Sonntag, 26. April 2015

Nach der Hochzeit [2006]



Jacob Petersen leitet in Indien ein Waisenhaus, das schon seit Jahren immer knapp an der Schließung vorbeischrammt. Nun soll ein Geldgeber her, ansonsten muss das Heim schließen. Ein schwedischer Milliardär zeigt Interesse, besteht jedoch darauf, dass Jacob persönlich in Kopenhagen erscheinen soll, bevor er sich entscheidet. Also fliegt Jacob zurück in seine alte Heimat und trifft sich dort mit dem potenziellen Geldgeber Jørgen, doch dieser zeigt wenig Interesse an Jacobs Projekten. Er lädt Jacob zur Hochzeit seiner Tochter ein; eine Einladung, die er nicht abschlagen kann. Er staut nicht schlecht, als sich Jørgens Ehefrau als Jacobs Exfreundin entpuppt, und die Braut Anna seine biologische Tochter ist...


"Nach der Hochzeit" ist ein Film aus den Glanzstunden der dänischen Regisseurin Susanne Bier. Während sie mit ihrem Ausflug nach Hollywood mit "Serena" einen Griff ins Klo gemacht hatte, inszenierte sie mit "Nach der Hochzeit" ein wunderschön stilles Drama, das ganz ohne große Worte auskommt. Dafür ist die Intensität durch das Schauspiel aller Beteiligten umso größer, allen voran natürlich der Meister des Underacting Mads Mikkelsen, der mit seiner Mimik mehr auszudrücken vermag als ein in seinen Mund gelegte Worte. Alleine schon die Szene, in der Jacob klar wird, dass die unbekannte Braut vor ihm seine Tochter ist, ist absolut preisverdächtig und wurde zu Recht zumindest für den Europäischen Filmpreis nominiert. Aber auch Sidse Babett Knudsen, die Jacobs Exfreundin spielt, ist eine Wucht und dominiert gemeinsam mit Mikkelsen den Film. 


Fazit: Ganz großes Schauspielerkino, verpackt in einem ruhigen Film mit einer Handlung, die für sich genommen für genug Spannung sorgt. 

Dienstag, 21. April 2015

Kingsman: The Secret Service [2014]



Matthew Vaughn scheint der Mann zu sein, wenn es um spaßige Verfilmungen geht. Seine bisherigen Filme, zu denen "Der Sternwanderer", "Kick-Ass" und "X-Men: Erste Entscheidungen" zählen, waren allesamt Filme diverser Genres, die den Zuschauer einfach unterhalten sollten und dabei eine interessante Geschichte erzählten. Auch sein neuester Film "Kingsman: The Secret Service" darf dazugezählt werden. Diesmal handelt es sich erneut um eine Comicverfilmung des Autors Mark Millar, deren Rechte sich Vaughn noch vor Entstehung des Comics sicherte. 

In dem Spionagefilm folgt man dem typisch-britischen Ghettokind "Eggsy", der nach einem Autodiebstahl vom Geheimagenten Harry Hart aus der Patsche geholfen und muss danach eine Ausbildung zum Spion durchlaufen, wo er genau wie James Bond zum Gentleman ausgebildet wird. Im Laufe des Filmes muss er den Gegenspieler Valentine bezwingen, einen lispelnden Swagger. Dass man "Kingsman" nicht ganz so ernst nehmen darf, wird spätestens mit seinem Auftritt klar. Der Film lebt nicht unbedingt von den Dialogen, sondern von der Kameraführung und der Musik und macht einfach einen Riesenspaß, wie man ihn nicht jeden Tag im Kino hat. Einige Szenen dürften dem Zuschauer im Gedächtnis bleiben; als Beispiele dürfen die Kirchenszene genannt werden, in der Harry Hart zahlreiche Menschen stilvoll abschnetzeln darf, sowie die Sequenz, in der die Köpfe von reichen Menschen passend zur Musik explodieren. 

"Kingsman: The Secret Service" will eigentlich nur eines: den Zuschauer unterhalten, und das gelingt ihm vortrefflich. Im Gegensatz zu anderen Comicverfilmungen nimmt er sich nicht selbst zu ernst, sondern weiß um seine Albernheit und weiß diese geschickt zu nutzen. Colin Firth, der Inbegriff des smarten britischen Gentlemans, verkörpert Harry Hart genau so, wie man es sich vorstellt. Der Newcomer Taron Egerton spielt den Draufgänger Eggsy, der nach einer Eingewöhnungsphase sympathischer wird als am Anfang gedacht. Abgerundet wird der Cast mit Samuel L. Jackson als lispelnder Möchtegernbösewicht mit eigentlich gutem Ansatz zur Rettung der Erde, die leider mit dem Tod Millionen von Menschen einher geht. In den Nebenrollen darf man Michael Caine und Mark Strong bewundern. Fazit: Ein Film, der einfach nur Laune machen will und daher mehr Spaß macht als so manch andere Comicverfilmung.

Ex Machina [2014]



"Ex Machina" spielt in einer nicht weit entfernten Zukunft und beschäftigt sich mit der Frage, ob künstliche Intelligenz der menschlichen Intelligenz gleichwertig ist und inwiefern man sich in seiner Wahrnehmung beeinflussen lässt. Die Hauptfigur Caleb wird von seinem Firmenchef Nathan dazu auserkoren, sich in mehreren Sitzungen mit der Roboterfrau Ava zu unterhalten, verliebt sich aber in sie und plant eine Flucht. 

Der Film ist sehr ruhig gehalten, was aber nicht unbedingt Langeweile bedeuten muss. Gerade diese gemächliche Erzählstruktur, kombiniert mit verstörender Musik im Hintergrund, machen "Ex Machina" zu einem spannenden und fast nervenaufreibenden Film. Gerade die verstörenden Szenen rütteln den Zuschauer aus der lethargischen Ruhe und gewinnen dadurch an Intensität. Schon bald kann man die Figuren nicht mehr einschätzen. Nathan ist von vorneherein zwielichtig, ist dem Alkohol zugeneigt und nützt eine japanische Vorgängerin von Ava zu sexuellen Zwecken aus. Caleb wird in dem Glaskasten langsam irre und schneidet sich eines Abends in den Unterarm, um festzustellen, dass er selbst noch kein Roboter ist. Und die süße, unschuldige Ava setzt ihre weiblichen Reize bewusst ein, um Caleb einzulullen und für ihre eigenen Zwecke auszunutzen. Gerade das gefiel mir sehr gut an "Ex Machina", dass man nie wusste, wohin die Reise gehen würde. 

Fazit: Ein mit Domhnall Gleeson und Oscar Isaac hervorragend geschauspielerter Sci-Fi-Thriller, der mit seinem offenen Ende den Zuschauer etwas perplex hinterlässt, jedoch zu langen Gespräch hinterher einlädt.

Und täglich grüßt das Murmeltier [1993]



Phil Connors, der sich gerade beruflich in Punxsutawney befindet, steckt in einer Zeitschleife fest. Immer, wenn morgens um 6 Uhr der Wecker klingelt, muss der den 2. Februar, den "Groundhog Day" wieder und wieder erleben. Anfangs testet er die Grenzen aus, versucht sich aber schnell aus Überdruss, sich auf verschiedene Arten umzubringen, und erkennt schließlich den Vorteil der Zeitschleife und eignet sich Fähigkeiten an, die ihn zu einem besseren Menschen machen.

Für die Rolle des Phil hätte niemand besseres als Bill Murray gecastet werden können. Anfangs ist er gegenüber seinen Mitmenschen zynisch und arrogant, später verändert er seinen Charakter so oft, um seine Kollegin Rita zu verführen, sodass er wie ein Chamäleon wirkt. Am Ende des Films ist er ein freundlicher, gutherziger Mensch, der seinen Mitmenschen (die jeden Tag dasselbe tun) so oft geholfen hat, dass er die Uhr danach stellen könnte. Und Bill Murray, mit seiner sarkastischen Art und minimalistischem Schauspiel, meistert diesen Charakter mit Bravour. Man kann ihn auch als zweiten Peter Venkman sehen, woran man sehen kann, dass Bill Murray im Grunde immer dieselbe Rolle spielt, was man ihm aber verzeihen darf. 

"Groundhog Day" ist eine romantische Komödie, die gleichzeitig zum Denken anregt. Er fragt selbst mehrere Personen in seinem Umfeld, was sie tun würden, wenn dies ihr letzter Tag wäre. Den Rat, Dinge zu wagen, deren Konsequenzen man nicht mehr befürchten muss, befolgt er, auch wenn ihn diese Erkenntnis in mehrere Suizidversuche stürzt. Ritas Rat, sie würde am letzten Tag die Dinge tun, die sie schon immer tun wollte, bewirken ein Umdenken und lassen einen besseren Menschen aus ihm werden. Eine schöne Geschichte, mit einer ordentlichen Prise Romantik, und der Film wurde zu einem Klassiker der 90er Jahre.

Sonntag, 12. April 2015

The Fall [2006]



In einem Krankenhaus im Jahre 1915: Die kleine Alexandria hat sich bei der Arbeit verletzt und liegt mit einem gebrochenen Arm im Krankenhaus. Auf einem ihrer vielen Streifzüge lernt sie den Stuntman Roy Walker kennen, der nach einem missglückten Stunt ans Bett gefesselt ist und scheinbar seine Beine nicht mehr bewegen kann. Jeden Tag erzählt er ihr ein weiteres Stück einer Geschichte, doch das Ende will er ihr nicht erzählen - es sei denn, Alexandria klaut für ihn Morphium aus dem Medizinschrank...

Schon zu Beginn hatte "The Fall" mein Herz erobert, als der wunderbare 2. Satz der 7. Sinfonie vom guten, alten Ludwig van ertönte und Roys Unfall in Zeitlupe abgespielt wird, ohne zu wissen, was einen erwartet. "The Fall" verbindet die Gegenwart im Krankenhaus mit den Geschehnissen in Roys langer und bunter Geschichte, die zu einem stimmigen Ganzen verwoben wird. Alexandria kann beispielsweise ihre eigene Fantasie einbringen und die Geschichte ändern. Später wird dem Zuschauer klar, dass die ganze Geschichte nur einen Zweck hatte, nämlich um Alexandria dazu zu bringen, Morphium zu stehlen. Denn Roy ist seit dem Unfall scheinbar querschnittsgelähmt und leidet überdies an Liebeskummer, was seinen Lebenswillen immer mehr schwinden lässt. Alexandria bringt Roy wie versprochen das Morphin, jedoch aufgrund eines Missverständnisses nur eine Tablette. Roy erleidet einen Nervenzusammenbruch und Alexandria muss nach einem Unfall, bei dem sie nochmals Morphium klauen will, operiert werden. Gemeinsam schaffen sie es, ein Happy End zu Roys wirr zusammengestoppelten Geschichte zu finden. 

"The Fall" war für mich mehr als nur ein Film. Eine wunderbare Geschichte, in leuchtenden Farben gehalten, um der traurigen Realität und dem misslungenen Suizid zu entfliehen. Alle Personen des echten Lebens, die die beiden im Krankenhaus umgaben, wurden ebenfalls in die Geschichte eingebaut. Die Freundschaft der beiden Hauptdarsteller wirkte ungekünstelt und machen einen großen Teil der Magie aus. Lee Pace spielt hier fantastisch und zieht alle Register seines Könnens. Aber auch Catinca Untaru, eine junge, rumänische Schauspielerin spielte besser als man es von einem so jungen Mädchen erwartet. "The Fall" ist lebenbejahend und berührte mich sehr. Ich denke, dass ich ihn nach einer Zweitsichtung zu meinen Lieblingsfilmen zählen darf.

Submarine [2010]



"Submarine" war der Indie-Überraschungshit des Jahres 2010. Auf einschlägigen Internetseiten schwärmte jeder von diesem charmanten Film, den man unbedingt gesehen haben sollte. Fünf Jahre später war es dank Netflix auch bei mir soweit. Als Fan von Coming-of-Age-Filmen hatte ich mich besonders darauf gefreut - aber irgendwie kam die Message des Films nicht ganz bei mir an. 

Aber worum geht es eigentlich? Zusammengefasst geht es um das Leben des britischen Jugendlichen Oliver Tate, den man ohne Bedenken als "weird" bezeichnen darf. Er neigt dazu, melodramatischen Gedanken nachzuhängen und bei seinen Eltern auszukundschaften, ob sie Sex hatten. Denn das Eheleben seiner Eltern ist in letzter Zeit alles andere als gut, besonders seitdem sich der ominöse Graham, der Exfreund seiner Mutter, in der Nachbarschaft niedergelassen hat. Er versucht, die Beziehung mithilfe von gefälschten Liebesbriefen wieder zu kitten, was aber nicht besonders gut läuft. Eine Freundin hat er auch, die selbstbewusste Jordana, deren Mutter jedoch an einem Hirntumor leidet. Olivers Pläne sollen all diese Probleme in Ordnung bringen, aber natürlich funktioniert das nicht so reibungslos wie geplant.

Eigentlich hat "Submarine" ja alles, um mich glücklich zu machen: eine originelle und herzerwärmende Coming-of-Age-Story, skurrile aber liebenswürdige Charaktere und einen Soundtrack des von mir sehr geschätzten Arctic-Monkeys-Frontmannes Alex Turner. Aber leider fühlte sich der Film für mich zu aufgesetzt an, zu "indie". Schwer zu beschreiben. Craig Roberts, Yasmin Paige, Sally Hawkins und Noah Taylor spielten alle super und stellten sympathische Charaktere dar, aber ich denke, dass ich eine Zweitsichtung benötige, um den Film angemessen würdigen zu können.

The Salvation [2014]



Jon, ein ehemaliger Soldat aus Dänemark, hat seiner Heimat den Rücken gekehrt und lebt im Westen der USA. Als er eines Tages seine Frau und seinen Sohn in die neue Heimat bringt, werden diese in der Kutsche von zwei Banditen ermordet. Jon rächt seine Familie, tötet dabei jedoch den Bruder des einflussreichen Gesetzlosen Delarue, was dieser wiederum zum Anlass nimmt, sich an Jon zu rächen.


"The Salvation" ein klassischer Western, nicht mehr und nicht weniger. Wer etwas Besonderes erwartet, mag vielleicht enttäuscht sein. Doch "The Salvation" ist mehr als nur das, immerhin weiß er während seiner knackigen 90-minütigen Laufzeit hervorragend zu unterhalten. Es ist eine spannende Geschichte um den tragischen Helden Jon, der von nun an vom Bösewicht Delarue gejagt wird, an seiner Seite eine mysteriöse, stumme Frau, die ihr eigenes Ding durchzieht. Mads Mikkelsen, der dänische Charakterdarsteller, gibt sich in seiner Rolle als Jon gewohnt wortkarg, weiß aber mit seiner ausdrucksvollen Mimik mehr auszudrücken als die meisten seiner Kollegen. Jeffrey Dean Morgan spielt den Bösewicht so gut, dass man fast ein bisschen Angst bekommt. Und Eva Green ist die stumme Gangsterbraut, die sich im rauen Alltag zu behaupten weiß. Insgesamt ein sehr rundes Ding, das den Zuschauer kurzfristig unterhalten kann.

Montag, 6. April 2015

In guten Händen [2011]



Seit der Antike nahm man an, dass die "Hysterie" eine Frauenkrankheit sei, die Frauen depressiv mache, wenn sie nicht genug Sex bekommen. Zu ihrer Heilung wurde Masturbation angewandt, was diese Hysterieanfälle vermilderten, sehr zum Leidwesen der Handgelenke der Ärzte - bis der Vibrator erfunden wurde. "In guten Händen" beschreibt die Geschichte des jungen Arztes Granville, der eben diese Apparatur erfindet und wohl nicht weiß, dass sein Gerät nicht nur als Heilpraktik verwendet wurde. Und nebenbei lernt er zwei Frauen kennen, die ihm ordentlich den Hals verdrehen.

"In guten Händen" behandelt das Thema der weiblichen Sexualität sehr erwachsen, denn ich hatte eine etwas kindischere Komödie erwartet, auch wenn der Humor nicht zu kurz kommt. Hugh Dancy spielt den etwas tollpatschigen Arzt Granville, der bei dem älteren Arzt Dalrymple in die Lehre geht und seine beiden Töchter kennenlernt. Während Emily (Felicity Jones) ganz dem Sinn ihres Vaters entspricht, ist der Wildfang Charlotte (Maggie Gyllenhaal) unabhängig, stark und arbeitet in einem Armenhaus. Während Granville am Anfang von der braven Emily angezogen wird, entscheidet er sich am Ende für die selbstbewusste Charlotte. Das Problem ist aber, dass der Film sehr träge ist und von der langatmigen Handlung und den Darstellern allein nicht getragen werden kann. Zwar kann man mit "In guten Händen" nichts falsch machen, aber besonders gut ist er halt nicht.

Donnerstag, 2. April 2015

Big Eyes [2014]



In seinem neuesten Film beschäftigte sich Tim Burton mit den Gemälden von Walter Keane, die in den 50ern und 60ern zu richtigen Kassenschlagern entwickelten. Jeder wollte so ein Gemälde dieser kleinen Mädchen mit den viel zu großen Augen haben. Walter Keane genoss Erfolg und Ruhm, doch er hatte ein dunkles Geheimnis: Er war nur ein Hochstapler, der nur vorgab, die Bilder gemalt zu haben. In Wirklichkeit waren sie das Werk seiner Frau, die den ganzen Tag im Atelier verbrachte, um die Nachfrage zu befriedigen und selbst ihre eigene Tochter anlügen musste, um den Schein vom perfekten Walter Keane zu wahren. Als ihr Mann im Alkoholeinfluss ihr Atelier in Brand steckt, flüchten Margaret und ihre Tochter nach Hawaii, wo sie sich in einem öffentlichkeitswirksamen Prozess als wahre Erschafferin der berühmten Werke zu erkennen gibt.

"Big Eyes" hat eine ungewöhnliche Thematik, die ich nicht recht mit Tim Burton assoziieren kann. Klar, die Kinder mit den großen Augen sind befremdlich, aber Burton befasste sich früher immer mit wunderschönen Fantasiewelten und nicht mit der biederen Realität. Auch ansonsten lässt sich seine Handschrift kaum erkennen, nichts Buntes, Übertriebenes eben. Die Hauptrollen hat er mit Amy Adams und Christoph Waltz sehr namhaft besetzt. Während Amy Adams sowieso in jeder Rolle zu glänzen scheint, die sie annimmt, hat mich Christoph Waltz' extremes Overacting hier sehr gestört. Natürlich muss man für ihn als Antagonisten keine Sympathien entwickeln, aber dass mich ein Charakter so sehr gestört hat, ist auch schon lange her. Waltz' Overacting wird besonders gegen Ende des Films in dem Kasperltheater vor Gericht sichtbar, als er gleichzeitig den Verteidiger und den Angeklagten spielen muss. Ich denke, dass sich an dieser Stelle jeder Zuschauer innerlich fremdgeschämt hat. Das ist zwar lustig, hatte aber überhaupt nichts in dem Film verloren. 

Ansonsten ist der Film relativ spannungsarm und gewinnt erst an Fahrt, als Walter das Atelier, in dem sich Margaret und ihre Tochter eingesperrt hatten, in Brand steckt - nur um danach wieder ausgebremst zu werden. "Big Eyes" wirkt etwas holprig und nicht von einem Altmeister inszeniert. Aber ich denke, dass man trotzdem nicht viel falsch machen kann - und besonders die Gemälde sind einen Blick wert.

Mittwoch, 1. April 2015

Das Geheimnis der Braut [1994]



Bis in die 1920er Jahre hinein versuchten japanische Arbeiter auf Hawaii, auf einem ungewöhnlichen Weg, die Frau für's Leben zu finden: Sie schickten ihre Fotos und Briefe an Heiratsvermittler und diese suchten eine passende Frau, die dann mit dem Schiff nach Hawaii geschickt wurde. Auf die Frauen wartete dort ein böses Erwachen: Viele Männer hatten längst überholte Fotos geschickt, oft waren es sogar ganz andere Menschen, von denen sie im Hafen erwartet wurden.

So geht es auch der 16-jährigen Riyo, die keine Familie mehr hat und genötigt wird, einen Mann zu heiraten, den sie nur von einem Foto und einem Gedicht kennt. Der Mann, der in Hawaii auf sie wartet, ist ganz ein anderer, nicht einmal das reizende Haiku hat er selbst geschrieben. Noch dazu muss sie den ganzen Tag auf einer Zuckerrohrplantage arbeiten, wofür sie als junges Mädchen aus der Stadt überhaupt nicht geeignet ist. Sie lernt die resolute Kana kennen, mit deren Hilfe sie noch extra Geld dazuverdient, damit sie nach Japan zurückkehren kann. 

Die Handlung ließ mich auf ein nettes, ruhiges Drama hoffen und eigentlich hab ich das auch bekommen - und irgendwie auch nicht. Die Handlung ist natürlich dünn, das wusste ich vorher schon, aber dazu auch noch so langweilig inszeniert, dass man schnell das Interesse verliert. Das harte Leben der Arbeiter wird recht gut dargestellt, aber der ganze Film war einfach so zäh, dass jeder Lichtblick schnell im Nichts verschwindet. Übertrieben melodramatische Darsteller und der TV-Film-Look tun ihr Übriges. Und übrigens ist der deutsche Filmtitel furchtbar irreführend: Der Original-Titel "Picture Bride" ist passend gewählt, da diese Frauen tatsächlich so genannt wurden, aber "Das Geheimnis der Braut"? Welches Geheimnis? Wer das verbrochen hat, soll sich den Film lieber selber mal ansehen.