Freitag, 27. März 2015

Die üblichen Verdächtigen [1995]



"Die üblichen Verdächtigen" ist einer jener Filme, die man unbedingt gesehen haben muss - zumindest bekommt man das immer gesagt. Er gilt neben "Pulp Fiction" oder "Sieben" als einer jener Klassiker der 90er. Während ich die beiden erstgenannten Filme durchaus Tribut zolle, kann mich "Die üblichen Verdächtigen" nicht vom Hocker reißen - auch nach mehrmaliger Sichtung mag sich mir die Genialität nicht offenbaren. 

Woran es liegt, kann ich jedoch nicht sagen. Eigentlich müsste alles passen: Die Handlung ist voller Wendungen, die Charaktere schön verrückt und hat mit Kevin Spacey einen Schauspieler in einer seiner zahlreichen Glanzstunden zu bieten. Aber leider schafft es der Film nur bedingt, mich zu fesseln. Es wird eine pseudo-komplizierte Handlung entrollt, die zwar durchhaus zu unterhalten vermag, aber zu mehr reicht es leider nicht. Am Ende kommt dann noch die große Enthüllung um den Antagonisten Keyser Soze, den ich leider schon im Voraus wusste, weshalb der Aha-Effekt, auf den der Film aufbaut, ausblieb. Was mir jedoch gefällt, ist Kevin Spaceys wunderbar nuancierte Darstellung des unscheinbaren Verbal Kint und die bissigen Dialoge. Für viele einer der besten Filme der 90er, aber leider nicht für mich.

Dienstag, 24. März 2015

Boyhood [2014]



Zeitsprünge sind in Filmen nichts Besonderes. Die meisten Filme haben einen, entweder in Form von Rückblenden in der Kindheit oder man wächst mit dem Hauptcharakter mit. Dass diese Personen nie die selben sind und sich oft nicht mal ähnlich sehen, ist für den Zuschauer etwas ganz normales. Wie sollte man das sonst bewerkstelligen, etwa die Szenen drehen und dann mal zehn Jahre warten und dann weitermachen? 

Ja. Genau das hat Richard Linklater mit "Boyhood" (zu Deutsch: Kindheit) versucht. Ein ungewöhnliches Experiment, in dem Linklater ein Kind vor der Kamera aufwachsen lässt. In langlebigen Serien ist das kein neues Phänomen. Zahlreiche Kinderdarsteller wuchsen vor unseren Augen zu Teenagern und jungen Erwachsenen heran. Aber beim Medium Film hat sich das noch niemand in dem Ausmaß getraut. Dabei ist die Idee so simpel. Linklater hat sich mit seinem Team einmal im Jahr ein paar Tage lang getroffen und Szenen gedreht, und das zwölf Jahre lang. Und am Ende ist ein Film über Mason herausgekommen, der vor den Augen der Zuschauer erwachsen wird. Kindheit, Jugend, College. Dass das nicht spannend ist, muss dem Zuseher klar sein, ansonsten ist die Möglichkeit der Enttäuschung groß. Auf der Leinwand geschieht auch nicht viel. Es sind einfach Szenen eines Lebens, wie sie jeder von uns erlebt, und das macht den Film so besonders. Während andere sich über die Langeweile beschweren, genieße ich die Tatsache, dass mal keine bombastischen und übertrieben dramatischen Dinge geschehen, wie man sie in anderen Hollywoodfilmen zuhauf findet. 

Das einzige Manko des Films ist der Hauptdarsteller Ellar Coltrane, der als Junge zwar sehr süß ist, als Jugendlicher aber immer wortkarger und unsympathischer wird, wodurch eine Identifikation schwer fällt. Dafür sind seine Eltern, dargestellt von Patricia Arquette und Ethan Hawke erste Sahne. Oh, und die popkulturellen Referenzen sind ebenfalls sehr charmant. Während Mason zu Beginn des Films Dragon Ball Z guckt, seine Schwester ein Lied von Britney Spears trällert und in der Schule riesige Monitore stehen, finden später Lady Gaga und Harry Potter Erwähnung, was den Effekt des Älterwerdens noch verstärkt. 

Ein Film über das Leben - ob man ihn gut findet oder nicht, bleibt dem Zuschauer überlassen. Ich jedenfalls genoss ihn und war traurig, als er vorbei war.

Sonntag, 22. März 2015

Adventureland [2009]



James Brennan hat gerade das College hinter sich gebracht und wollte eigentlich nach einer ausgedehnten Europareise nach New York ziehen. Doch da sein Vater eine weniger gut bezahlte Stelle annehmen muss, wird aus der Reise nichts und er muss selbst für die Universitätskosten aufkommen. Hilfe erhält er in Form von dem namensgebenden Aventureland, einem hiesigen Freizeitpark, wo er die mysteriöse Em kennenlernt, der er bald Avancen macht. 


"Adventureland" ist einer dieser modernen Komödien, die das Gefühl suggerieren, dass die Jugend ewig andauern wird. Alles ist wunderbar, die Karussells, die lästigen Fahrgäste, die neuen Arbeitskollegen, sogar Falcos "Rock me Amadeus", das den ganzen Tag lang aus den Lautsprechern plärrt. James suggeriert gerade dieses Gefühl der unendlichen Jugend aus jener magischen Zeit zwischen abgeschlossener Schule und unbekannter Zukunft. "Adventureland" mag zwar nur eine weitere Komödie sein, vermittelt aber dieses Gefühl so gut, dass das Ansehen einfach nur Spaß macht und man sich fragt, wie es wohl ist, in einem Vergnügungspark mit all diesen schrägen Leuten zu arbeiten. Jesse Eisenberg ist zwar nicht jedermanns Geschmack, da er doch eine etwas anstrengende Art hat, aber hier hat sein nerdiges Aussehen gepasst wie die Faust auf's Auge. 

Samstag, 21. März 2015

Sag nicht, wer du bist [2013]



Mit "Tom á la ferme" hab ich endlich Xavier Dolans überblickbare Filmografie durchgeackert. Seine Filme behandeln entweder komplizierte Mutter-Sohn-Beziehungen (I Killed My Mother, Mommy, Laurence Anyways) oder unerfüllte Liebe (Herzensbrecher, Mommy). Sie sind dank Dolans natürlicher Intuition immer wunderschön fotografiert und mit poppigem Soundtrack unterlegt und wirken nie künstlich, auch wenn "Herzensbrecher" einem Modekatalog für Hipster entsprungen schien.

Mit "Tom á la ferme" (den deutschen Titel lass ich außer Acht, der ist ja schrecklich) hat Dolan mal etwas ganz Neues ausprobiert: Psychothriller. Der tanzt extrem aus der Reihe und bietet für Dolan-Fans gar nichts Vertrautes: Keinen Pomp, keine poppigen Songs, keine stylischen Slow-Motions. Die meisten Szenen wurden aus der Ferne, im Nebenzimmer sozusagen, gefilmt, sodass man teilweise gar nicht die Personen sieht, sondern sie nur sprechen hören kann. Die Musik ist unglaublich subtil und bietet keinen einzigen Song, der Ohrwurmcharakter hätte. Auch der Grundton des Films ist viel trister, die Farben matt. Tom fährt aufs Land zur Familie seines verstorbenen Partners und wird dort von dessen masochistischen Bruder festgehalten. Warum, erfährt man nicht. Tom wehrt sich nur spärlich, wagt zunächst keine Flucht. Erst ist Francis brutal zu Tom und schlägt ihn vermehrt, dann tanzen die beiden in der Scheune einen Tango. Warum? Ist er in Tom verliebt, wagt es aber nicht, es sich selbst als homophober Farmer einzugestehen? Dolan erklärt wirklich nichts, und das hat es mir leider sehr schwer gemacht. Man sieht tagein tagaus einen Tom, der sich mit seinem harten Schicksal abgefunden hat, erträgt Francis' Grausamkeiten und tanzt nach seiner Pfeife, obwohl er sich aus freien Stücken auf der Farm aufhält. Als Francis die Reifen von Toms Auto nimmt, reagiert dieser völlig unpassend und nimmt es einfach hin, scheint sich mit seinem Schicksal abgefunden zu haben. 

Ich bewundere ja Dolans Mut, mal aus seiner kunterbunten Bonbonwelt auszubrechen und etwas Neues zu versuchen, aber "Tom á la ferme" ging meiner Meinung nach sehr in die Hose. Kein vorhandener Spannungsbogen und unsympathische Charaktere, mit denen man sich nicht identifizieren kann/möchte verhindern das  Aufbauen der nötigen Faszination. Zum Glück kehrte er danach mit "Mommy" wieder zu seinen Wurzeln zurück und macht Filme, die ihm auch liegen.

Freitag, 20. März 2015

My Week with Marilyn [2011]



Colin Clark kommt aus einer ehrwürdigen Familie und hätte eigentlich Medizin studieren sollen. Jedoch geht er nach London und bewirbt sich bei Laurence Oliviers Filmstudio, wo dieser gerade einen Film mit Sexikone Marilyn Monroe dreht. Marilyn vermag es zwar, die Zuschauer mit ihren typischen Posen zu verzaubern, ist jedoch eine sehr unsichere Person. Gemeinsam mit Paula Strasberg versucht Marilyn sich in gemäß den Regeln des Method Acting in ihre Rolle hineinzuversetzen, was jedoch sehr zeitaufwändig ist und Laurence Olivier regelmäßig zur Weißglut treibt. Colin wird zu Marilyns Bezugsperson am Set, die beiden kommen sich näher und haben schließlich eine kurze Affäre, auf die der Filmtitel anspielt. 


Das hört sich alles zwar ganz schön an, aber leider fand ich "My Week with Marilyn" unglaublich langweilig. Michelle Williams mag ich eigentlich ganz gerne, aber als Marilyn war sie fehlbesetzt. Zwar hat sie die Art, wie sich Marilyn Monroe bewegt hat, ganz gut nachgeahmt und es ist ihr auch gelungen, die schwache und zerbrechliche Seite der Schauspielerin darzustellen, aber es fehlt ihr ganz klar an nötigem Sexappeal. Eddie Redmayne spielt den naiven und braven Colin, der zu glatt und charakterlos ist, um als Identifikationsfigur zu dienen. Nach einer Woche ist es aus mit der Affäre und die beiden gehen getrennte Wege. Und ich als Zuschauer war froh darum, denn es war alles in allem ein unglaublich langweiliger und zäher Film.

Everybody's Fine [2009]



Frank Goode ist ein Rentner und lebt seit dem Tod seiner Frau alleine. Er bereitet sich auf ein Familientreffen mit seinen vier Kindern vor, doch einer nach dem anderen sagt ihm ab. Frank, der Neuigkeiten seiner Kinder nur durch seine Frau gehört hatte, fühlt sich unerwünscht und beschließt, einen Road-Trip der besonderen Art zu machen. Er besucht alle seine Kinder und muss dabei feststellen, dass seine Kinder nicht so wohlgeraten sind, wie es ihm immer erzählt wurde. 

"Everybody's Fine" ist ein kleines, harmloses Drama mit bekannten Schauspielern in den Hauptrollen. Robert de Niro gibt den in die Jahre gekommenen Vater, der die Beziehung zu seinen Kindern auffrischen möchte; drei seiner Kinder werden von Kate Beckinsale, Drew Barrymore und Sam Rockwell verkörpert. Nach und nach muss Frank feststellen, dass seine Kinder in ihrem Berufs- und Privatleben nicht ganz so erfolgreich und perfekt sind, wie Frank immer von seiner Frau vorgegaukelt wurde: Gescheiterte Karrieren, zerbrochene Beziehungen, ungewollte Schwangerschaften, Drogenmissbrauch und Knast. Das Drama ist insofern sehr berührend, weil es um einen Vater geht, der sein ganzes Leben nie wirklich die Chance hatte, sich mit seinen Kindern zu beschäftigen und dies nach dem Tod seiner Frau nachholen möchte. Und es tut wirklich weh, die teilweise peinliche Stimmung zwischen ihm und seinen Kindern mitzuerleben, da ich die Gefühle auf beiden Seiten sehr gut nachvollziehen kann. 

Am Ende bleibt der Film jedoch etwas zu belanglos, jedoch scheint Robert de Niro in dieser Rolle wieder etwas von seiner alten Stärke wiedererlangt zu haben, nachdem er jahrelang nur in dummen Komödien mitgespielt hat.

Mittwoch, 11. März 2015

Hurensohn [2004]


Der Titel des Films dient nicht nur der Provokation und für Minderjährige eine Gelegenheit, einen Film mit einem so schlimmen Schimpfwort als Titel zu sehen; nein, er beschreibt das Leben des kroatischstämmigen Wieners Ozren, dessen Mutter eine Prostituierte ist und wie er damit umgeht. 

Obwohl Ozren in den verschiedenen Stadien seines Lebens (vom Kleinkind bis zum Teenager) von Laiendarstellern (jedenfalls sieht es so aus) gespielt wird, wird dem Zuschauer erfolgreich die komplizierte Mutter-Sohn-Beziehung näher gebracht. Egal, ob Ozren als kleines Kind als Hurensohn beschimpft wird, in der Schule den Beruf seiner Mutter beschreiben muss, oder vom Zuhälter gesagt bekommt, was seine Mutter in Wirklichkeit macht, sein ganzes Leben verbringt er im Umkreis des Bordells, ohne lange zu ahnen, was da vor sich geht. Seine Mutter verlässt ihn plötzlich, um im 1. Bezirk in einer luxuriösen Wohnung Freier empfangen zu können. Der Moment, als die Mutter, einen Freier erwartend, mit Reizwäsche herauskommt und dann Ozren vor ihr steht, bricht dem Zuschauer das Herz. Aus Angst, dass er sie begehren könnte, verstößt sie ihren Sohn. 

Ich will nicht abstreiten, dass der Film mich durchaus in seinen Bann hatte und einige gute Einstellungen in petto hatte. Auch der Wiener Dialekt war eine willkommene Abwechslung; am meisten hab ich mich wohl darüber gefreut, dass auch so ein kleines Land wie Österreich so kleine Genrefilme hervorbringen kann. Leider reicht es nicht zu mehr. Die Laiendarsteller wirken zwar so authentisch wie das Leben eben sein kann, aber oft schafft zum Beispiel Ozren es nicht, seine aufgewühlten Gefühle dem Zuschauer nahe zu bringen. Vermutlich war das auch gar nicht die Intention von Michel Sturminger. Jedenfalls ein interessanter Genrefilm, den man sich ruhig anschauen kann.

Samstag, 7. März 2015

Rapunzel - Neu verföhnt [2010]


Rapunzel wurde als kleines Kind von einer alten Frau namens Gothel entführt, da ihre Haare die Kraft haben, Menschen zu heilen und zu verjüngen. Sie zieht Rapunzel als ihre eigene Tochter auf, sperrt sie in einem Turm ein und verbietet ihr, diesen zu verlassen. Trotzdem fällt Rapunzel auf, dass jedes Jahr an ihrem Geburtstag merkwürdige Sterne in der Ferne leuchten und es wird ihr erklärtes Ziel, diese zu erforschen. Eines Tages steigt der verwegene Dieb Flynn Rider durch ihr Fenster und wird dazu verdonnert, Rapunzel zu den merkwürdigen Lichtern zu führen. So erleben die beiden einige Abenteuer und müssen sich gegen unter anderem gegen Gothel behaupten. 


"Rapunzel" ist wohl einer der witzigsten Disney-Filme der letzten Jahre. Rapunzel ist gewitzt, aber auch tollpatschig und dadurch liebenswert. Ihr wird Flynn Rider zur Seite gestellt, der auf den ersten Blick den typischen Abenteurer darstellt, aber durchaus auch mehrere Facetten aufzuweisen hat. Rapunzel zeigt sich von seinen pseudo-coolen Sprüchen etwa überhaupt nicht beeindruckt und die beiden liefern sich Wortgefechte, die sehr viel Dynamik in die Handlung bringen. Auch die Handlung an sich kann mit zahlreichen Wendungen aufwarten und weiß dank seiner gelungenen Gags zu unterhalten. Doch am meisten mochte ich die Dynamik zwischen Rapunzel und Flynn Rider, etwa wenn man erfährt, dass Flynn gar nicht so cool ist wie er immer tut und eigentlich nur ein Waisenkind ist, das sich Helden aus Märchen zum Vorbild genommen hat. Und Rapunzel ist eine moderne, starke Frau, die sich sehr gut zu behaupten weiß, aber gerne die Hilfe von Flynn annimmt. 


Fazit: Für mich persönlich einer der gelungensten Animationsfilme der letzten Jahre und um einiges besser als der spätere und overhypte "Frozen".