Neun Jahre nach ihrem romantischen Spaziergang durch das nächtliche Wien sind aus Jesse und Céline Erwachsene geworden, die mitten im Leben stehen und teilweise auch Familien gegründet haben. Jesse ist mittlerweile ein Autor und ist gerade in Paris, um sein autobiografisches Buch zu promoten, in dem sich zwei fremde Menschen in Wien begegnen und die Nacht zusammen verbringen. Und wie es der Zufall will, befindet sich Céline zur selben Zeit in der Buchhandlung und lädt ihn zu einem Kaffee ein. Man findet heraus, dass das Treffen sechs Monate nach der gemeinsamen Nacht nicht zustande kam und sich die beiden aus den Augen verloren haben.
Dies stört die beiden jedoch nicht daran, erneut durch das heiße Paris zu laufen und sich über alles mögliche zu unterhalten. Sie reden über die gute Zeit, die sie in Wien verbracht haben, darüber, wie ihr Leben seitdem verlaufen ist, und was sie nach all der Zeit füreinander empfinden. Ein weiteres Extra ist die Zeit, die diesmal in Echtzeit abläuft und abermals das Ende ihres Beisammseins wie ein Beil über den beiden hängt, da Jesse abermals einen Flug erreichen muss. "Before Sunset" wirkt viel erwachsener und emotionaler als der Vorgänger, was wohl vor allem mit dem höheren Alter der Hauptfiguren zu tun haben dürfte. Leider gefiel mir "Before Sunet" weniger als der Vorgänger, wobei ich schlecht sagen kann, woran es liegt. Vielleicht an dem besonderen Flair von Wien, einer Stadt, die ich als Österreicherin besonders liebe, der mir im Vorgänger noch besser gefiel. Oder auch die fehlende Romantik: Während es in "Before Sunrise" noch diese unangenehm-knisternde Romantik gab und man wusste, dass sich die beiden jetzt küssen müssen, fehlt dies hier völlig. Viel mehr geben sie ihre Sicht auf ihren kleinen Urlaubsflirt wider und bedauern, dass das Leben sie auseinandergetrieben hat. Erwachsener mag er sein, aber dafür weniger verspielt und nicht so atmosphärisch wie der Vorgänger.