Samstag, 22. September 2012

Die Verurteilten [1994]

THE SHAWSHANK REDEMPTION
Bevor ich meine Meinung über diesen Film widergebe, werde ich mich erst mal als Stephen King Fan outen. Seit ungefähr acht Jahren bin ich von den Büchern, den Geschichten und der Erzählweise Kings sehr fasziniert. Mein erstes Buch habe ich im Alter von 13 Jahren gelesen, nachdem ich von der Idee der TV-Verfilmung durchaus angetan war: ES. Über 1000 Seiten dick, hat es mich trotzdem nicht davon abgehalten, es innerhalb von drei Tagen zu verschlingen. Ich habe in dieser Zeit praktisch nur gelesen, in der Nacht nur ein paar Stunden geschlafen und dann wieder weitergemacht. Es war so faszinierend und spannend, dass ich keine Ruhe fand, bis ich es fertig hatte. Seitdem lese ich es einmal jährlich und es ist noch genauso gut wie beim ersten Mal. 
 
In der Folge begann ich, mich mehr mit diesem mir fremden Autor auseinanderzusetzen. Es folgten Klassiker wie "Friedhof der Kuscheltiere", "Christine", "Cujo", "Feuerkind" und "Carrie". Alle diese Filme wurden verfilmt, ob erfolgreich oder nicht sei dahingestellt. Man kann wohl allgemein sagen, dass Stephen King Verfilmungen weniger erfolgreich sind, was vor allem der trashigen Machweise der 80er Jahre zu verdanken ist. 
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Doch zum Glück gibt es Ausnahmen, wie zum Beispiel "Shining" von Stanley Kubrick und "The Green Mile" und "Die Verurteilten" von Frank Darabont. 
Der Film beruht in diesem Fall nicht auf einen kompletten Roman, sondern auf eine Novelle, ähnlich wie bei "Stand by me" - nur mit dem Unterschied, dass die Handlung viel mehr hergibt. Eine Geschichte über einen zu Unrecht eingesperrten Menschen, der versucht, an der Brutalität des Gefängnisalltages nicht zu zerbrechen, ist einfach besser als eine Geschichte über vier kleine Jungen, die durch die Pampa laufen, um eine Leiche in natura zu sehen.
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Die Geschichte über den Banker Andy Dufresne, der beschuldigt wird, im alkoholischen Zustand seine Frau und ihren Geliebten erschossen zu haben und zweimal lebenslänglich verurteilt wird, 19 Jahre unschuldig absitzt und schließlich einen Ausbruch wagt, bewegt und berührt. Dies liegt vor allem an den beiden hervorragenden Hauptdarstellern: Ein herausragender Tim Robbins als Andy Dufresne und Morgan Freeman als sein bester Freund Red, der ihm um nichts nachsteht. Diese Männerfreundschaft wirkt authentisch angesichts der großen Unterschiede ihrer Wesen; Andy ist introvertiert und eher verschlossen, aber brilliant, und Red ist herzlich und offen. Natürlich könnte man auch hier sagen, dass Morgan Freeman wieder mal sich selbst spielt (denn seien wir ehrlich, er spielt immer dieselbe Rolle) aber wenistens macht er es in einem überragenden Rahmen. Beide hätten mindestens eine Oscarnominierung erhalten sollen, wobei ich mich doch wundere, wieso "Die Verurteilten" bei den damaligen Oscarverleihungen so schamlos übergangen wurde. Im Nachinein ist er doch im Internet zum absoluten Nummer 1 Film avanciert, sogar noch vor "Der Pate" und "Zwei glorreiche Halunken". Verstehe einer mal die Academy.
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THE SHAWSHANK REDEMPTION
 
Es war ein geschickter Schachzug von Darabont, den Zuschauer ebenfalls etwas im Dunkeln zu lassen. So weiß man bis zum Auftauchen von Tommy Williams nicht hundertprozentig, ob Andy wirklich unschuldig ist oder nicht. Immerhin wurde am Anfang gezeigt, wie Andy betrunken aus dem Auto stieg, mit einer Pistole in der Hand. Ebenso wurde es am Ende gehandhabt: Andy geht in seine Zelle und starrt auf das Stück Seil in seiner Hand. Jeder, der den Film noch nicht gesehen hat und es nicht besser weiß, tippt natürlich darauf, dass sich Andy in seiner Zelle erhängen wird. Deshalb ist der Twist umso wirkungsvoller, der mich jedes Mal wieder begeistern kann. 
 
Fazit: Ein hervorragender Film, eine Stephen King Verfilmung, die besser ist als ihre Vorlage. Ein Film, nach dem man sich etwas besser fühlen wird. Ich jedenfalls hatte in der letzten Szene am Strand, als sich Red und Andy in der Freiheit wiederbegegnen, ein breites Grinsen im Gesicht und Tränen in den Augen. 
 
10 / 10 Punkte