Sonntag, 9. Februar 2014

Gran Torino [2008]



Walt Kowalski lebt in einer Vorstadtsiedlung in Detroit und verarbeitet gerade den Tod seiner Frau. Aufgrund der Wirtschaftskrise sind viele seiner US-amerikanischen Nachbarn weggezogen oder im Laufe der Jahre gestorben, weshalb er mit Unmut mitansehen muss, wie sich immer mehr Asiaten in seiner Siedlung breit machen. Walt ist seit dem Koreakrieg sehr ausländerfeindlich eingestellt und möchte am liebsten seinen Lebensabend ohne störende Vorkommnisse verbringen.

Dies ändert sich schlagartig, als er in die Angelegenheiten seiner Hmong-Nachbarn hineingezogen wird und deren Sohn Thao vor dem Übergriff einer Gangsterbande rettet und dadurch unfreiwillig zum Helden der Nachbarschaft erklärt wird. Natürlich kann der grimmige Walt dies anfangs nicht ausstehen, aber nachdem er mehr Kontakt zu Thao und dessen Schwester Sue hat, beginnt er aufzutauen und besorgt dem sensiblen Thao sogar eine Arbeit auf dem Bau. 


Und genau das ist das Ausschlaggebende für die hohe Qualität des Filmes. "Gran Torino" erzählt einerseits die Geschichte eines alten Mannes, der noch in seiner eigenen idealistischen Welt lebt und seinen Sohn teils dafür verachtet, weil er einen japanischen Wagen fährt und keinen Ford. Er zog als junger Mann in den Koreakrieg und hat einen Teil von sich dort zurück gelassen und muss sich jeden Tag mit den Greueltaten konfrontieren. Dadurch wirkt er wie ein Relikt aus einer längst vergangenen Zeit. Die asiatischen Nachbarn bilden hierzu einen starken Kontrast, denn diese sind erst seit kurzem in den Staaten, weil sie wegen ihrer Zusammenarbeit mit den US-Amerikanern im Koreakrieg aus dem eigenen Land vertrieben wurden. Sue führt sehr schön aus, welches Schicksal den Hmong-Kindern in den USA beschert ist: Wie die US-Amerikaner selbst gehen die Mädchen auf die Uni und die Jungs begehen Verbrechen. Auch Thao wird von seinem Cousin und dessen Gang wiederholt mit Gewalt dazu "überredet", mit ihnen "abzuhängen" oder eben auch den titelgebenden Gran Torino von Walt zu stehlen. Und Walt verspürt wohl nach all diesen Jahren der Tristesse und dem eigenen, ausländerfeindlichen Weltbild, in das er sich selbst gefangen hält, wieder soetwas wie Freude. Wenn er etwa von Sue eingeladen wird, auf ihre Party zu kommen und er widerwillig hinübergeht, hat er sogar Spaß und ist überrascht, wie freundlich diese "Reisfresser" eigentlich sind. Oder wenn er eine kleine Grillerei veranstaltet und diese jungen Hüpfer zu sich einlädt und Theo anbietet, sein Date mit seinem geliebten Gran Torino auszuführen. 


Im wesentlichen ist "Gran Torino" wohl alleine die Geschichte über einen verbitterten, alten Mann, der nach dem Tod seiner Frau endlich wieder einen Sinn in seinem Leben sieht: Seine inzwischen ins Herz geschlossenen Nachbarn (Thao & Sue) vor den Übergriffen der Gangster zu retten. Und Regisseur Clint Eastwood macht diese kleine, herzerwärmende Geschichte zu einem der besten Filme in seiner Filmografie. Die Mischung macht es aus: Clint-Eastwood-Coolness gepaart mit viel Herz und Spannung.