Donnerstag, 1. August 2013

Warrior [2011]

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Als Frau kann ich normalerweise mit Sportfilmen überhaupt nichts anfangen. Gut, "Moneyball" ist eine Ausnahme, obwohl dieser Film doch mehr eine Baseballanalyse denn ein reiner Sportfilm ist. Die meisten anderen Filme, besonders Boxfilme, konnten mich nicht vom Hocker reißen. "Rocky" wirkt mir nach über dreißig Jahren viel zu zahm, und der gefeierte "The Fighter" stellt einen mauen Versuch dar, neuen Schwung in das Sportgenre zu bringen.
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Ganz anders sieht es mit "Warrior" aus. Klar, natürlich ist "Warrior" ein typischer Sportfilm mit einem großen Turnier im Mittelpunkt und einem spannenden Kampf als Finale. Aber der Film bietet so viel mehr: Zuallererst diese düstere, dreckige Atmosphäre, die das Wohlbehagen schnell verschwinden lässt. Dazu diese vom Schicksal gebeutelten Brüder Tommy und Brendan, die beide an einem Turnier mit Preisgeld in Millionenhöhe teilnehmen, jeder aus einem anderen Grund. Sie haben seit Jahren nicht mehr miteinander gesprochen und können sich aus Enttäuschung und Schuldgefühlen kaum in die Augen sehen. Der Vater ist ein ehemaliger Alkoholiker und versucht, mit beiden Söhnen seinen Frieden zu machen, was jedoch auf beiden Seiten auf taube Ohren stößt; er hatte ihr Leben schon so negativ beeinflusst, dass sie kaum etwas von ihm wissen wollen. Was in dieser Familie schief gelaufen ist, bekommt man nicht mit einem Hammer eingeprügelt, sondern in Dialogen zwischen den entfremdeten Brüdern mitgeteilt.
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In den Hauptrollen darf man zwei vielversprechende Talente bewundern. Tom Hardy, der in "The Dark Knight Rises" leider ein bisschen zur Lachfigur verkam, aber mir schon in "Dame König As Spion" zeigte, dass er mehr drauf hat, ist einfach eine Wucht. Er verkörpert den von Hass erfüllten Tommy, der sich von seinem Vater trainieren lässt, aber jegliche Gefühle oder Erinnerungen auszugrenzen versucht. Ein raubeiniger Einzelgänger, so scheint es zumindest, denn auch er besitzt eine weiche Seite: Das Preisgeld möchte er der Frau seines besten Freundes aus dem Irakkrieg geben, die als junge Witwe auch Kinder versorgen muss. Hardy hat eine Präsenz, die jedem im Raum Anwesenden verstummen lässt, nur mit einem Blick bringt er Menschen zum Schweigen - so ungefähr lässt sich seine Ausstrahlung beschreiben.
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Joel Edgerton, den ich bereits in "Der große Gatsby" kennenlernen durfte, ist eher das Gegenteil von seinem jüngeren Bruder: Er ist ein Familienvater mit zwei Kindern und eigentlich Physiklehrer, muss jedoch auf den Kampfsport zurückgreifen, als ihm eine Zwangsvollstreckung droht. Schon bald wird klar, dass beide im Turnier im Endkampf gegeneinander antreten werden und dieser Kampf den Höhepunkt bilden wird. Ich persönlich fand zwar Hardys Ausstrahlung imposanter, aber auch Edgerton hat es mir angetan, sodass ich von Anfang an auf seiner Seite war.
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Der Dritte im Bunde ist Nick Nolte als alkoholabhängiger Vater. Seine Darstellung war insofern überzeugend, weil auch Nolte jahrelang dem Alkohol nicht abgeneigt war, um es schön zu formulieren. Jedoch ist mir besonders die Szene in Erinnerung geblieben, in der sich Tommy im Hotelzimmer ein kleines bisschen mit seinem Vater versöhnt.
Fazit: Ja, was soll ich sagen? Als ich ihn nach über einem Jahr im DVD-Regal vor sich hin stauben hab lassen und endlich zu Gemüte geführt hatte, hat er mich einfach überrascht, gepackt und völlig überzeugt. Auch die Kämpfe waren stets spannend inszeniert und waren durch die vielen Kampfsportarten, die in die MMA-Disziplin einfließen, sehr abwechslungsreich gestaltet. Nicht nur für Sportfans empfehlenswert, sondern auch für Liebhaber dramatischer Filme mit tollen Schauspielern.