Irgendwo ganz weit im Norden der USA: Dort lebt Lars Lindstrom, ein Einzelgänger, der sich nur allzu gerne in sein Schneckenhaus verkriecht und damit seinen Bruder und seine Schwägerin zum Verzweifeln bringt. Natürlich ist die Freude groß, als Lars eines Tages weiblichen Besuch ankündigt. Doch die Freude schlägt schnell um, als Gus und Karin klar wird, dass Lars Besuch aus Südamerika eine Sexpuppe ist, die er für real hält.
Natürlich machen sich die beiden Sorgen, dass Lars verrückt werden würde, doch die hiesige Ärztin kann sie teilweise beruhigen: Lars leidet an einer Wahnvorstellung und glaubt, dass Bianca eine reale Person ist. Es gibt nur eine Lösung: Alle Einwohner des Dorfes müssen mitspielen, bis Lars seine Krise überwunden hat und Bianca nicht mehr braucht.
"Lars und die Frauen" heißt der etwas irreführende Titel des Filmes, da man denken könnte, dass es sich bei Lars um einen Casanova handelt. Der Film ist aber das komplette Gegenteil davon: Ein einsamer, schüchterner junger Mann, der mit seinen psychischen Problemen zu kämpfen hat und sich in die Idee hineinsteigert, eine Sexpuppe wäre eine Internetfreundin, die zu Besuch gekommen ist. Die Menschen um ihn herum reagieren anfangs mit Ablehnung, versuchen aber ihm zuliebe, Bianca wie einen normalen Menschen zu behandeln. Und irgendwann ist sie auch das: ein normaler Mensch. Sie wird gebadet, gebettet, angezogen, abgeholt, gestylt, durch die Gegend getragen und außerdem geht sie mehreren Jobs nach, was Lars im Laufe des Filmes eifersüchtig werden lässt, weil sie keine Zeit für ihn hat - eine Puppe. Die Tatsache, dass sie eine Puppe ist, vergisst man im Laufe des Filmes ein bisschen, weil sie wie ein Mensch behandelt wird.
Im Cast sind besonders Ryan Gosling (Lars), Emily Mortimer (Karin) und Paul Schneider (Gus) hervorzuheben, denn ihre Performance ist rundum gelungen und überzeugend. Gus, der sich schwere Vorwürfe macht; Karin, die Lars immer helfen und unterstützen möchte; und Lars, der psychisch geschädigte Junge, der am Ende des Filmes nach einem traurigen, aber schönen Ende wieder geheilt wird. Teilweise ist es sehr unangenehm zu sehen, mit welchen Problemen Lars zu kämpfen hat und wie ernsthaft seine Erkrankung ist. Doch leider wird nie erklärt, weshalb sich Lars in eine Wahnvorstellung flüchten musste. Hier ist einfach die Fantasie des Zuschauers gefragt, was ich ein bisschen schade finde.
Außerdem ist die schreckliche Klamottenwahl sämtlicher Figuren zu bemerken, denn hier wurde scheinbar wahlweise alles zusammengeworfen, was möglichst nicht zusammenpasst. Lars, der im Anzug und einem Norwegerpulli darunter in der Kirche sitzt, und Margo, die einen Pulli mit einem gigantischen Elch/Pferd/wasauchimmer zur Arbeit geht, sind mir besonders in Erinnerung geblieben. Aber ich denke/hoffe, dass dies beabsichtigt war, da Bianca die einzige Person im Film ist, die sich gut zu kleiden weiß und dadurch realer erscheint.
Für mich ist "Lars und die Frauen" ein zweischneidiges Schwert. Früher war er einer meiner Lieblingsfilme, weil er so wunderbar ruhig und schön zugleich ist, und Ryan Gosling für mich seine beste Performance überhaupt zeigte. Beim letzten Mal Gucken aber erschien mir der Film großteils langweilig und etwas zäh. Irgendwie schade.