Sonntag, 2. Dezember 2012

Killing Them Softly [2012]



Nachdem Regisseur Andrew Dominik im Jahr 2007 mit "Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford" ein stark unterschätztes Meisterwerk geschaffen hatte, meldet er sich jetzt, pünktlich zur Oscar-Saison, mit einem neuen Film zurück.
Ich hatte ob dem wahnsinnig guten Vorgänger einen weiteren starken Film erwartet.
... doch leider weit gefehlt. Der Film ist weder Fisch noch Fleisch, weiß nicht, ob er jetzt knallharte Splatteraction oder gähnende Langeweile den Vortritt lassen sollte. Die Gespräche sind großteils zermürbend und ein großer Stimmungskiller (besonders die Dialoge zwischen Jackie und Mickey, in denen die Stimmung im Kinosaal merklich einschlief). Zwar versuchte man, die sich im Halbschlaf befindenden Zuschauer mit unwillkürlichen Gewaltakten und stylischen Schießeinlagen aufzuwecken, was aber nur bedingt funktionierte.

Der Film hatte wenigstens einen guten und konsequenten Einstieg, nämlich mit dem Überfall auf Markie Trattmans Pokerrunde, ausgeführt von zwei Knallköpfen, an deren Fersen sich die eigentliche Hauptfigur, Jackie Cogan, heftet und beide aus dem Weg räumen soll. Dieser feiert zwar erst recht spät im Film seinen Einstand, kann aber durch seine coole, aber doch unterkühlte Art, repräsentiert durch Brad Pitt, überzeugen.  
Enttäuscht bin ich von James Gandolfini, der hier einfach nochmal seine Tony-Soprano-Nummer abzieht, nur eben schlechter als das Vorbild. Seine Rolle als Auftragskiller Mickey ist wohl die überflüssigste im ganzen Film, er erscheint auf der Bildfläche, hurt und säuft herum, und wird ebenso schnell wieder unter den Teppich gekehrt. Warum bitte einführen, wenn sie den Film nur unnötig in die Länge zieht? 

Weiters fand ich den politisch-kritischen Unterton, den der Film ab und zu einschlagen wollte, einfach nur lächerlich und viel zu oberflächlich. Im Radio läuft ein Bericht über Goldman Sachs, Obama und George W. Bush schwadronieren darüber, was in den USA falsch läuft. Und was das ist, bringt Brad Pitt mit seinem letzten Satz (ein Höhepunkt des Films, übrigens) recht gut rüber: "Amerika ist kein Land sondern ein Business.