Mittwoch, 31. Oktober 2012

Catch me if you can [2002]

CATCH ME IF YOU CAN


"Catch me if you can" ist ein klassisches Katz-und-Maus-Spiel, das zwar nicht unbedingt mit Spannung oder actiongeladenen Verfolgungsjagden glänzt, sondern seine Vorteile viel mehr mit seinen herausragenden Darstellern ausspielen kann. 
Im Mittelpunkt steht der real existierende Frank Abagnale Jr., der nach der Scheidung seiner Eltern von zuhause ausreißt und von nun an mit gefälschten Gehaltsschecks einer Fluggesellschaft seinen Unterhalt bestreitet. Unter anderem schafft er es, Diplome zu erhalten, die ihn als Harvard-Absolvent auszeichnen, obwohl er sich das Basiswissen aus diversen Krankenhaussendungen geklaut hat und überhaupt kein Blut sehen kann. Aber durch seine selbstbewusste und charismatische Art schafft er es, dass er als Respektperson behandelt wird und sein Schwindel nicht auffliegt. Dieses Leben hätte ewig so weitergehen können, hätte sich nicht früher oder später der FBI-Ermittler Carl Hanratty an seine Fersen geheftet. Dieser hat es sich zu seinem persönlichen Ziel gemacht, Frank zu schanppen und für die Schäden in Milliardenhöhe, die er durch seine Betrügereien verursacht hat, schmoren zu lassen. 
 
Die beiden haben dafür, dass Carl Frank einsperren will, ziemlich oft Kontakt, etwa ruft Frank seinen Verfolger wegen Einsamkeit an Weihnachten an und plaudert ein bisschen mit ihm. Zu keinem Zeitpunkt hat man das Gefühl, dass von Frank eine Gefahr ausgeht, da er immer als ein Mensch dargestellt wird, dem das Elternhaus genommen wurde und diesen Verlust mit materiellen Dingen zu kompensieren versucht.

Ich kann es nicht beschreiben, was mir an "Catch me if you can" so gut gefallen hat. Vielleicht ist es die ungezwungene Inszenierung von Steven Spielberg, die hier erfrischend gewöhnlich ist, ohne Absichten für einen weiteren Blockbuster. Vor allem liegt es aber wohl an den Hauptdarstellern Leonardo DiCaprio als Frank und Tom Hanks als Carl, die ihre Figuren äußerst sympathisch verkörpern, sodass ob des niedrigen Spannungsbogens nie Langeweile aufkommt, im Gegenteil sogar. Vielleicht ist er sogar wegen der unaufgeregten Machart einer von Spielbergs besten Werken.
 
9 / 10 Punkte

Freitag, 26. Oktober 2012

Der englische Patient [1996]

THE ENGLISH PATIENT


Dass "Der englische Patient" bei der Oscarverleihung 1997 sage und schreibe neun Oscars abräumen konnte, grenzt, nachdem man den Film gesehen hat, an ein Wunder. Bei neun Oscars stellt man sich doch etwas Besonderes vor, schließlich gilt der Oscar als einer der begehrtesten Trophäen im Filmgeschäft und dafür nominiert und ausgezeichnet zu werden ist eine Ehre... zumindest war das einmal.

1997 leistete sich die Academy einen Patzer, indem sie dieses Filmdrama in so vielen Kategorien auszeichnete, obwohl der Film an sich nichts Besonderes, sondern allenfalls nett ist. Es handelt sich hierbei lose um die Verfilmung eines Romans, der sich mit dem real existierenden Graf Lászlo Almásy (Ralph Fiennes) beschäftigt. Es fängt mit dem Flugzeugabsturz über Afrika an, wo er schwere Verbrennungen erleidet und später von der kanadischen Krankenschwester Hana (Juliette Binoche) gepflegt wird, obwohl beide wissen, dass er nicht mehr lange zu leben hat. Anscheinend kann er sich an nichts erinnern, wird aber für einen Deutschen gehalten, im Jahre 1944 nicht gerade optimal. Die beiden bleiben in einem Kloster zurück, wo Hana ihn pflegt und in Rückblenden immer wieder die eigentliche Geschichte erzählt wird: Der Liebegeschichte zwischen Lászlo und Katharine Clifton, der Frau eines Kollegen.

Und ja, eigentlich ist ansonsten nichts Besonderes zu erzählen. Die Liebegeschichte ist sehr gut und hat viele emotionale Momente aufzuweisen, was aber den Film aufgrund seiner drögen Erzählweise nicht retten kann. Und eine langsame und langweilige Erzählweise kann bei einer Laufzeit von 180 Minuten dazu führen, dass man öfters auf die Uhr blickt und hofft, der Film möge doch bald vorüber sein.

Schade, er ist zwar keine Enttäuschung, aber eben auch nicht das, was man sich unter einem mit neun Oscars ausgezeichneten Film vorstellt. Die Academy ist halt auch nicht mehr das, was sie einmal war. Aufgrund der herzergreifenden Liebesgeschichte, der tollen Leistung von Ralph Fiennes und der sympatischen Juliette Binoche sollte man diesen Film nicht als Totalausfall betrachten.
 
5 / 10 Punkte

Punch-Drunk Love [2002]

PUNCH-DRUNK LOVE


Das Beste an diesem Film ist wohl nicht Paul Thomas Andersons Händchen für seine außergewöhnliche Regiearbeit, nein, denn dazu erzählt dieser Film eine viel zu gewöhnliche Geschichte, eine Geschichte zwischen Mann und Frau, die sich ineinander verlieben. Nein, die größte Leistung, die hier vom Regisseur erbracht wurde, war es, Adam Sandler so zu präsentieren, dass man ihm (fast) seine gesamte Filmographie und zahlreichen Fehltritte verzeihen möchte. 

Ich konnte Adam Sandler noch nie leiden und finde seinen stumpfen Humor einfach schrecklich, aber was er in diesem Film zeigt, wird jeden noch so eingefleischten Hater sofort überzeugen. Sandler füllt die Rolle des liebenswerten und trotteligen Barry Egan sehr überzeugend aus, sodass man sofort Sympathien für diesen Menschen gewinnt. Dass er von Sandler gespielt wird, vergaß ich meistens, weil ich so von seiner Leistung begeistert war. Kein saublöder Schenkelklopfer, nichts, nur eine ruhige Darstellung eines Losers, der von Philip Seymour Hoffman erpresst wird und sich in die schöne Emily Watson verliebt. 

"Punch-Drunk Love" ist ein Liebesfilm, aber zum Glück keiner, der mit peinlichen Dates und heißen Sexszenen aufwarten kann. Ja, zum Glück, denn das hätte den Film nur ruiniert. Man sieht, wie sich beide langsam näher kommen, Barry eher zögerlich und unbestimmt, Lena entschlossen, aber zurückhaltend. Aber als die beiden schließlich zueinanderfinden und Barry plötzlich die Kraft bekommt, sich gegen seine Peiniger zu wehren, sitzt man irgendwie mit Tränen in den Augen da, angesichts der süßen Liebesgeschichte und Adam Sandlers überzeugende Darstellung.

Der Film besitzt eigentlich noch einen zweiten Handlungsstrang, nämlich dass er bei einer Sexhotline anruft und die Prostituierte zusätzliches Geld für ihre Miete von ihm verlangt. Als dieser nicht einwilligt, wird er von vier Schlägertypen, geschickt von Philip Seymour Hoffman, drangsaliert, gegen die er sich schließlich dank der Kraft der Liebe wehren kann. Allerdings fand ich diesen Teil der Handlung ziemlich überflüssig, ein reiner Liebesfilm wäre schöner gewesen.
 
7 / 10 Punkte

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Inglourious Basterds [2009]

INGLOURIOUS BASTERDS


Es gibt Dinge, die sollte es einfach nicht geben. Dinge, die einfach nicht zueinanderpassen wollen, wie sehr man es sich auch vorstellt. Auch die Vorstellung, dass ausgerechnet Quentin Tarantino, jener Regisseur, der selten einen ernsten Grundton anschlägt, einen Kriegsfilm drehen soll, erschien mir einfach nur irrwegig.
Doch das Produkt kann sich wirklich sehen lassen, auch wenn Tarantino auf historische Fakten pfeift und Goebbels, Hitler und Bormann kurzerhand in seinem Kino sterben lässt. Er scheißt auf historische Korrektheit, was unter anderem den Charm des Filmes ausmacht. Aber was ist so Besonders an "Inglourious Basterds"?

Nun, das fängt schon mit der ersten Szene im Film an, dem grenzgenialen Gespräch zwischen Hans Landa und Monsier LaPadite, der die jüdische Familie Dreyfus unter seiner Hütte versteckt, während Landa ihn nach allen Regeln der Kunst Honig ums Maul zu schmiert und schließlich einzuschüchtern weiß. In bisher keinem Film standen die Dialoge zwischen den Charakteren so sehr im Vordergrund wie hier. Der wahre Genuss besteht meistens nicht darin, das Geschehen zu verfolgen, sondern den Personen zuzuhören.
Man kann ebenfalls sagen, dass Christoph Waltz große Teile des Films komplett mit seiner Aura für sich beansprucht; wann immer er den Raum betritt, ist er der Mittelpunkt des Geschehens und weiß immer wieder mit seinen Sprachkenntnissen zu überraschen. 

INGLOURIOUS BASTERDS

Bemerkenswert ist hier ebenfalls, dass die titelgebenden "Basterds", eine unter dem Kommando von Aldo Raine stehende amerikanische Truppe von jüdischen Soldaten, die den Deutschen in Frankreich die Hölle heiß machen, gar nicht so oft vorkommen, wie man es vielleicht annimmt. Viele Szenen des Filmes werden auch Shoshanna Dreyfus gewidmet (deren Familie von LaPadite versteckt wurde sie und als einzige überlebte), die jetzt unter dem Pseudonym Mimieux ein Kino betreibt, in dem Goebbels neuester Film "Der Stolz der Nation" uraufgeführt werden soll. Während sie immer wieder von Frederik Zoller, einem deutschen Soldaten belästigt wird, dessen Geschichte in "Stolz der Nation" verfilmt wird und er sich selbst spielt, plant sie, am Abend der Premiere das Kino in Brand zu stecken und so die mächtigsten Personen des dritten Reiches auf einen Schlag zu töten.
Zur gleichen Zeit läuft bei den Basterds "Operation Kino" an, wo sie sich gemeinsam mit Bridget von Hammersmark (Diane Kruger) in die Premiere einschleusen wollen, um dieses in die Luft zu jagen.

Die Schauspieler agieren durchgehend auf hohem Niveau, allen voran natürlich Christoph Waltz, der für seine Rolle als Judenjäger Hans Landa mit dem Oscar als bester männlicher Nebendarsteller ausgezeichnet wurde. Ebenfalls herausragend sind Michael Fassbender, der in der besten Szene im ganzen Film, der Taverne-Szene, zeigen kann, dass er es wirklich drauf hat. Auch Daniel Brühl als Frederik Zoller fand ich super, ich kann es gar nicht verstehen, warum Shoshanna ihn die ganze Zeit abwies, so sympathisch wie er immer ist. In weiteren Rollen kann man Brad Pitt, Diane Kruger und weitere sehen, die sich super in den Film einfügen, jedoch nicht wirklich herausragen.

Ein Fim, der zwar auf den ersten Blick viele Längen aufweist, da er sehr dialoglastig ist, aber ich kam als Tarantino-Fan voll auf meine Kosten und könnte beim besten Willen nicht behaupten, mich gelangweilt zu haben.

10 / 10 Punkte

Montag, 22. Oktober 2012

Innenleben [1978]

INTERIORS


Viel hatte ich mir von "Innenleben" erwartet. Da ich seine Komödien großteils einfach nur lächerlich und bestenfalls "nett" finde, war ich begeistert, als ich erfuhr, dass der nächste Teil der Woody-Allen-Collection ein Drama sein soll. Eine Hommage an Allens Lieblingsregisseur Ingmar Bergman, eine Information, mit der ich allerdings nicht viel anfangen kann. Ich kenne zwar den Namen des Regisseurs und einige seiner Werke beim Namen, aber ich hatte noch nie einen dieser Filme gesehen und könnte daher beim besten Willen nicht beurteilen, wie weit er von Bergman inspiriert wurde. 
 
Aber eines war mir klar: Innenleben war von Anfang an anders als seine anderen Filme. Er fängt schon ganz anders an: Normalerweise ist das Intro mit einem peppigen Jazzsong untermalt, hier hört man nur das Rauschen der Wellen, man sieht drei kleine Kinder am Strand spielen und hört Joey, einer der Schwestern, etwas erzählen. Sehr still alles, außer die Geräusche und Stimmen. Und das ist das Außergewöhnliche, es wird fast überhaupt keine Filmmusik verwendet (nur in einer Szene wird Jazzmusik gespielt), was nicht nur bedrückend, sondern auch langweilig wirkt. 

Im Grunde geht es um eine Familie, deren Eltern sich trennen. Die drei Töchter Joey, Renata und Flyn sind allesamt schon erwachsen und führen ihr eigenes Leben, doch ihre psychisch kranke und bisweilen anstrengende Mutter macht es ihnen schwer, ein sorgloses Leben zu führen. Jede der Schwestern mitsamt ihren Partnern sind noch auf der Suche nach dem Sinn in ihrem Leben und einen Job, der sie glücklich macht. Noch dazu scheinen die Schwestern untereinander zu konkurrieren und scheinen in Bezug auf die Hoffnung ihrer Mutter, wieder mit dem Vater zusammenzukommen, während dieser eine andere Frau heiraten will, verschiedene Meinungen zu haben. Während Renata zu ihrer Mutter hält und ihre Hoffnungen nährt, weil sie sie wieder glücklich sehen will, ist Joey ein Realist und sagt ihrer Mutter geradeheraus, dass eine glückliche Ehe ziemlich unwahrscheinlich ist. Und leider ist es ziemlich deprimierend und langweilig, diesen Menschen beim Suchen nach dem Sinn in ihrem Leben zuzusehen, sodass ich das eine oder andere Mal auf die Uhr sah. Hervorzuheben sind generell die Leistungen der Schwestern sowie der Woody Allen so unähnliche depressive Grundton des Films.

5 / 10 Punkte

Sonntag, 21. Oktober 2012

Premium Rush [2012]

PREMIUM RUSH
 

"Premium Rush" ist ein Katz-und-Maus-Spiel auf Fahrrädern in der hektischen Innenstadt New Yorks. Wilee (Joseph Gordon-Levitt) ist ein Fahrradkurier und einer der besten in seinem Job. Er fährt ein leichtes Rad mit nur einem Gang und keinen Bremsen, was in einer solch großen Stadt wie New York leicht den Tod bedeuten könnte. Doch Wilee liebt den Adrenalinschub, den ihn seine tägliche Arbeit verabreicht. 

Eines Tages erhält er spontan eine Expresslieferung, einen Premium Rush, als Auftrag: Er soll bei einer Fakultät einen Brief abholen und ihn innerhalb kurzer Zeit nach China Town bringen. Normalerweise eine unmögliche Strecke für einen solch kurzen Zeitraum, aber Wilee glaubt es zu schaffen und nimmt den Auftrag an. Das Problem: Der Cop Bobby Monday ist ebenfalls an der Sendung interessiert und setzt alles daran, Wilee von der Straße zu drängen...

Im Großen und Ganzen macht "Premium Rush" einfach vieles richtig. Er bleibt konstant interessant und zumeist spannend, zumindest wenn es um wilde Verfolgungsjagden auf dem Drahtesel geht. Denn Michael Shannon als Cop Monday bleibt ihm stets dicht auf den Fersen und denkt gar nicht daran, ihn in Ruhe zu lassen. Im Laufe des Filmes werden auch kurz Passagen aus der Sicht von Monday oder der Auftraggeberin Nima erzählt, deren Geld oder viel mehr der Beleg dafür von Wilee quer durch New York getragen wird. Man bekommt einen schönen Einblick in den monströsen Verkehr von New York, wo bei Unachtsamkeit an jeder Ecke der Tod lauern könnte. Immer wieder, wenn sich Wilee in einer scheinbar aussichtslosen Lage befindet und nicht weiß, in welche Richtung er wenden soll, wechselt der Film in Wilees Sicht und man sieht, was passiert könnte, wenn er nach links oder rechts fährt, um so die perfekte Route herauszufinden. Dies ist zwar etwas too much, fällt aber durch seine geringe Häufigkeit nicht allzusehr ins Gewicht.

Joseph Gordon-Levitt spielt solide, wie immer halt, nicht schlecht aber auch nicht oscarreif. Michael Shannon spielt da schon aufregender, auch wenn sein (gewolltes?) Overacting an vielen Stellen etwas zu dick aufgetragen ist. 
Der Film ist aber ein rundum gelungener Thriller, eine Hetzjagd durch New York, der durch das wichtige Element der Fahrräder origineller als etwaige Genreverwandte wirkt. 
 
7 / 10 Punkte

Trainspotting - Neue Helden [1996]

TRAINSPOTTING


"Trainspotting" ist wohl einer der deprimierendsten Filme aller Zeiten und markierte zugleich den Durchbruch für Danny Boyle, der in den letzten Jahren vor allem durch seine viel geachteten Filme "Slumdog Millionär" und "127 Hours" von sich reden machte. Doch die ersten Schritte seiner Karriere tat er in seiner Heimat Großbritannien er und produzierte einen Film über einen Freundeskreis, der aussichtslos im Drogensumpf vor sich hintümpelt.

Die Hauptfigur des Films ist Mark: Er kommt eigentlich aus gutem Elternhaus, begann aber vermutlich wegen seinen Freunden mit dem Drogenkonsum. Immer wieder möchte er davon loskommen, doch früher oder später verschlägt es ihn immer zum Dealer seines Vertrauens. Im Laufe des Filmes wird er aus einem Verzweiflungsakt seiner Eltern heraus zum kalten Entzug gezwungen; das heißt, er wird den ganzen Tag ohne Zugang zu Drogen in seinem Zimmer eingesperrt, was gleichzeitig auch die schlimmste Szene im ganzen Film darstellt. Mark liegt in seinem Bett, träumt wirres Zeug, von dem Baby einer Drogenfreundin, das aus Vernachlässigung gestorben ist, von seinem besten Freund, der sechs Monate hinter Gitter verbringen muss. Er schreit, er weint, er fantasiert - ein Albtraum. Was Ewan McGregor hier zeigt, ist ganz großes Kino und ich lehne mich wohl nicht zu weit aus dem Fenster wenn ich behaupte, dass er hier schon eine seiner größten Leistungen präsentiert hat. 

TRAINSPOTTING


Die erste Hälfte scheint - wie die Vorlage übrigens - überhaupt keinen roten Faden zu besitzen, was mir etwas missfiel. Es werden Drogen konsumiert, Mark redet aus dem Off, verurteilt die Wirtschaft und die Gesellschaft. Die Freunde auf einer Party, beim Sex, beim Fußball. Alles von Bedeutung ist der nächste Schuss, die Geldbeschaffung. Meistens rauben sie Leute aus und tragen das Geld umgehend zum Dealer ihres Vertrauens, der ihnen ihr geliebtes Heroin gibt. Es gibt keine Perspektive, keinen Sinn. Alle leben in den Tag hinein, es wird ein extrem deprimierendes Bild der Jugend in Großbritannien gezeichnet. 
Nachdem Mark clean wurde, beschließt er, sein großes Glück weit im Süden Großbritanniens, in London, als Makler zu versuchen und führt ein geordnetes Leben. Doch da quartieren sich zwei seiner alten Freunde in seiner Wohnung ein und als ein großer Deal mit zwei Kilogramm Heroin auf sie wartet, droht er wieder in sein altes Leben zurückzurutschen, zurück in den Drogensumpf...

Wie bereits erwähnt, fand ich die erste Hälfte nicht so gelungen, da in erster Linie nur Gewaltdarstellungen und Drogenkonsum gezeigt wurde, doch in der zweiten Hälfte bekam der Film plötzlich eine Handlung, was sowohl meine Spannungskurve als auch die Bewertung des Filmes verbesserte. Der Film ist großteils abstoßend, weil er das trostlose Leben der Drogensüchtigen in so grauen Farben malt, dass man irgendwie froh ist, wenn er vorbei ist. Wenigstens stellt das positive Ende und die Leistung der Darsteller zufrieden.
 
8 / 10 Punkte

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Moon [2009]

MOON


Eigentlich kann ich mit Science-Fiction-Filmen nicht viel anfangen, weil sie mir doch etwas zu futuristisch sind. Und doch hinderte es mich nicht daran, "Moon" nach Anraten von diversen Filmfans zu kaufen, denn ein Tipp ist für mich immer ein Grund, sich einen Film anzusehen. Gesagt getan, ich kaufte mir den Film, doch danach stand der Film für etwa neun Monate im Regal und wurde nicht angerührt. Das eine oder andere Mal erwägte ich, ihn mir anzusehen, doch irgendetwas schreckte mich ab und ließ meinen Finger suchend weiterwandern. Doch vorgestern war es so weit: Spontan entschloss ich mich, meinen inneren Schweinehund zu besiegen und "Moon" eine Chance zu geben. 
Mein erster Eindruck (und das war nicht so positiv) war: Ein zweites 2001. Das kannte man doch von irgendwoher, ein Mann, ganz alleine im Weltall, eine künstliche Intelligenz mit an Bord. Erinnerte doch zu sehr an HAL. Doch GERTY war mir schon von Anfang an sympathischer, weil er nicht eine Stimme im Raumschiff war, sondern einen "Körper" hatte, mit einem Bildschirm vorne, der seinen Gemütszustand in Form eines Smileys zeigt, sowie mit einem "Kick me" Zettel auf dem Rücken. Noch dazu wurde er von Kevin Spacey gesprochen - GERTY war mir schon mal nicht so suspekt wie HAL.

Dann die Hauptfigur, Sam Bell, genial gespielt von Sam Rockwell, den ich sowieso sehr gerne mag. Sam, der seit drei Jahren einsam auf dem Mond lebt und die Maschinen wartet, die die Energie für die Erde erzeugen. Zuhause warten seine Freundin und seine Tochter auf ihn und man merkt, dass diese drei Jahre Isolation (von GERTY abgesehen) nicht spurlos an ihm vorübergegangen sind. Er führt Selbstgespräche, bekommt Halluzinationen und kann an nichts anderes als an Frau und Tochter denken.
 
MOON

Eines Tages hat er einen Unfall und wacht in der Krankenstation des Raumschiffes wieder auf. GERTY ist bei ihm und sagt ihm, dass er einen Unfall hatte. Ab hier fängt GERTY an, sich merkwürdig zu benehmen, indem er Sams Fragen immer wieder aus dem Weg geht und ihn auch verweigert, das Raumschiff zu verlassen und Sorge um ihn vorschützt. Als es Sam jedoch gelingt hinauszukommen, fährt er sofort zu der Unfallstelle, wo sein Gefährt immer noch liegt. Das Problem: Auch Sam ist noch drinnen. Sam bringt seinen Doppelgänger zurück zu GERTY, der jedoch nicht mit der Sprache herausrücken will. Von nun an gibt es zwei Sams auf dem Raumschiff: Der Sam, der den Unfall hatte, und der Sam, der danach auf der Krankenstation aufwachte. Wie sich herausstellte, sind beide nur Klone des echten Sam, der seit Jahren wieder zurück auf der Erde ist. Seine Klone sind verdammt, bis in alle Ewigkeit, drei Jahre pro Klon, auf dem Mond zu leben. Die Erinnerungen, die sie haben, sind nur in ihrem Gehirn gespeichert, sie sind überhaupt keine Individuen. Dies macht besonders dem ersten Sam zu schaffen, bei dem man an seinem Gesundheitszustand merkt, dass seine drei Jahre bald vorbei sind. Gratulation, was man hier aus Sam Rockwells Gesicht gemacht hat. Blass, Augenringe, ständig getrocknetes Blut im Gesicht. Dazu der gebückte Gang und die Tatsache, dass er mit sich selber redet und verrückt zu werden scheint, damit unterscheidet er sich extrem von dem "frischen" Klon, der muskulös und vernünftig ist. 
 
Gerade die Gespräche zwischen den beiden Sam Bells stellen die großen Stärken des Films dar, da man anfangs gar nicht weiß, was man davon halten soll. Man lernt diesen Sam Bell kennen, der einen Unfall hat und plötzlich gibt es zwei davon? Natürlich spinnt man sich im Kopf seine eigene Geschichte zusammen, etwa dass er langsam verrückt wird und sich den zweiten Sam nur ausdenkt, ähnlich wie in "Fight Club". Leider wird der "Twist" ziemlich früh von GERTY offenbart, sodass sich diese Fragerei aufhört, schade eigentlich. Daraus hätte man viel mehr Spannung herausholen können. 

Ich möchte nochmals die tolle Leistung von Sam Rockwell herausheben, der wohl der größte Grund sein sollte, sich den Film anzusehen. Noch dazu ein durchaus überzeugendes Setting, das mit einem vergleichsweise niedrigem Budget verwirklicht wurde. Regisseurneuling Duncan Jones' Debut ist ein wunderschöner, ruhiger Film geworden, zum Glück kein zweiter "2001" wie befürchtet.
 
9 / 10 Punkte

Sonntag, 14. Oktober 2012

Besser geht's nicht [1997]



Melvin Udall (Jack Nicholson) ist der pure Egoismus in Person, ein Mann, der es liebt, seine Mitmenschen zu beleidigen und sich an ihrem Leid zu ergötzen. Noch dazu leidet er an Zwangsneurosen, sodass er in seinem Stammlokal zu jeder Mahlzeit extra Plastikbesteck mitbringt, auf dem Weg dahin die Ritzen im Pflaster überspringt und zuhause fünf Mal zusperren muss, um auf Nummer sicher zu gehen. Wenn er seinen schwulen Nachbarn  Simon (Greg Kinnear) auf dem Korridor trifft, kann er sich keinen bösen Kommentar verkneifen und liebt es, die Gäste in seinem Stammlokal von seinem Lieblingsplatz zu verscheuchen. Nur die Kellnerin Carol (Helen Hunt) kann ihm Paroli bieten und weist ihn in die Schranken, wenn er es übertreibt. Doch gerade dafür scheint er Carol sehr zu schätzen und es geht eine Wandlung in ihm vor; er sorgt für die beste Behandlung für Carols Sohn, der an Asthma leidet und er kümmert sich um den Hund seines schwulen Nachbarn, nachdem dieser krankenhausreif geprügelt und ausgeraubt wurde. Jack Nicholson schafft es, in dieser doch etwas widersprüchlichen Rolle glaubhaft zu wirken. Ob der Oscar für den besten Hauptdarsteller verdient ist, ist eine andere Sache. Sein eiskaltes Lächeln sorgt dafür, dass jeder seiner bösen Kommentare sitzt. Aber so richtig ans Herz schließen kann man ihn doch nicht, dafür ist er zu ekelhaft im Umgang mit seinen Mitmenschen, auch wenn er sich im Laufe des Filmes bessert. 
Hinzu kommt, dass die Beziehung zwischen Melvin und Carol mehr als unglaubwürdig ist, da zwischen den beiden nur zum Schluss romantische Atmosphäre herrscht. Melvin scheint so ganz und gar nicht für eine Beziehung zwischen Mann und Frau gemacht worden zu sein, bedingt durch seine sexistischen Kommentare, die er gerne von sich gibt. Hinzu kommt der große Altersunterschied zwischen den Schauspielern (beinahe 30 Jahre), um diese Unglaubwürdigkeit zu verstärken. An dieser Stelle muss ich jedoch anmerken, dass ich Helen Hunt einfach umwerfend fand, so selbstbewusst und feminim zugleich.
Greg Kinnear als homosexueller Nachbar Simon ist hier ein guter Ausgleich, was vor allem bei ihrer Reise nach Baltimore zum Ausdruck kommt. Simon ist das Sensibelchen, dem das Leben so übel mitgespielt hat und zum Schluss doch wieder seinen Mut zum Leben findet. 

Ein weiteres großes Problem ist leider die für eine romantische Kommödie gigantische Laufzeit von 133 Minuten, denn hier hätte einiges gekürzt werden können. Viele Filme brauchen ihre Laufzeit, um sich zu entfalten, doch hier gilt: In der Kürze liegt die Würze. Man hätte sich diesem Spruch annehmen sollen, denn die Geschichte hätte man auch würziger verpacken können, mit etwas mehr Fokussierung auf das Wesentliche. 
Warum "Besser geht's nicht" unter den Cineasten so gefeiert wird, ist mir schon etwas schleierhaft, denn im Grunde ist es nur eine romantische Komödie, nur halt länger und mit Jack Nicholson.
Aber natürlich ist nicht alles am Film schlecht, die Wortgefechte zwischen Melvin und Carol sind immerhin einen Blick wert. 

Looper [2012]

LOOPER


Wir schreiben das Jahr 2035: Joe (Joseph Gordon-Levitt) ist ein sogenannter Looper, das heißt, er wartet zu vereinbarten Zeit an einem bestimmten Ort und knallt eine Person ab, die plötzlich vor ihm mit Sack über dem Kopf erscheint. In der Zukunft sind nämlich Zeitreisen etwas Alltägliches, werden jedoch aufgrund eines Verbotes nur noch von kriminellen Banden zur Beseitigung von Opfern genutzt. Dieses komplizierte Verfahren ist deshalb notwendig, weil es im Jahr 2077 extrem schwierig ist, eine Person aus dem Verkehr zu ziehen. Daher wird das Opfer zurück ins Jahr 2035 gebeamt und von dem Looper erschossen. Dieser lässt die Leiche entsorgen und erhält seinen Lohn.
Doch manchmal kann es vorkommen, dass man sein eigenes Ich aus der Zukunft erschießen muss. Wenn man dies tut, hat man sozusagen seinen Loop geschlossen und man kann von nun an dreißig Jahre leben, mit dem Wissen, in der Vergangenheit von sich selbst getötet zu werden. Komplizierte Sache. 
 
Auch Joe widerfährt dies eines Tages, denn als sein Opfer auftaucht, ist es nicht vermummt und er erkennt sein zukünftiges Ich (Bruce Willis). Dieser denkt jedoch nicht daran, sich umbringen zu lassen, denn er kam aus einem bestimmten Zweck zurück ins Jahr 2035: Er will den Regenmacher, in der Zukunft ein ganz brutaler Mensch, der seine Frau tötete, als Kind aus dem Weg räumen. Noch dazu ist den beiden Joes die Mafia auf den Fersen, denn es wird mit dem Tode geahndet, wenn man seinen Loop nicht tötet, auch wenn es das eigene Ich ist...

LOOPER

Als ich mich mit großen Erwartungen ins Kino setzte und dann sah, dass das Gesehene ganz und gar nicht meinen Vorstellungen entsprach, war ich schon etwas ernüchtert. Der Anfang war wirklich gut gemacht, die Einführung in das Looperdasein, die Bedrohung, die davon ausgeht, wenn man seinen Loop nicht tötet (sehr schön veranschaulicht an Joes bestem Freund Paul Dano). Vieles wirkt etwas bemüht, aber ich war noch guter Dinge.
Aber als dann Bruce Willis auftauchte wurde mir klar, dass sein Part vieles von dem Film zunichte machen würde. Obwohl ich Action in Filmen normalerweise nicht mag, war er hier doch etwas stimmungshebend, denn viele Gespräche waren sehr langweilig. Bruce selbst wirkt eher wie ein Nebendarsteller als ein Hauptdarsteller. Er ist Joes zukünftiges Ich, aber seine Motivation (seine Frau) wirken so aufgesetzt und wurde dem Zuschauer mit viel trauriger Musik reingedrückt, dass sein Schicksal mir zumindest völlig schnuppe war. Wenigstens ist das Ende wirklich gut und konsequent, ein großer Pluspunkt.

Einen Mangel gibt es noch, und der hat so gut wie gar nichts mit dem Film zu tun, fiel mir jedoch in fast jeder Szene auf: Die Augenbrauen von Joseph Gordon-Levitt. Anfangs waren sie ja normal, aber ab der Szene, wo er auf sein zukünfiges Ich auf dem Feld wartet, wirken seine Wimpern länger und die Augenbrauen gezupft und er wirkte gar nicht mehr wie Gordon-Levitt. Erst als er im späteren Verlauf mal typisch die Augen zusammenkniff, fiel mir wieder ein, wer hier der Schauspieler ist. Schade, denn das hat wirklich viel zunichte gemacht. So musste ich mehr über die Augenbrauen als über die Handlung nachdenken. 
Ein Minuspunkt noch: Paul Dano kommt nur am Anfang vor. Wieso? Ich wollte mehr von ihm sehen!

Fazit: Der Film bietet zwar eine schöne Zeitreisegeschichte, ist jedoch über große Strecken recht spannungsarm, was jedoch auch nicht durch die Dialoge gerettet werden kann. Er ist keinesfalls ein Muss, aber auch kein Totalausfall.
 
5 / 10 Punkte
 

Freitag, 12. Oktober 2012

Citizen Kane [1941]

CITIZEN KANE
 

Obwohl "Citizen Kane" seinerzeit ein Flop an den Kinokassen war (vermutlich war das Publikum, das vorwiegend romantische Filme gewöhnt war, nicht bereit für diesen Film), avancierte er im Laufe der Jahre zu einem Kultfilm, der den Ruf genießt, von jedem Cineasten mindestens einmal im Leben gesehen werden zu müssen.
Nun, als ich den Film zufällig günstig im Laden sah, zögerte ich nicht lange und führte mir dieses Mammutwerk zu Gemüte. 
Der Film beginnt mit einem Bericht über den Zeitungsmagnaten Charles Foster Kane, der vor kurzem in seinem Schloss Xanadu einsam verstorben ist. Dieser Bericht stellt sich als Wochenschausendung heraus, eine Probeaufführung vor den Produzenten. Doch man ist nicht zufrieden, es wird noch der "Aufhänger" gesucht. Die Lösung: Die Bedeutung von Kanes letztem Wort vor seinem Tod "Rosebud" soll aufgeklärt werden. Jetzt schwirren die Reporter aus, um verschiedene Personen aus Kanes Leben zu interviewen, wodurch auch die eigentliche Geschichte erzählt wird, die sich hauptsächlich aus Rückblenden zusammensetzt. Wir sehen, wie Charles Kane, ursprünglich aus armen Verhältnissen stammend, von dem reichen Thatcher adoptiert wird und im Alter von 25 zu persönlichem Wohlstand kommt. Er beschließt, die seriöse New Yorker Zeitung "Inquirer" zu übernehmen und macht aus ihr eine Boulevardzeitung. Wir sehen zu, wie er sich mit Freunden zerwirft, im Alter sein riesiges Schloss erbauen lässt, es mit Statuen aus Europa füllt und langsam aber sicher etwas größenwahnsinnig wird.
Orson Welles' erster Film ist auch sein bester Film geworden, so sagt man. Er malt ein Bild über einen Menschen, der in der Öffentlichkeit steht und von den Menschen geschätzt und geliebt werden will. Sein ganzes Leben sucht er nach Anerkennung und Liebe und stirbt schließlich einsam und allein, in Gedanken an seinen Schlitten ("Rosebud"), mit dem er als Kind viel Gutes verbindet. Vielleicht für heutige Verhältnisse etwas schwierig zum Schauen, aber dennoch empfehlenswert.
 
7 / 10 Punkte

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Broken Flowers [2005]



Don Johnston ist ein in die Jahre gekommener Don Juan, der frisch von seiner jungen Freundin verlassen wurde und alleine lebt. Eines Tages bekommt er mit der Post einen Brief auf pinkem Briefpapier, der verkündet, sein inzwischen 19-jähriger Sohn sei auf einem Roadtrip und möglicherweise auf der Suche nach seinem Vater. Eine Unterschrift fehlt.
Don möchte die Sache am liebsten auf sich ruhen lassen, denkt am ehesten noch an einen Spaß, doch sein Nachbar Winston glaubt nicht daran und heckt einen Plan aus: Don soll alle vier Freundinnen, die in dieser Zeitspanne infrage kommen, besuchen und herausfinden, wer ihm den Brief geschickt hat. 
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Und so begibt sich Don auf der Suche nach seinem Sohn und reist in die Vergangenheit, begegnet seinen alten Freundinnen wieder. Einige sind noch gut auf ihn zu sprechen, andere jedoch knallen ihm die Haustür vor der Nase zu. Einen potenziellen Sohn hat niemand. 
Und das ist das Problem: Dass es im Endeffekt keine Lösung gibt. Don trifft zwar am Schluss diesen Jungen vor seinem Stammcafé, dieser nimmt jedoch auf Dons Frage hin, ob er sein Sohn ist, reißaus. Der Film endet damit, dass er einem jungen Mann nachschaut, der im Auto vorbeifährt und ihn ebenfalls beobachtet. Heißt das, dass Don jetzt in jedem jungen Mann seinen potenziellen Sohn sieht? 
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Der Film ist allgemein sehr ruhig, und wenn ich das sage, meine ich wirklich sehr ruhig. In manchen Einstellungen sitzt Don (Bill Murray) einfach nur da, während im Hintergrund äthiopische Klänge zu vernehmen sind oder einfach die Sonne in den Raum scheint. Auch bei den Begegnungen mit den Exfreundinnen ist das Unbehagen deutlich zu spüren, bedingt durch minutenlanges Schweigen. Zwar ist es eine gute Methode, um dieses Gefühl zu verdeutlichen, aber das war doch wirklich zu viel des Guten. Bill Murrays sonst stoisches, aber gutes Schauspiel wirkt hier eher einschläfernd als faszinierend.

Savages [2012]

SAVAGES



Man kann eigentlich sagen, dass Oliver Stone zu den Größen des Hollywoodkinos der 80er Jahre zählte, zeigte er sich doch für Kassenschlager wie "Platoon" oder "Wall Street" verantwortlich. Doch seit der Jahrhundertwende scheint sich dies stark geändert zu haben, da sein letzter Film "Alexander" zu den größten Flops des Kinojahres 2004 zählte.
Mit "Savages" scheint er da weitergemacht zu haben, wo er mit seinem letzten Flop aufgehört hat, denn "Savages" ist leider ein unausgegorenes Etwas geworden. Die ganze Zeit scheint der Film nicht ganz zu wissen, was er jetzt sein möchte.
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Während dem Vorspann sehen wir viel blutiges Zeug, undefinierbare, blutbeschmierte Körperteile, die wohl zu Beginn des Films ordentlich das Interesse entfachen sollen. "Bitte kein Saw-Film!", dachte ich mir, denn mit solchen Filmen kann ich gar nichts anfangen. Danach werden wir erst mal von O, der nervigen Blonden, deren lästige Stimme man die ganze Zeit aus dem Off vernimmt, in die merkwürdige Dreiecksbeziehung zwischen ihr, Chon und Ben eingeführt. Eine ganze Stunde lang darf man ihnen beim Ficken zusehen, O mit Chon, O mit Ben, ein Dreier, und die ganze Zeit wird die Kamera draufgehalten. Ein Porno also, dachte ich mir dann. Man erfährt mehr über das Drogengeschäft von Chon und Ben, was sie so machen, wie sie ticken, etc. Dies nimmt ungefähr eine Stunde in Anspruch, bevor wie überhaupt erfahren, wer die Bösen sind oder überhaupt irgendetwas geschieht.
Das mexikanische Kartell möchte einen Deal mit Chon und Ben abschließen, was diesen aber gehörig gegen den Strich geht. Die drei beschließen, sich in Indonesien abzusetzen, was mit einer Drogenorgie und einem Dreier feierlich beschlossen wird. Am nächsten Tag wird O jedoch auf einer Shoppingtour gekidnapped und fortan gilt es, das Mädchen aus den Händen des Kartells zu befreien.
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Ab hier wird der Film wieder etwas besser, da er langsam seinen roten Faden findet. Er möchte ein knallharter Actioner sein, ab und zu gewürzt mit "lustigen" Sprüchen von John Travolta, was jedoch nicht so gut gelingt. Die Action stimmt zumindest, besonders bei Chons und Bens Überfall, um das Lösegeld für O zusammenzubekommen. Beide Figuren bleiben jedoch stets schwach, lediglich Aaron Johnson konnte mich etwas überzeugen.
Ebenfalls nennenswert sind Salma Hayek als Kartell-Bossin und der großartige Benicio del Toro, der wirklich zum Fürchten ist. Die eigentliche Hauptperson O wird von Blake Lively "verkörpert", das heißt, dass sie stets unsichtbar und höchst nervtötend bleibt, sodass man am Ende des Films (2 1/2 Stunden Langeweile) gar nicht weiß, wieso sich die beiden die Mühe, dieses Gör zu retten, überhaupt gemacht haben.
 
3 / 10 Punkte
 

Montag, 1. Oktober 2012

Die Hochzeit unserer dicksten Freundin [2012]

BACHELORETTES


Die deutsche Übersetzung des Filmtitels nimmt hier ziemlich viel weg, denn man weiß im Grunde schon, worum es geht: Um eine Hochzeit, deren Braut eine fette Kuh ist. Wäre dieser unsägliche Titel im Vorspann aufgetaucht, ich wäre wohl schnellstens aus dem Saal geflohen und hätte etwas sinnvolleres mit meiner Zeit angefangen.
Aber nein, der Vorspann sagte mir lediglich, dass er "Bachelorettes" (Brautjunger) heißt, wobei ich wieder einmal den Originaltitel gelungener finde.
 
Aber worum geht es sonst noch, außer um eine Hochzeit einer dicken Freundin? Auch hier spielen - ähnlich wie in "Die  Trauzeugen" - die Freundinnen bzw. Brautjungfern der Braut die Hauptrolle, namentlich Regan, Gena und Katie, wobei erstere bei jeder Kleinigkeit ausrastet und immer alles perfekt haben muss, und die letzteren beiden ständig nur ans Koksen und Ficken denken. Beim Junggesellenabschied ohne Braut passiert es plötzlich: Regan und Katie, die im Rausch die Schnapsidee hatten, sich in Beckys Hochzeitskleid zu zwängen, zerreißen es. Und um zwei Uhr morgens, fünf Stunden bevor Becky aufwacht und sich für die Hochzeit zurechtmacht, versuchen die drei verzweifelt, jemanden zu finden, der das Kleid flickt und wäscht, denn zwischenzeitlich kommen auch noch Blut- und Spermaflecken drauf.
Und was darf in keinem Film fehlen? Natürlich eine Liebesgeschichte, wobei die des Brautpaares komplett außer Acht gelassen wird. Und auch die drei Mädels haben im Laufe der Nacht verschiedene Affären und lernen so vielleicht den Mann ihres Lebens kennen - oder so.
 
"Die Hochzeit unserer dicksten Freundin" tut zwar niemanden weh (es kommen sogar nur ein Kotzwitz vor, eine Meisterleistung), ist aber alles andere als ein Brüller, lediglich ein paar Kommentare von Gena waren gut.
 
2 / 10 Punkte