Donnerstag, 29. August 2013

Boogie Nights [1997]


Paul Thomas Anderson - ein Name, der Otto Normalfilmegucker kein Begriff sein dürfte. Unter Filmfans aber wird PTA, wie er gerne genannt wird, großteils in den Himmel gelobt als der letzte Regisseur, der sich noch dem Kunstfilm verschrieben hat und trotzdem sein Level zu halten vermag. Bei mir persönlich sieht das etwas anders aus. Ich habe lediglich den Langweiler "There will be Blood" und den netten Liebesfilm "Punch Drunk Love" gesehen, obwohl letzterer ja vor allem wegen Adam Sandler so grandios ist. "Magnolia" war der erste Film, der mich wirklich überzeugen konnte und auch "Boogie Nights" reiht sich hier ein. Während sein erster Film "Last Exit Reno" als Fingerübung angesehen werden kann, drehte PTA danach "Boogie Nights", in dem es um Aufstieg und Fall eines Mannes in der Pornobranche geht.

Eddie Adams hieß dieser gutaussehende junge Mann einmal, aber das war vor langer Zeit. Er wurde vom Pornoproduzenten Jack Horner aufgrund seines großen Penisses für die Pornobranche entdeckt und steigt kurz darauf unter seinem neuen Namen "Dirk Diggler" zum Pornostar auf. Es folgen weitere erfolgreiche Filme und finanzieller Erfolg, aber leider bekommt er auch die Kehrtseite des plötzlichen Ruhms zu spüren. Drogen, Alkohol, Geldprobleme. Zudem leidet er an Impotenz, wird von jüngeren Stars verdrängt. Das einstige Paradies, seine neue Familie, zeigt ihr wahres Gesicht als Sammelstelle von verzweifelten, kaputten Menschen, die im Pornofilm wie Dirk ihre Heimat gefunden haben.

PTA schafft es, den Zuschauer in diese mysteriöse, unbekannte Welt zu entführen. Man ist hautnah beim Dreh dabei und sieht in etwa, wie so etwas abläuft. Anfangs romantisiert er die Pornobranche etwas, indem man sieht, dass Dirk Diggler (Mark Wahlberg) mit offenen Armen in eine Art Familie aufgenommen wird. Man feiert gemeinsam Parties, sieht sich eine Line rein und ja, dreht auch ab und zu einen Porno gemeinsam. Etwas ganz Alltägliches eben. Aber natürlich will PTA nicht nur romantisieren, sondern auch die Schattenseiten darstellen, was im gut gelungen ist - wobei er meiner Meinung nach ruhig mehr hätte zeigen können. Besonders von dem homosexuellen, unglücklichen Scotty (Philip Seymour Hoffman) hätte ich gerne mehr gesehen. Ansonsten möchte ich nur noch mein Lob an Mark Wahlberg aussprechen. Ich finde bis heute nicht, dass er ein guter Schauspieler ist, aber manchmal findet auch ein blindes Huhn ein Korn bzw. eine Rolle mit dem passenden Regisseur, unter dem er glänzen kann. Außerdem ist noch das tolle Szenenbild erwähnenswert, mit der man sich sofort in die 70er Jahre zurückversetzt fühlt.