Die Familie Tenenbaum besteht aus fünf Mitgliedern: Vater Royal Tenenbaum, der sich dazu entschließt, die Familie aus nicht genannten Gründen zu verlassen; Mutter Etheline Tenenbaum, die ihre Kinder großgezogen hat; und natürlich ihre drei vielversprechenden Kinder. Chas ist bereits in jungen Jahren ein Unternehmer, der bereits im Aktiengeschäft aktiv ist. Doch nach dem Tod seiner Frau und Mutter seiner beiden Söhne, den er noch nicht überwunden hat, versucht er zwanghaft, diese vor jeder noch so kleinen Gefahr zu beschützen. Dann gibt es Richie, den jüngsten Bruder, der ein vielversprechendes Tennistalent war und einige Jahre an der Weltspitze mitspielte, als junger Erwachsener aus seinem Liebeskummer gegenüber Schwester Margot einen Karriereknick erlebte und nun mit wild sprießenden Haaren und Bart über die Weltmeere segelt. Margot ist die letzte im Bunde, eine Adoptivtochter, die von Royal nie als richtige Tochter anerkannt wurde und darunter zu leiden hatte. Auch vor ihr lag eine vielversprechende Karriere als Pianistin, die sie jedoch schon früh zugunsten einer Annäherung mit ihrer echten Familie aufgegeben hatte.
Royal Tenenbaum hatte seine Familie seit seinem Verlassen schon lange nicht mehr gesehen und als er erfährt, dass Etheline wieder heiraten möchte, obwohl ihre Ehe aber nach all den Jahren noch nicht aufgelöst wurde, setzt er alles daran, wieder Teil dieser Familie zu werden. Dies möchte er mit einer List durchsetzen, indem er seiner Familie eröffnet, binnen sechs Wochen an Krebs zu sterben.
Doch natürlich ist dies nicht so einfach wie gedacht, denn seine Kinder haben sich von ihm entfremdet, Chas verbietet ihm sogar, seine Enkelkinder zu sehen und Margot hat all die Enttäuschungen von früher noch nicht verwunden. Lediglich Richie, der durch die unerfüllte Liebe zu seiner Adoptivschwester zu einem ernsten und traurigen Menschen heranwuchs, scheint noch Gefühle für seinen Vater zu haben.
Royal versucht nun, in seinen letzten Lebenswochen all die verlorene Zeit nachzuholen, er entschuldigt sich bei seinen Kindern und verbringt viel Zeit mit seinen Enkelkindern. Nebenbei versucht er, dem Nachbarkind von früher, aus dem ein Westernautor und durch den Erfolg auch drogenabhängig wurde, von seiner Krankheit zu heilen. Außerdem sieht er ein, dass seine Ehe mit Ehetline keine Zukunft hat und gewährt ihr, ihren neuen Auserwählten zu heiraten.
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"Die Royal Tenenbaums" war Wes Andersons erster großer Erfolg und bereits hier konnte man seine kleinen Eigenheiten bereits erkennen. Skurrile und witzige Personen, eine außergewöhnliche Kameraführung, wunderbare kleine Einzelheiten, die beim ersten Mal Ansehen teilweise nicht einmal auffallen. Mit der Familie Tenenbaum schuf er eine außergewöhnliche Familie, die einmal zu den bekanntesten Familien gehörte, durch diverse Umstände jedoch abstürzte. Die Liebe zwischen Margot und Richie, die nicht erfüllt werden kann, da sie ja Adoptivgeschwister sind und schließlich Richie dazu bewegt, seine Kopfbehaarung zu stutzen und die Pulsadern aufzuschlitzen, ist einfach nur süß. Versteht mich nicht falsch, es ist natürlich nicht schön, wenn sich Richie umbringen möchte, aber dies wird im Film auch nicht so aufgezogen. Hier liegt er einen Tag im Krankenhaus, klettert aus dem Fenster und fährt mit dem Bus nach Hause, um sich mit Margot auszusprechen. Keine Traurigkeit, keine großspurige Schicksalsmusik im Hintergrund. Man empfindet diesen Selbstmordversuch als etwas Schönes, da sich Richie von nun an von Margot lossagen und wieder frei leben kann.
Chas wirkt auf dem ersten Blick etwas unfreundlich, da er seine Kinder vor jeder Gefahr schützen möchte und ihnen den Kontakt mit ihrem Großvater verbietet, doch dies rührt auch nur daher, dass seine Frau bei einem Unfall verstarb. Wann immer die Sprache auf seine Frau kommt, flüchtet er aus seinem Zimmer, auch wenn er nicht zeigt, wie nahe ihm dieses Thema geht.
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THE ROYAL TENENBAUMS |
Für seinen gerade mal dritten Film hatte sich Anderson eine bemerkenswerte Darstellerriege eingeladen. Gene Hackman und Anjelica Huston (die ja in späteren Werken ebenfalls mitwirkte) als Eltern Tenenbaum, Ben Stiller, Gwyneth Paltrow und Luke Wilson als ihre Kinder. Luke Wilsons bekannterer Bruder Owen Wilson spielte den Nachbarjungen Eli Cash, dem der Erfolg zu Kopf steigt und von seiner Drogensucht geheilt werden muss. Außerdem ist noch Bill Murray als Ehemann von Margot zu sehen, zwar in einer Nebenrolle, die aber dennoch im Gedächtnis bleibt, ist er doch der Auslöser für Richies Selbstmordversuch.
8 / 10 Punkte