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MOON |
Eigentlich kann ich mit Science-Fiction-Filmen nicht viel anfangen, weil sie mir doch etwas zu futuristisch sind. Und doch hinderte es mich nicht daran, "Moon" nach Anraten von diversen Filmfans zu kaufen, denn ein Tipp ist für mich immer ein Grund, sich einen Film anzusehen. Gesagt getan, ich kaufte mir den Film, doch danach stand der Film für etwa neun Monate im Regal und wurde nicht angerührt. Das eine oder andere Mal erwägte ich, ihn mir anzusehen, doch irgendetwas schreckte mich ab und ließ meinen Finger suchend weiterwandern. Doch vorgestern war es so weit: Spontan entschloss ich mich, meinen inneren Schweinehund zu besiegen und "Moon" eine Chance zu geben.
Mein erster Eindruck (und das war nicht so positiv) war: Ein zweites 2001. Das kannte man doch von irgendwoher, ein Mann, ganz alleine im Weltall, eine künstliche Intelligenz mit an Bord. Erinnerte doch zu sehr an HAL. Doch GERTY war mir schon von Anfang an sympathischer, weil er nicht eine Stimme im Raumschiff war, sondern einen "Körper" hatte, mit einem Bildschirm vorne, der seinen Gemütszustand in Form eines Smileys zeigt, sowie mit einem "Kick me" Zettel auf dem Rücken. Noch dazu wurde er von Kevin Spacey gesprochen - GERTY war mir schon mal nicht so suspekt wie HAL.
Dann die Hauptfigur, Sam Bell, genial gespielt von Sam Rockwell, den ich sowieso sehr gerne mag. Sam, der seit drei Jahren einsam auf dem Mond lebt und die Maschinen wartet, die die Energie für die Erde erzeugen. Zuhause warten seine Freundin und seine Tochter auf ihn und man merkt, dass diese drei Jahre Isolation (von GERTY abgesehen) nicht spurlos an ihm vorübergegangen sind. Er führt Selbstgespräche, bekommt Halluzinationen und kann an nichts anderes als an Frau und Tochter denken.
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MOON |
Eines Tages hat er einen Unfall und wacht in der Krankenstation des Raumschiffes wieder auf. GERTY ist bei ihm und sagt ihm, dass er einen Unfall hatte. Ab hier fängt GERTY an, sich merkwürdig zu benehmen, indem er Sams Fragen immer wieder aus dem Weg geht und ihn auch verweigert, das Raumschiff zu verlassen und Sorge um ihn vorschützt. Als es Sam jedoch gelingt hinauszukommen, fährt er sofort zu der Unfallstelle, wo sein Gefährt immer noch liegt. Das Problem: Auch Sam ist noch drinnen. Sam bringt seinen Doppelgänger zurück zu GERTY, der jedoch nicht mit der Sprache herausrücken will. Von nun an gibt es zwei Sams auf dem Raumschiff: Der Sam, der den Unfall hatte, und der Sam, der danach auf der Krankenstation aufwachte. Wie sich herausstellte, sind beide nur Klone des echten Sam, der seit Jahren wieder zurück auf der Erde ist. Seine Klone sind verdammt, bis in alle Ewigkeit, drei Jahre pro Klon, auf dem Mond zu leben. Die Erinnerungen, die sie haben, sind nur in ihrem Gehirn gespeichert, sie sind überhaupt keine Individuen. Dies macht besonders dem ersten Sam zu schaffen, bei dem man an seinem Gesundheitszustand merkt, dass seine drei Jahre bald vorbei sind. Gratulation, was man hier aus Sam Rockwells Gesicht gemacht hat. Blass, Augenringe, ständig getrocknetes Blut im Gesicht. Dazu der gebückte Gang und die Tatsache, dass er mit sich selber redet und verrückt zu werden scheint, damit unterscheidet er sich extrem von dem "frischen" Klon, der muskulös und vernünftig ist.
Gerade die Gespräche zwischen den beiden Sam Bells stellen die großen Stärken des Films dar, da man anfangs gar nicht weiß, was man davon halten soll. Man lernt diesen Sam Bell kennen, der einen Unfall hat und plötzlich gibt es zwei davon? Natürlich spinnt man sich im Kopf seine eigene Geschichte zusammen, etwa dass er langsam verrückt wird und sich den zweiten Sam nur ausdenkt, ähnlich wie in "Fight Club". Leider wird der "Twist" ziemlich früh von GERTY offenbart, sodass sich diese Fragerei aufhört, schade eigentlich. Daraus hätte man viel mehr Spannung herausholen können.
Ich möchte nochmals die tolle Leistung von Sam Rockwell herausheben, der wohl der größte Grund sein sollte, sich den Film anzusehen. Noch dazu ein durchaus überzeugendes Setting, das mit einem vergleichsweise niedrigem Budget verwirklicht wurde. Regisseurneuling Duncan Jones' Debut ist ein wunderschöner, ruhiger Film geworden, zum Glück kein zweiter "2001" wie befürchtet.
9 / 10 Punkte