"I'm just a little Man, a fat ugly Man!" Wer kennt nicht diesen berühmten Ausspruch des 34-jährigen Metzgers, der noch bei seiner Mutter wohnt, weil er keine Lust mehr darauf hat, sich von den Frauen das Herz brechen zu lassen?
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Zu Beginn dachte ich mir noch: Wow, dieser Film hat sich für die damalige Zeit einiges zugetraut. Während normalerweise überirdisch schöne männliche Darsteller auf modelähnliche Darstellerinnen treffen und Hürden überwinden durften, um endlich am Ende des Filmes zueinander zu finden, wurde hier für die Hauptrolle der korpulente und sagen wir, nicht unbedingt attraktive Italoamerikaner Ernest Borgnine gecastet.
Dieser spielt den herzensguten Marty, der hilfbereit und schüchtern ist, aber als ältester von allesamt verheirateten Geschwistern noch zuhause bei seiner Mutter wohnt.
Natürlich trifft er eines Tages plötzlich auf die ebenfalls nicht perfekt aussehende Clara (Betsy Blair) kennen, die von ihrem Date sitzengelassen wurde. Die beiden haben zwar hohe Standesunterschiede (er von der Arbeiterklasse, sie war auf der Universität), verstehen sich aber blendend und verabreden sich für den nächsten Abend - wobei Marty von allen Seiten Ablehnung erfährt und geraten bekommt, sich nicht mit diesem Mauerblümchen abzugeben. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass er natürlich alle Zweifel über Bord wirft und sie am Ende des Filmes anruft und sie mit verweinten Augen glückselig den Hörer abnimmt.
Was ich zu Beginn für Realismus gehalten habe (italienische Arbeiterklasse, realistische Menschen und keine Models), verwandelte sich im Laufe des Filmes in den triefenden Kitsch, ohne den man sich damals wohl keinen Film vorstellen konnte. Viel zu überladen wirkt alles und Marty konnte meistens nicht aufhören zu reden, was manchmal lästig war. Zudem störte mich die Nebenhandlung mit Martys Mutter und deren Schwester, die ihr Gift ins Ohr gießt, indem sie ihr vorjammert, dass Marty seine Mutter aus dem Haus werfen würde, wenn er eine Freundin habe - damals wohl für ältere Damen ein hochaktuelles Thema, heute jedoch veraltet.
Der Film erhielt 1956 den Oscar als Bester Film sowie die Goldene Palme. Aus heutiger (und meiner) Sicht etwas unverdient. Aber gut, der Film bietet eine niedliche Liebesgeschichte und zeigt obendrein, wie man in den 50er Jahren Party gemacht hat.