Sonntag, 30. Juni 2013

Der Duft der Frauen [1992]

.
Es war das Jahr 1993, als Al Pacino endlich den lang ersehnten Oscar für den besten Hauptdarsteller entgegennehmen durfte, und das völlig zu Recht. "Der Duft der Frauen" ist ein Film, der alleine wegen dem Hauptakteur Mr. Pacino so sehenswert und gut ist. Die Handlung, ja, die hat mich zwar bei den ersten paar Malen sehr bewegt, was sich leider bei der letzten Sichtung etwas geänder hat, weil mir nun viele Schwächen in der Handlung aufgefallen sind. Aber später dazu mehr.
.
"Der Duft der Frauen" ist ein Quasi-Remake des italienischen Filmes "Profumo di Donna" aus den 70er Jahren. Während die Rahmenhandlung an sich gleich blieb (ein Junge reist gemeinsam mit einem blinden, raubeinigen ehemaligen Soldaten in die Großstadt), weicht der Rest des Films vom Original ab. Der Film dreht sich alleine um die beiden Hauptfiguren Frank Slade und Charlie und die gesamte Handlung ergibt sich eigentlich nur aus den Interaktionen der beiden Personen. Während Charlie ein vernünftiger, stiller junger Mann ist, ist Slade das Gegenteil davon: Er ist laut, flucht gerne und gibt obszöne Dinge von sich, aber natürlich steckt unter seiner harten Schale ein weicher Kern, wie Charlie und der Zuschauer im Laufe des Films merken werden. Frank Slade möchte ein letztes Mal in seinem Leben nach New York fahren und allerlei Dinge erledigen: Seinen Bruder besuchen, einen Ferrari fahren, im Waldorf-Astoria absteigen, in den besten Restaurants der Stadt essen, mit einer Frau schlafen - und sich anschließend umbringen. 
.
Gerade die Szenen zwischen den beiden stellen die Highlight des Filmes dar, denn Al Pacino vermag es, seiner Figur so viel Seele einzuhauchen, dass man den "Ungustl" einfach nur liebgewinnen kann. Er ist zwar ungehobelt und verbittert, aber im Grunde auf seine Art ein guter Mensch. Gerade die Szene, in der Slade einer fremden Frau das Tangotanzen beibringt, zeugt von viel Menschlichkeit und ist meine persönliche Lieblingsszene des Filmes. Stinkt zwar extrem nach Hollywood, funktioniert aber sehr gut.
.
Doch leider sind andere Teile der Handlung extrem aufgesetzt und überflüssig: Ich nenne hier ganz konkret das Problemchen, mit dem Charlie in der Schule zu kämpfen hat. Was hat das mit dem Rest der Handlung zu tun? Dass es Charlie den ganzen New-York-Aufenthalt plagt, und er ihm am Ende des Filmes vor den Augen des Direktors und der gesamten Schüler beisteht und sich zum Schluss jeder glücklich in den Armen liegt und applaudiert? Gerade diese verlogenen Szenen, die mit lebensbejahender Musik untermalt sind, übergehe ich und konzentriere mich auf die seltsame Beziehung zwischen dem blinden Frank Slade und seiner Stütze Charlie. Der Rest des Films ist natürlich Hollywoodkino, aber trotzdem noch äußerst sehenswert.

Dienstag, 25. Juni 2013

Das Lächeln einer Sommernacht [1955]


"Das Lächeln einer Sommernacht" war Ingmar Bergman erster international erfolgreichen Film - und stellt gleichzeitig für mich den Auftakt für meine kleine Ingmar-Bergman-Werkschau dar. Vor wenigen Wochen hatte ich eine Box mit neun Filmen des genannten Regisseurs gekauft und spontan beschlossen, mit dem ersten Film zu beginnen.

Mit "Sommernattens Leende" drehte Bergman nicht nicht nur eine romantische Komödie, sondern eine kleine Gesellschaftsstudie der damaligen Zeit. Die Handlung spielt um die Jahrhundertwende und beschäftigt sich mit einem kleinen Personenkreis, bringt sie nur einen Tag zusammen und zeigt, wie das Schicksal ihren Lauf nimmt. Frederik Egerman ist eigentlich mit seiner jungen Frau Anne verheiratet, ist aber immer noch in seine frühere Geliebte Desiree verliebt. Während Anne sich daraufhin Frederiks Sohn Henrik zuwendet, trifft sich Frederik heimlich mit seiner Geliebten und wird dabei von Graf Malcolm erwischt, der diese Schmach nicht dulden kann und von Natur aus ein eifersüchtiger Mann ist. Desiree plant, beide Familien zu sich aufs Land einzuladen und alle gegeneinander auszuspielen. Dabei versteht es Berman vortrefflich, jede noch so dunkle Fantasie oder Wünsche seiner Figuren zu entlarven und zu zeigen, dass selbst ein Anwalt oder ein Graf nur einfache Männer sind. An der Oberfläche scheinen sämtliche Personen tugendhaft und standhaft zu sein, ohne dass etwas sie aus der Ruhe bringen könnte: Doch darunter beginnen die Gemüter zu brodeln, es geht um eifersüchtige Ehefrauen, unglückliche junge Männer, die der Tugend abschwören wollen und Ehemänner, die sich wegen Frauen duellieren.

Während die Interaktion zwischen den Hauptdarstellern alleine den Film ohne nennenswerte Handlung trägt, konnte ich andererseits mit dem Verständnis der damaligen Zeit nur wenig anfangen. Die Tugend ist etwas erstrebenswertes, ohne die man sowieso verdorben und verloren ist und Frauen sind entweder nur Lustobjekte oder Gespielinnen, während es das höchste Ziel der Frau ist, zu heiraten und danach ein tristes Leben zu führen. Natürlich ein Muss über einen Film des beginnenden 20. Jahrhunderts, aber für eine junge Frau hundert Jahre danach eine etwas schwierige Thematik. Nichtsdestotrotz ein guter Film, der vor allem durch die Unterschiede seiner Charaktere und deren Dialoge lebt, die nicht selten Situationskomik aufkommen lassen.

Montag, 24. Juni 2013

Man of Steel [2013]


Zack Snyder ist gemeinhin dafür bekannt, dass ihm Ästhetik und Bildsprache wichtiger sind als der Rest des Filmes, beispielsweise die Handlung, Dramatik oder ein bisschen Herz. So war es mit den bildgewaltigen, aber seelenlosen Filmen "300" oder "Sucker Punch" genauso wie bei seinem neuesten Film "Man of Steel". Der berühmte Superheld, der von DC Comics zurück ins Leben gerufen wurde, um die vergangenen Kassenflops auszugleichen und zu Rivale Marvel aufzuholen, muss also für die neueste Superheldenadaption herhalten - als ob wir in den letzten zwei Jahren nicht genug Filme mit ähnlicher Thematik gehabt hätten. Aber ich muss zugeben, dass mich der Trailer neugierig gemacht hat, was auch zu einem großen Teil am epischen Soundtrack liegt. 

Zack Snyder versucht, die Person Superman einen neuen Anstrich zu verleihen und für das Publikum des 21. Jahrhunderts zu adaptieren. Superman ist kein unfehlbarer Übermensch mehr, sondern ist seit seiner Kindheit aufgrund seiner Fähigkeiten ein Außenseiter und versucht, seinen Platz im Leben zu finden. Er verbringt sein Leben damit, von Ort zu Ort zu reisen, jemanden das Leben zu retten, und anschließend wieder weiterzuziehen. Eines Tages jedoch wird er von der Vergangenheit eingeholt: Der Bösewicht Zod vom Planeten Krypton droht der Erde die Zerstörung, falls sie Superman nicht ausliefern sollten. Eine klassische Superheldengeschichte: Bösewicht taucht auf und der Held muss die Erde vor der Zerstörung retten. An sich nichts Verwerfliches, aber leider hat mir Zack Snyders Ignoranz gegenüber jeglicher Form von Unterhaltung abseits seiner Hochglanzbilder überhaupt nicht zugesagt. Die Kamera war, zugegeben, wirklich sehr gut und mehr als einmal fühlte ich mich an einen Terrence-Malick-Film erinnert, aber eine tolle Kameraführung allein macht leider noch lange keinen guten Film aus. 

Der Film plätschert lange dahin, ohne dass etwas Nennenswertes passiert, das den Zuschauer bei der Stange halten könnte. Der Film leiert einfach seine Geschichte herunter, präsentiert einen bombastischen Hans-Zimmer-Soundtrack und Hochglanzbilder, jedoch ohne Spannung oder eine interessante Geschichte zu präsentieren. Erst recht spät wird die Action etwas hochgeschraubt, sodass man erst gegen Ende des Filmes aus der Starre aufgeschreckt wird. Der Film schaffte es einfach nicht, mich abzuholen und einen Grund zu geben, ihm meine Aufmerksamkeit zu schenken. Die Darsteller waren, bis auf Russell Crowe und zum Teil auch Michael Shannon, erschreckend blass, vor allem die Hauptfigur Clark Kent. Seine Gefühle oder der innere Konflikt werden nur unzulänglich zum Ausdruck gebracht und vom Schauspieler Henry Cavill mittels zwei Gesichtsausdrücken dargestellt. Seine Partnerin Amy Adams kann man gleich vergessen, da sie lediglich zum Schön aussehen eingebaut wurde.

Noch dazu besitzt der Film mit knappen 145 Minuten eine völlig unnötig gestreckte Laufzeit, die zum Großteil mit langweiligen Passagen künstlich verlängert wurde. Zwar war es lobenswert, mal Eindrücke aus Clark Kents Kindheit zu zeigen und ihn als gefühlsmäßig unsicheren Menschen darzustellen, aber leider war der Rest ziemlich großer Quark. Zack Snyder wollte lediglich seine Liebe für schöne Animationen, aber dafür Handlung ohne Hirn zum Ausdruck bringen und hat mit "Man of Steel" einen der enttäuschendsten Filme dieses Kinojahres gedreht.

Donnerstag, 20. Juni 2013

Take This Waltz [2011]


Eigentlich hatte "Take This Waltz" einen sehr guten Start bei mir. Ich mag Liebesfilme generell ja ganz gerne, nur bekomme ich bei den meisten US-amerikanischen Filmen über Friede, Freude, Eierkuchen das Kotzen. Daher war ich neugierig, was Sarah Polley, verpackt als Indie-Komödie daraus machen würde, zumal sie mit Michelle Williams und Seth Rogen zwei bekannte Darsteller im Gepäck hatte. 

Ich wollte diesen Film gut finden, wirklich. Ich wollte ihn sogar lieben. Aber leider machte es mir der Film alles andere als einfach, was (wieder einmal) an der Gemächlichkeit liegt, die vielen Indie-Filmen eigen ist. Minutenlang passiert einfach nichts, was den Spannungsbogen oder die Dramaturgie aufrecht erhielt. Alles ist sehr still, ab und zu ein wenig Indie-Musik, danach wird man wieder zurück in den Alltag von Margot und Lou geworfen, auch wenn meistens nichts passiert. Viele scheinen das ja zu mögen - das unaufgesetzte Eheleben in seiner ganzen Pracht und ohne Übertreibungen - aber mir war es tatsächlich zu langweilig. Margot, so gerne ich Michelle Williams mag, war mir als Person einfach zu unbeständig. Ihre Stimmungen und Entscheidungen schwankten von einer Minute zur nächsten, und nie schien sie zu wissen, welchen Gefühlen sie Vortritt lassen sollte. Mal will sie ihren Nachbarn Daniel verführen, im nächsten Moment läuft sie heulend aus der Wohnung. Natürlich kann man ihre Gefühle nachvollziehen, wenn sie gleichzeitig Daniel lieben aber auch ihren Ehemann Lou nicht betrügen kann, aber leider war es zuviel des Guten. Sie wirkt auf mich unbeständig und sprunghaft und ich schaffte es partout nicht, positive Gefühle mit ihr zu verbinden.
Bei den beiden Männern Lou und Daniel klappte das schon viel besser, wobei ich besonders  Seth Rogen hervorheben muss. Ansonsten ist er eher als Pausenclown bekannt, aber hier passte er perfekt in die Rolle des betrogenen Ehemanns, der seine Frau zu ihrem neuen Geliebten gehen lässt.

Sarah Polley nimmt kein Blatt vor den Mund und sie lässt ihre Hauptcharaktere seelisch wie erotisch entblößen. Eine Sexszene wie aus einem Porno? Kein Problem. Ein angedeuteter flotter Dreier? Natürlich. Viel verstörender wirken hier jedoch die Rituale zwischen Lou und Margot, die immer wieder eingestreut werden. Wer möchte nicht mit dem Kommentar "Ich fick dich so lange mit einer Schere bis du verblutest" neben seinem Schatz aufwachen? Diese Rituale waren, zugegeben, manchmal sehr eklig, stellt aber eine typische Routine in einer Ehe dar, was das Ehepaar etwas menschlicher macht.

Meistens saß ich jedoch im Kinosaal und langweilte mich, was vor allem daran lag, dass ich zum ersten Mal alleine ins Kino ging. Es kann sein, dass meine schlechte Bewertung auch daran liegt, dass ich mich irgenwie verloren in diesem Kinosaal fühlte, in dem außer mir noch zwei ältere Frauen saßen, und nicht unbedingt an dem Film. Zwar bietet der Film auch ein paar tolle Szenen (besonders die, in der Daniel und Margot im Karussell sitzen und im Hintergrund "Video killed the Radio Star" gespielt wird). Ansonsten eher öde.

Montag, 10. Juni 2013

Lars und die Frauen [2007]


Irgendwo ganz weit im Norden der USA: Dort lebt Lars Lindstrom, ein Einzelgänger, der sich nur allzu gerne in sein Schneckenhaus verkriecht und damit seinen Bruder und seine Schwägerin zum Verzweifeln bringt. Natürlich ist die Freude groß, als Lars eines Tages weiblichen Besuch ankündigt. Doch die Freude schlägt schnell um, als Gus und Karin klar wird, dass Lars Besuch aus Südamerika eine Sexpuppe ist, die er für real hält. 
Natürlich machen sich die beiden Sorgen, dass Lars verrückt werden würde, doch die hiesige Ärztin kann sie teilweise beruhigen: Lars leidet an einer Wahnvorstellung und glaubt, dass Bianca eine reale Person ist. Es gibt nur eine Lösung: Alle Einwohner des Dorfes müssen mitspielen, bis Lars seine Krise überwunden hat und Bianca nicht mehr braucht.

"Lars und die Frauen" heißt der etwas irreführende Titel des Filmes, da man denken könnte, dass es sich bei Lars um einen Casanova handelt. Der Film ist aber das komplette Gegenteil davon: Ein einsamer, schüchterner junger Mann, der mit seinen psychischen Problemen zu kämpfen hat und sich in die Idee hineinsteigert, eine Sexpuppe wäre eine Internetfreundin, die zu Besuch gekommen ist. Die Menschen um ihn herum reagieren anfangs mit Ablehnung, versuchen aber ihm zuliebe, Bianca wie einen normalen Menschen zu behandeln. Und irgendwann ist sie auch das: ein normaler Mensch. Sie wird gebadet, gebettet, angezogen, abgeholt, gestylt, durch die Gegend getragen und außerdem geht sie mehreren Jobs nach, was Lars im Laufe des Filmes eifersüchtig werden lässt, weil sie keine Zeit für ihn hat - eine Puppe. Die Tatsache, dass sie eine Puppe ist, vergisst man im Laufe des Filmes ein bisschen, weil sie wie ein Mensch behandelt wird. 

Im Cast sind besonders Ryan Gosling (Lars), Emily Mortimer (Karin) und Paul Schneider (Gus) hervorzuheben, denn ihre Performance ist rundum gelungen und überzeugend. Gus, der sich schwere Vorwürfe macht; Karin, die Lars immer helfen und unterstützen möchte; und Lars, der psychisch geschädigte Junge, der am Ende des Filmes nach einem traurigen, aber schönen Ende wieder geheilt wird. Teilweise ist es sehr unangenehm zu sehen, mit welchen Problemen Lars zu kämpfen hat und wie ernsthaft seine Erkrankung ist. Doch leider wird nie erklärt, weshalb sich Lars in eine Wahnvorstellung flüchten musste. Hier ist einfach die Fantasie des Zuschauers gefragt, was ich ein bisschen schade finde. 
Außerdem ist die schreckliche Klamottenwahl sämtlicher Figuren zu bemerken, denn hier wurde scheinbar wahlweise alles zusammengeworfen, was möglichst nicht zusammenpasst. Lars, der im Anzug und einem Norwegerpulli darunter in der Kirche sitzt, und Margo, die einen Pulli mit einem gigantischen Elch/Pferd/wasauchimmer zur Arbeit geht, sind mir besonders in Erinnerung geblieben. Aber ich denke/hoffe, dass dies beabsichtigt war, da Bianca die einzige Person im Film ist, die sich gut zu kleiden weiß und dadurch realer erscheint. 

Für mich ist "Lars und die Frauen" ein zweischneidiges Schwert. Früher war er einer meiner Lieblingsfilme, weil er so wunderbar ruhig und schön zugleich ist, und Ryan Gosling für mich seine beste Performance überhaupt zeigte. Beim letzten Mal Gucken aber erschien mir der Film großteils langweilig und etwas zäh. Irgendwie schade.

Sonntag, 9. Juni 2013

Hangover 3 [2013]




Wir schreiben das Jahr 2009: Im Sommer kommt eine unbekannte Komödie in die Kinos, der überraschend zum großen Publikumsliebling avancierte. "Hangover" war mit geringem Budget und unbekannten Schauspielern geworden und bot durch den Hype ein Sprungbrett für die Schauspieler, von denen nun mehrere in der oberen Hollywood-Liga mitspielen dürfen. Alan, Chow oder Phil sind aus der heutigen Popkultur kaum mehr wegzudenken, die Schauspieler wurden zu Stars und der Nachfolger aus dem Jahr 2011 war nur mehr eine witzlose Gelddruckmaschine. 

Schon vor dem Start von "Hangover 3" war mir klar, dass mich dieser Film nicht interessieren würde, weil "Hangover 2" nach dem tollen ersten Teil eine große Enttäuschung gewesen war. Man hatte nur mehr versucht, alles größer und besser zu machen, schoss damit aber meilenweit am Ziel vorbei. Was im ersten Teil noch lustig war, wich hier der Geschmackslosigkeit und merkwürdigen sexuellen Anspielungen, die nur Hardcorefans lustig finden mussten. Ich war nicht an diesem Film interessiert, doch die Langeweile hatte meine Geschwister und mich doch in das Kino gezerrt. "Hangover 3" ist leider so unlustig und dumm, dass es oft körperliche Schmerzen auslöste.

Das beginnt schon in der Anfangssequenz, in der Alan mit einer Giraffe im Anhänger über den Highway brettert, und zum Schluss der Kopf der Girafffe blutspritzend durch die Windschutzscheibe eines Autos geschleudert wird. Liebe Produzenten, sollte das etwa lustig sein? Und es wurde nicht besser: Alan wurde von Film zu Film gemeiner, sodass er in Teil 3 hassenswerte Züge trägt. Ein egoistisches Arschloch, der einfach nichts kapiert und nur dumme Kommentare vom Stapel lassen kann. Seine "Freunde" Phil und Stu, die gemeinsam mit Alan durch die Gegend laufen, können das ein bisschen ausgleichen. Wobei ich Phil schon immer angenehmer als den cholerischen Stu, der immer gleich rumbrüllen muss, vorgezogen habe.

Aber "Hangover 3" ist genau genommen gar keine Geschichte über einen Hangover mehr, was ihn gehörig aus der Reihe tanzen lässt. Teil 3 ist ein Film, der nur zur Geldproduktion und Fanservice gemacht wurde. Ein "Hangover"-Film ohne Hangover ist letzendlich nur eine schlechte Komödie, die vollgestopft ist mit teilweise ekeligen sexuellen Anspielungen und Details, die man so niemals hören wollte. Mr. Chow war für mich in diesem unkoordinierten Haufen von schlimm-unlustigen Sequenzen der einzige Lichtblick, denn er hatte es mir mit seiner verrückten Art einfach angetan, während jede Szene mit Alan hassenswert war.

Mit Müh und Not wurde irgendwie versucht, die drei Filme zu verbinden und einen würdigen Abschluss zu finden, was aber gänzlich misslang. Die Storyline interessiert keine Sau, die Witze sind schlecht und nur das Ende hatte letzendlich irgendwas mit einem Hangover zu tun. Viele finden ja, dass die letzten Minuten die besten Szenen des Filmes sind, aber mal ehrlich: Wer findet einen Stu mit Brüsten, der wie verrückt durch die Gegend brüllt, lustig? Ich hatte bekommen, was ich erwartet hatte: Müll. Und ich bin froh, dass es mit Teil 3 endlich vorbei ist.

Freitag, 7. Juni 2013

Epic - Verborgenes Königreich [2013]


Obwohl es mittlerweile ziemlich abgedroschen klingt, kann man sagen, dass "Epic" ein Film für Groß und Klein und für die ganze Familie ist. Während Kinder Gefallen an den Schnecken finden dürften, bietet der Film für die Erwachsenen Witze am Band, die viele Kinder im Kinosaal wohl nicht verstanden haben. Deshalb ist "Epic" für mich mehr ein Film für reifere Kinder, die vielleicht schon den einen oder anderen Witz verstehen können. 

Nun zur Handlung: M.K. zieht nach dem Tod ihrer Mutter zu ihrem verschrobenen Vater, der sein Leben damit verbringt, seinem Hirngespinst über ein verborgenes, kleines Volk im Wald hinterherzujagen. M.K. glaubt nicht an ihn und seine Forschungsarbeit, bis sie zufällig auf die Königin des Waldes trifft, die ihr in ihrem letzten Augenblick eine wertvolle Knospe anvertraut, die das Schicksal des Waldes bestimmen wird. Gemeinsam mit den beiden Leafmen Ronin und Nod und zwei Schnecken, versucht sie, die wertvolle Knospe vor dem Bösewicht Mandrake zu beschützen.

International wurde der Film mit viel Wohlwollen aufgenommen, die vor allem durch die gesunde Mischung von Witz, Herz und guter Grafik hervorgerufen wurde. Gleichzeitig ist er sehr zeitgemäß (M.K. ist ein ganz normaler Teenager mitsamt Handy und iPod) und stellt somit einen kleinen Bruch zu anderen Animationsfilmen dar, die sich einen gewissen Zauber bewahren wollen, indem sie in einer vergangenen Zeit stattfinden. "Epic" spielt im 21. Jahrhundert, hat aber auch eine magische Welt zu bieten, die Welt der Leafmen. 
Ein weiterer Aspekt ist die hohe Dichte an Gags. An dieser Stelle muss ich wohl noch erwähnen, dass ich selbst bei lustigen Komödien nie lache, sondern höchstens schmunzeln muss. Aber hier habe ich gelacht, als ob es der lustigste Film des Jahres 2013 wäre, und ich glaube, dass ich mit dieser Meinung nicht ganz alleine dastehe. Schon alleine die Schnecken hauen einen lustigen Kommentar nach dem anderen heraus, und der schusselige Vater von M.K. tut sein übriges, um einen Film für die ganze Familie daraus zu machen. 

Lediglich das schmalzige Ende, das mir einen Tick zu "gut" war, fand ich ein bisschen enttäuschend, aber von einem Film, der auf Kinder ausgerichtet ist, kann man auch nichts anderes erwarten. Für mich eindeutig einer der gelungensten Animationsfilme seit "Drachenzähmen leicht gemacht".

Samstag, 1. Juni 2013

The Big Wedding [2013]


Hochzeiten sind immer ein schönes Thema. Mann und Frau beschließen zu heiraten und möchten dies im Beisein von Familie und Freunde feiern. Natürlich können Hochzeiten auch schief gehen, so wie in diesem Film hier. 

Alejandro, der Adoptivsohn von Filmeltern Diane Keaton und Robert de Niro, heiratet seine Frau, was jedoch nicht für alle ein Grund zur Freude ist. Ellie und Don Griffin sind seit Jahren geschieden, müssen jedoch Alejandros leiblicher Mutter, die sehr gläubig ist, eine perfekte Ehe vorspielen, was wiederherum Komplikationen mit Dons Lebensgefährtin Bebe ergibt. Alejandros Adoptivgeschwister Jared und Lyla haben derweile andere Probleme, die der Film natürlich ausbreiten muss, obwohl es niemanden so richtig interessiert. Wirklich jeder dieser Personen hat mit eigenen Problemen zu kämpfen, die einmal mehr oder weniger lustig thematisiert werden. 

Ich sag es ganz ehrlich: Ich fand den Film einfach nur schrecklich. Extrem auf lustig getrimmt, aber kaum einer dieser Witze aus der untersten Schublade können landen. Dies liegt daran, dass der Film auch vor Schwulen-, Pinkel- und Kotzwitzen keinen Halt macht. Wer solche Witze auf Adam-Sandler-Niveau lustig findet, wird mit diesem Film seinen Spaß haben. Für mich war der Kinobesuch (eine Sneak übrigens) jedoch eine Qual.

Der große Gatsby [2013]


Um mich auf diesen Film einzustimmen, hatte ich wenige Wochen vor dem offiziellen Kinostart das Buch "Der große Gatsby" von F. Scott Fitzgerald gelesen. Ich muss ehrlich gestehen, dass mich das Buch nicht vom Hocker gerissen hatte, weil ich mir einfach etwas anders als einen dramatischen Liebesfilm erwartet hatte. 
Dementsprechend negativ war meine Erwartungshaltung und ich war davon überzeugt, dass aus einer schwachen Vorlage keine gute Filmumsetzung folgen kann. Aber was soll ich sagen, Leonardo di Caprio ist der einzige Grund, wieso dieser Film so gut geworden ist. Das ist Schauspielkino par excellence, eine One-Man-Show, in der Mister di Caprio jede Szene, in der er vorkommt, dominiert. 

Bezüglich der Handlung kann man sagen, dass sich der Film ziemlich genau an die Vorlage hält. Die Beziehung zwischen Nick Carraway und der Golferin Jordan Baker wurde konsequenterweise ausgelassen, weil diese schon im Roman überflüssig war. Die Szenen beim Therapeuten, wo Carraway sein Trauma verarbeiten soll, stellen zwar eine ordentliche Rahmenhandlung dar, sind aber von einem Drehbuchschreiber erfunden. Sie gliedern sich aber in den Film ein und fallen nicht negativ auf. Der Rest hält sich genau an die Vorlage; der Erzähler Nick Carraway berichtet über den sagenhaften Mr. Gatsby, einem geheimnisvollen Menschen, der in der Villa neben seinem beschaulichen Häuschen wohnt. Er bemüht sich, das Geheimnis hinter Mr. Gatsby zu lüften, und darum geht es auch vorrangig im Film. Die Auflösung ist zwar nicht besonders spannend - er legte sich diese mysteriöse Identität nur aus Liebe zu Carraways Cousine zu, in die er seit vielen Jahren verliebt ist.

Auch die Umsetzung, nämlich dass große Teile des Films auf dem Computer entstanden sind, ist zu Beginn zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber man gewöhnt sich schnell daran. Die Bilder sind imposant und wie für die große Kinoleinwand geschaffen. Man könnte dem Film natürlich vorwerfen, dass ihm die Optik wichtiger ist als der Inhalt, aber das ist letzendlich Geschmackssache. Ich persönlich fand, dass die opulenten Bilder perfekt zum ausschweifenden Stil des Films passten.
Aber eigentlich ist Leonardo di Caprio der größte Grund, sich diesen über zweistündigen Film anzusehen, denn er beherrscht jede Szene, in der er auftaucht. Er schafft es, alle Blicke auf sich zu ziehen und spielt mit der mysteriösen Aura, die seine Figur Jay Gatsby umgibt. Hätte ich nicht schon die komplette Handlung gekannt, hätte mich seine Performance im Zusammenhang mit dem Ende bestimmt noch mehr begeistert. Die anderen Rollen sind mit Tobey Maguire, Carey Mulligan und Joel Edgerton ebenfalls namhaft besetzt, wobei Carey Mulligan besonders hervorzuheben wäre, da sie die zwiegespaltene Daisy sehr überzeugend darstellte. Nur Tobey Maguire enttäuschte mich etwas, da er lediglich seine Standardnummer zu spielen schien, ohne irgendwie positiv oder negativ aufzufallen, aber eben sehr leidenschaftslos.