Sonntag, 11. November 2012

Der Vorleser [2008]




Michael Berg (David Kross) trifft eines Tages auf die Straßenbahnkontrolleurin Hanna Schmitz (Kate Winslet), die ihn nach Hause bringt weil er krank ist. Nach seiner Genesung besucht er sie mit einem Strauß Blumen, um sich zu bedanken. Die beiden kommen sich näher und Michael flieht überstürzt aus der Wohnung. Hanna geht ihm jedoch nicht aus dem Kopf und von da an besucht er sie immer nach der Schule. Sie schlafen miteinander: seine erste sexuelle Erfahrung. Es entsteht ein Ritual, nämlich dass er ihr aus einem Buch vorliest und sie anschließend miteinander schlafen. Hanna liebt nämlich die Literatur, bevorzugt es jedoch, es vorgelesen zu bekommen.
Eines Tages, so scheint es, verschwindet sie plötzlich spurlos und Michael ist am Boden zerstört. Jahre später soll er als Jurastudent einer Anhörung von ehemaligen weiblichen KZ-Aufsichtspersonen beiwohnen. Als Hanna Schmitz eine unter ihnen ist, bricht die Welt für ihn zusammen...

Was beim Anschauen sofort auffällt, sind wohl die kalten Farben und die trostlose Grundstimmung, die den Film fest umklammert und bis zum Schluss nicht loslässt. Alles wirkt grau, dreckig, trostlos halt. Auch die unbeholfenen Sexszenen strahlen nicht eine Spur von Erotik aus, aber das stört gar nicht, weil es so gut ins Gesamtkonzept passt. Ihre Liebe ist zwar sehr schwer nachzuvollziehen, aber dadurch sehr realistisch, denn es ist keine Seltenheit, dass Menschen mit einen so großen Altersunterschied zueinander finden. Die Szenen im Gerichtssaal gehören zu den besten, da sie sehr emotional sind und man als Zuschauer selber nicht nachvollziehen kann, dass ausgerechnet Hanna Schmitz eine Aufseherin in Auschwitz gewesen sein soll. Gut, Hanna gehörte noch nie zu den sympathischsten Personen, ist sie doch sehr resolut und denkt praktisch, aber diese Wendung ist zumindest für Michael ein großer Schock. 
Leider fand ich die Szenen mit dem erwachsenen Michael, gespielt von Ralph Fiennes, sehr überflüssig und waren verschenktes Potenzial, da man ständig Fiennes als Amon Göth vor Augen hat (mir zumindest ging es so). Dass seine Liebe zu ihr ein ganzes Leben Bestand haben sollte, geht sehr nahe und die Tatsache, dass er ihr jahrelang Kassetten mit vorgelesener Literatur schickt, zeugt davon. 

Leider wirkt er teils etwas unausgegoren und langwierig und bietet nur eine Handvoll stimmungsvoller Szenen.