Sonntag, 21. Dezember 2014

Darjeeling Limited [2007]

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Wes Andersons Filme sind mit Vorsicht zu genießen. Seine eigene Art, die man sich ohne quietschbunte Kulissen, höchst skurrile Charaktere und Hunderte Kameraschwenks nicht vorstellen kann, ist nicht jedermanns Geschmack. "Darjeeling Limited" spielt zur Abwechslung mal in Indien. Drei entfremdete Brüder, die von Owen Wilson, Adrien Brody und Jason Schwartzman gespielt werden, reisen mit dem luxuriösen Zug Darjeeling Limited durch Indien und versuchen, gleichzeitig eine spirituell geprägte Reise zu unternehmen und die zerrütteten Familienverhältnisse zu ordnen.
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Hier muss ich sagen, dass das leider auf die gemächliche Art passiert, die Wes Anderson eigen ist. Ja, Indien ist farbenfroh und exotisch, ja, die drei Brüder sind so unterschiedlich wie es nur geht und perfekte Fläche für Reibungspunkte und Spannungen. Aber das größte Problem ist einfach, dass auf der Leinwand wenig bis nichts passiert. Okay, die Szene in der sie drei Kinder vor dem Ertrinken retten müssen, bietet etwas mehr Action, wird aber wieder von minutenlangen Plan- und Schwenksequenzen unterbrochen, in denen praktisch nichts gesprochen wird. Manchmal mag ich das ganz gerne so, aber bei "Darjeeling Limited" hat es überhaupt nicht funktioniert. Schnell kommt Langeweile auf, die leider bis zum Schluss bis auf wenige markante Stellen nicht durchbrochen werden konnte. Das Beste am Film waren noch die Brüder, die wirklich wunderbar schräg von oben genannten Schauspielern dargestellt wurden. Francis, der gerade einen Suizidversuch/Motorradunfall hinter sich hat und die lästige Angewohnheit hat, für seine Brüder zu entscheiden; Peter, der die Liebe seines verstorbenen Vaters und seine persönlichen Gegenstände für sich annektiert hat; und das Nesthäkchen Jack, der heimlich den Anrufbeantworter seiner Frau abhört. Auch die Begegnung mit ihrer Mutter, die in einem abgeschiedenen Kloster lebt und von der großartigen Anjelica Huston gespielt wird, ist ganz wunderbar in Szene gesetzt. Leider können diese wenigen Lichtblicke nicht den ganzen Film retten, der in künstlerisch-malerischer Langeweile ertrinkt.

Dienstag, 2. Dezember 2014

No Turning Back [2013]


Ivan Locke sitzt in seinem Auto und fährt weg. Unterwegs telefoniert er mit verschiedenen Leuten. Mit Arbeitskollegen, Kindern und seiner Frau, die er im Stich lässt. Eine persönliche Angelegenheit treibe ihn aus der Stadt, sagt er. Erst später, als er sich alleine mit seiner Frau unterhält, erfährt man, dass Locke auf dem Weg nach London ist, wo in wenigen Stunden sein Kind geboren wird. Die Mutter, die er bei der Arbeit kennen gelernt hat, hat ihm leid getan. Locke verliert an diesem Abend alles. Seinen Job, seine Familie und sein Zuhause. Ihm bleibt nur noch das Auto, in dem er fährt. Auf dem Weg nach London, um bei der Geburt seines außerehelichen Sohnes dabei zu sein, wozu sein Vater nicht imstande gewesen war. 

Die Prämisse klingt sehr gut. Ich hatte aufgrund dem Hauptdarsteller (Tom Hardy), der Inhaltsangabe und den überwältigenden Kritiken hohe Erwartungen. Wenigstens habe ich mir einen guten Film vorgestellt. Mein Problem mit dem Film ist aber, dass sich während der 90-minütigen Laufzeit einfach zu wenig ereignet. Andere Menschen kommen nur in Form von Stimmen vor, mit denen Locke kommuniziert. Die Stimmen kamen mir bekannt vor; schließlich liehen Andrew Scott und Olivia Colman (zwei von mir sehr geschätzte britische Darsteller) Lockes Arbeitskollegen und One-Night-Stand ihre Stimmen. Tom Hardy ist der emotionale Mittelpunkt des Films, mit ihm steht und fällt alles. An den richtigen Stellen hat er Tränen in den Augen und führt sogar ein intimes, in seiner Fantasie stattindenes Gespräch mit seinem Vater, den er als Schwächling bezeichnet, weil er nie für seinen Sohn dasein konnte. 

Das ist zwar alles schön und gut, aber trotzdem passiert auf dem Bildschirm nicht viel. Ich mag ruhige Dramen normalerweise sehr gerne, aber "No Turning Back" war mir einen Tick zu ruhig. Der Film plätschert dahin und endet mit einem unbefriedigenden Schluss.

Donnerstag, 27. November 2014

The Equalizer [2014]


McCall ist ein scheinbar harmloser Einzelgänger, der in einem Baumarkt arbeitet und nachts in einem Diner Bücher liest. Soweit nichts Ungewöhnliches. Doch als eines Tages die befreundete Prostituierte Teri von ihrem Zuhälter verprügelt wird, rächt er sich an ihren Peinigern und ruft Teddy auf den Plan, der als eine Art Problemlöser fungiert. Er soll nun herausfinden, wer die Mitglieder der Mafia so präzise getimt getötet hat. Obwohl McCall seine Verfolger auszutricksen weiß, ist ihm Teddy schon bald auf den Fersen...


Denzel Washington tut das, was er am besten kann, und das macht er gut. Er hat die Rolle des wortkargen Actionhelden einfach drauf und es macht Spaß, ihm dabei zuzusehen. Die Actionszenen im allgemeinen sind sehr gut gemacht. Es geht knallhart zur Sache und man kann sich sicher sein, dass McCall immer einen tollen Spruch auf den Lippen hat. Das Stereotyp vom wortkargen, knallharten Helden mit einem großen Herz ist zwar etwas ausgelutscht, hat hier aber trotzdem hervorragend funktioniert. McCall hilft den Menschen in Not, wo es nur geht. Zum Glück wurde dieses wiederkehrende Element nicht allzu oft wiederholt, ansonsten hätte es schnell nach hinten gehen können. Der mir bisher unbekannte Marton Csokas spielt den Bösewicht Teddy - und das mit einer Boshaftigkeit, die man in modernen Filmen nicht häufig zu Gesicht bekommt. Er ist ein geniales Mastermind, das alles daran setzt, McCall zu schnappen, und das mit dubiosen Mitteln. Ich war begeistert! Die dritte im Bunde ist Chloe Grace Moretz als jugendliche Prostituierte, die man vor allem am Anfang oft zu Gesicht bekommt. Ich fand sie klasse, jetzt wird's aber wieder mal an der Zeit, dass die Gute starke Frauen verkörpern darf. 


Fazit: Toller, schnell geschnittener Actionstreifen, der den Zuschauer zu unterhalten weiß.

Dienstag, 25. November 2014

Billy Elliot - I will dance [2000]


Billy Elliot ist ein Junge, der in einer trostlosen Bauarbeitersiedlung in Wales lebt. Sein Vater und sein großer Bruder sind Bergarbeiter und befinden sich gerade im Streik. Billy muss sich obendrein um seine demente Großmutter kümmern, die Mutter ist vor wenigen Monaten gestorben. Als er eines Tages zum Boxtraining geht, für das er wenig Talent zeigt, wird er mit dem Ballett konfrontiert. Schon bald beginnt er regelmäßig mit der Gruppe unter der Aufsicht von Sandra Wilkinson zu üben und sogar Einzelstunden zu nehmen, nachdem Wilkinson sein Talent und Bedürfnis nach dem Ausdruckstanz erkannt hat. 


Dies passt jedoch Billys strengem Vater überhaupt nicht in den Sinn, der fürchtet, dass Billy schwul sein könnte und ihm daraufhin das Ballett verbietet. Dieser fügt sich widerwillig seinem Vater, kann jedoch sein Bedürfnis nach Tanz nicht unterdrücken und lässt seinen Füßen freien Lauf und tanzt durch die Boxhalle. Als sein Vater ihn dabei beobachtet wird ihm klar, dass Billy zum Tänzer bestimmt ist und gibt seinem Sohn die Erlaubnis, seinen Traum zu verfolgen.


Die tragisch-schöne Geschichte mit dem britischen Bergarbeiterstreik als Hintergrund gilt zu Recht als ein moderner Klassiker von der Insel. Er wurde mit zahlreichen Filmpreisen ausgezeichnet und spielte ein Vielfaches seiner Produktionskosten wieder ein. Den für eine Indieproduktion verhältnismäßig großen finanziellen und krtischen Erfolg schreibe ich ganz klar der herzerwärmenden Geschichte zu. Ein junger Jamie Bell spielt die Hauptfigur Billy Elliot mit Bravour. Billy ist schließlich nur ein Junge, mit dem das Leben bisher nicht gerade zimperlich umgegangen ist und nun einen Weg sucht, seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Julie Walters spielt die resolute Ballettlehrerin Mrs. Wilkinson, die Billy unterstützt und seinen Vater gleichzeitig die Stirn bieten kann. Und was darf bei einem guten Film auch nicht fehlen? Natürlich die Musik. Und der Soundtrack kann sich wirklich hören lassen. Jeder Track passt perfekt - besonders The Clashs "London Calling" ist mir in Erinnerung geblieben.

Dienstag, 18. November 2014

Pride [2014]


Das Jahr 1984 war ein denkwürdiges Jahr in der britischen Geschichte. Es war das Jahr, als der Streik der Minenarbeiter begann und Margaret Thatcher begann, mit Polizeigewalt gegen die Streikenden vorzugehen. Zur selben Zeit beginnt eine Gruppe von homosexuellen jungen Menschen in London, Spenden für die Minenarbeiter zu sammeln. Da die Gewerkschaft der Minenarbeiter jedoch kein Geld von Homosexuellen annehmen möchte, wählt die Gruppe die kleine Ortschaft Onllwyn in Wales aus, deren einzige Grundlage der nun brachliegende Bergbau darstellt und somit mit allen Mitteln gegen die Polizei kämpft. 


Zu Beginn freuen sich nur vereinzelte Personen über die unerwünschte Hilfe von den Schwulen aus der weit entfernten Großstadt, doch häufige Besuche, hohe Summen von Spendengeldern und nicht zuletzt der mutige Versuch der Frauen, die Lebensweise ihrer neu gewonnenen Freunde kennenzulernen, führt dazu, dass "Lesbians and Gays support the Minors"-Kampagne ein voller Erfolg wird.


"Pride" ist aber so viel mehr als bloße Politik. Es werden auch typisch "schwule" Probleme angesprochen. An Joe "Brighton" Cooper erfährt man hautnah mit, welche Komplikationen das Coming-out mit sich bringt - Unverständnis, sogar Ablehnung durch die Eltern und psychischen Stress für den Betroffenen. Gethin hat schon jahrelang nicht mit seiner Mutter gesprochen, nachdem sie seine Homosexualität abgelehnt hatte und versucht nun, sich mit ihr zu versöhnen. Und sein Freund Jonathan erkrankte Mitte der 80er als zweiter Mensch in Großbritannien an AIDS, ist jedoch mit seiner Lebensfreude praktisch nicht totzukriegen und lebt danach noch viele Jahre.


Und "Pride" schafft es, dieses Gesamtpaket so schön zu verschnüren und einzupacken, dass der Kinobesuch ein wohliges Gefühl in mir hinterließ. Ich fühlte mich gut unterhalten, musste oft lachen aber auch ab und zu ein Tränchen verdrücken. Die Tatsache, dass die Geschichte auf wahren Tatsachen basiert und sich so (oder ähnlich) tatsächlich in den 80ern abgespielt hat, spricht für den Film. 

Sonntag, 2. November 2014

Like Father, like Son [2013]


Man stelle sich folgendes Szenario vor: Man bildet eine nette kleine Familie, Vater, Mutter und Sohn. Und plötzlich erfährt man, dass sein Kind bei der Geburt vertauscht wurde und man die letzten Jahre einen Jungen als Sohn bezeichnet hat, der gar nicht die Gene seiner Eltern in sich trägt. Und dass man sich dem biologischen Sohn völlig fremd fühlt und man versucht, in seinen Gesichtszügen Merkmale von den eigenen zu suchen. Und was soll man nun machen? Den Sohn, dem man sechs Jahre lang seine Liebe geschenkt hat, einfach aufgeben und stattdessen den leiblichen, aber fremden Sohn zu sich nehmen? 

Der japanische Film "Like Father, like Son" beschäftigt sich mit dieser Frage und hinterfragt gleichzeitig traditionelle Wertvorstellungen. So ist Keitas Ziehvater Ryota ein unterkühlter Mann, der wenig Zeit zuhause verbringt und nicht weiß, wie er seinem Sohn seine Liebe zeigen soll. Auch mit seinem biologischen Sohn Ryusei kann er nicht umgehen und stürzt sich in die Arbeit. Der biologische Vater von Keita und Ziehvater von Ryusei ist das krasse Gegenteil von Ryota, der einen mäßig erfolgreichen Laden führt und dafür in seiner Vaterrolle voll aufgeht und so viel Zeit wie möglich mit seinen drei Kindern führt. Als der Tausch besiegelt ist, wirkt Keita glücklich mit seinen neuen Geschwistern, während Ryusei, der nun in einer sterilen Stadtwohnung lebt und kaum Liebe von seinem biologischen Vater erfährt, Reißaus nimmt und zurück zu seinen Zieheltern fährt. 

Die Standesunterschiede zwischen den beiden Familien und ihre unterschiedlichen Ansichten sorgen natürlich regelmäßig für Reibungspunkte. Ryota ist Architekt und wohlhabend, während Yudai in seinen Augen ein Versager ist, weil die Arbeit nicht alles für ihn ist und er lieber Zeit mit seinen Kindern verbringt. Ryota versucht sogar, beide Söhne zu adoptieren und beweist damit bemerkenswert wenig Gespür für Gefühle anderer und wird zu Recht barsch zurückgewiesen. Lange verfolgt ihn auch die Aussage seines Vaters, dass Blutsverwandtschaft wichtiger sei als emotionale Bindungen. Am Schluss wird ihm natürlich bewusst, dass der kleine Keita ihn liebt und beschließt, ihm ein besserer Vater zu sein. Welches Kind von nun an wo leben wird, bleibt aber offen.

"Like Father, like Son" hat mich eiskalt überrascht. In Totalen präsentiert Hirokazu Koreeda ein eindrucksvolles, stilles Drama und lebt von den Bildern, die gekonnt durch ruhige Klavierklänge untermalt wurden. Ja, dieser Film dürfte wohl einer der wichtigsten Filme des letzten Jahres, der ein Thema behandelt, das viel zu selten zu Wort kommen darf.

Mittwoch, 15. Oktober 2014

Gone Girl - Das perfekte Opfer [2014]


Als ich hörte, dass David Fincher, der Meister des Thriller, einen neuen Film ins Kino bringt, war mir klar, dass ich ihn unbedingt sehen musste. Und mit "Gone Girl" liefert er in gewohnter Manier einen packenden Thriller ab - wenn auch mit einigen Abzügen.

Nick und Amy Dunne führen nach außen hin ein perfektes Eheleben - bis zu dem Tag, an dem Amy plötzlich verschwindet und einen zerbrochenen Wohnzimmertisch und mehrere Ungereimtheiten hinterlässt, die Nick schnell ins Visier der Ermittler bringen. Nick gilt nun als Verdächtiger und der Film tut alles, Nick als das größte Arschloch aller Zeiten darzustellen. Dazu tragen Amys Tagebucheinträge bei, die von Nicks Morddrohungen und Gewalt berichten, aber auch die Tatsache, dass ihr Ehemann eine Geliebte hatte. Und als man glaubt, die ganze Geschichte zu kennen, wird der Spieß plötzlich umgedreht: Während Amy landesweit als vermisst/ermordert gilt und ihr Mann verdächtigt wird, reist sie mit gefärbten Haaren und unter falschem Namen durch die USA und freut sich, dass ihr Plan so wunderbar aufgegangen ist. Wie man erfährt, ist Amy furchtbar manipulativ und hat alles inszeniert, um es ihrem untreuen Ehemann heimzuzahlen. Nun kann ma nicht umhin, die wunderbare Amy für ihre Boshaftigkeit zu verachten, während Nick obgleich seiner Unschuld öffentlich angefeindet wird. Er engagiert einen Anwalt und schafft es mittels einem landesweiten Fernsehauftritt, seine Rolle vom Reue zeigenden Ehemann so gut zu spielen, dass Amy zurückkommt (jedoch nicht ohne vorher ihren ehemaligen Stalker zu töten). 

Ich denke, dass jeder Zuschauer (der nicht das Buch kennt) das selbe erwartet hat. Nämlich dass Nick den Spieß umdreht und sich nun an Amy rächt. Schließlich galt Nick monatelang als gewalttätiger Ehemann, Lügner, vielleicht sogar Mörder seiner Ehefrau und war großem mentalen Stress und der Anfeindung von ganz Amerika ausgesetzt. Aber nein, nichts passiert. Amy wird mittels Nicks eingefrorenem Sperma schwanger und er kann nichts anderes tun, als die Fassade aufrechtzuerhalten und die Rolle des glücklichen Ehemanns zu spielen. Und als man noch fast seine Rache erwartet, ist der Film vorbei.

Leider dauerte es bei mir eine Weile, bis ich in den Film hineingefunden habe. Bis zu dem Zeitpunkt, in dem Amys wahre Absichten klar werden und man erfährt, dass sie alles nur erfunden hat, ist man ein passiver Zuschauer. Dank Amys gefälschten Tagebucheinträgen wünscht man Nick die Pest an den Hals und die Tatsache, dass er nach Amys Verschwinden keinerlei Trauer zu zeigen scheint und weiter Kontakt zu seiner Affäre pflegt, trägt nicht gerade dazu bei, dass man Mitleid mit ihm hat. Doch dann kommt der der kleine Mindfuck in Form von der totgeglaubten Amy, die erzählt, dass sie alles inszeniert hatte, um sich an ihrem Ehemann zu rächen, der keine Kinder haben wollte und ihr einfach überdrüssig geworden war. Ab diesem Zeitpunkt hatte der Film meine Aufmerksamkeit und entpuppte sich als ziemlich guter Thriller, auch wenn die erste halbe Stunde enttäuschend langweilig war. 

Fazit: Der Twist nach dem ersten Drittel des Films rettet den anfangs drögen Film in einen professionellen Thriller, der jedoch nicht an Finchers Meisterwerk "Sieben" herankommt. Die Schauspieler sind gewohnt gut, obwohl ich von Rosamund Pike (Amy) restlos begeistert war und sie wenigstens eine Oscar-Nominierung verdient hat. 

Sonntag, 12. Oktober 2014

Hüter der Erinnerung - The Giver [2014]


Ich muss ein paar Dinge anmerken, bevor ich mich völlig blamiere. Ich habe noch nie etwas von dem Film gehört, keine Trailer gesehen und dementsprechend nicht das Buch gelesen. Ich bekam den Film in einer Sneak Preview im Originalton vorgesetzt und war absolut nicht auf den Film vorbereitet. Zum Glück, denn ansonsten hätte ich mir den Film wohl nie im Leben angesehen. 


Ich will nicht allzu sehr auf die Handlung eingehen, sondern viel mehr beschreiben, warum ich den Film sogar als ziemlich gut empfand. Ich habe auch die Buchvorlage nicht gelesen, daher kann ich mich nur auf den Film stützen. Was mir am besten am Film gefallen hat, sind wohl die unglaublich schönen Bilder. Die Hauptperson Jonas wächst in einer grauen Welt auf, der jegliche Farben genommen wurden. Die Menschen empfinden keine Gefühle, kennen weder Hass noch Krieg, aber auch keine Liebe. Jonas wird von der Chefältesten dazu auserkoren, der zukünftige Hüter der Erinnerung zu werden und wird damit zu der einzigen Person in der Gesellschaft, die weiß, wie die Welt vorher ausgesehen hatte. Die Bilder bekommt er vom aktuellen Hüter der Erinnerung vermittelt. Was er sieht, ist so schön und in so bunte Bilder gehüllt, dass ich ebenso wie Jonas darüber nur staunen konnte. 


In der Hauptrolle wurde ein unbekannter Jungschauspieler namens Brenton Thwaites engagiert, seine beiden besten Freunde sind ebenfalls unbekannte Darsteller, bringen aber frischen Wind in den Cast, der aus bekannten Schauspielern besteht. Jeff Bridges spielt den in die Jahre gekommenen Hüter der Erinnerung, der im Originalton fast nicht zu verstehen war, sein Gemurmel empfand ich als noch unverständlicher als in "True Grit". Meryl Streep spielt die Antagonistin des Films und wirkt darin so böse, wie es eine Frau nur sein kann. Alexander Skarsgaard und Katie Holms runden den Cast auf und spielen Jonas' gefühllose Zieheltern, die man des öfteren am liebesten eine reinhauen wollte.


In der Tat gefiel mir der Film so gut, dass ich aus den Wolken fiel, als ich erfuhr, dass es sich um eine Teenieverfilmung handelte. Und ich stehe dazu, "The Giver" war ein sehr schönes Filmerlebnis und bei weitem die beste Sneak, die ich seit langer Zeit erleben durfte. Und da ich Filme leidenschaftlich gerne subjektiv bewerte, gebe ich dem Film 8 Punkte.

Samstag, 11. Oktober 2014

Der Mohnblumenberg [2011]


"Der Mohnblumenberg" von Goro Miyazaki gilt gemeinsam mit "Wie der Wind sich hebt" von Anime-Altmeister und Goros Vater Hayao Miyazaki als einer der letzten Filme aus der traditionsreichen Filmschmiede, die vor einiger Zeit verkündet hatte, sich vorübergehend aus dem Geschäft zurückzuziehen. Für Animefans ist dies natürlich ein herber Verlust, denn das Studio Ghibli besitzt spätestens seit "Chihiros Reise ins Zauberland" auch in Europa und Nordamerika zahlreiche Fans. 

Aber ähnlich wie bei "Wie der Wind sich hebt" hatte ich auch beim "Mohnblumenberg" das Gefühl, dass sich die Magie bei Ghibli langsam abnützt. Anstatt ihre Zuschauer in magische Welten der japanischen Mythologie zu entführen, schufen sie in letzter Zeit zwar sehr schön anzuschauende Filme, die aber einen faden Beigeschmack besitzen. Was mir sofort aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass "Der Mohnblumenberg" einfach keine Handlung besitzt. "Wie der Wind sich hebt" konnte mich mit seiner tragischen Liebesgeschichte am Rande wenigstens noch mitreißen, aber in Goros Film fehlt mir dieser Aspekt. Die jugendliche Umi lernt eines Tages den gleichaltrigen Shun kennen und verliebt sich in ihn. Das ist kein Problem, bis sich herausstellt, dass Umis Vater eine Affäre hatte und ein Kind gezeugt hatte: Shun. Das ist natürlich ein Problem und die beiden machen sich auf, das Geheimnis um ihren gemeinsamen Vater zu lüften. Und am Rande wird das Schicksal eines Clubhauses erzählt, das abgerissen werden soll, die beiden aber alles daran setzen, das traditionsreiche Haus vor der Abrissbirne zu bewahren. 

Was ich sagen will ist, dass mich die Handlung einfach nicht reizen konnte. Die Handlung plätschert ohne große Höhepunkte vor sich hin und geht einfach zu Ende. Die Animation ist natürlich wieder einmal das Schönste, was Japan zu bieten hat - aber mich konnte die Detailverliebtheit in "Das wandelnde Schloss" viel mehr begeistern, auch wenn das Clubhaus ebenfalls sehr detailverliebt dargestellt wurde. Es fehlen markante Personen und einfach die Magie, die für mich Ghibli zu etwas ganz besonderes machen. Schade.

Sonntag, 21. September 2014

Ein Königreich für ein Lama [2000]


Das Leben von König Kuzco ist perfekt. Er hat eine Heerschar an Dienern, die ihm jeden Wunsch von den Augen ablesen und verbringt sein Leben mit Müßiggang. Doch ausgerechnet seine Beraterin Yzma will alles dafür tun, um an seinen Thron zu kommen und dies versucht sie zu erreichen, indem sie ihm ein Gift ins Essen mischt. Ihr dummer, aber liebenswerter Gehilfe Kronk hat jedoch die Flaschen vertauscht, weshalb sich Kuzco vor ihren Augen in ein Lama verwandelt. Kronk erhält den Auftrag, Kuzco zu töten, bringt es aber nicht übers Herz, weshalb er das Lama dem Bauern Patcha unterjubelt. Mit seiner Hilfe versucht er, zum Palat zurückzukehren und die Verwandlung rückgängig zu machen...

"Ein Königreich für ein Lama" ist nichts mehr als der lustigste Film von Disney. Natürlich lässt er den typischen Disney-Zauber vermissen, setzt aber ähnlich wie "Hercules" wenige Jahre zuvor auf eine hohe Gagdichte, die man in anderen Filmen des Zeichentrick-Konzerns vergeblich sucht. Während Kuzco scheinbar permanent einen coolen Spruch auf den Lippen hat, ist Yzmas Gehilfe Kronk so dumm, dass es schon wieder wehtut - aber damit viele Lacher auf seiner Seite hat. Ich habe den Film noch nie auf Englisch geschaut, aber ich denke, dass man die deutsche Übersetzung als gelungen und Michael Bully Herbig als Kuzcos Synchronsprecher als genial bezeichnen darf. Jeder Witz sitzt und wird selbst nach zehn fast fünfzehn Jahren nicht alt. 

Fazit: Der Zeichenstil ist zwar nichts Weltbewegendes, dafür punktet der Film mit seinem Humor, der keine Augen trocken lässt.

Donnerstag, 18. September 2014

Wer hat Angst vor Virginia Woolf? [1966]


Das Ehepaar Martha und George kommt früh morgens nach einer Party ins Haus zurück; man erwartet noch Gäste. Während sie auf das junge Ehepaar warten, wird bereits deutlich, dass die beiden eine zerstörerische Ehe voller Hass führen und diese auch dem anderen Partner spüren lassen. Sobald die Gäste eingetroffen sind, werden beide sofort in ihren kleinen Ehestreit eingebunden. Martha demütigt George, der als Nachfolger ihres Vaters als Leiter der Universität vorgesehen war, jedoch nie genug Ehrgeiz besessen hatte. George andererseits zielt mit einer Attrappe eines Gewehrs auf seine Frau und dreht sich mit der Frau seines Gastes so lange im Kreis und singt "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" bis ihr schlecht wird. 

Je weiter die Nacht voranschreitet und je mehr Alkohol konsumiert wird, wird der Ehestreit mit immer härteren Mittel geführt. Der Sohn von George und Martha wird ins Spiel gebracht, was George überhaupt nicht passt. Martha versucht zunehmend, ihren gutaussehenden und jungen Gast zu verführen, während George tatenlos zusehen muss und ihm nichts anderes übrig bleibt, als Marthas Fantasien über ihren gemeinsamen Sohn zunichte zu machen. Schon die ersten Minuten von "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" zeigen dem Zuschauer, was ihn erwartet. Martha schnauzt ihren Ehemann an, dieser reagiert abwesend, resignierend und scheinbar an den Psychoterror gewöhnt. Sobald die Gäste eintreffen, wird es noch schlimmer. Sie schaffen es, das junge Ehepaar gegeneinander aufzuhetzen und halten schlussendlich sogar zusammen und wirken wie ein eingespieltes Team. Man fragt sich, ob es schon mehrere solcher Abende mit Gästen gegeben hat, die man psychisch bloßgestellt hatte. Das junge Ehepaar kann sich nicht helfen, und verlässt völlig fertig und zerstört das Haus, nachdem sie mehrere Stunden in deren Gesellschaft verbringen musste. 


Was mich an diesem Film so faszinierte, war der abgrundtiefe Hass, der Martha und George zwar trennt, aber dennoch zusammenschweißt, wie man sieht, wenn sie sich gegen ihre Gäste verbünden. Man fragt sich, wie es so weit kommen konnte. Martha gibt einmal zu, dass sie George wirklich geliebt hatte - was man nicht glaubt, wenn man sieht, wie sie mit ihrem Mann umspringt. Sie beleidigt George wo es nur geht und stellt ihn in einer Tour bloß. George ist aber auch kein ungeschriebenes Blatt, wie man im Laufe des Films feststellen muss. Ist er zu Beginn nur der arme Mann, der ständig einstecken muss, ist er es aber, der den Psychokrieg erst recht in Gang bringt. Nachdem er befindet, dass sich seine Frau und er genügend beleidigt hätten, eröffnet er mit dem Spiel "Get the Guests" den Psychokrieg und bewiesdamit , dass er viel sadistischer ist als Martha, die ihren Mann "nur" beleidigt. 

Martha und George werden von Elizabeth Taylor und Richard Burton gespielt, ein Ehepaar, das seinerzeit für seine legendären Streitereien und Trennungen bekannt war. Sie spielen das selbstzerstörerische Ehepaar so gut, dass man sich fragt, wie viel sie selber spielen mussten und wie viel sie von ihren Streiten gewöhnt waren. Hinzu kommen die exzellenten Dialoge, ohne die der Film nur halb so gut wäre. "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" ist für mich ein hervorragendes Beispiel für ein Kammerspiel, denn der Film spielt sich meistens im Haus oder im Garten des Ehepaares ab und beinhaltet nur vier Personen (eine Ausnahme ist ein Besuch in einer Bar, wo der Inhaber und seine Frau einen kurzen Auftritt haben). Ein Film, der selbst nach fünfzig Jahren nichts von seiner Wirkung verloren hat.

Mittwoch, 6. August 2014

Drachenzähmen leicht gemacht 2 [2014]


Als der erste Teil zu "Drachenzähmen leicht gemacht" 2010 in die Kinos kam, war er für mich ein Lichtblick zwischen den immer anspruchsloser werdenen Animationsfilmen von Pixar und Konsorten. "Drachenzähmen" hatte Witz, Spannung und Herz und war dementsprechend erfolgreich. Die logische Schlussfolgerung des Erfolgs kam vor wenigen Wochen ins Kino und ist, soweit dies möglich ist, sogar noch besser als sein Vorgänger.


Aus dem ehemals schwächlichen, schüchternen Hicks ist mittlerweile ein stattlicher junger Mann geworden, der langsam in die Fußstapfen seines Vater Haudrauf treten sollte, aber es bevorzugt, mit seinem Drachen Ohnezahn neue Welten zu erkunden. Bei einem dieser Erkundungstouren begegnet er bewaffneten Fremden, die für einen gewissen Drago Drachen entführen und zu ihm bringen. Haudrauf kennt die Gefahr, die von Drago ausgeht und wappnet sich für einen Krieg, doch Hicks möchte mit Drago reden und ihn davon überzeugen, dass Drachen nicht gefährliche Bestien sind und ein friedliches Leben möglich ist...


Während Teil 1 vor allem für Kinder interessant sein dürfe, orientiert sich der zweite Teil bereits an älterem Publikum. Hicks ist ein erwachsener Mann geworden, der seinen Platz aber noch finden muss, also besonders jugendliche Menschen ansprechen dürfte. Außerdem wurden Dramatik und Gewalt in die Höhe geschraubt, die Actionszenen sind imposanter und wirken dreckiger, erwachsener. Außerdem wurde mit Hicks Mutter ein neuer Charakter eingeführt, der maßgeblich an Hicks persönlichen Entwicklung beiträgt. Der Bösewicht Drago - ich muss leider sagen, dass er mich nicht besonders überzeugt hat, auch wenn sich seine Abneigung gegen Drachen nachvollziehen lässt. Ansonsten ist der Film fast fehlerfrei, besitzt nahezu keine Längen, ist spannend, traurig, niedlich und witzig und ist somit in meinen Augen in allen Belangen besser als "Drachenzähmen leicht gemacht".

Sonntag, 3. August 2014

Little Miss Sunshine [2006]


Wie ich vermutlich bereits das eine oder andere Mal angemerkt habe, bin ich alles andere als ein Fan von Road-Movies. Sie schaffen es einfach nicht, mich auf ihre Reise mitzunehmen, mich mit den skurrilen Charakteren zu unterhalten, kurz: Kaum einer der Filme dieser Kategorie konnten mich bis jetzt vom Hocker reißen. Die einzige Ausnahme: Little Miss Sunshine, eine herzerwärmende Geschichte über eine Familie, die auf der Reise zu einem Schönheitswettbewerb ihre Differenzen überbrücken kann und schließlich zusammenfindet. 

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Was "Little Miss Sunshine" von anderen Genrevertretern abhebt, sind die unterschiedlichen Charaktere, die immer wieder für Reibungspunkte sorgen. Ein Vater, der den restlichen Familienmitgliedern mit seinem ständigen Geschwafel über Gewinner und Verlierer gehörig auf den Sack geht; sein koksender Vater, der wegen seinem unflätigen Gerede aus dem Seniorenheim geschmissen wurde; der pubertierende Sohn Dwayne, der bis zu seiner Aufnahme in der Pilotenakademie ein Schweigegelübde abgelegt hat und mit seiner verhassten Familie nur per Zettel und Stift kommuniziert; die Mutter, die um jeden Preis versucht, ihre chaotische Familie zusammenzuhalten; ihr homosexueller Bruder Frank, der einen misslungenen Selbstmordversuch hinter sich hat; und zu guter Letzt die kleine Olive, die ihre ganze Familie zum Little Miss Sunshine Schönheitswettbewerb schleppt, obwohl sie alles andere als ein Model ist. Da ist Ärger auf der langen Reise natürlich vorprogrammiert. Aber das Tolle ist, dass einem ein paar Charaktere gehörig auf den Sack gehen, man sich aber am Ende mit allen arrangieren kann. Ich hatte mein größtes Problem mit dem Vater, der mir mit seinem unermüdlichen Gerede über Gewinner und Verlierer meinen Geduldsfaden arg strapaziert hatte. Erfrischend waren hingegen Paul Dano als Dwayne, ein damals noch unbekannter Steve Carell als ruhiger Onkel und Alan Arkin, der seinen vorlauten Opa wirklich grandios spielt (auch wenn er im späteren Verlauf des Films leider ausfällt).

Was mir noch gefallen hat, ist dass der Film das Prinzip der Schönheitswettbewerbe im Allgemeinen und die für Kinder im Besonderen als das hinstellen, was sie sind - kompletter Schwachsinn. Wenn man an Sendungen wie "Toddlers & Tiaras" denkt, kommt man zu der Überzeugung, die Amerikaner wären verrückt nach diesen perversen Shows. Die Hoovers denken da anders: Als sie sich den Wettbewerb und all die perfekt präparierten, zu Leben erwachten Barbiepuppen ansehen, kommen Richard und Dwayne zu dem Schluss, Olive vor der Schande zu bewahren und zu einer Absage zu zwingen. Immerhin ist Olive ein gewöhnliches, etwas molliges Kind im Badeanzug, das im Vergleich zu den anderen Püppchen aussieht wie eine Lachnummer. Aber Olive vermag es mit ihrer Performance, alle prüden amerikanischen Hausfrauen zu schocken und dank ihrer Familie wird der Auftritt doch noch ein Erfolg. Sie erhält zwar das Verbot, bei einem Schönheitswettbewerb im Staate Kalifornien teilzunehmen, dafür ist aber ihre zerstrittene Familie endlich vereint. So stelle ich mir einen Feel-Good-Movie vor. Schönes Teil.

Freitag, 18. Juli 2014

Ed Wood [1994]



Bei dem Gespann Tim Burton und Johnny Depp denkt man immer zuerst an "Edward mit den Scherenhänden", "Sleepy Hollow" oder auch "Alice im Wunderland". Aber kaum jemand weiß, dass die beiden bereits wenige Jahre nach ihrer ersten Zusammenarbeit ein Biopic über den schlechtesten Regisseur aller Zeiten drehten. "Ed Wood" heißt der Film und behandelt sozusagen die Karriere des talentlosen Regisseurs, der Orson Welles für sein größtes Vorbild hält und trotz mangelndem Talents versucht, diesem so gut es geht nachzueifern.

Johnny Depp spielt Ed Wood, einen schrulligen jungen Mann, der seinem Vorbild nacheiferte und der beste Regisseur der Welt werden wollte. Das Problem ist aber, dass er weder über genügend Talent noch Geschmack verfügt, um wirkliche Meisterwerke zu schaffen. Seine Filme sind stets B-Movies, die Requisiten gestohlen, die Ausstattung billig und die Schauspieler sind meistens Laiendarsteller. Die Finanzierung seiner Filme stellt sich als größtes Hindernis dar, da sich für seine abstrusen Drehbücher keine spendierfreudigen Geldgeber finden wollen. Mit Bela Lugosi, dem drogensüchtigen und um die Jahre gekommenen Dracula-Darsteller, meint er ein As im Ärmel zu haben, doch kaum jemand interessiert sich noch für den alten Mann. Und so schlingert Ed Wood von Geldgeber zu Geldgeber, stellt sogar untalentierte Verwandte ein und lässt sich taufen, um an Geld zu kommen.

Was ihn neben seinem mangelnden Talent am meisten auszeichnet, ist wohl sein unerschütterlicher Glaube in sein Schaffen. Er steht zu seiner Vorliebe für Frauenklamotten, unterstützt seinen kranken Freund Bela wo er nur kann und motiviert seine Filmcrew jeden Tag aufs Neue. Johnny Depp schafft die Darstellung des tragischen Clowns mit Bravour. Auch die anderen Schauspieler (vor allem Martin Landau) machen ihre Sache sehr gut. Was mich jedoch am meisten am Film faszinierte war die Detailverliebtheit, mit der Regisseur Tim Burton zur Sache ging. Der gesamte Film ist in schwarz-weiß gehalten und die Kulissen sehen erschreckend echt aus, als wären sie originalgetreu einem Ed-Wood-Film entsprungen. Verbunden mit der für Burton üblichen Skurrilität macht "Ed Wood" für mich einen wunderschönen Film aus, der leider über die eine oder andere Länge nicht hinwegtäuschen kann.

Dienstag, 1. Juli 2014

The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro [2014]


"The Amazing Spider-Man 2" ist ein Film geworden, der meine Meinung in zwei Lager spaltet. Auf der einen Seite fand ich Andrew Garfield als Spider Man sehr erfrischend. Er wirkt jugendlicher und unbeschwerter als Tobey Maguire, der ja immer der ständige Verlierer war und dies mit jeder Faser ausstrahlte. Garfields Peter Parker ist da anders: Er ist beliebt, gutaussehend und mit einem gesunden Ego ausgestattet. Zudem besitzt er mit Gwen Stacy eine Freundin, der man nicht sofort den Tod wünscht. 

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Die Handlung verläuft sich ein bisschen in Nebensächlichkeiten und wirkt für mich einfach zu vollgestopft. Einerseits wird da die tragische Geschichte von Max alias Electro, der bei einem Arbeitsunfall in einen Tank voller Aale fiel und nach einigen Missverständnissen einen übertriebenen und unmöglich nachzuvollziehenden Hass auf Spider-Man entwickelt, den er für seine Verwandlung verantwortlich macht. Dazu kommt, dass sich Peter immer mehr dafür interessiert, wer seine Eltern sind und warum sie ihn als Kleinkind bei der Tante abgegeben haben. Zudem kommt noch das Problem, dass ihn sein ehemaliger bester Freund Harry Osborn um sein mutiertes Blut bittet, damit er seinen drohenden Tod durch eine mysteriöse Krankheit doch noch abwenden kann - und sich in den Grünen Kobold verwandelt, als Peter ablehnt. Und um der Sache noch die Krone aufzusetzen, gibt es zwischen Peter und Gwen auch noch Beziehungsstress, als diese nach Oxford gehen will. 

Wie man sieht, ist der Film regelrecht mit Handlung bis oben hin vollgestopft und der Film weiß nie, welchem Handlungsstrang er den Vorzug geben soll. Und so wird kein Strang recht zu Ende gedacht und bleibt halb erzählt irgendwo hängen. Am Ende wird sogar noch ein weiterer Bösewicht angeteasert, sodass der fade Beigeschmack bleibt, nur einen weiteren Lückenfüller gesehen zu haben. Dennoch gibt es ein paar Dinge, die mir positiv in Erinnerung geblieben sind. Garfields erfrischenden Spider-Man habe ich ja schon anfangs erwähnt, aber man sollte auch nicht Jamie Foxx und vor allem Dane DeHaan vergessen, die tolle Performances ablegen. Besonders von Dane DeHaan, der mich schon in The Place beyond the Pines begeistern konnte, werden wir noch mehr sehen. 


Fazit: Sofern man ein bisschen auf Dubstep steht, sollte man beim Soundtrack keine Bedenken haben. Die Story wird jedoch unkonsequent nicht zu Ende erzählt und die einzelnen Erzählstränge verknüpft, sodass mich The Amazing Spider-Man 2 leider nicht aus den Socken reißen konnte.

Dienstag, 3. Juni 2014

Rain Man [1988]


Als eines Tages der Vater stirbt und seinem Sohn Charlie "nur" seinen heiß geliebten Oldtimer und seine preisgekröhnten Rosen erbt und dieser erfährt, dass sein Vermögen im Wert von drei Millionen Dollar an einen anonymen Nutznießer gegangen ist, setzt Charlie alles daran, den Nutznießer ausfindig zu machen. Wie es sich herausstellt, handelt es sich dabei um eine Einrichtung, die von geistig beeinträchtigten Menschen bewohnt wird. Einer von ihnen, so muss Charlie erfahren, ist sein älterer Bruder Raymond, der nicht lange nach Charlies Geburt in diese Einrichtung gegeben wurde. Er beschließt kurzerhand, Raymond zu entführen und die Hälfte des Vermögens zu erpressen...

Bevor ich diesen Film bewerte, möchte ich noch anmerken, dass "Rain Man" noch vor wenigen Jahren mein absoluter Lieblingsfilm war. Ich hatte ihn zufällig im Fernsehen gesehen und verliebte mich sofort in die Charaktere. Von da an war Dustin Hoffman wie ein Gott für mich und ich verschlang alles, was ich von ihm in die Finger kriegen konnte. Der Film war emotional und es war schön zu sehen, dass die Academy eine ähnliche Meinung von Hoffmans Schauspiel hatte. 

Jetzt habe ich mir "Rain Man" nach langer Zeit wieder einmal angesehen. Das Problem ist, dass mich der Film einfach nicht mehr begeistern kann. Nun wirkt alles plötzlich aufgesetzt, Hoffmans Spiel ist zwar noch genauso gut, aber hat ihren Reiz verloren, sodass man ihn wie Charlie manchmal genervt zum Schweigen bringen möchte. Die Handlung wirkt nun ziemlich träge, da der Tagesablauf von Raymonds nervigen Ritualen, ohne die er sich eben kein geregeltes Leben vorstellen kann, mir irgendwann auf die Nerven ging. Und Charlie Babbitt ist nicht viel besser als sein Bruder. Ständig denkt er nur an sein mies laufendes Autogeschäft an der Ostküste und hat nur wenig Geduld mit seinem Bruder - und scheinbar hat er vorher noch nie etwas von Autismus gehört.

Aber bevor ich so lange herumhate, bis es unmöglich ist, meine doch ziemlich gute Bewertung zu erklären, höre ich lieber auf. Denn auch wenn man Raymond manchmal am liebsten ordentlich durchschütteln würde, macht Dustin Hoffmans Darstellung jeden Makel wieder wett. Er hat so viel Herzblut und all sein Können in diese Rolle gesteckt, und dass er von der Academy dafür mit einem Oscar belohnt wurde, freut mich. Nichtsdestotrotz kann ich diesen Film jeden ans Herz legen, denn wer darauf steht, kann mit der ungewöhnlichen Geschichte von zwei Brüdern einiges anfangen.

Sonntag, 1. Juni 2014

Serien Review: Fargo


Normalerweise schreibe ich zu Serien keine Kritiken, meistens deshalb, weil die Serie schon jeder kennt und weiß, dass sie gut ist. Beispiele hierfür sind etwa Breaking Bad oder Six Feet Under, die schon seit Jahren Kultstatus genießen. Nein, heute möchte ich eine Serie ansprechen, die mir sehr am Herzen liegt, und das, obwohl ich sie erst seit wenigen Wochen kenne. Die Rede ist von Fargo, die zurzeit noch im US-Fernsehen läuft - und der Name sollte bei Filmfans ein Klingeln verursacht haben denn: Fargo teilt seinen Namen nämlich mit dem bekannten Film Noir der Coen-Brüder, und das kommt nicht von ungefähr. Tatsächlich haben Film und Serie viele Gemeinsamkeiten und die Coen-Brüder sind als Produzenten mit an Bord. Aber wer jetzt denkt, dass die Serie nur eine längere Neuverfilmung des Originals ist, der irrt, denn die Serie bietet ein eigenständiges Universum, mit komplett neuen Figuren und Handlungen.


Dreh- und Angelpunkt der Serie ist das verschlafene Städtchen Fargo, das im Winter quasi ständig mit einer Eisschicht bedeckt ist und so schon mal die trostlose Stimmung schafft, die sich durch die ganze Serie zieht. Lester Nygaard (gespielt von Martin Freeman) ist ein Verlierer, wie er im Buche steht. Seine Frau hasst ihn, sein Bruder verleugnet ihn und auch er selbst findet sein Leben trostlos. Sogar sein ehemaliger Peiniger aus der Schule macht ihn vor seinen Söhnen lächerlich und sorgt dafür, dass sich Lester aus Angst die Nase blutig schlägt. Im Krankenhaus vertraut er sich einem mysteriösen Fremden (Billy Bob Thornton) an und dieser schließt daraus, dass dem Peiniger etwas Schreckliches zustößen müsse. Er bietet Lester an, Hess zu töten. Lester gibt jedoch nur eine unverbindliche Antwort. Als jedoch Hess am nächsten Tag ermordet aufgefunden wird und Lester im Affekt seine Frau mit einem Hammer erschlägt, ist das Chaos komplett und in der verschlafenen Kleinstadt ist nichts mehr so, wie es war...


Schon diese Ausgangssituation las sich im Internet so interessant, dass ich sie mir sofort anschauen musste. Und ich war nicht enttäuscht: Fargo ist eine ruhige, kleine Serie, die aber einiges auf dem Kasten hat. Etwa das ständig wachsende Mysterium um Lester Nygaard, der es schafft, sich herauszureden, aber trotzdem immer im Verdacht steht, seine Frau getötet zu haben - und so für energische Polizisten, die an die Wahrheit kommen wollen, und für Auftragskiller das perfekte Ziel bietet. Eine weiter Hauptfigur ist Lorne Malvo, der mysteriöse Mann, der eines Tages in Fargo auftaucht und dort mit diversen Morden Unruhe stiftet. In meinen Augen ist Malvo klar die interessanteste Figur im Fargo-Universum. Er ist ein stoischer Mann, scheinbar ohne Skrupel und Gefühle. Gleichzeitig schaffen es die Macher, dass man Malvo nicht verfluchen will für all das Leid, das er verursacht, sondern man findet Gefallen an diesem mysteriösen Fremdling. Er scheint hochintelligent und reagiert herablassend auf die dummen Menschen um ihn herum, indem er sie auf intelligente Art und Weise bloßstellt, sodass nur der Zuschauer etwas zum Schmunzeln hat. Dieser Faden mit schwarzem Humor zieht sich durch die Serie und lässt sich in jeder Episode finden. 




Interessant war, dass diese Rolle mit Billy Bob Thornton besetzt wurde. Im Nachhinein aber passt der Schauspieler zu seiner Rolle wie die Faust auf's Auge und ich habe das Gefühl, dass die Figur Lorne Malvo eine ähnlich epische Person werden könnte wie Tony Soprano oder Walter White. Ach, was soll ich sagen: Billy Bob Thornton ist mit der beste Grund, sich die Serie anzusehen. Aber auch die anderen Schauspieler machen einen tollen Job. Martin Freeman etwa durfte sich einen American Accent aneignen und mit Lester einen Mann spielen, dessen Leben komplett umgeworfen wird und er sich nach und nach verändert - wie Walter White, nur wird die Klasse hier nicht erreicht. Allison Tolman spielt die engagierte Polizistin Molly Solverson, die zusammen mit dem Polizisten Gus Grimly (Colin Hanks) hinter Malvo her ist und von Anfang an an Lesters Unschuld am Tod seiner Frau zweifelt. Außerdem wäre da noch das schräge Pärchen Mr. Numbers und Mr. Wrench, die hinter Malvo her sind und sich aufgrund von Mr. Wrenchs Taubheit nur mit Zeichensprache verständigen - herrlich komisch! 

Auch wenn dieser Kommentar nicht ganz so professionell ist wie andere im Internet, ist die Message hoffentlich klar verständlich: Fargo ist meiner Meinung nach jetzt schon eine hervorragende Serie (bei gerade mal sieben erschienenen Episoden), die das Zeug zum Überraschungshit hat und mit Lorne Malvo eine der fazinierendsten Serienfiguren im US-amerikanischen Fernsehen besitzt.

Samstag, 17. Mai 2014

Das Appartement [1960]


C.C. Baxter ist ein kleiner Büroangestellter in einem großen Konzern, der sich nur hocharbeiten kann, indem er seinen Vorgesetzten seine Wohnung als Liebesnest zur Verfügung stellt. Eines Tages findet er dort die bewusstlose Fahrstuhldame Miss Kubelik an, die sich scheinbar mit Tabletten das Leben nehmen wollte. Da er auf die Dame schon lange ein Auge geworfen hat und ihr zudem das Leben retten möchte, kontaktiert er seinen Nachbarn, der ihr den Magen auspumpt. Es entwickelt sich ein Gewirr aus Missverständnissen mit Miss Kubeliks Liebhaber und C.C.'s Vorgesetzten, das er zu seinen Gunsten lösen kann. 

Nicht die Liebesgeschichte gefiel mir an diesem Film, nein, diesmal waren es vor allem die Charaktere. C.C. Baxter, sehr natürlich von Jack Lemmon dargestellt, ist einfach der typische Verlierer, der viel zu schüchtern ist, um das Mädchen seiner Wahl auszuführen. Miss Kubelik (eine bezaubernde Shirley MacLaine) hingegen ist das krasse Gegenteil von Baxter. Sie ist selbstbewusst und traut sich, ihre Meinung laut auszusprechen. Eine hinreißende Frau; man kann nur zu gut verstehen, warum sich C.C. Baxter ausgerechnet in sie verliebt. Die Dialoge der beiden sprühen vor Sarkasmus und Witz und bilden für mich den Hauptgrund, warum ich "Das Appartement" mag. Denn die Hintergrundgeschichte mit Miss Kubeliks Liebhaber konnte mich hingegen überhaupt nicht fesseln. 

Fazit: Eine nette Screwballkomödie mit glänzenden Hauptdarstellern, die den Film zu einem Genuss machen. Leider habe ich mich im Laufe des Films zu oft gelangweilt, um ihn lieben zu können.

Montag, 28. April 2014

Amadeus [1984]


"Amadeus" behandelt die fiktive Rivalität zwischen zwei begnadeten Musikern ihrer Zeit. Antonio Salieri ist ein eitler Musiker auf dem Hof des Habsburgerkaisers und sieht sich mit seiner Leidenschaft für Musik von Gott gesegnet. Bis er eines Tages das Wunderkind Wolfgang Amadeus Mozart kennenlernt, der aber ganz anders ist als gedacht. Mozart stellt sich als eitel, unreif und kindisch heraus, der aber mit einem außerordentlichen Talent gesegnet ist, das Salieris Fähigkeiten bei weitem übersteigt. Das Talent, gepaart mit Mozarts kindischem Charakter, führt dazu, dass sich Salieri von Gott betrogen fühlt, da nicht er, sondern ein Narr dazu auserkoren wurde, solch wunderbare Musik zu erschaffen. In ihm reift mehr und mehr der Plan, Mozart in den Wahnsinn zu treiben und zum Selbstmord zu zwingen...


Was für ein Film! Milos Forman ist mit "Amadeus" ein - ja, ich weiß, dass es mittlerweile inflationär benützt wird, aber mir fällt kein anderes Wort dazu ein - Meisterwerk gelungen. Die Mischung aus dem trockenen Salieri, dem kindischen Mozart, der wunderbaren Musik und dem ständig über alles lauernden Wahnsinn, schafft ein Erlebnis, das mich so schnell nicht losließ. Die Musik ist - wenn man ein Ohr für klassische Musik hat - natürlich eine Wucht, besonders Mozarts "Lacrimosa" jagt mir bis jetzt einen Schauer über den Rücken, wann immer ich es höre. Forman schenkt auch den einzelnen Opern Mozarts und der Musik allgemein sehr viel Platz und so kann es vorkommen, dass man sich ein paar Minuten lang Stücke aus Mozarts neuester Oper anhört. Diese Stellen werden aber niemals langweilig, denn die Choreographie und Musik fasziniert viel zu sehr (so ging es mir jedenfalls). 


Aber natürlich muss ich auch ein Lob an die Schauspieler aussprechen. F. Murray Abrahams durfte für seine Darstellung den Oscar einheimsen, während Tom Hulce als Amadeus leider leer ausging. Seine unvergleichliche Art, wie er den anfangs fröhlichen und später immer depressiveren Amadeus spielte, gefiel mir sehr. Zwei Darsteller, die ich noch positiv erwähnen möchte, sind der ewige Nebendarsteller Jeffrey Jones als Kaiser Joseph II, sowie Elizabeth Berridge als Mozarts starke Frau Constanze. 


Fazit: Ein Film zum Niederknien, der alles beinhaltet, was ein guter Film ausmacht. Über die lange Laufzeit lässt sich streiten, doch ich denke, dass "Amadeus" einer jener Filme ist, die erst mit forangeschrittener Laufzeit ihre volle Genialität entfalten.

Sonntag, 6. April 2014

Grand Budapest Hotel [2014]


Wes Anderson, ein Regisseur, der unter Kennern für seine liebevoll gestalteten und skurrilen Filme wie "Moonrise Kingdom" und "The Royal Tenenbaums" bekannt ist, brachte mit "Grand Budapest Hotel" erneut einen typischen Anderson in die Kinos. Was seine Filme auszeichnet, sind wunderbar gefilmte Szenen, eine Prise Humor und viele bekannte Schauspieler, die sich dem Regisseur verschrieben haben.


"Grand Budapest Hotel" spielt in einem erfundenen Land namens Republik Zubrowka, das mich bisweilen an Tschechien erinnerte. Ralph Fiennes spielt den egozentrischen Concierge Gustave H., der sozusagen als Besitzer des Grand Budapest agiert und es den Hotelgästen an nichts mangeln lässt - um das Wohl der älteren Damen kümmert er sich persönlich. Eines Tages stirbt eine reiche Geliebte von ihm und vermacht ihm ihr wertvollstes Sammlungsstück: Das Bild "Jüngling mit Apfel". Während ihre Nachkommen noch miteinander streiten, können Gustave und sein Lobbyboy Zero das Bildnis entwenden und verstecken. Es entbrennt eine Jagd auf Gustave, angestiftet durch den Sohn der reichen Geliebten einerseits, und Gustaves und Zeros Versuch, ihre Unschuld zu bestreiten, was die beiden bald in allerlei komische Situationen bringt. 


Man kann wohl sagen, dass "Grand Budapest Hotel" Wes Andersons erster tragigkomödischer Film ist. Während seine anderen Filme immer mehr lustig als traurig waren, finden sich in diesem Film viele tragische Elemente. Schon der Beginn des Filmes zeigt, in welch desolatem Zustand sich das Grand Budapest in der Gegenwart befindet. Das einstige Grand Hotel ist nun ein Kurort und den einstigen Prunk kann man höchstens erahnen. Als der alte Zero dem namenlosen Schriftsteller seine Geschichte offenlegt, ist ihm anzusehen, dass er sich in jene Zeit zurückwünscht, als das Hotel noch viele wunderbare Abenteuer bot. Auch das Ende ist kein Happy End in dem Sinne; für Zero geht die Sache zwar gut aus, aber sowohl Gustave, als auch seine Frau und sein Sohn sterben, wie man im Off erfährt. Man fühlte sich nach dem Film fast ein bisschen melancholisch und nachdenklich.


Zusammenfassend muss ich sagen, dass mich Wes Andersons neuestes Werk nicht so sehr begeistern konnte wie "Moonrise Kingdom" oder "Der fantastische Mr. Fox". Manchmal irrt die Handlung ein bisschen ziellos umher, was die Aufmerksamkeit etwas einschlafen ließ. Nichtsdestotrotz ein wunderbar liebevoll gestalteter Film, der mir mit seinen zahlreichen bekannten Gesichtern in jeder zweiten Szene einen neuen Aha-Moment bescherte. Ralph Fiennes (genial), Willem Dafoe (herrlich, dieser Mann), F. Murray Abraham, Owen Wilson, Jude Law, Adrien Brody (ebenfalls herrlich), Harvey Keitel usw. sind nur ein kleiner Auszug dieser namhaften Mitwirkenden, die "Grand Budapest Hotel" zu einem schönen, kleinen Kinobesuch machen.

Mittwoch, 2. April 2014

Violent Cop [1989]


Takeshi Kitano drehte Ende der 80er Jahre seinen ersten Film namens "Violent Cop", der den Grundstein für seine weitere Karriere legte. Ich möchte nicht so tun, als würde ich mich mit Kitano-Filmen besonders gut auskennen, aber schon in seinem ersten Film finden sich mit der Brutalität und Kriminalität seiner Charaktere Motive, die er auch in seinen anderen Filmen einbauen sollte. 

Kitano selbst spielt die Hauptfigur namens Azuma, den titelgebenden brutalen Polizisten, der dafür bekannt ist, verdächtigen Personen und anderen Gangstern mit roher Gewalt zu begegnen. Gemeinsam mit seinem unerfahrenen Partner deckt er Drogengeschäfte in seinem eigenen Dezernat auf und muss sich mit Yakuzabossen herumschlagen. 

Ich möchte den Film gar nicht schönreden, denn mir hat er nicht besonders zugesagt. Die Handlung ist zwar an sich spannend, wird aber von Kitano unglaublich dröge präsentiert. Lange Einstellungen, in denen wenig passiert, langwierige Verfolgungsjagden, eine Hauptperson, die nicht mehr spricht als nötig, und dann die Brutalität, die im krassen Gegensatz zu alldem steht, werden von Kitano hier ganz groß geschrieben. Das mag für Kitano-Anhänger zwar faszinierend sein, ich konnte damit jedoch nichts anfangen. Die ikonische Titelmelodie ist jedoch als großer Pluspunkt herauszuheben.

Montag, 17. März 2014

Serien Review: Broadchurch


Normalerweise schreibe ich ja nichts zu Serien, aber hier kann ich nicht anders, als meine Gedanken loszuwerden. Gestern Abend hatte ich mehr aus Langeweile die erste Folge von "Broadchurch" in die PS3 geschoben - und konnte gar nicht mehr aufhören. Nur der Kompromiss, dass ich am nächsten Morgen früh aufstehen und mir vor der Spätschicht noch die Serie zu Ende anschauen konnte, ließ mich erst um halb eins morgens ins Bett gehen. Ich konnte buchstäblich nicht mehr aufhören, und das ist mein Ernst. 

Die Handlung ist denkbar einfach: Ein Junge wird tot am Strand aufgefunden und die Polizei geht von Mord aus. Von nun an ist es die Aufgabe von dem ungleichen Ermittlerpaar Hardy und Miller, den Mörder zu schnappen - welcher ein Teil der eingeschweißten und scheinbar harmonischen Gemeinde ist. Der Tod von Danny und die Ermittlungen reißen ein Loch in die Gemeinschaft, es kommen teilweise hässliche Geschichten aus der Vergangenheit ans Tageslicht, und jeder von ihnen ist ein potenzieller Mörder. Hardy bläut dies seiner Kollegin ein, die aus Broadchurch stammt und nicht verstehen will, dass ein Mörder unter ihren Bekannten sein soll. Und auch als Zuschauer übernimmt man unbewusst diese Denkweise. Ein Bewohner muss nur finster in die Ferne gucken oder etwas zwielichtig aussehen, und schon sieht man in ihm den Mörder. Und "Broadchurch" macht das so genial, dass man sich aufgrund der Hintergrundgeschichte praktisch jeden als Täter vorstellen kann. Warum hat A Dannys Skateboard im Schrank? Warum hat B sämtliche SMS und E-Mails von Danny gelöscht? Und ist C wirklich pädophil und somit eine Bedrohung für die hiesigen Kinder? Es ist faszinierend, wie die Polizei jeden der potenziellen Täter, die man sich im Kopf schon zurechtgelegt hatte, entlastet und zeigt, dass der wahre Täter noch immer auf freiem Fuß ist. 

Dass sich die Serie auf hohem Niveau befindet, muss ich wohl nicht hinzufügen. Die achtteilige Miniserie strotzt nur so vor Suspense, Atmosphäre, tollen Bildern und glaubwürdigen Charakteren, in die man sich ungerne hineinversetzen will. Jede Figur hat ein Motiv, eine Hintergrundgeschichte und sind nicht bloß Abziehbilder, die von der Polizei eingefangen und befragt werden. Auch die hin und wieder erwähnte Vorgeschichte von Alec und der Grund, warum ihm ständig schwindlig wird und er ohne seine Tabletten nicht kann, lässt den Zuschauer am Ball bleiben. Kurzum: Eine extrem gelungene Miniserie, die mich für acht Stunden völlig in ihren Bann gezogen hat.

Sonntag, 16. März 2014

The Wolf of Wall Street [2013]



Es sind bereits mehrere Wochen ins Land gezogen, seit ich den Film gesehen habe, aber ich konnte mich nie dazu aufraffen, einen Kommentar dazu zu schreiben. Dies liegt vermutlich daran, dass ich gar nicht so recht weiß, worüber ich schreiben will bzw. was es zu diesem Film noch zu sagen gibt, was nicht bereits gesagt wurde. Bei mir schlug "The Wolf of Wall Street" ein wie eine Bombe, zumindest ein bisschen. Ein knapp drei Stunden langer Dauerrausch, der die Zeit wie im Flug vergehen lässt und dabei zahlreiche Tabus bricht. Es scheint etwas ganz normales zu sein, Koks zu schnupfen, auf der Arbeit wilde Parties zu feiern, mit allen möglichen Frauen Sex zu haben, das Leben zu leben - zumindest so, wie es sich Jordan Belfort vorstellt, das perfekte Leben zu führen. Er besitzt eine Yacht, eine Villa, eine Sexbombe als Frau, alles was das Herz begehrt und so viel Geld, dass er sich seine unermessliche Gier nach allem Schönen, Glänzenden, Befriedigendem stillen kann. Jordan Belfort ist ein gieriger Mann, der mehr Geld besitzt als er ausgeben kann und trotzdem immer mehr will. Jordan kann auch sehr charismatisch sein, oh ja. Wie ein Prediger steht er vor seinen treuen Mitarbeitern und schreit sich die Seele aus dem Leib, stachelt seine Jünger zu Höchstleistungen an, um dem unbedarften Amerikaner das Geld aus der Tasche zu ziehen. Eine typische Aufstieg-und-Fall-Geschichte, wie es scheint, denn Jordan kommt aus dem Nichts, erlebt viele Jahre des Dauerkonsums zu der Grenze des Ertragbaren, und verschwindet schließlich - im Gefängnis, nachdem er wegen Steuerhinterziehung eingesperrt wurde. Leonardo Di Caprio, so muss ich wiederholt feststellen, ist einfach ein Gott. In der richtigen Rolle - und die wählt er praktisch immer - vermag er es, zu Höchstleistungen aufzufahren und einen so wuchtigen, langen, riesigen Film wie "The Wolf of Wall Street" auf seinen Schultern zu tragen, und meistert diesen Drahtseilakt mit Bravour. Als der Film zu Ende war, war es so, als käme man nach einer Hypnose wieder zu sich. Die Dauerbeschallung ist vorbei, Di Caprio hatte seine Vorstellung gegeben, und im besten Fall war man von dem eben Gesehenen einfach nur erschlagen. Wie sollte man einen solchen Film bewerten? Ich entschied mich für die sichere Seite und bewerte "The Wolf of Wall Street" mit acht Punkten, denn ein guter Film ist er ja. Er vermag es den Zuschauer zu umgarnen, zu fesseln, zu hypnotisieren und ihn nach drei Stunden verwirrt zurückzulassen, kaum in Worte fassend, was man in den letzten Stunden gesehen hatte. Ja, "The Wolf of Wall Street" bedarf einer Zweitsichtung, die sich aber ruhig noch Zeit lassen kann. Tut mir leid, liebe Leser, dass ich für diesen Film nur einen schäbigen Text beizutragen habe, aber ich hatte bisher noch nicht die Zeit, mich ordentlich mit dem Wolf auseinanderzusetzen. Aber eines möchte ich noch hinzufügen: Ich werde es der Academy nie verzeihen, dass sie Leonardo Di Caprio zum wiederholten Male den Oscar vorenthalten haben. Punkt.

Chihiros Reise ins Zauberland [2001]


Ghibli. Heutzutage ist Ghibli eine Garantie für einen äußerst fantasievollen, liebevoll gestalteten und hervorragenden Film geworden (meistens zumindest). Doch das war nicht immer so in Westeuropa. In Japan erfreut sich das Studio seit Mitte der 80er Jahre großer Beliebtheit, doch in der westlichen Welt ist das erst seit ihrem großartigen "Chihiros Reise ins Zauberland" so. Von da an infizierte der Markenname Ghibli auch hier tausende Filmfans, die all ihre Filme nachholten, doch die meisten sind nach wie vor der Meinung, "Chihiro" wäre Hayao Miyazakis Magnum Opus. 

Dieser Meinung bin ich nicht. Es ist nicht nur so, dass "Prinzessin Mononoke" in meinen Augen sein absolutes Meisterwerk ist, sondern auch, dass der Film meiner Meinung nach zwar sehr gut ist, aber keinesfalls mehr. Dies liegt vor allem an Chihiros nervtötenden Synchronstimme, aber auch an dem für Ghibli ungewöhnlichen Zeichenstil, sodass die Figuren in "Chihiro" hässlicher aussahen als in den anderen Filmen. Aber soviel zu meiner persönlichen Meinung.

Denn abgesehen von dem ungewöhnlichen Zeichenstil ist der Rest des Films ein waschechter Miyazaki. Er entführt uns in eine völlig unbekannte Welt, in die das junge Mädchen Chihiro mit ihren Eltern stolpert und sich plötzlich an einem Ort wiederfindet, in der Übernatürliches wie Hexen, Drachen, Geister, herumhüpfende Gaslaternen und achtarmigen Menschen etwas ganz Natürliches sind. Ihre Eltern verwandeln sich durch ihre Maßlosigkeit in Schweine und kurz danach trifft sie auf den freundlichen Jungen Haku, der ihr Arbeit in dem Badehaus der Hexe Yubaba verschafft, das zum Wohl der tausenden Götter des Shintoglaubens dient. Dort  trifft sie auf allerlei fremde Wesen und Geister und versucht, ihren harten Alltag zu meistern und einen Weg zu finden, ihre Eltern in Menschen zurückzuverwandeln und mit ihnen diese Welt zu verlassen. 

Zwar mag er aus kommerzieller Sicht der erfolgreichere Film als "Mononoke Hime" sein, und die zahlreichen Preise und Lobpreisungen sprechen für sich, doch mehr als ein guter Film wird "Chihiros Reise ins Zauberland" wohl nie für mich sein.

Die Tiefseetaucher [2004]


Gewöhnlicherweise gefällt mir alles, wo Wes Anderson draufsteht. Ich mag die Art, wie er seine Filme dreht. Die Handlung ist stets einfach gehalten, doch sein Auge für Einzelheiten ist es, das mich fasziniert. Es ist schwer zu beschreiben; entweder man mag ihn, oder man mag ihn nicht. In Wes Andersons Œuvre gibt es kaum einen Makel - bis auf "Die Tiefseetaucher", der Nachfolger zu "The Royal Tenenbaums", der ja bekanntlich seinen Durchbruch darstellte. 

Bill Murray, einer von Andersons Stammschauspielern, darf hier die Hauptrolle des schrägen Steve Zissou spielen, der sein Geld damit verdient, auf hoher See schlechte Filme zu drehen. Im letzten Film starb sein bester Freund und Filmpartner Esteban durch einen sogenannten Jaguarhai, dessen Existenz bis kurz vorm Ende als ungesichert gilt, da nur Steve Zeuge von Estebans Tod war. Der Film wird bei den Kritikern schlecht aufgenommen und Steve möchte in einem neuen Film versuchen, sich an dem Jaguarhai zu rächen. Zur selben Zeit lernt er den jungen Piloten Ned kennen, der sich Sohn einer früheren Beziehung von Steve vorstellt, wobei lange unklar ist, ob die beiden wirklich miteinander verwandt sind. Gemeinsam mit einem bunten Haufen ziehen Steve und Ned aufs Meer und erleben dort allerlei Abenteuer.

Das Problem, das ich mit "Die Tiefseetaucher" habe, ist, dass ich mit der planlosen Handlung, die meistens einfach nur improvisiert und wenig durchdacht wirkt, nicht viel anfangen kann. Man bringt kaum Interesse für die Handlung auf, geschweige denn für die Figuren. Und so plätschert der Film dahin und die anfängliche Vorfreude verwandelt sich in Desinteresse. Auch der Nachfolger "Darjeeling Limited" kränkelt an der etwas wirr hingeklatschte Handlung, während "Der fantastische Mr. Fox" und "Moonrise Kingdom" vor allem von Andersons fantasievoller Ausstattung profitieren und mit einer in sich geschlossenen und bezaubernden Handlung überzeugen. So kann ich "Die Tiefseetaucher" nur als kleiner Schandfleck ansehen, den jeder Künstler auf dem Weg zum Meisterwerk in Kauf nehmen muss.

Zum Schluss noch eins: Wenigstens eine Szene konnte mich bezaubern, und zwar handelt es sich dabei um die Sequenz im U-Boot, als alle dem wunderschön mit Stop-Motion animierten Jaguarhai ansichtig werden. Ein magischer Moment.

Sonntag, 9. März 2014

Das finstere Tal [2014]


In den Südtiroler Alpen Ende des 19 Jahrhunderts: In einem Tal leben die Einwohner abgeschottet von der Außenwelt und bilden eine eigene kleine Welt mit dem Brennerbauern als Oberhaupt, dem jeder zu gehorchen hat, und seine sechs Söhne sorgen dafür, dass diese Regeln von jedem Einwohner eingehalten werden. Eines Tages erscheint ein Neuankömmling - eine Seltenheit in diesem abgeschotteteten Tal und dementsprechend feindselig wird Greider, wie sich der mysteriöse Mann vorstellt, begrüßt. Er kommt bei einer Witwe und deren Tochter Luzi unter und verbringt seine Tage damit, im Tal herumzureiten und die Landschaft zu fotografieren. Langsam gewöhnen sich die Bewohner an den Fremdling, doch als plötzlich zwei der Brenner Söhne unter mysteriösen Umständen sterben, werden die restlichen Brüder auf Greider aufmerksam - und nicht zu Unrecht, wie sich herausstellen sollte. 


Der Film basiert auf dem gleichnamigen Buch von Thomas Willmann aus dem Jahre 2010, und wie sich herausstellen sollte, ist es ein perfektes Buch für eine Filmumsetzung. Schon das Buch spielt perfekt mit der in sich geschlossenen Welt und der trostlosen Umgebung, der Bedrohung durch die Brenner Familie und der mysteriösen Aura, die Greider umgibt. Da war eine Filmumsetzung nicht fern, und dass diese so gut gelungen ist, liegt zu einem großen Teil an der grandiosen Vorlage. Denn wie sich herausstellt, ähneln sich Buch und Film sehr. Beim Lesen des Buches fühlte ich mich sofort an den Film zurück erinnert, die Stimmung wurde perfekt eingefangen und verfilmt und bis auf ein paar Nebensächlichkeiten schaffte es Andreas Prochaska, das Buch 1:1 wiederzugeben. Und schon das Buch war ein Wagnis: Die Mischung zwischen Alpenroman und Western mag zwar auf den ersten Blick etwas fremd wirken, passt aber beim näheren Hinsehen wie die Faust aufs Auge. Denn im Tal herrscht nicht viel Alpenromantik. Die Menschen sind freudlose, gottesfürchtige Menschen, die in ihrer kleinen, abgeschotteten Welt leben und scheinbar nichts anderes tun, als tagein tagaus zu arbeiten, Höhepunkte gibt es nur wenige. Die Stimmung ist düster, die Bilder dunkel, das Wetter schlecht. Und als der Schnee einsetzt und zwei Brenner "Buam" sterben und klar wird, warum Greider über den Winter in das Tal gekommen ist, entspinnt sich ein Rachethriller, der in Western-Manier wortkarg und mit den Waffen sprechend ausgetragen wird.


Die Besetzung des Briten Sam Riley als den wortkargen Greider ist bei näherem Hinsehen perfekt, denn sogar im Buch redet Greider nur selten und da passt es perfekt, dass Riley nur selten den Mund aufmachen muss. Außerdem wird angedeutet, dass er in den USA groß geworden ist und eine österreichische Mutter hat, was Sam Rileys Akzent rechtfertigt. Der Anführer der Brenner Brüder wurde namhaft mit Tobias Moretti besetzt, der mit seiner Boshaftigkeit sehr gut rüberbringt, warum die Einwohner des Tals vor der Familie kuschen. Was mir leider nicht so gut gefiel, war Luzis erzwungener österreichischer Akzent, denn ein geübtes Ohr hört sofort, welcher Akzent natürlich und welcher gekünstelt ist. Das ist zwar Meckern auf hohem Niveau, ist mir aber dennoch negativ aufgefallen.