Normalerweise schreibe ich ja nichts zu Serien, aber hier kann ich nicht anders, als meine Gedanken loszuwerden. Gestern Abend hatte ich mehr aus Langeweile die erste Folge von "Broadchurch" in die PS3 geschoben - und konnte gar nicht mehr aufhören. Nur der Kompromiss, dass ich am nächsten Morgen früh aufstehen und mir vor der Spätschicht noch die Serie zu Ende anschauen konnte, ließ mich erst um halb eins morgens ins Bett gehen. Ich konnte buchstäblich nicht mehr aufhören, und das ist mein Ernst.
Die Handlung ist denkbar einfach: Ein Junge wird tot am Strand aufgefunden und die Polizei geht von Mord aus. Von nun an ist es die Aufgabe von dem ungleichen Ermittlerpaar Hardy und Miller, den Mörder zu schnappen - welcher ein Teil der eingeschweißten und scheinbar harmonischen Gemeinde ist. Der Tod von Danny und die Ermittlungen reißen ein Loch in die Gemeinschaft, es kommen teilweise hässliche Geschichten aus der Vergangenheit ans Tageslicht, und jeder von ihnen ist ein potenzieller Mörder. Hardy bläut dies seiner Kollegin ein, die aus Broadchurch stammt und nicht verstehen will, dass ein Mörder unter ihren Bekannten sein soll. Und auch als Zuschauer übernimmt man unbewusst diese Denkweise. Ein Bewohner muss nur finster in die Ferne gucken oder etwas zwielichtig aussehen, und schon sieht man in ihm den Mörder. Und "Broadchurch" macht das so genial, dass man sich aufgrund der Hintergrundgeschichte praktisch jeden als Täter vorstellen kann. Warum hat A Dannys Skateboard im Schrank? Warum hat B sämtliche SMS und E-Mails von Danny gelöscht? Und ist C wirklich pädophil und somit eine Bedrohung für die hiesigen Kinder? Es ist faszinierend, wie die Polizei jeden der potenziellen Täter, die man sich im Kopf schon zurechtgelegt hatte, entlastet und zeigt, dass der wahre Täter noch immer auf freiem Fuß ist.
Dass sich die Serie auf hohem Niveau befindet, muss ich wohl nicht hinzufügen. Die achtteilige Miniserie strotzt nur so vor Suspense, Atmosphäre, tollen Bildern und glaubwürdigen Charakteren, in die man sich ungerne hineinversetzen will. Jede Figur hat ein Motiv, eine Hintergrundgeschichte und sind nicht bloß Abziehbilder, die von der Polizei eingefangen und befragt werden. Auch die hin und wieder erwähnte Vorgeschichte von Alec und der Grund, warum ihm ständig schwindlig wird und er ohne seine Tabletten nicht kann, lässt den Zuschauer am Ball bleiben. Kurzum: Eine extrem gelungene Miniserie, die mich für acht Stunden völlig in ihren Bann gezogen hat.