Freitag, 21. Februar 2014

African Queen [1951]




"African Queen" spielt zu Beginn des ersten Weltkriegs in Deutsch-Ostafrika, wo die altjüngferliche Rose Sayer gemeinsam mit dem raubeinigen Kapitän Charlie Allnut auf der Flucht vor den Deutschen sind - und ganz nebenbei den waghalsigen Plan entwickeln, mit selbstgebauten Torpedos ein Kriegsschiff der Deutschen anzugreifen - mit einem kleinen, altersschwachen Boot, natürlich. Während mit dieser irren Aktion für genug Action gesorgt ist, beschäftigt sich der Rest des Filmes mit der Entwicklung zwischen den beiden gegensätzlichen Charakteren. 

Humphrey Bogart spielt den unrasierten, verwahrlosten und rüden Kapitän Charlie, der auch vor einer Dame kein Blatt vor den Mund nimmt, aber dennoch eine sympathische Ausstrahlung besitzt, die ihm sämtliche Fauxpas verzeiht. Sein Gegenstück Rose wird von Katharine Hepburn dargestellt, die ihrer anfangs stiefmütterlichen Figur mit wachsender Laufzeit mehr und mehr Leben einzuhauchen vermag. Dies geht so  weit, dass Rose bereit ist, einen als unfahrbar geltenden Fluss hinabzufahren und sie hat auch die Idee, das Kriegsschiff der Deutschen zu zerstören. Charlie weigert sich zwar anfangs, muss sich jedoch geschlagen geben, als Rose ganz zu ihrem Geschlecht steht und Charlie so lange ignoriert, bis dieser aufgibt und dem waghalsigen Angriff zustimmt. Die Beziehung zwischen Charlie und Rose war anfangs einfach nur herrlich: Während sie zugeknöpft auf dem Boot sitzt und ihren Tee trinkt, quatscht Charlie unflätiges Zeug daher und trinkt Alkohol. Diesen schüttet die Missionarin eines Tages über Bord und plötzlich beginnt sich eine Liebesbeziehung zwischen den beiden zu entwickeln. Und das passiert nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. In dem einen Moment siezen sie sich und können einander nicht recht leiden, und im nächsten Moment sind sie ein Liebespaar, ganz ohne Vorwarnung. Oje, das kann man auch subtiler machen! 


Ansonsten ist mir auch die nervige Geräuschkulisse aufgefallen. Quasi ständig hört man im Hintergrund unrealistisches Vogelgezwitscher und teilweise bekommt man Löwen oder Elefanten zu sehen - im Dschungel. Wie jedes Kind weiß, leben diese Tiere in der Savanne und haben im Dschungel nichts verloren, aber okay, man wollte wohl den Zuschauern klar machen, dass die Handlung in Afrika stattfindet, und da gehören Löwen nunmal dazu. Beachtlich ist, dass fast der ganze Film im afrikanischen Dschungel gedreht wurde und nicht im Studio. Diese Tatsache kann leider nicht über die stellenweise ziemlich langweilige Handlung hinwegtäuschen.

Mittwoch, 19. Februar 2014

Dallas Buyers Club [2013]


In "Dallas Buyers Club" erfährt der homophobe Elektriker Ron Woodroof, dass er mit dem HI-Virus infiziert ist und die Möglichkeit besteht, an AIDS zu erkranken. 1985 wird AIDS noch immer als Schwulenkrankheit bezeichnet und es hat sich noch nicht herumgesprochen, dass die Krankheit auch durch heterosexuellen Partner übertragen werden kann. Woodroof ist ein perfektes Opfer für den Virus: Er hat wechselnde Sexpartner, schnupft Kokain und trinkt regelmäßig Alkohol. Als er mit der Diagnose konfrontiert wird, reagiert er im ersten Moment sehr aufgebracht, beginnt jedoch, sich mit der Krankheit zu beschäftigen. Schon bald entdeckt er einen Weg, sich selbst und andere Leidensgenossen mit Medizin aus Mexiko zu versorgen, die in den Staaten nicht zugelassen ist, die den HI-Virus aber teilweise erfolgreich bekämpfen kann. Gemeinsam mit dem Transvestiten Rayon gründet er den "Dallas Buyers Club", der der Lebensmittelbehörde schon bald ein Dorn im Auge ist.

Es gibt sehr viele Leute, die von diesem Film hier begeistert waren und ihn als besten Film der Oscarsaison anpreisen. Nachdem ich mir selber eine Meinung gemacht habe, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass mich "Dallas Buyers Club" enttäuscht hat. Die Figur Ron Woodroof ist zu Beginn bis zur Hälte des Filmes ein unausstehliches Arschloch, das keinen Wert auf die Gefühle anderer Menschen legt und nur an drei Dinge denkt: Drogen, Sex und Alkohol. Insoferm fiel es mir sehr schwer, Mitgefühl für diesen schrecklichen Menschen aufzubringen. Zwar mag genau das ein Indiz für die Wandlungsfähigkeit von Matthew McConaughey sein. Allgemein war der Film für mich eine McConaughey-One-Man-Show, die seine herausragende schauspielerische Leistung hervorheben soll, weshalb die Handlung etwas in den Hintergrund rückt. 

Beide Hauptdarsteller, Matthew McConaughey und Jared Leto, haben extra für den Film gehungert, damit sie wie AIDS Patienten aussehen. Jedoch machte dies auf mich wenig Eindruck, da ich es für überflüssig halte, wenn Schauspieler meinen, sich halb zu Tode zu hungern, um eine Figur vermeintlich authentisch darzustellen. Besonders bei Jared Leto stehen die Knochen klar hervor und sieht damit alles andere als gesund aus. Zusammenfassend muss ich sagen, dass mich "Dallas Buyers Club" leider relativ kalt gelassen hat.

Before Sunset [2004]



Neun Jahre nach ihrem romantischen Spaziergang durch das nächtliche Wien sind aus Jesse und Céline Erwachsene geworden, die mitten im Leben stehen und teilweise auch Familien gegründet haben. Jesse ist mittlerweile ein Autor und ist gerade in Paris, um sein autobiografisches Buch zu promoten, in dem sich zwei fremde Menschen in Wien begegnen und die Nacht zusammen verbringen. Und wie es der Zufall will, befindet sich Céline zur selben Zeit in der Buchhandlung und lädt ihn zu einem Kaffee ein. Man findet heraus, dass das Treffen sechs Monate nach der gemeinsamen Nacht nicht zustande kam und sich die beiden aus den Augen verloren haben. 

Dies stört die beiden jedoch nicht daran, erneut durch das heiße Paris zu laufen und sich über alles mögliche zu unterhalten. Sie reden über die gute Zeit, die sie in Wien verbracht haben, darüber, wie ihr Leben seitdem verlaufen ist, und was sie nach all der Zeit füreinander empfinden. Ein weiteres Extra ist die Zeit, die diesmal in Echtzeit abläuft und abermals das Ende ihres Beisammseins wie ein Beil über den beiden hängt, da Jesse abermals einen Flug erreichen muss. "Before Sunset" wirkt viel erwachsener und emotionaler als der Vorgänger, was wohl vor allem mit dem höheren Alter der Hauptfiguren zu tun haben dürfte. Leider gefiel mir "Before Sunet" weniger als der Vorgänger, wobei ich schlecht sagen kann, woran es liegt. Vielleicht an dem besonderen Flair von Wien, einer Stadt, die ich als Österreicherin besonders liebe, der mir im Vorgänger noch besser gefiel. Oder auch die fehlende Romantik: Während es in "Before Sunrise" noch diese unangenehm-knisternde Romantik gab und man wusste, dass sich die beiden jetzt küssen müssen, fehlt dies hier völlig. Viel mehr geben sie ihre Sicht auf ihren kleinen Urlaubsflirt wider und bedauern, dass das Leben sie auseinandergetrieben hat. Erwachsener mag er sein, aber dafür weniger verspielt und nicht so atmosphärisch wie der Vorgänger.

Before Sunrise [1995]



Man nehme zwei Personen, die sich in einem fremden Land im Zug treffen, lass die beiden eine Nacht in einer Stadt verbringen und siehe zu, wie sie sich ineinander verlieben. Dieser Rezeptur folgt "Before Sunrise" aus dem Jahr 1995 und gilt als einer der intelektuellsten Liebesfilme überhaupt. Wie, ein intelektueller Liebesfilm? Gibt es sowas? Ja, hätte ich auch nicht gedacht, aber "Before Sunrise" konnte nicht nur mein wenig romantisches Herz, sondern auch mein Gehirn ansprechen. 

Der US-Amerikaner Jesse und die Französin Celine treffen sich im Zug von Budapest nach Wien und kommen ins Gespräch. Es läuft gut, doch als Jesse in Wien aussteigen muss, überredet er seinen kleinen Flirt, die Nacht mit ihm in Wien zu verbringen und am Morgen nach Paris weiterzufahren, da er dann einen Flug zurück in die Staaten erreichen muss. Celine lässt sich dazu überreden und da beide nicht genug Geld für eine Unterkunft haben, wandern die beiden durch Wien und lernen allerlei Kurioses kennen. Nicht nur über Wien, sondern auch über sich selbst, denn die beiden tun wirklich nichts anderes, als zu reden. Das mag sich jetzt zwar langweilig anhören, ist es aber nicht. Sie machen vor philosophischen Leben ebenso wenig Halt wie vor der Frage, was sie mit ihrem jungen Leben anfangen sollen, oder wie ihre Kindheit verlaufen ist. Es macht Spaß, den beiden intelligenten Menschen einfach nur beim Reden und Herumlaufen zuzuhören und zu sehen, wie sie sich näherkommen und sich ineinander verlieben. Und ständig hängt dieses Beil über ihnen, das Wissen, dass das Glück nur bis zum Morgengrauen währt, wenn Celine in den Zug steigt und Jesse zum Flughafen muss und ihr trautes Beisammensein ein Ende findet. 

Natürlich können sie sich am nächsten Morgen nicht ohne weiteres trennen und versprechen einander, sich in sechs Monaten wieder auf eben jenem Bahnsteig zu treffen. Ein letzter Kuss und Celine steigt in den Zug ein. Es wird offen gelassen, ob sich die beiden je wiedersehen werden. Der Film driftet nie ins Kitschige ab und man kommt schon ins Grübeln, wie man selber reagieren würde, wenn man sich auf eine gemeinsame Spritztour durch Wien mit einem (eigentlich) völlig fremden Mann einlässt und nebenbei die große Liebe trifft. Dazu kommt, dass die beiden Hauptfiguren perfekt von Ethan Hawke und Julie Delphy verkörpert werden, absolut natürlich und ohne Ausschweife. So mag ich das.

Ame & Yuki - Die Wolfskinder [2012]



"Ame & Yuki" erzählt die tragische Geschichte einer jungen Frau namens Hana, die sich in einen mysteriösen Wolfsmann verliebt. Nach der Geburt ihrer beiden Kinder Yuki (Schnee) und Ame (Regen) kommt der Wolfsmann zu Tode und Hana muss ihre Kinder alleine großziehen. Dabei hat sie große Schwierigkeiten, da die Kinder halb Mensch halb Wolf sind und sich willkürlich verwandeln, die Einrichtung zerstören und nachts jaulen, sodass sich das Jugendamt einschaltet. Um ihre Kinder in einer freien Umgebung aufwachsen lassen zu können, zieht sie mit ihnen aufs Land, kauft sich ein marodes Haus und macht es wieder fit. Doch auch als Yuki und Ame größer werden verschwinden ihre Probleme nicht, denn langsam müssen sie sich für eine Seite entscheiden: Wollen sie als Wolf oder als Mensch weiterleben?

"Ame & Yuki" ist einer dieser Feel-Good-Movies, der mich so glücklich machte, dass ich den Film am nächsten Tag nochmal sehen musste. So mancher würde es wohl kitschig nennen, aber ich hatte meine helle Freude dabei, den beiden Kindern beim Aufwachsen und dem Bewältigen ihrer Probleme zuzusehen. Man fühlt, leidet und freut sich mit den Charakteren, und das ist etwas, was nicht viele Zeichentrickfilme auslösen können. Und besonders spannend ist natürlich die Frage, für welche Seite sich die Kinder entscheiden und welche Welt ihnen besser gefällt. Während Yuki Freunde hat und gerne in der Welt der Menschen lebt, so ist Ame in sich gekehrter und beginnt schon bald, die Schule zu schwänzen und den Tag als Wolf im Wald zu verbringen. Dazwischen steht die Mutter, die sich immer gewünscht hatte, dass sich ihre Kinder freiwillig für das Leben eines Menschen oder eines Wolfes entscheiden können, und sie dabei tatkräftig mit ihrer Liebe unterstützt. Fazit: Wohl einer der schönsten Anime der letzten Jahre, der mit wunderbarem Klaviergeklimper im Hintergrund und toll gezeichneten und liebevollen Charakteren und Landschaften aufwarten kann.

Samstag, 15. Februar 2014

Nebraska [2013]



Woody Grant ist ein alter, seniler Mann und Alkoholiker, der eines Tages einen Werbebrief erhält mit der Nachricht, dass er 1 Million Dollar gewonnen hat und sich dieses Geld innerhalb weniger Tage in einem Büro in Nebraska abholen soll. Der arme, alte Mann fällt natürlich auf die Masche herein und beschließt, sich zu Fuß auf den Weg nach Nebraska zu machen, was von seiner Familie nicht unterstützt wird. Schließlich erklärt sich sein jüngerer Sohn David dazu bereit, seinen Vater nach Nebraska zu fahren, obwohl er selbst weiß, dass alles nur ein Schwindel ist. 

Als Vater und Sohn in Woodys Heimatstadt Halt machen und seine Verwandten besuchen, werden die beiden aufgrund der Nachricht, dass Woody ein Millionär geworden ist, mit offenen Armen empfangen. Die Neuigkeiten sind schnell im Rest der verschlafenen Kleinstadt bekannt, sodass Woody zu einer lokalen Berühmtheit wird und sogar ein Interview in einer Zeitung geben soll. Während Woody als verwirrter Mann nicht recht weiß, wie ihm geschieht, versucht David ständig, ihn vor seinen falschen Freunden aus alten Zeiten zu beschützen, zumal ihm selbst gedroht wurde, da Woody noch diverse Schulden bei seinen Freunden hat und diese nun die Gelegenheit sehen, ihren Anteil an Woodys vermeintlichen Millionen zu bekommen. 

Und in all diesem Tumult - Drohungen von alten Bekannten und Streitereien mit den lieben Verwandten - bemüht sich David, seinen Vater vor größeren Dummheiten zu bewahren und ihn gleichzeitig als Mensch, der er vor langer Zeit war, zu erfahren. "Nebraska" ist im wesentlichen ein Roadmovie, bietet aber auch eine berührende Vater-Sohn-Geschichte, in der Sohn David versucht, Zeit mit seinem Vater zu verbringen und ihn so besser kennenzulernen (Woodys Alkoholismus hatte dies in Davids Kindheit unmöglich gemacht). Davids großer Bruder Ross und seine Mutter haben vor langer Zeit mit Woody abgeschlossen und machen ihn für ihre Probleme verantwortlich, während David versucht, den alten Mann zu beschützen und zu verstehen. 

"Nebraska" ist in Schwarz-Weiß gehalten und bietet eine Kombination aus schwarzem Humor und Drama, die mir sehr gefallen hat. Ein mir unbekannter Bruce Dern stellt den senilen Woody dar, und genauso unspektakulär spielt er den alten Mann auch. Ständig scheint er mit den Gedanken woanders zu sein und von seinem Umfeld und den Mitmenschen fast nichts mitzubekommen. Da war mir Will Forte als Sohn David schon lieber, der mit seinen Teddybäraugen perfekt in das trostlose Setting passte. Außerdem wurde "Nebraska" bei den Oscars als Bester Film nominiert, aber meiner Meinung nach ist das nur der Versuch der Academy, auch einen Arthousefilm zu nominieren. Aber dass er keine Chance hat, wissen sie wohl selber. Für mich persönlich aber der klare Favorit, auch wenn ich ebenfalls Realist bin und weiß, dass die Academy einen typischen Hollywoodfilm dem Arthousekino vorzieht.

Sonntag, 9. Februar 2014

Erbarmen [2013]



"Erbarmen" hatte ich vor rund einem Monat in der Sneak bekommen und war von der dänisch-deutschen-schwedischen Produktion relativ positiv überrascht worden. Und welches Genre haben die Skandinavier in den letzten Jahren besonders gut gemacht? Natürlich den klassisch-düsteren Thriller, wie auch "Erbarmen" einer ist. 

Alles beginnt mit dem raubeinigen Ermittler Carl, der nach einer längeren Auszeit wieder mit der Arbeit anfängt und zu Beginn den einfachen Auftrag erhält, längst vergessene Fälle zu ordnen. Dort stößt er auf einen alten Fall, in dem eine bekannte Politikerin vermeintlichen Selbstmord beging, was aber bei Carl die Alarmglocken schrillen lässt. Gemeinsam mit seinem Partner Assad macht er sich daran, den alten Fall neu aufzurollen und nach der vermissten Frau zu suchen, die, wie man zwischendurch immer wieder sehen kann, noch immer von ihrem Peiniger in einem Art Kerker gefangengehalten wird. 


Nein, es klingt nicht nur so, aber es sieht auch so aus: "Erbarmen" kann man als einen besseren Tatort sehen. Die Story baut sich klassisch auf: Der Ermittler mit Dreck am Stecken, der auf sämtliche Regeln pfeift und einfach so einen neuen Fall aufrollt und sich auf eigene Faust auf die Suche nach einer Frau macht, die schon jeder abgeschrieben hat. Dazu der neue Partner, der ihm vom Chef zur Seite gestellt wurde und natürlich ein Ausländer ist, was auf allerlei Vorurteile und Witzchen führt. Carl war mir teilweise sogar schon zu sehr auf Arschloch getrimmt, aber im Grunde  gaben die beiden ein tolles Team ab. 


Der Film hat aber zwei Dinge, die mich gestört haben. Erstens: Der Anfang, in dem Carl und sein ans Krankenbett gefesselter Kollege angeschossen werden. Warum? Im späteren Filmverlauf wird nie wieder dazu Bezug genommen, warum haben sie es dann eingebaut? Und außerdem fand ich die Motivation des Täters interessant, im negativen Sinne. Da ist dieser Junge, der mit seiner Familie einen Autofunfall hat und er sieht dieses Mädchen, das im anderen Unfallwagen sitzt. Beide überleben - und später beschließt er, diese Frau einzusperren und zu foltern? Leider wird nie erklärt, was in seinem verrückten Kopf vorgeht oder was seine Motivation war. Ist wahrscheinlich auch egal. Der Film hat durchaus seine spannenden Momente, aber leider rutscht er selten aus der Überflüssigkeit heraus.

Gran Torino [2008]



Walt Kowalski lebt in einer Vorstadtsiedlung in Detroit und verarbeitet gerade den Tod seiner Frau. Aufgrund der Wirtschaftskrise sind viele seiner US-amerikanischen Nachbarn weggezogen oder im Laufe der Jahre gestorben, weshalb er mit Unmut mitansehen muss, wie sich immer mehr Asiaten in seiner Siedlung breit machen. Walt ist seit dem Koreakrieg sehr ausländerfeindlich eingestellt und möchte am liebsten seinen Lebensabend ohne störende Vorkommnisse verbringen.

Dies ändert sich schlagartig, als er in die Angelegenheiten seiner Hmong-Nachbarn hineingezogen wird und deren Sohn Thao vor dem Übergriff einer Gangsterbande rettet und dadurch unfreiwillig zum Helden der Nachbarschaft erklärt wird. Natürlich kann der grimmige Walt dies anfangs nicht ausstehen, aber nachdem er mehr Kontakt zu Thao und dessen Schwester Sue hat, beginnt er aufzutauen und besorgt dem sensiblen Thao sogar eine Arbeit auf dem Bau. 


Und genau das ist das Ausschlaggebende für die hohe Qualität des Filmes. "Gran Torino" erzählt einerseits die Geschichte eines alten Mannes, der noch in seiner eigenen idealistischen Welt lebt und seinen Sohn teils dafür verachtet, weil er einen japanischen Wagen fährt und keinen Ford. Er zog als junger Mann in den Koreakrieg und hat einen Teil von sich dort zurück gelassen und muss sich jeden Tag mit den Greueltaten konfrontieren. Dadurch wirkt er wie ein Relikt aus einer längst vergangenen Zeit. Die asiatischen Nachbarn bilden hierzu einen starken Kontrast, denn diese sind erst seit kurzem in den Staaten, weil sie wegen ihrer Zusammenarbeit mit den US-Amerikanern im Koreakrieg aus dem eigenen Land vertrieben wurden. Sue führt sehr schön aus, welches Schicksal den Hmong-Kindern in den USA beschert ist: Wie die US-Amerikaner selbst gehen die Mädchen auf die Uni und die Jungs begehen Verbrechen. Auch Thao wird von seinem Cousin und dessen Gang wiederholt mit Gewalt dazu "überredet", mit ihnen "abzuhängen" oder eben auch den titelgebenden Gran Torino von Walt zu stehlen. Und Walt verspürt wohl nach all diesen Jahren der Tristesse und dem eigenen, ausländerfeindlichen Weltbild, in das er sich selbst gefangen hält, wieder soetwas wie Freude. Wenn er etwa von Sue eingeladen wird, auf ihre Party zu kommen und er widerwillig hinübergeht, hat er sogar Spaß und ist überrascht, wie freundlich diese "Reisfresser" eigentlich sind. Oder wenn er eine kleine Grillerei veranstaltet und diese jungen Hüpfer zu sich einlädt und Theo anbietet, sein Date mit seinem geliebten Gran Torino auszuführen. 


Im wesentlichen ist "Gran Torino" wohl alleine die Geschichte über einen verbitterten, alten Mann, der nach dem Tod seiner Frau endlich wieder einen Sinn in seinem Leben sieht: Seine inzwischen ins Herz geschlossenen Nachbarn (Thao & Sue) vor den Übergriffen der Gangster zu retten. Und Regisseur Clint Eastwood macht diese kleine, herzerwärmende Geschichte zu einem der besten Filme in seiner Filmografie. Die Mischung macht es aus: Clint-Eastwood-Coolness gepaart mit viel Herz und Spannung.

Mittwoch, 5. Februar 2014

Der dritte Mann [1949]



Manchmal frage ich mich: Ist das Blasphemie, wenn ich einen Klassiker einfach nur langweilig finde und seinen Kultstatus nicht nachvollziehen kann? Meistens finde ich Klassiker echt super und auch Schwarzweiß- oder auch Stummfilme machen mir wenig aus, und doch konnte ich an "Der dritte Mann" verhältnismäßig wenig Gefallen finden. Woran liegt das? 
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Aber nochmal von Anfang an: Zu Beginn wird das berühmte Harry-Lime-Thema auf der Zither eingespielt, während Holly Martins in Wien aus dem Zug steigt und sich zu der Wohnung seines Jugendfreundes Harry Lime begibt. Dort erfährt er, dass Harry vor kurzem bei einen Unfall ums Leben gekommen sei. Wie es der Zufall will, waren in dem Moment seines Todes zwei Freunde, sein Fahrer und sein Leibarzt zugegegen, was Martins Alarmglocken schrillen lässt. Während er versucht, das Mysterium hinter Harry Limes rätselhaften Tod zu lösen, werden zwielichtige Freunde von Harry auf ihn aufmerksam und versuchen, ihn an seinem Vorhaben zu hindern. 
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Das Problem, das ich mit dem Film hatte, war, dass er einfach zu ruhig verläuft. Viele mögen wohl die dichte Atmosphäre herausheben, ich aber hatte mich relativ oft gelangweilt und gefragt, wann Martins endlich das Geheimnis entdecken wird. Das liegt zum einen Teil an der ungewohnten Schwarz-Weiß-Optik und der damaligen Vorstellung von Spannung, aber auch daran, dass mir das Wien, das im Film präsentiert wird, sehr unsympathisch ist. Ich liebe Wien und besuche es, sooft ich kann, aber ein Nachkriegswien, das in vier Besatzungszonen aufgeteilt ist, wo der Schwarzmarkt ein essenzieller Bestandteil ist und Zigaretten als Währung gelten, war mir so fremd, dass ich ständig hin- und hergerissen war, etwa wenn ich einen bekannten Brunnen oder ähnliches entdeckte. 
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Aber hey, der Film war trotz seiner Längen immer noch ein ziemlich guter Film mit einer interessanten Story. Und spätestens wenn sich Harry Lime seinem Jugendfreund zu erkennen gibt und dann die große Hatz in der Wiener Kanalisation beginnt, hatte mich der Film wieder gepackt. 

Sonntag, 2. Februar 2014

Captain Phillips [2013]


"Captain Phillips" basiert auf die Biografie des realen Richard Phillips, der in diesem Buch sein traumatisches Erlebnis niederschrieb, die auch Gegenstand dieser Verfilmung ist. Der Film spielt im Jahr 2009, als das Frachtschiff Maersk Alabama gerade die Küste von Somalia umschifft und dabei von drei Piraten gekapert wird. Es entbrennt ein Kampf gegen die Zeit, in der der Kapitän des Schiffes, Richard Phillips, einerseits versucht, die Piraten auf Distanz zu halten, als auch seine Mannschaft in Sicherheit zu bringen. 


Auch "Captain Phillips" ist einer jener Filme, die mich als Trailer nicht packen konnten, die ich aber aufgrund der überragenden Stimmen doch noch angesehen hatte. Zum Glück. Denn ansonsten wäre mir einer der spannendsten und ja, besten, Filme des Jahres durch die Lappen gegangen. Was Regisseur Paul Greengrass hier auf die Beine stellt, ist wirklich ganz großes Kino und ist zu Recht zumindest für den Oscar nominiert. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal so verkrampft im Kinosessel saß und gebannt auf die Leinwand starrte. Normalerweise wandern meine Gedanken hin und her, weil der gezeigte Film so langweilig ist, aber "Captain Phillips" hatte von der ersten Sekunde meine Aufmerksamkeit und ließ mir auch nach dem Film keine Ruhe. Was Tom Hanks hier zeigt, dürfte seine beste Leistung seit langem sein. Seit Jahren unterfordert, darf er hier besonders zum Schluss wieder große Emotionen zeigen, auch wenn man dies schnell als Overacting bezeichnen kann. Es mag zwar Overacting sein, aber auch Al Pacino ist für sein Overacting bekannt und trotzdem einer der größten Schauspieler seiner Generation, nicht wahr? Erwähnenswert ist auch noch Barkhad Abdi, der den Anführer der Piraten verkörpert und dabei für die trostlosen Zukunftsaussichten eines Somali steht, indem er klar macht, dass er seinen Beruf nur ausübt, weil er sich ernähren muss und es keine Alternativen gibt. Klar, das mag jetzt auch nur Propaganda sein, aber das ist mir egal. 


"Captain Phillips" hat mich schwer begeistert und ich möchte diesen Film jeden ans Herz legen, der mal Lust auf über zwei Stunden gepflegte Dauerspannung hat.

Das erstaunliche Leben des Walter Mitty [2013]



Ich hatte schon lange nicht mehr einen so tollen Trailer gesehen, wie in den Monaten der großen Erwartungshaltung, wo jeder Filmfan von Ben Stillers neuestem Film "Das erstaunliche Leben des Walter Mitty" begeistert war. Oder zumindest vom tollen Trailer, der mit tollen Bildern und einen ebenso genialen Soundtrack untermalt war. Die Erwartungshaltung war natürlich dementsprechend groß. Die ersten Stimmen waren positiv, auch wenn sich viele negative Meinungen darunter mischten. Es hieß, "... Walter Mitty" sei durch und durch ein Jack-Wolfskin-Werbefilm und kein eigenständiger Film. Natürlich musste ich mir eine eigene Meinung bilden und bin recht schnell nach dem Start ins Kino, und werde euch meine Meinung darstellen.

Die Handlung ist wie folgt: Ben Stiller spielt den stillen, in sich gekehrten Walter Mitty, der im Archiv des LIFE Magazines arbeitet und auch als sozial unsicherer Mensch dargestellt wird, da er sich nicht einmal traut, auf einer Partnerseite seine Arbeitskollegin zu stupsen, geschweige denn, sich in der Arbeit mit ihr zu unterhalten. Schon am Morgen lernt er seinen neuen Chef kennen, einen aufstrebenden Juppie, der das LIFE Magazine in die digitale Welt des Internet führen soll. Am selben Morgen wurde ein Foto des berühmten Fotografen Sean O'Connell geschickt, das für die letzte Printausgabe des LIFE Magazines vorgesehen ist. Das Problem ist: Es ist verschwunden, war wohl von Anfang an nicht dabei. Um seinen Job nicht zu verlieren, beschließt Walter Mitty, dem Fotografen nach Island, Grönland und dem Himalaya nachzureisen, um an das Foto zu gelangen. 

Soweit zur Handlung. Vom Trailer wurde (mir zumindest) suggeriert, dass sich Walter auf eine lange Weltreise macht, viele Dinge erlebt, Menschen kennenlernt usw. Gut, er reist wirklich um die Welt und erlebt ein paar Sachen, aber diese werden leider nur kurz angeschnitten bzw. passieren nicht in dem Ausmaß, wie ich es erwartet hatte. Er fliegt halt für ein paar Tage nach Island und kommt wieder zurück, schade. Viel mehr wurde der zarten Liebesgeschichte zwischen Walter und seinem Love Interest Cheryl Platz gemacht, die zwar natürlich sehr süß ist, aber nicht gerade das ist, was ich mir unter dem Film vorgestellt habe. 

Zudem dachte ich zu Beginn, dass Sean O'Connell das Foto absichtlich nicht geschickt hatte, um Walter aus seinem eintönigen Alltag zu reißen und mal ein paar Abenteuer erleben zu lassen, um seinem scheuen Charakter mal etwas Gutes zu tun. Doch als dann am Ende herauskommt, dass das Foto zwar mitgeschickt, aber in eine Geldbörse gesteckt wurde, die Walter in den Müll geworfen hatte, fand ich diese Lösung nicht zu elegant. Also hatte die ganze Weltreise an sich überhaupt keinen Sinn, da das Bild von Anfang an in L.A. war. 

Aber gut, das ist Meckern auf hohem Niveau. Obwohl ich mir "... Walter Mitty" besser vorgestellt hatte, als er im Endeffekt war, bot er immer noch einen wunderschönen Soundtrack von Monsters & Men und außerdem was für's Auge - jedes zweite Bild möchte man sich am liebsten einrahmen und auf die Wand hängen. Ein mutiger Versuch von Ben Stiller, der zwar nicht zu 100 Prozent geglückt ist, aber für den Versuch allein, bekommt er 6 Punkte von mir.