Eigentlich hatte "Take This Waltz" einen sehr guten Start bei mir. Ich mag Liebesfilme generell ja ganz gerne, nur bekomme ich bei den meisten US-amerikanischen Filmen über Friede, Freude, Eierkuchen das Kotzen. Daher war ich neugierig, was Sarah Polley, verpackt als Indie-Komödie daraus machen würde, zumal sie mit Michelle Williams und Seth Rogen zwei bekannte Darsteller im Gepäck hatte.
Ich wollte diesen Film gut finden, wirklich. Ich wollte ihn sogar lieben. Aber leider machte es mir der Film alles andere als einfach, was (wieder einmal) an der Gemächlichkeit liegt, die vielen Indie-Filmen eigen ist. Minutenlang passiert einfach nichts, was den Spannungsbogen oder die Dramaturgie aufrecht erhielt. Alles ist sehr still, ab und zu ein wenig Indie-Musik, danach wird man wieder zurück in den Alltag von Margot und Lou geworfen, auch wenn meistens nichts passiert. Viele scheinen das ja zu mögen - das unaufgesetzte Eheleben in seiner ganzen Pracht und ohne Übertreibungen - aber mir war es tatsächlich zu langweilig. Margot, so gerne ich Michelle Williams mag, war mir als Person einfach zu unbeständig. Ihre Stimmungen und Entscheidungen schwankten von einer Minute zur nächsten, und nie schien sie zu wissen, welchen Gefühlen sie Vortritt lassen sollte. Mal will sie ihren Nachbarn Daniel verführen, im nächsten Moment läuft sie heulend aus der Wohnung. Natürlich kann man ihre Gefühle nachvollziehen, wenn sie gleichzeitig Daniel lieben aber auch ihren Ehemann Lou nicht betrügen kann, aber leider war es zuviel des Guten. Sie wirkt auf mich unbeständig und sprunghaft und ich schaffte es partout nicht, positive Gefühle mit ihr zu verbinden.
Bei den beiden Männern Lou und Daniel klappte das schon viel besser, wobei ich besonders Seth Rogen hervorheben muss. Ansonsten ist er eher als Pausenclown bekannt, aber hier passte er perfekt in die Rolle des betrogenen Ehemanns, der seine Frau zu ihrem neuen Geliebten gehen lässt.
Sarah Polley nimmt kein Blatt vor den Mund und sie lässt ihre Hauptcharaktere seelisch wie erotisch entblößen. Eine Sexszene wie aus einem Porno? Kein Problem. Ein angedeuteter flotter Dreier? Natürlich. Viel verstörender wirken hier jedoch die Rituale zwischen Lou und Margot, die immer wieder eingestreut werden. Wer möchte nicht mit dem Kommentar "Ich fick dich so lange mit einer Schere bis du verblutest" neben seinem Schatz aufwachen? Diese Rituale waren, zugegeben, manchmal sehr eklig, stellt aber eine typische Routine in einer Ehe dar, was das Ehepaar etwas menschlicher macht.
Meistens saß ich jedoch im Kinosaal und langweilte mich, was vor allem daran lag, dass ich zum ersten Mal alleine ins Kino ging. Es kann sein, dass meine schlechte Bewertung auch daran liegt, dass ich mich irgenwie verloren in diesem Kinosaal fühlte, in dem außer mir noch zwei ältere Frauen saßen, und nicht unbedingt an dem Film. Zwar bietet der Film auch ein paar tolle Szenen (besonders die, in der Daniel und Margot im Karussell sitzen und im Hintergrund "Video killed the Radio Star" gespielt wird). Ansonsten eher öde.