er mehr kann, als in zweitklassigen Komödien mitzuwirken und er trägt den Film sehr gut. Seine Darstellung des Gil ist unaufdringlich und absolut natürlich. 
In weiteren Nebenrollen können wir Rachel McAdams als nervige Verlobte, Marion Cotillard als die bezaubernde Adriana, Tom Hiddleston (der Loki aus "Thor") als F. Scott Fitzgerald, Adrien Brody als Salvador Dali (leider in einer viel zu kleinen Nebenrolle) und Kathy Bates als Gertrude Stein bewundern, die alle ihren kleinen Platz in diesem wunderbaren Film finden. Von den einen oder anderen hätte ich mir mehr Präsenz gewünscht, aber so lag das Hauptaugenmerk auf Gil und seinem Problem, wen er mehr liebt: Inez in der Gegenwart oder Adriana in der verlockenden Vergangenheit?

 
Originaltitel: Midnight in Paris
Erscheinungsjahr: 2011
Regisseur: Woody Allen

Darsteller: Owen Wilson, Marie Cotillard, Adrien Brody

Laufzeit: 94 Minuten

Originalsprache: Englisch

Altersfreigabe: FSK 0

Babycall [2011]


Anna und ihr Sohn Anders ziehen in eine fremde Stadt, niemand kennt sie und das ist auch gut so, denn sie wollen wegen Anders' gewalttätigem Vater unentdeckt bleiben. Anna scheint unter dem Zwang zu leiden, ihr Kind beschützen zu müssen; so muss er in ihrem Bett schlafen, soll nicht zur Schule gehen oder mit anderen Kindern spielen und immer in ihrer Nähe sein. Als das Jugendamt bestimmt, dass Anders in die Schule gehen und in einem eigenen Zimmer schlafen soll, gipfelt ihre Vorsicht bei dem Kauf eines Babyfons, das auf einem Schild mit dem Namen "Babycall" angepriesen wird.
Eines Nachts hört sie plötzlich das Wimmern eines Kindes aus dem Babyfon und die Stimme eines Mannes. Als ihr Sohn jedoch ruhg in seinem Zimmer schläft, wird klar, dass sie die Signale eines anderen Babyfons empfängt - oder aber langsam verrückt wird.

Noomi Rapace als Anna war - so gut sie auch sein mag - leider sehr unsympathisch und alles andere als ein Sympathieträger. Zwar sorgte sie für den einen oder anderen "WTF" Moment (zum Beispiel bei einer ihrer Einbildungen) aber durch ihre gehetzte und verstörte Art konnte sie mich nicht überzeugen. Für ihren Sohn Anders gilt leider dasselbe, denn der antwortet nur auf die Hälfte der Fragen, die ihm seine Mutter stellt und wirkt sehr abweisend.

Der einzige Sympathieträger ist Helge, den Anna kennen lernt und den sie auch in ihre Überlegungen mit dem Babyfon einweiht. Er spielt besonders zum Ende hin eine große Rolle und wirkt den ganzen Film über sehr höflich und freundlich und scheint (mir unverständlich) sehr an Anna interessiert zu sein.
Was anfangs als spannender Mysterythriller anmutet, entpuppt sich schnell als ruhiges Drama, was an sich nichts Schlechtes ist. Doch leider geschehen die Dinge mit einer Behäbigkeit, die den Wind ziemlich schnell aus den Segeln nehmen. An manchen Stellen habe ich das Gefühl, dass sie wirkungsvoller wären, wenn sie nicht so unauffällig und ruhig erschienen wären. Allgemein ist der Spannungsbogen ziemlich niedrig, sogar als sich die merkwürdigen Vorfälle häufen und es langsam zur Sache geht.
Dazu kommt noch, dass die Auflösung wie eine billige X-Factor-Geschichte anmutet, die es schon tausende Male gab. Schade, die Idee an sich ist interessant und hätte bestimmt besser umgesetzt werden können. Aber so fühlt man sich nach der großen Auflösung einfach nur in den Überlegungen bestätigt, die man schon zu Beginn des Filmes hatte. 

Sonntag, 8. Juli 2012

Garden State [2004]


Dass Zach Braff mehr kann, als seine komödiantisch-dramatische Ader in der Rolle des J.D. in der weltbekannten Serie „Scrubs“ auszuleben, bewies er im Jahre 2004 mit seinem ersten eigenen Film. Er schrieb das Drehbuch, führte Regie und spielte obendrein die Hauptrolle. Ein Multitalent? Nun, dieser Begriff kommt der Sache schon ziemlich nahe, denn Garden State überzeugt in sämtlichen Punkten.
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Auch lassen sich schon nach den ersten paar Minuten Parallelen zwischen der Filmfigur Andrew und dem Erschaffer Zach Braff erkennen: Beide sind jüdisch, beide sind Schauspieler und beide kommen aus dem Staat New Jersey, dessen Spitzname Garden State auch als Filmtitel dient. Andrew Largeman ist ein wenig erfolgreicher Schauspieler, der seit acht Jahren in Los Angeles lebt, weit weg von seiner Heimat an der Ostküste. Eines Tages erhält er einen Anruf von seinem Vater, der ihm mitteilt, dass seine querschnittsgelähmte Mutter in der Badewanne ertrunken ist. 
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Sohn Andrew nimmt diese Nachricht scheinbar emotionslos auf und scheint nur aus Pflichtbewusstsein nach Hause zu fahren. Auch seine Gefühle auf der Beerdigung spiegeln sein Innenleben wider: Er versucht zwanghaft, zu weinen oder Trauer zu empfinden, aber nichts passiert. Andrew scheint innerlich tot zu sein, was vor allem an den Medikamenten liegt, wie man im Laufe des Films erfährt.
Sein Vater versucht, mit ihm zu reden, doch Andrew lässt sich immer neue Ausreden einfallen und verbringt die meiste Zeit seines Aufenthaltes bei ehemaligen Freunden, die nun als Totengräber arbeiten und scheinbar noch immer in ihrer kleinen Welt festsitzen, die sie in ihrer Jugend schon kannten.
Eines Tages trifft Andrew auf die fröhliche Samantha, in die er sich auf Anhieb verliebt. Sam scheint das Gegenteil von ihm zu sein, denn sie redet viel, sagt was sie denkt und ist für jeden Quatsch zu haben, während Andrew vorsichtiger und nachdenklicher ist. 
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Im weiteren Verlauf wärmt Andrew immer mehr auf, was einerseits seiner neuen Liebe und andererseits dem Absetzen seiner gefühlshemmenden Medikamente zuzuschreiben ist. Er spricht sich mit seinem Vater aus und entscheidet sich für ein Leben mit Sam an seiner Seite. Ein wirklich rundum gelungenes Debüt, in dem Zach Braff beweist, dass er wirkliches Talent besitzt. 
Er spielt die Rolle des liebenswerten Andrew so schön, dass man danach eigentlich gar nicht mehr in sein eigenes Leben zurückkehren will. Man will mehr davon sehen, wie Andrew auftaut und allmählich Dinge aus seinem Leben erzählt. Eine tragische Figur, und doch können wir ihn als einen positiven Menschen mit viel Lebensfreude sehen.
Als Samantha können wir Nathalie Portman in einer weiteren gelungen Rolle bewundern. Auch hier zeigt sie, dass sie eine ernstzunehmende Schauspielerin ist. Ihre Rolle und Weise, wie sie sie ausschmückt, ist erfrischend und man lässt sich nur allzu gerne von ihrer Fröhlichkeit anstecken.
Garden State – wohl eines der besten Regiedebüts, das Lust auf mehr macht.

 
Originaltitel: Garden State
Erscheinungsjahr: 2004
Regisseur: Zach Braff
Darsteller: Zach Braff, Natalie Portman
Laufzeit: 102 Minuten
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 12

Breakfast Club [1985]



The Breakfast Club, ein Film so schlicht wie wundervoll. In kürzester Zeit schon vier Mal gesehen und noch immer wird er nicht langweilig, was vor allem an der leichten Kost liegt. So kann man ihn sich immer wieder anschauen, ohne sich zu sehr in die Handlung oder die Hintergründe vertiefen zu müssen. 
In einer US-amerikanischen High School müssen fünf Schüler, die auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein können, an einem Samstag unter Aufsicht eines Lehrers nachsitzen. Schon nach den ersten paar Minuten fällt auf, dass die großen Unterschiede zu vielen Reibereien führen. Besonders John, der "Rebell", provoziert Claire mit sexistischen Sprüchen, während sich der Sportler Andrew dazu verpflichtet fühlt, das Mädchen zu verteidigen. Brian macht den Mund nur auf, wenn er etwas einzuwerfen hat, was niemand interessiert und Allison kaut an ihren Fingernägeln und hat während den ersten paar Stunden nichts zu sagen. 

Später jedoch, als sich die Schüler gemeinsam gegen den Lehrer verschwören und andere Orte im Schulgebäude besuchen, entdecken die Jugendlichen immer mehr Gemeinsamkeiten untereinander. Es werden Drogen konsumiert, getanzt und viel geredet.
Und ja, das hört sich auch nicht gerade spannend an, aber es sind gerade die Dialoge und Interktionen, die einem das Gefühl näher bringen lässt, an einem Samstag Vormittag, von dem man sich nichts erwartet hat, vier neue Freunde zu gewinnen. 

Außerdem strahlt der Film in jeder einzelnen Minute das unverwechselbare und unnachahmliche Gefühl der 80er Jahre aus, man sieht es an den Frisuren, den Klamotten, der coolen Filmmusik. Zwar sind ein paar Szenen arg übertrieben, aber über die kann ich getrost hinwegsehen, weil es den Gesamteindruck dieses tollen Werkes nicht schmälert. 

Montag, 2. Juli 2012

Fast verheiratet [2012]


Nachdem man den Trailer bereits Ende März pausenlos um die Ohren geschlagen bekam, wurde es still um den Film, scheint mir. Es liefen keine Trailer mehr und man hörte nichts von ihm. Ich hatte ihn bereits völlig vergessen, bis er mir heute in der Sneak präsentiert wurde. Erste Reaktion: Genervtes Stöhnen, was vielerseits mit einer belustigten Reaktion quittiert wurde. Jason Segel, Hochzeit, Komödie - dieser Brei wollte mir auf den ersten Blick nicht gefallen.
Aber manchmal muss man seine vorgefertigte Meinung doch ändern, wenn man merkt, dass doch nicht alles so schlecht ist wie gedacht. Klar, er wird niemals ein guter Film sein, aber immerhin kann er die Leute an der Stange halten und mit seinen Witzen überzeugen. Aber worum geht's eigentlich?

Tom und Violet sind verlobt und wollen bald heiraten. Nur blöd, dass für Violet eine Zusage für eine Anstellung beim College of Michigan ins Haus flattert. Das Paar beschließt, vom warmen San Francisco in eine kalte Kleinstadt Michigans zu ziehen, wofür Tom seine gute Anstellung als Souschef in einem Restaurant aufgibt. Die Hochzeit wird verschoben, die Planung immer mehr hinausgezögert. Hinzu kommen die wachsende Unzufriedenheit von Tom in seinem neuen Job sowie viele Zufälle, die ihre Beziehung kriseln lassen. 

Klingt nach ner typischen RomCom, oder? Ist es auch. Aber an diesem Film gefiel mir, dass mir keine Zuckergusswelt vorgesetzt wurde und die Protagonisten makellose Marionetten sind. Hier hat jeder seine kleinen Eigenheiten und macht Fehler, man kann sich Sachen nicht eingestehen, frisst den Frust in sich hinein, damit man den Partner nicht verletzt. Und damit man nicht in diesem Beziehungsquatsch versinkt, hält der Film noch eine Menge Gags für den Zuschauer bereit, ob gut oder schlecht muss jeder für sich entscheiden. Jedoch muss ich dem Film hoch anrechnen, dass kein Fäkalhumor eingebaut wurde.
Die Hauptdarsteller fand ich gelungen, Jason Segel finde ich sowieso immer sehr sympathisch, den liebevollen Trottel halt, der geht immer. Emily Blunt hingegen hat ständig den selben Gesichtsausdruck drauf, ich weiß nicht was sie mir ihrem Gesicht angestellt hat. Aber grundsätzlich fand ich beide (in ihrem Rahmen) gut. 

 
Originaltiteel: The Five-Year Engagement
Erscheinungsjahr: 2012
Regisseur: Nicholas Stoller
Darsteller: Jason Segel, Emily Blunt
Laufzeit: 124 Minuten
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 12