Wer mich kennt, weiß, dass ich mit Sport - außer Skispringen - nicht viel anfangen kann, geschweige denn von Filmen über Sport. Aber wenn dieser Film, so fremd mir die Sportart auch sein mag, von der Dramaturgie her so mitreißend ist, dass selbst ein Laie seine helle Freude an diesem Film haben kann, hat er bei mir praktisch schon gewonnen. So war es auch mit "Rush", der die übertrieben dargestellte Rivalität zwischen James Hunt und Niki Lauda während der Formel 1 Weltmeisterschaft 1976 thematisiert. Er versteht sich nicht als Dokumentation, sondern als Film, der reale Geschehnisse adaptiert und dramaturgisch verändert.
.
.
Umso mehr überraschte es mich natürlich, dass ich mit "Rush" keinen mit Fakten aus dem Motorsport zugestopften Film sah, der sich ausschließlich an Fans orientierte. Sondern er brachte auch ordentlich Drama mit, fokussierte sich auf die Rivalität zwischen zwei Rennfahrern, die in der Weltmeisterschaft gegeneinander konkurrieren, und natürlich auf Niki Laudas tragischen Unfall in derselben Saison. Besonders herausragend ist natürlich Daniel Brühl, der den "Ungustl" Lauda beinahe perfekt verkörpert. Seine gedehnte Sprechweise (die ich als Österreicher nur loben kann, sehr überzeugend nachgeahmt), die Art, wie er seinen Mund verzieht und überhaupt alles strahlte so viel von Lauda aus, dass ich am liebsten im Kinosaal geklatscht hätte. Chris Hemsworth hingegen scheint wieder einmal seine Paraderolle des gut gebauten Playboys zu spielen. Aber dazu bedurfte es wohl nicht viel Talent und mit seinen langen Haaren sieht er Hunt sogar ein bisschen ähnlich. Immerhin brachte er seine wenigen dramatischen Szenen gut über die Bühne.
.
.
Ein weiteres Problem sind die weiblichen Darstellerinnen, denn diese sind leider vollkommen für die Katz. Hunts Liebschaften interessierten mich nicht und wurden durch die Bank von talentfreien Models verkörpert. Und Laudas Ehefrau, die von Alexandra Maria Lara gespielt wurde, bekam kaum mehr als eine Statistenrolle. Schade, denn ich hätte es gerne gesehen, wie sie ihrem Mann nach seinem schweren Unfall beigestanden hatte, was gewiss der Fall gewesen war.
.
.
Begeistern konnten mich auch die tollen Szenen an den Rennbahnen. Man fühlte sich mitten ins Geschehen geworfen und entwickelte Faszination und Respekt für diesen Sport und allen, die den Mut haben, sich in eine dieser rollenden Särge zu setzen. Anthony Dod Mantle, der auch schon viele Filme für Danny Boyle und Lars von Trier drehen durfte, ist für mich persönlich mit diesen atemberaubenden und packenden Bildern wirklich eine Nominierung für die beste Kamera wert.
Ein Sportfilm, der aufgrund seiner hervorragenden Dramaturgie, Daniel Brühl und dem mitreißenden Soundtrack von Hans Zimmer (ja, ich gebe es zu) zu einem meiner Lieblingsfilme dieses schwachen Kinojahres geworden ist.