Sonntag, 26. Januar 2014

Die Pute von Panem - The Starving Games [2013]


Puuh, ich weiß jetzt gar nicht so recht, was ich über dieses Schundwerk schreiben soll. Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen, dies beispiellos schlechten Aaron-Seltzer-Ulkfilm in der Sneak Preview vorgesetzt zu bekommen, was meine Hoffnung auf eine "gute" Sneak einmal mehr zerplatzen ließ. Als der Filmtitel eingeblendet wurde, fing der ganze Saal genervt zu stöhnen an und viele verließen sogar ihre Plätze. Ich blieb standhaft und kann euch nun einen Bericht des Films abgeben... oder so. 

Fakt ist, dass sich "Die Pute von Panem" so erschreckend nahe an die Handlung des Originals hält, dass er dadurch keinerlei Individualität besitzt. Ein paar Dinge geschehen zwar etwas anders als im Original, aber im Großen und Ganzen hielt er sich 1:1 an die Filmvorlage. Natürlich wurden viele Szenen "etwas" modifiziert, um die Zuschauer zum Lachen zu bringen - zumindest war dies ihre Intention. Aber wenn Kantmiss Evershot in Großaufnahme gezeigt wird, wie sie gerade Durchfall hat, musste ich mich schon am Kopf kratzen. Das soll lustig sein? Inwiefern? Fäkalhumor dürfte eigentlich nur noch die Kleinsten und Unreifsten unter uns ansprechen, das dachte ich jedenfalls immer.

Ein paar interessante und witzige Ansätze besitzt der Film durchaus, und auch ich habe ein paar Mal schmunzeln müssen (und das heißt eine Menge!). Leider gehen diese kleinen Szenen in dem lächerlichen Rest, diesem billigen Abklatsch, in der jede Szene zwanghaft ins Lustige verbogen werden musste, unter. Nein, eigentlich kann ich nichts mehr dazu schreiben, außer: Seht ihn euch nicht an! Danke. 

Only Lovers Left Alive [2013]


Dieser Film mag zwar keine besonders originelle Geschichte erzählen und ist über viele Strecken ein bisschen zäh, konnte mich aber vor allem wegen der wunderbar depressiven Stimmung und den schönen Bildern begeistern. 

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So die Kurzfassung, aber natürlich werde ich auch ausführlicher beschreiben, worum es in dem Film mit dem geheimnisvollen Namen "Only Lovers Left Alive" geht. Im Wesentlichen geht es um das Ehepaar Adam und Eve, die bereits seit über 200 Jahre verheiratet sind, aber an getrennten Orten leben. Während Eve in Marokko lebt, hat sich Adam in einem verlassenen Detroit versteckt, wo er sich seiner Rockmusik frönt und nur Kontakt zu Ian pflegt, der ihm von seltenen Gitarren bis Verstärkern alles bringt, was man sich mit Geld kaufen kann. Als Eve bemerkt, dass Adam mehr und mehr melancholisch wirkt, reist sie kurzerhand nach Detroit, wo auch bald darauf Eves Schwester Ava auftaucht, und ihren ruhigen Alltag aufwirbelt. Aber wenn ich ehrlich bin, ist die Handlung schnell erklärt und so dünn, dass man sie auf ein Post-it kritzeln könnte. Dies ist bei vielen Filmen ein großer Nachteil, doch nicht so hier.
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"Only Lovers Left Alive" lebt großteils von der ruhigen Atmosphäre, während man von Adams depressiver Weltanschauung angesteckt wird: Aus ihren Unterhaltungen geht hervor, dass sie sich als höhere Wesen sehen, die sich über die Dummheit der Menschen lustig machen und dabei zusehen, wie sie die Welt zerstören und ihr lebensnotweniges Blut vergiften. Besonders Adam fühlt sich von den sogenannten "Zombies" abgestoßen und würde sich am liebsten in seinem Haus verstecken und weiter seine Musik machen, während er jedoch von lästigen Fans, die von seiner Musik begeistert sind, zunehmend gestört wird. Beide wirken hochintelligent bzw. stecken voller Wissen, das sie sich in ihrer langen Zeitspanne als Vampire angeeignet haben. Mystische Wesen, die sich still bewegen, keine Gefühlsausbrüche haben, scheinbar perfekt sind. Dargestellt werden sie von zwei Schauspielern, die nicht besser hätten ausgewählt sein können und wie die Faust aufs Auge passen: Tom Hiddleston und Tilda Swinton. Während Swinton schon wegen ihrem androgynen Aussehen perfekt passt, vermag auch Hiddleston seinem depressiven, schweren Charakter genug Ausstrahlung zu verleihen. Ja, war ein sehr schöner Film. 

Der Hobbit: Smaugs Einöde [2013]


Nachdem ich diesen Kommentar schon über einen Monat schleifen ließ, werde ich hier meine Meinung relativ kurz kundtun. Viele fanden "Smaugs Einöde" ja ziemlich gut und es gab auch ein paar, die ihn als Meisterwerk bezeichnen - nicht so bei mir. Schon den ersten Teil empfand ich als ziemlich enttäuschend. Wer wissen will, warum, der kann hier klicken.

Eigentlich hatte der Film sogar ziemlich erfreulich begonnen, indem er sich endlich einigermaßen an die Romanvorlage zu halten schien. Die Gemeinschaft trifft auf den Warg namens Beorn, dieser Auftritt ist jedoch recht kurz und bleibt nicht im Gedächtnis. Insofern einerseits positiv anzumerken, da die Szene überhaupt Platz im Film gefunden hat, aber leider auch schnell und lieblos abgehakt. Auch die Szene im Düsterwald war noch nett inszeniert und genau wie im Buch dargestellt - aber das war's auch schon wieder. Denn hier trifft die Gemeinschaft auf die dort lebenden Elben in Gestalt von Legolas und Tauriel, die sie prompt zu Legolas' Vater Thranduil, den man zu Beginn des ersten Abenteuers bereits kurz kennen lernen durfte. 
Und genau hier beginnt, eine der überflüssigsten Handlungsstränge in einem Film überhaupt seinen Lauf zu nehmen: Die zarte Liebe zwischen Elbin Tauriel und dem Zwerg Kili, die nicht nur unglaubwürdig, sondern auch extrem überflüssig war. Dass im Buch kein Wort davon geschrieben steht, muss ich wohl nicht extra erwähnen. Auch alles, was danach kommt, bereitete mir keine Freude mehr. Kaum sind die Zwerge und Bilbo in den Fässern entkommen, sind ihnen auch schon die Orks auf den Fersen, die es im Buch meiner Erinnerung nach nicht gegeben hatte, und natürlich wird Kili verletzt und Tauriel setzt alles daran, ihn zu retten, sehr zu Legolas' Ärger. Übrigens, auch Legolas' Charakter hat sich in den letzten zwölf Jahren erheblich zum negativen verändert, obwohl "Der Hobbit" eigentlich vor dem Herrn der Ringe spielt. Für mich vergeudeter Fanservice, den niemand gebraucht hat. 
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Um auch etwas Lobenswertes sagen zu können, komme ich schnell zu der besten Szene im ganzen Film: dem Gespräch zwischen Bilbo und Smaug. Während Bilbo versucht, gleichzeitig den Arkenstein und finden und dabei den Drachen abzulenken, führen die beiden ein Gespräch, in dem klar wird, dass Smaug ein intelligenter und böser Drache ist, der nicht die Absicht hat, den Zwergen lebend ihr Zuhause wieder zurück zu geben. Das besonders beeindruckende waren für mich Smaugs Animationen, denn er sah besser aus und schien allgemein mehr Charakter zu besitzen als alle Zwerge zusammen.
Denn das ist einer meiner größten Kritikpunkte: Die Hauptfiguren bleiben allesamt blass und nur von wenigen kann man sich den dämlichen Namen merken. Auch von Martin Freeman alias Bilbo bin ich enttäuscht. Anscheinend soll er ja die Hauptfigur sein, aber davon merkt man im Film herzlich wenig. Schon im ersten Teil hatten die Zwerge und Gandalf viel mehr Screentime erhalten als die eigentliche Hauptfigur, die im zweiten Teil zwar mehr sprechen darf, aber trotzdem eine Schablone ohne Charakter zu sein scheint. 
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Ein weiterer Punkt ist die langweilige Handlung, die öde vor sich hin plätschert. Auf der Leinwand mag sich allerhand tun, actionreiche Kamerafahrten, irre Stunts und Kampfchoreographien, die langsam etwas lächerlich wirken, weil sich kein menschliches oder zumindest magisches Wesen so schnell und wenig bewegen könnte. Aber nichts von alledem konnte mich mitreißen, fesseln, begeistern. Ich blieb den ganzen Film lang ein unbeteiligter Zuschauer, der ab und zu gähnte und hoffte, der Film möge bald zu Ende sein. Schade!

Sonntag, 19. Januar 2014

A Serious Man [2009]


Gerade jetzt, wo ich dachte, die Coen Brüder und ich wären endlich Freunde fürs Leben geworden, kommt uns "A Serious Man" in die Quere und beweist, dass der spezielle Coen-Humor bei mir einfach nicht wirkt. Mit der Geschichte über eine willkürliche, jüdische Person, die einen Schicksalsschlag nach dem anderen erfährt, konnten sie mich nicht hinter dem Ofen hervorlocken. 

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Larry Gopnik ist ein ganz gewöhnlicher Familienvater in einer jüdischen Gemeinde. Von Beruf ist er Physikprofessor und wird dort von einem asiatischen Studenten erpresst. Zuhause erfährt er, dass seine Frau sich von ihm scheiden lassen möchte, da sie ein Verhältnis mit seinem besten Freund hat. Der Sohn feiert in wenigen Tagen seine Bar Mitzwa und trauert um seinen Walkman inkl. 20 Dollar, die er in der Schule an den Lehrer abgeben musste. Die Tochter möchte ständig ihre Haare waschen und beklagt sich über ihren Onkel Arthur, der immer das Badezimmer besetzt. Arthur selbst hat auch seine Probleme mit dem FBI und versucht erfolglos sich am Glücksspiel. Noch dazu plant sein Nachbar, eine Gartenhütte ziemlich nahe an die Grundstücksgrenze zu setzen.
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So die Ausgangslage. Das Problem ist nur, dass hier der typische coen'sche Humor für meinen Geschmack wieder viel zu stark zutage tritt als in den meisten anderen Filmen. Sie thematisieren damit wohl zum ersten Mal verstärkt ihre jüdische Herkunft, vergessen aber dabei, dass viele ihrer Fans mit dem Judentum nicht viel am Hut haben, wie ich beispielsweise. Jedes zweite Wort ist ein spezielles jiddisches Wort, das wohl nur Juden ein Begriff sein sollte. Es werden auch vielerlei typisch jüdische Probleme behandelt, wie etwa die Bar Mitzwa des Sohnes oder auch Larrys zahlreiche Besuche bei diversen Rabbinern, um sie nach Rat zu fragen. Dieser spezielle Humor hat mir leider den ganzen Film zunichte gemacht, denn Larry Gopnik war mir von Anfang an sympathisch (was aber großteils daran liegen dürfte, dass er vom grandiosen Michael Stuhlbarg gespielt wurde. Ne, war absolut nicht meins. 

Dienstag, 14. Januar 2014

Serien Review: Sherlock Staffel 3


So, heute Nachmittag hab ich mir das Staffelfinale von Sherlock zu Gemüte geführt und ich bin froh, dass ich es doch getan habe. - Eigentlich hatte ich ja vorgehabt, auf die letzte Folge zu verzichten, weil die restliche Staffel so schwach war, aber aufgrund der durchweg positiven Kommentare habe ich es dann doch getan. Meine Güte, war das eine schwere Geburt, aber zumindest haben Moffat und Gatiss gezeigt, dass sie es doch noch drauf haben und haben eine 1A Episode aus dem Hut gezaubert.

Nach zweijähriger Abstinenz meldete sich Sherlock vor zwei Wochen mit einem Paukenschlag zurück - oder zumindest hatte ich mir das erhofft. Die erste Episode, "The Empty Hearse", beschäftigt sich zu 80 Prozent mit Sherlocks langersehnte Rückkehr und den emotionalen Schwierigkeiten, die damit zusammenhängen. Nicht nur, dass sich Watson hintergangen fühlt, da scheinbar jeder außer ihm von Sherlocks Plan gewusst hatte, während er selbst zwei Jahre um seinen besten Freund getrauert hatte. Zudem sieht sich der Consulting Detective nun einer "Rivalin" um Watsons Gunst gegenüber, in Form von Mary, Watsons Freundin und Verlobte. Man merkt, dass sich Moffat und Gatiss mehr auf die Charaktere konzentrierten, als auf den eigentlichen Fall, denn der ist nicht der Rede wert und praktisch nicht vorhanden. Für viele ist es schön, wenn Sherlock menschlicher wird und Watson wieder einmal links liegen gelassen wird, aber mich konnte das nicht aus den Socken reißen.

Das selbe Spiel bei der zweiten Episode ("The Sign of Three"), nur noch schlimmer. Der "Fall" ist als solcher gar nicht zu bezeichnen und mehr alibimäßig eingebaut, um nicht komplett zur Sitcom zu verkommen. Sherlocks zweifelhafter, aber gelungener Versuch, eine Rede als Best Man auf der Hochzeit von Watson zum Besten zu geben, nebenbei über vergangene Mordfälle zu quatschen und nebenbei auch noch einen fadenscheinigen Fall aufzulösen, der gerade auf der Hochzeit stattfindet, nimmt leider die komplette Folge in Anspruch. Zwar ist es wirklich schön zu sehen, dass Sherlock in Watson seinen besten Freund bzw. die wichtigste Person in seinem Leben sieht, da man dies vorher höchstens erahnen konnte - aber leider geht da der ganze Drive, die Spannung flöten. Und der Episodentitel löst sich erst am Ende auf: Sherlock erkennt, dass Mary schwanger ist, was bei ihnen natürlich Freude (Mary) und Schock (Watson) auslöst.



Viel besser wurde es mit der dritten Episode, die wieder an alte Erfolge der vorangegangenen Staffeln anknüpfen konnte. Zwar gab es schon bessere Handlungen, aber aufgrund der beiden Nieten davor will ich mal nicht so sein und sehe in "His Last Vow" klar die beste Episode der dritten Staffel. Ein neuer Feind wird vorgestellt, Charles Augustus Magnussen, ein gewiefter Geschäftsmann, der mit großer Intelligenz ausgestattet ist und quasi aus Spaß Menschen erpresst. Und schon der Einstieg war interessant: Watson muss Sherlock aus einer Drogenhöhle zerren, worauf dieser erklärt, es wäre alles nur für seinen neuesten Fall. Die beiden sagen Magnussen den Kampf an, müssen sich jedoch geschlagen geben - beinahe. In einer WTF-Szene schießt ihm Sherlock in den Kopf und lässt sich abtransportieren, nur um wieder zurückgebracht zu werden, weil sein alter Erzfeind Moriarty wieder aufgetaucht ist. "Did you miss me?" schallt es landesweit zur selben Zeit aus dem Fernseher und ich bin begeistert. Eine tolle Episode, die mit den Sherlock-typischen WTF-Momenten und Twists ausgestattet ist, die ich an der 3. Staffel so vermisst habe. 

Auch wenn das Staffelfinale wieder einmal hervorragend war, ist die Staffel an sich eher mäßig gewesen. Auch das Finale reißt die ersten beiden, sehr schwachen Episoden nicht heraus.

Sonntag, 12. Januar 2014

Inside Llewyn Davis [2013]

 
Ein Mann sitzt in einer verrauchten Kneipe in New York und singt, mit einer Gitarre auf dem Schoß. Ein ruhiges Lied, vorgetragen mit einer unspektakulären, aber schönen Stimme. Sobald er mit dem Lied fertig ist, ist der Zauber vorbei, und Llewyn Davis steigt von der Bühne, ein einfacher, mittelloser Musiker. Vorher schien er wie ein Wesen von einer anderen, schöneren Welt, aber sobald er seine Gitarre aus der Hand legt, ist er doch "nur" ein Mensch, und ein unfreundlicher noch dazu. Ihm wird mitgeteilt, dass vor der Kneipe jemand auf ihn wartet. Also geht er hinaus, unterhält sich mit dem Fremden und wird von ihm verprügelt - soweit der Anfang. 

Nun erhalten wir einen näheren Einblick in Llewyn Davis' Leben. Wie sich herausstellt, besitzt er nicht einmal einen festen Wohnsitz, sondern schläft jede Nacht bei einem anderen Freund oder Bekannten. Als er bei einem befreundeten Ehepaar übernachtet, sperrt er versehentlich deren Katze aus und ist nun gezwungen, sie zu dem befreundeten Musikerpaar Jean und Jim mitzunehmen. Er erfährt, dass Jean schwanger ist und er als Vater ebenso infrage käme wie ihr Freund Jim. Sie nötigt ihn dazu, die Abtreibung zu bezahlen, obwohl er das Geld nicht einmal besitzt. Mehr aus einer Laune heraus fährt er per Anhalter nach Chicago und erhofft sich, vom Produzenten Bud Grossman unter Vertrag genommen zu werden - diese Erwartungen werden jedoch nicht erfüllt und Llewyn fährt perspektivlos zurück nach New York. 


So trostlos die Handlung auch klingen mag, irgendwie passt es zu Llewyn Davis, der zwar unglaubliches Talent besitzt, dessen Arbeit und Passion aber nie von Erfolg gekrönt ist. Er wird als Anti-Dylan beschrieben: Der Typ, der auf der Straße zusammengeschlagen wird, während in der Kneipe nebenan Bob Dylan zu einem gefeierten Musiker aufsteigt. Es ist einmal ein interessanter Blickwinkel, sich nicht nur auf die Großen und Berühmten zu konzentrieren, sondern auch die kleinen Musiker zu beachten, die mit ihrer Arbeit nicht einmal ihr Leben finanzieren konnten. So anders als das, was man von den Coen-Brüdern sonst kennt, und deshalb einer ihrer besten Filme. Ich kann es gar nicht anders beschreiben, aber als der Film vorbei war, fühlte ich eine Art innere Ruhe, die ich so nach einem Film selten verspürt habe. Dies liegt wohl in erster Linie nicht nur an dem ruhigen Grundton, den matten Bildern (jedes von ihnen ist übrigens ein potenzieller Desktophintergrund) und der liebevollen Ausstattung (man fühlt sich sofort in die 60er Jahre zurückversetzt), sondern vor allem am Soundtrack. In Zusammenarbeit mit Marcus Mumford, dem Kopf hinter der Folkband Mumford & Sons, wurden ausschließlich bekannte Folksongs neu interpretiert und von Hauptdarsteller Oscar Isaac und den Nebendarstellern Carey Mulligan und Justin Timberlake gesungen. Es entstand ein wunderschöner, ruhiger Film, unterlegt mit einem Soundtrack, der aktuell seinesgleichen sucht.


Nachtrag: Ich habe mir den Film nochmal im Kino angesehen, diesmal in OmU. Und ja, ich konnte nicht anders, als den Film von 8 auf phänomenale 10 Punkte anzuheben. Die Fahrt nach Detroit ist zwar noch immer etwas spannungsarm, aber dafür ist der Dialog zwischen Llewyn und Roland Turner in der Originalversion so genial, dass ich am liebsten laut geklatscht hätte. Und dazu der Soundtrack, den ich mir quasi rund um die Uhr anhören könnte. Damit dürfte "Inside Llewyn Davis" mein Lieblingsfilm des Produktionsjahres 2013 sein.

Donnerstag, 9. Januar 2014

Her [2013]


"Her" handelt von einer ganz besonderen Liebe - die Liebe zu einem Computer, die mit einer künstlichen Intelligenz ausgestattet ist. Wobei, künstliche Intelligenz ist hier das falsche Wort, denn obwohl es unmöglich ist, dass ein Computer selbstständig fühlen und denken kann, bekommt der Zuschauer genau das suggeriert. Theodore ist von Beruf Autor und verfasst Briefe für fremde Menschen. Seine Frau hat sich kürzlich von ihm getrennt und verlangt die Scheidung. In diese Einsamkeit kommt die künstliche Intelligenz namens Samantha, in die sich der scheue Theodore verliebt, gerade recht.

Ehrlich gesagt gibt es zur Handlung gar nicht so viel zu sagen. Viel mehr ist es so, dass das Hauptaugenmerk auf die Interaktion zwischen Theodore und Samantha liegt. So kommt es, dass man Zeuge wird, wie der anfangs skeptische Theodore sich langsam aber sicher in sein Betriebssystem verliebt. Und obwohl man hauptsächlich diesen langen Monologen zuhören darf, in denen Theodore etwas erzählt und Samantha aus dem Off antwortet, springt der Funke sofort über. Obwohl die physische Person fehlt, hat man immer das Gefühl, dass sich Samantha ebenfalls im Raum befindet und so in Theodores Gedankenwelt immer mehr zu einer realen Person wird. Natürlich verliert er nie den Bezug zur Realität und ist sich stets bewusst, dass seine Freundin nur eine Stimme ist - aber sie ist mit so viel Persönlichkeit und Gefühlen ausgestattet wie fast keine weibliche Figur in einem Film, die ich kenne. 

Ich nenne jetzt einmal zwei Namen, die mit der Großartigkeit dieses Films eng zusammenhängen: Joaquin Phoenix und Scarlett Johansson. Phoenix darf sich auch diesmal einer Oscarnominierung sicher sein (zumindest hoffe ich das), denn er spielt den traurigen Theodore so überzeugend, dass man sich nur mit Widerwillen an seine vergangenen Rollen in "Walk the Line" oder "The Master" erinnern möchte, weil er darin so extrem andere Persönlichkeiten darstellt. Einmal mehr bin ich der Überzeugung, dass Phoenix ein wandelndes Chamäleon ist, der zumindest eine Nominierung als Bester Hauptdarsteller völlig zu Recht verdient hat. Und auch Scarlett Johansson muss ich besonders hervorheben, denn ihr Job als Voice Actor war so überzeugend, dass ich oft vergaß, dass Samantha ja nur eine Stimme und keinen Körper besitzt. Es ist ein Genuss, ihr zuzuhören.

Weiters konnten die cremefarbenen und angenehmen Bilder, sowie der ausschließlich aus Klavier- und diversen ruhigen Musikstücken bestehende Score überzeugen. Leider waren auch viele Teile des Filmes ein bisschen ruhiger bzw. langweilig, da Theodore und Samantha wirklich SEHR viele Gespräche führen, die auf Dauer leider etwas eintönig werden. Nichtsdestotrotz ein sehr guter Film mit herausragenden Hauptdarstellern.

Freitag, 3. Januar 2014

Moulin Rouge [2001]


"Moulin Rouge" ist genau das, was Regisseur Baz Luhrmann am besten kann. Er hat während seiner Laufbahn zwar nur fünf Filme gedreht, aber diese ähneln sich in gewissen Punkten, beispielsweise der opulenten Optik und dem ausschweifenden Stil. Dies war in "Der große Gatsby" schon ein herausstechendes Merkmal gewesen, und es ist auch die Optik, die mich im Fall von "Moulin Rouge" in seinen Bann ziehen konnte. 

Aber "Moulin Rouge" ist so viel mehr als das. Es handelt von der Liebe, Eifersucht und Hass. Von der Liebe zwischen einem mittellosen Autor und einer Kurtisane und Star des Moulin Rouge, die sich im Paris des ausgehenden 19. Jahrhunderts begegnen und sich gegen den Willen anderer ineinander verlieben und um ihre Liebe fürchten müssen. Der Film ist aber so viel mehr als eine einfache Liebesgeschichte. Es ist auch ein imposantes Musical, das sich nicht hinter bekannten Musicals verstecken muss. Dass Nicole Kidman singen kann, weiß man spätestens seit ihrem Duett mit Robbie Williams, aber dass sich Ewan McGregor nicht hinter seiner Kollegin verstecken muss, ja, sogar eine weitaus schönere Gesangsstimme besitzt, wusste ich nicht. Es werden bekannte Klassiker der Popgeschichte zu wunderbar passenden Musicaleinlagen umgewandelt, jeder Song passt wie auf die Faust aufs Auge. Kidman und McGregor singen, als ginge es um ihr Leben, und werden von den anderen Darstellern dabei gesanglich unterstützt.
Fazit: Die traurige Liebesgeschichte, die tollen Songs, die opulenten Bilder, die Schauspieler und die Magie machen "Moulin Rouge" zu einem der schönsten Musicalfilme aller Zeiten.

Das Fest [1998]


Man stelle sich einmal folgendes Szenario vor: Man ist zu einem Verwandtschaftstreffen in einem Hotel auf dem Land eingeladen. Man sitzt zusammen und plötzlich steht der älteste Sohn des Geburtstagskindes im fortgeschrittenen Alter auf und fordert seinen Vater dazu auf, sich eine von zwei Reden auszusuchen, die der junge Mann in seinen Händen hält. Der Mann entscheidet sich für eine Rede, die der Sohn auch prompt vorträgt. Die Rede beginnt zwar ziemlich harmlos, doch schon schnell offenbart er seiner Verwandtschaft ein dunkles Geheimnis, das niemand wusste und nun vom Sohn bekannt gegeben wird, denn: Er beschuldigt seinen Vater, sich jahrelang an ihm und seiner vor kurzem verstorbenen Zwillingsschwester sexuell vergangen zu haben. Schlagartig wird es still im Saal und niemand kann so recht glauben, was er da gerade hört, als sie der Rede von Christian lauschen. 

Kaum hat der junge Mann geendet, wird er sofort vom Vater, und dadurch bestärkt, auch von der restlichen Verwandtschaft als Lügner oder gar als psychisch labil und somit nicht vertrauenswürdig hingestellt. Als er erneut auf sich aufmerksam machen will, wird er von seinem eigenen Bruder hinausgeworfen und an einen Baum gebunden. In der selben Zeit macht sich die Belegschaft des Hotels, die auf der Seite von Christian steht, daran, die Autoschlüssel von allen Anwesenden zu stehlen, sodass sie sich gewzungenermaßen Christians Martyrium und der Wahrheit um das Familienoberhaupt Helge stellen müssen. 

Mit "Das Fest" machte Thomas Vinterberg erstmals international auf sich aufmerksam. Da es sich um einen Stellvertreter des Dogma-Films handelt, wurde der Film dementsprechend nach den Vorschriften des Dogma-Manifests gedreht. Dies bedeutet: Originalschauplätze, keine musikalische Hintergrunduntermalung, nur Handkameras, keine Gewalt und Schauplatz in der Gegenwart. Dies hat zur Folge, dass es eine Weile dauert, bis man sich in die krude Welt von "Das Fest" eingelebt hat. Die wackelige Handkamera wirkt im ersten Moment wie in einem Amateurfilm, und auch die Schauspieler spielen so überzeugend ihre unsympathischen Rollen, dass man meint, es handelt sich um ein Originalvideo eines solchen Treffens. 

Was mich aber am meisten überzeugen konnte, war natürlich die Handlung an sich. Christians Versuche, sich mit seiner Geschichte Gehör zu verschaffen, trifft den ganzen Film lang auf Ablehnung und Hohn. Und ich saß vor dem Fernseher und ärgerte mich über die Ignoranz der Verwandten und der Selbstverständlichkeit, wie Christians eigentlich traurige Geschichte als Lüge abgetan und dem großen, übermächtigen Oberhaupt Helge beigestanden wird, ohne darüber nachzudenken. Erst am Ende, als der Brief von Christians Zwillingsschwester vorgelesen wird und in dem sie gesteht, dass sie Selbstmord begeht, um vor einem erneuten Übergriff von ihrem Vater nicht mehr ausgesetzt zu sein, erkennen die Verwandten ihren Fehler und meiden Helge. Ein schonungsloser Film ohne jede Freude, aber dafür ein extrem wichtiger Beitrag zu einem Thema, das heute leider immer noch tabu ist.