Dienstag, 24. März 2015

Boyhood [2014]



Zeitsprünge sind in Filmen nichts Besonderes. Die meisten Filme haben einen, entweder in Form von Rückblenden in der Kindheit oder man wächst mit dem Hauptcharakter mit. Dass diese Personen nie die selben sind und sich oft nicht mal ähnlich sehen, ist für den Zuschauer etwas ganz normales. Wie sollte man das sonst bewerkstelligen, etwa die Szenen drehen und dann mal zehn Jahre warten und dann weitermachen? 

Ja. Genau das hat Richard Linklater mit "Boyhood" (zu Deutsch: Kindheit) versucht. Ein ungewöhnliches Experiment, in dem Linklater ein Kind vor der Kamera aufwachsen lässt. In langlebigen Serien ist das kein neues Phänomen. Zahlreiche Kinderdarsteller wuchsen vor unseren Augen zu Teenagern und jungen Erwachsenen heran. Aber beim Medium Film hat sich das noch niemand in dem Ausmaß getraut. Dabei ist die Idee so simpel. Linklater hat sich mit seinem Team einmal im Jahr ein paar Tage lang getroffen und Szenen gedreht, und das zwölf Jahre lang. Und am Ende ist ein Film über Mason herausgekommen, der vor den Augen der Zuschauer erwachsen wird. Kindheit, Jugend, College. Dass das nicht spannend ist, muss dem Zuseher klar sein, ansonsten ist die Möglichkeit der Enttäuschung groß. Auf der Leinwand geschieht auch nicht viel. Es sind einfach Szenen eines Lebens, wie sie jeder von uns erlebt, und das macht den Film so besonders. Während andere sich über die Langeweile beschweren, genieße ich die Tatsache, dass mal keine bombastischen und übertrieben dramatischen Dinge geschehen, wie man sie in anderen Hollywoodfilmen zuhauf findet. 

Das einzige Manko des Films ist der Hauptdarsteller Ellar Coltrane, der als Junge zwar sehr süß ist, als Jugendlicher aber immer wortkarger und unsympathischer wird, wodurch eine Identifikation schwer fällt. Dafür sind seine Eltern, dargestellt von Patricia Arquette und Ethan Hawke erste Sahne. Oh, und die popkulturellen Referenzen sind ebenfalls sehr charmant. Während Mason zu Beginn des Films Dragon Ball Z guckt, seine Schwester ein Lied von Britney Spears trällert und in der Schule riesige Monitore stehen, finden später Lady Gaga und Harry Potter Erwähnung, was den Effekt des Älterwerdens noch verstärkt. 

Ein Film über das Leben - ob man ihn gut findet oder nicht, bleibt dem Zuschauer überlassen. Ich jedenfalls genoss ihn und war traurig, als er vorbei war.