Freitag, 7. September 2012

Mr. Smith geht nach Washington [1939]

MR. SMITH GOES TO WASHINGTON

"Mr. Smith geht nach Washington" ähnelt dem drei Jahre älteren Film "Mr. Deeds geht in die Stadt" nicht nur vom Namen her; auch inhaltlich sind sie sich - zumindest anfangs - ziemilch ähnlich. Während in "Mr. Deeds" ein reicher Bankier stirbt und ein Nachfolger und Erbe gesucht wird, ist es hier ein Senator eines nicht genannten Bundesstaates, dessen Nachfolger fieberhaft gesucht wird. Durch einen Zufall kommen sie auf Mr. Smith, einen örtlichen Helden und Anführer einer Pfadfindergruppe. Wie man auf die Idee kommt, ausgerechnet diesen Mann, der von der Politik überhaupt keine Ahnung hat, als Senator einzusetzen, bleibt mir übrigens schleierhaft.
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Mr. Smiths offensichtliche Defizite in der Politik werden durch seinen unerschütterlichen Glauben an das Gute im Menschen, der Wahrheitsliebe und - ganz besonders - seinem immensen Patriotismus und Glauben ins das Vaterland wieder wettgemacht. Dazu kommt, dass er, wie Mr. Deeds übrigens, ein ziemlicher Kindskopf ist und für alle möglichen trivialen Dinge in Begeisterungsstürme ausbrechen kann. So ist er bei seiner Ankunft in Washington vom gut sichtbaren Kapitol so fasziniert, dass er ausbüchst und die Stadt erkundet, während er von seinen Aufpassern gesucht wird. 
Das war's aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten mit Mr. Deeds, denn Mr. Smith ist ein viel sympathischerer und wärmerer Typ, seine Naivität und Gutherzigkeit sind erschlagend. Allgemein fand ich James Stewart gelungener als Gary Cooper. Während Stewart immer etwas ausschweifend und leidenschaftlich spielt, wirkt Cooper immer etwas zurückhaltender und ruhiger. 
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Jean Arthur, die in beiden Filmen die Frau an der Seite der Hauptfigur verkörperte, wirkt in "Mr. Smith" viel sympathischer, alleine deshalb, weil sie nicht ständig versucht, die Hauptfigur bloßzustellen. Hier spielt sie eine selbstbewusste Frau, die Mr. Smith in einem tollen Filmhöhepunkt, dem 23-stündigen Filibuster, wild wedelnd und deutend zur Seite steht. 
Fazit: "Mr. Smith geht nach Washington" ist ein toller Film, der vor allem von dem sympathisch agierenden James Stewart lebt. Allerdings ist mir sein Patriotismus manchmal zu übertrieben, wenn er etwa Lincholn-Zitate auswendig herunterbetet oder es nicht fassen kann, dass es in seinem gelobten Vaterland so korrupte Menschen in der Politik gibt.
 
8 / 10 Punkte