"Augen der Angst", vor fünfzig Jahren ein skandalöser Film, der mit einem Schlag die Karriere des Regisseurs und des Hauptdarstellers zerstörte, und heute wieder als verkannter Film und teils auch als der bessere "Psycho" bekannt ist. Auch ich zähle mich zu den Menschen, die mit "Augen der Angst" mehr anfangen konnten als mit Hitchcocks vielgefeiertem Meisterwerk. Die Figur, die mein Landsmann Karlheinz Böhm hier spielt, war das extreme Gegenteil von seiner Paraderolle als Kaiser Franz Joseph in den "Sissi"-Filmen, weshalb sich viele erschrocken von dem Thriller abwandten. Auch die restliche Welt war verschreckt ob der Thematik: Denn in "Peeping Tom" ist die Hauptfigur, die Person, aus der der Zuschauer den Film erlebt, ein Spanner - und Mörder.
Mark Lewis ist ein unscheinbarer, schüchterner, junger Mann, der tagsüber in einem Filmstudio als Kameramann arbeitet. Nachts aber verabredet er sich mit Frauen - und tötet diese. Gleichzeitig nimmt er die Todesszenen mit seiner Kamera auf, da er den Moment des Todes für sich persönlich festhalten möchte. Seine unschuldige Nachbarin Helen bzw. deren neugierige Mutter kommen nach und nach hinter Marks Geheimnis: Als Kind wurde Mark von seinem Vater für dessen Forschungszwecke missbraucht und in jeder Phase seines Lebens minutiös mit Kamera begleitet. Diese Erlebnisse hatten Mark zu dem gemacht, was er heute ist: Ein Spanner, der von dem Moment der Todesangst fasziniert ist und dadurch zum Mörder wird.
Das verstörende dabei ist, dass in diesen Szenen das Bild in die Egoperspektive wechselt und man nun die Szenerie aus der Kameralinse beobachtet. Man sieht, wie sich Mark dem Opfer langsam nähert, diese immer verunsicherter wird, bis Mark seine Tatwaffe, die an der tragbaren Kamera angebracht ist, ausfährt und das Opfer entsetzt zu schreien beginnt... Ich denke, dass besonders die Tatsache, dass der Zuschauer dadurch ebenfalls zum Voyeur wird, die Menschen damals besonders sauer aufgestoßen hat, denn eine solche Einbeziehung in die Handlung eines Films war vorher so noch nicht dagewesen.
Fazit: "Peeping Tom" ist ein verkannter Film, der jedoch meiner Meinung ein paar Längen zu viel hat, um wirklich ein Meisterwerk zu sein. Doch besonders die Szenen, in denen die dunklen Abgründe in Marks Seele offenbart werden, gehören zu den stärksten des Films.