Freitag, 25. Oktober 2013

Prisoners [2013]


"Prisoners" wird aktuell als einer der besten Filme des Jahres, ja, wenn nicht sogar als der beste Film des Jahres 2013 gehandelt und in Puncto Spannung mit Finchers "Sieben" verglichen. Auch ich hab mir "Prisoners" zu Gemüte geführt und ging danach mit einem merkwürdigen Gefühl aus dem Kino. Bis ich im Internet die durchwachsenen Kritiken gelesen hatte, wusste ich nicht genau, was mich am Film gestört hatte, aber jetzt weiß ich es.


"Prisoners" besitzt einen extrem guten Einstieg, der recht schnell und ohne Vorgeplänkel in das Geschehen einführt. Die beiden Töchter der Familien Dover und Birch verschwinden an Thanksgiving spurlos. Während der engagierte Polizist Detective Loki versucht, das Verbrechen aufzudecken und die Mädchen zu finden, wählt einer der Väter, Keller Dover, seinen eigenen Weg und kidnappt kurzerhand den einfältigen Sonderling Alex Jones, der zuletzt in der Nähe der Mädchen gesehen wurde, aber vom Polizei mangels Beweise wieder auf freien Fuß gesetzt wurde. Er hält Jones in einem unbewohnten Haus gefangen und plant, ihn so lange zu foltern, bis er den Aufenthaltsort seiner Tochter preisgibt...
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So eine Kidnapper-Story stellt man sich ja sehr spannend vor. Detective Lokis Polizeiarbeit auf der einen Seite, der verzweifelte Familienvater Keller auf der anderen Seite, der mit seiner Selbstjustiz die Grenze zum Verbrecher zu überschreiten droht. Wie weit darf man gehen, wenn es um das Wohl der eigenen Tochter geht? Darf Folter erlaubt sein? Diese Ansätze sind zwar interessant, werden aber leider im Film gar nicht behandelt. Nach dem starken Anfang beginnt die Handlung etwas abzuflachen. Klar, Keller und Loki treten in Aktion, aber von Spannung kann nie die Rede sein. Nur am Ende, nachdem der Film die ganze Zeit über den Zuschauer verarscht hatte und einen Täter völlig aus dem Nichts herbeizauberte, kommt ein bisschen Spannung auf und das offene Ende ist ebenso grandios, aber leider habe ich mir nach all den Lobpreisungen einfach mehr vorgestellt.
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Handwerklich ist "Prisoners" ein sehr guter Film geworden. Die Atmosphäre ist trostlos-düster, die Bilder sehr schön geworden, der Score fällt angenehm auf und die Schauspieler sind sowieso toll, das wusste man schon vorher. Jake Gyllenhaal, Hugh Jackman, Paul Dano und Melissa Leo, die wichtigsten Figuren wurden alle mit hochkarätigen Schauspielern besetzt. Während Leo etwas blass bleibt und von Dano nicht viel zu sehen ist, fand ich die Hauptpersonen Gyllenhaal und Jackman am besten, wobei Jackman teilweise zu sehr overacted. Genauso übertrieben fand ich die sinnlos zur Schau gestellten Folterszenen zwischen Keller und seinem Opfer Alex Jones. Mit menschenunwürdigen Methoden versucht er, die Wahrheit aus dem vermeintlichen Täter herauszupressen. Und wenn man am Ende erfährt, dass Jones nie der Schuldige war, findet man diese Folterszenen umso grausamer und sinnloser. Unterm Schnitt ein tolles Drama geworden, doch so grandios, wie ihn alle finden, ist er nicht - und mit über 150 Minuten Laufzeit zudem für eine so einfache Handlung viel zu lange geraten.