Montag, 31. Dezember 2012

Life of Pi - Schiffbruch mit Tiger [2012]



"Life of Pi" beleuchtet, wie der Titel schon sagt, das Leben des Piscine Molitor Patel, der nach einem französischen Schwimmbad benannt wurde. Als Sohn eines Zoodirektors im indischen Pondicherry führt er ein relativ sorgenfreies Leben und interessiert sich stark für Religionen, weshalb er bereits früh neben dem Hinduismus das Christentum und den Islam für sich entdeckt. 
Als sein Vater beschließt, Indien mitsamt den Zootieren zu verlassen, um in Kanada eine neue Existenz aufzubauen, muss er gezwungenermaßen mitkommen. Eines Nachts kommt es jedoch zu einer Komplikation unbekannten Ursprungs: Das Schiff geht mitsamt seiner japanischen Besatzung und Pis Familie unter, nur er und vier weitere Tiere können in einem kleinen Rettungsboot entkommen, jedoch können nur Pi und der bengalische Tiger Richard Parker überleben. Die beiden treiben monatelang mutterseelenallein am Meer herum. Von nun an gilt es, um jeden Preis zu überleben. Pi muss sich zusätzlich vor Richard Parker in Acht nehmen, denn der Tiger hat ebenfalls großen Hunger. Eine Odyssee mit unbekanntem Ausgang beginnt...
"Life of Pi" ist ein monumental anmutender Film, der mehr durch seinen Score und den atemberaubenden Bildern überzeugenden kann als mit seiner Erzählweise, denn diese ist zum Großteil leider ziemlich unspektakulär. Besonders zu Beginn, als ausführlich von Pis erstem Schultag, dem Ursprung seines ungewöhnlichen Vornamens oder seiner Suche nach Gott erzählt, wird dem Zuschauer viel Geduld abverlangt. Doch spätestens ab dem Schiffsunglück auf offener See, wo Pis Familie ertrinkt, kann der Film seine Stärken präsentieren, und die liegt wie bereits erwähnt in Soundtrack und Bilder, die im Kinojahr 2012 ihresgleichen suchen. 
Ang Lee hat mit "Life of Pi" zwar kein Meisterwerk wie "Brokeback Mountain" geschaffen, aber dafür einen, der vor Magie nur so sprüht und bei dem man das Gefühl hat, dass für solche Filme 3D erfunden wurde.

Dienstag, 25. Dezember 2012

Der Hobbit: Eine unerwartete Reise [2012]


Eines möchte ich zum Beginn loswerden: Ich bin ein großer Fan der "Herr der Ringe"-Filme und meine Geschwister und ich machen jedes Jahr das sogenannte "Ringeling", wobei wir alle drei Filme in der Special Extended an einem Tag gucken und mittlerweile jedes Zitat mitreden können.
Daher ist es natürlich verständlich, dass ich mich sehr auf die "Hobbit"-Trilogie freute und konnte es kaum erwarten, endlich im Kino zu sitzen und ein weiteres Meisterwerk von Peter Jackson vorgesetzt zu bekommen.

Zwei Mal habe ich ihn bisher gesehen; das erste Mal ohne jegliches Vorwissen (aber mit viel Vorfreude) und das zweite Mal, nachdem ich den Roman gelesen und mir ein neues Bild machen wollte. Und was soll ich sagen? Auch beim zweiten Mal wurde mein enttäuschter Eindruck nicht wie erwartet entkräftigt, sondern sogar noch gefestigt.
Viele Dinge wurden hinzugefügt um die Laufzeit noch epischer und länger zu machen. Radagast etwa, der im Buch höchstens eine kurze Bemerkung findet, bekommt ziemlich viel Screentime eingeräumt, sodass man ihn unter anderem als Führer eines von Hasen gezogenen Schlittens bewundern kann. Schon beim ersten Mal dachte ich mir, was sein Erscheinen zur Handlung beitragen sollte. Bis zum Schluss wurde ich das Gefühl nicht los, dass auf Biegen und Brechen genug Handlung für drei lange Filme aus der nicht gerade dicken Vorlage gepresst werden sollte und dies vor allem durch erfundene und ausgeschmückte Details erreicht wurde. Zudem wurde mir zu viel mit CGI getrickst und wer das Produktionstagebuch gesehen hat, wird wissen, dass praktisch alles vor dem Greenscreen gedreht wurde - schade. 


Aber genug von den negativen Dingen, kommen wir zu den positiven. Die Atmosphäre passt vor allem zu Beginn des Filmes, der sich im Auenland abspielt: Bilbo Beutlin sitzt an einem Tisch und schreibt seine Geschichte nieder, während sein Neffe Frodo das bevorstehende Fest zu Bilbos 111. Geburtstag erwähnt und hinausrennt, um Gandalf im Wald zu begegnen; da fühlt man sich natürlich wie Zuhause. Obwohl ich bemängelt habe, dass zu viel CGI benützt wurde, sind die Landschaften wunderschön gestaltet, allen voran natürlich wieder einmal Rivendell, bei dem man sich wünscht, diesen Ort würde es (wie Hobbingen) tatsächlich geben. Die Szenen, die tatsächlich draußen gedreht wurden, können durch die atemberaubende Landschaft ebenso begeistern. Und wenn die Gruppe durch die Landschaft läuft und im Hintergrund Howard Shores Score ertönt... Aber genug von Fanboygelaber. 

Die negativen Faktoren nehmen leider etwas überhand, zumindest bei mir, weil ich mit dem künstlich-in-die-Länge-ziehen nicht einverstanden bin, aber wenn ich daran denke, was in den anderen zwei Filmen an Handlung auf mich zukommt und was Jackson daraus machen wird, werde ich doch ein bisschen hibbelig vor Vorfreude.

Freitag, 21. Dezember 2012

500 Days of Summer [2009]




In Hollywood-Filmen bekommt der Mann immer die Frau, egal welche Wendungen in der Handlung auch eintreten mögen. Es gibt Probleme und Meinungsverschiedenheiten, aber am Schluss kehrt die Frau immer zurück an seine Seite. Das ist in Hollywood ein ungeschriebenes Gesetz und die meisten Filme halten sich an diese Regel. Das ist beleibe nichts Schlimmes, schließlich ist es doch ein großer Wunsch im Herzen der Menschen, sein Leben nicht alleine, sondern mit einem Partner zu verbringen. 
"500 Days of Summer" ist dank der Thematik (Mann trifft Frau) nichts besonderes, aber hier bleibt die Frau nicht beim Mann, um den Rest ihres Leben bei ihm zu bleiben. Dieser Film ist real, so realistisch wie echte Beziehungen, in denen nicht immer alles glatt läuft und man am Schluss feststellen muss, dass ein gemeinsames Leben keine Zukunft hat. 
Tom (Joseph Gordon-Levitt) ist ein Glückwunschkartengestalter aus Los Angeles. Seit seiner Kindheit ist er davon überzeugt, dass es so etwas wie die Eine gibt und die Liebe auf dem ersten Blick. Als ihm seine neue Mitarbeiterin Summer (Zooey Deschanel) vorgestellt wird, ist er sich sicher: Sie ist es. Bei einem Besuch in der Bar unterhält man sich angeheitert über Beziehungen und Summer stellt klar, dass sie noch nie einen Mann getroffen hatte, bei dem sie soetwas wie Liebe empfunden hätte und nicht überzeugt ist, dass soetwas existiert. Lieber ist sie frei und ungebunden. Trotzdem kommen sich die beiden immer näher und gehen schließlich eine merkwürdige Beziehung ein, in der zwar Küsse und Sex Platz finden, aber keine Gefühle. Tom ist anfänglich glücklich, wird jedoch frustriert, weil er von Summer geliebt werden will. 
Das Originellste an "500 Days of Summer" ist wahrscheinlich die Erzählstruktur, denn zwischen den 500 Tagen ihrer Bekanntschaft wird immer wild hin- und hergesprungen. Während man zu Beginn die beiden durch IKEA streifen sieht, Tom Scherze macht, aber Summer nicht einmal ein Lächeln übrig hat, springt der Film einige Tage zurück zu einem Zeitpunkt, wo die beiden Glücklich Verliebten ihren Spaß mit nicht funktionierenden Wasserhähnen und ausgestellten Fernsehern haben. Dies deprimiert, denn man fragt sich natürlich, wie es so weit kommen konnte. 
Dieser Film steht sehr hoch in meiner Gunst, ist er doch dank seiner Thematik und der Erzählweise äußerst ungewöhnlich und zudem eine kleine Indieperle, die unbedingt schnell entdeckt werden sollte. Joseph Gordon-Levitt habe ich seitdem (leider) nicht mehr so hervorragend spielen sehen, Zooey Deschanel fand ich ebenfalls super, obwohl Summer ein hassenswerter Charakter ist.

Sonntag, 16. Dezember 2012

7 Psychos [2012]


 
Marty ist ein Alkoholiker und Drehbuchautor, der an einem seinem Drehbuch, das von sieben Psychopathen handelt, sitzt und einfach keine Inspiration bekommt. Da trifft es sich natürlich gut dass es mehrere potenzielle Psychopathen in seinem Umfeld gibt - und in ihren dreckigen Geschäften hineingezogen wird. Sein bester Freund Billy etwa arbeitet mit einem gewissen Hans zusammen, indem Billy im Park den ahnungslosen Joggern und Ehepaaren die Hunde stiehlt und Hans anschließend nach einer bestimmten Frist den Hund bei der Familie vorbeibringt und den Finderlohn kassiert. Dies läuft jedoch nur so lange gut, bis sie den geliebten Hund von Gangsterboss Charlie Costello stehlen, der natürlich Himmel und Hölle in Bewegung setzt, um Bonny wieder zurückzubekommen. Doch Billy, der einzig wahre Psychopath in diesem Film, denkt gar nicht daran, sondern will Costello zu einem Duell in der Wüste zwingen, was eine perfekte Szene in Martys Drehbuch darstellen könnte.

Dies ändert sich jedoch aber der Stelle, als Marty, Billy und Hans in die Wüste fahren; Marty fragt die beiden nach Inspiration für sein Drehbuch und prompt von beiden gute Ideen erhaltet. Während Hans die Geschichte über den vietnamesischen Mönch ausbaut, der vorher nur in der Handlung war, weil Marty ihn cool fand, und schließlich zu dem Mönch wurde, der sich selbst medienwirksam in Brand steckte. Oder Billys Vorstellung über das bevorstehende Duell mit Costellos Männern, das natürlich viel bunter abläuft als in der Realität. 
Am Ende hat man doch das Gefühl, einen ordentlichen Film gesehen zu haben, das vor allem von Sam Rockwells überzeugender Darstellung des Psychopathen Billy zu verdanken ist. Aber auch die anderen Schauspieler (Woody Harrelson als knallharter Gangster, der aber sofort zu weinen anfängt, wenn er seinen Hund sieht; oder einen starken Christopher Walken als Hans) können ihren Teil zum Film beitragen. Nur von Colin Farrell als Marty war ich etwas enttäuscht.

Gone Baby Gone [2007]





Als Amanda, ein kleines Mädchen aus dem White-Trash-Milieu Bostons, entführt wird und dies in einem großen Medienspektakel ausartet, werden die beiden jungen Privatdetektive Patrick und Angela von Amandas Verwandten angeheuert, privat ihre Ermittlungen durchzuführen, da sie von der Arbeit der Polizei nicht überzeugt sind. Da Amandas Mutter drogenabhängig und zudem eine Hure ist und scheinbar nicht allein für ihre Tochter sorgen kann, machen sich ihr Bruder und seine Ehefrau große Sorgen. 
Schnell kommen die beiden einer großen Geschichte auf die Schliche, in dem mehrere hochrangige Gangsterbosse und sogar die Polizei verwickelt ist - bis Patrick entscheiden muss, was für die kleine Amanda am besten ist. 
Die Story ist das Beste an diesem Film, da sie ihn eigentlich immer am Leben hält, wenn andere Faktoren mitunter an Durchhänger leiden. Sie schreitet ständig voran, eröffnet neue Facetten, neue Verdächtige, neue Greueltaten, die Patrick und seine Partnerin an ihrem Vorhaben zweifeln lassen. Stets spannend und interessant, ist sie besonders in der Szene, wo Amanda ihren Rettern übergeben werden soll, zu hektisch erzählt, die Szenen wurden so hastig geschnitten, dass man gar nicht mehr weiß, was gerade abläuft. Gerade in diesen Szenen hätte ich mir eine ruhigere und sichere Hand gewünscht. An anderen Stellen wieder wurde eine tolle Atmosphäre erzeugt (beispielsweise als Patrick das Haus des Pädophilen stürmt, geschockt wird, überstürzt handelt und schließlich nicht fassen kann, was er gerade getan hat). Der Hauptdarsteller Casey Affleck ist neben der Handlung ein fester Punkt, der den Film stets am Leben hält; seine Darstellung ist absolut überzeugend und sollte nur mit seiner Präsenz als John Ford zwei Jahre später gesteigert werden. Weitere namhafte Darsteller sind unter anderem Morgan Freeman und Ed Harris als Polizisten, wobei vor allem letzterer mit seiner tollen und irgendwie unangenehmen Präsenz punkten kann.

"Gone Baby Gone" ist gleichzeitig das Regiedebut von Casey Afflecks großem Bruder Ben, der mehr ein Händchen für die Regie als für das Schauspielern zu haben scheint. Von ihm werden wir wohl noch mehr zu sehen bekommen.

Adaption [2002]



Charlie Kaufman ist ein Drehbuchautor, der gerade mit dem Film "Being John Malkovich" einen Achtungserfolg gelandet hat. Privat ist er ein sehr unsicherer und schüchterner Mensch ohne jegliches Selbstvertrauen. Seine nächste Arbeit soll sich mit dem Buch einer bekannten Autorin namens Susan Orlean beschäftigen, deren Handlung parallel zur eigentlichen Haupthandlung verläuft und am Ende zusammenfließt. Charlie ist vom Buch begeistert und will im fertigen Film die Faszination, die die Romanfigur John Laroche für Orchideen empfindet, auch dem Zuschauer nachvollziehen lassen. Leider geht die Arbeit nur schleppend voran und immer mehr verzweifelt er an seinem geringen Selbstbewusstsein.
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Sein Zwillingsbruder Donald hingegen ist ein spontaner und offener Mensch und scheint auch mit Menschen besser klarzukommen. Hinzu kommt noch sein plötzlicher Erfolg mit seinem ersten Drehbuch, das er nach ein paar Schreibkursen zusammengezimmert hat und alles andere als plausibel ist, aber bei den Auftraggebern gut anzukommen scheint. 
Wie gesagt wird die Handlung des Buches "Der Orchideendieb", das Kaufman für die Leindwand adaptieren soll, erzählt. Susan Orlean erfährt von dem eigenbrötlerischen und merkwürdig anmutenden John Laroche und ist von Anfang an fasziniert von ihm. Johns einzige Leidenschaft gilt den Orchideen, nachdem er bereits andere Dinge gesammelt und gezüchtet hatte, aber die Faszination wieder verloren hatte. Laroche leidet sehr unter dem Umstand, dass er quasi für den Tod seiner geliebten Mutter verantwortlich ist und Susan spendet ihm Trost. Was weiter mit den beiden passiert, erfährt man erst im letzten Viertel des Filmes, als die beiden nebeneinanderlaufenden Handlungen zusammengeführt werden und in einem passenden Finale enden.



Nicolas Cage als Charlie und Donald Kaufman ist wohl der einzige Mensch auf dieser Welt, dem man seine Rolle absolut abnimmt. Er überzeugt als depressiver, sich selbst hassender Mensch genauso wie als den extrovertierten Zwillingsbruder. Man wird Zeuge der inneren Monologe Charlies, wie er ständig überlegt und mit sich ringt und keinen richtigen Ansatz bei seinem Drehbuch finden kann, aber ständig seinen Mitmenschen vorgaukelt, alles liefe wie am Schnürchen. 
Meryl Streep spielt die Autorin Susan Orlean, die sich in ihren Interviewpartner John Laroche verliebt und schließlich im Drogensumpf versinkt, als sie beginnt, das Endprodukt der kostbaren und ständig als anbetungswürdigen Geisterorchidee zu schnupfen. Besonders einschneidend ist das Erlebnis, das Susan im Sumpf hat, als John es schafft, ihr ein Exemplar der Geisterorchidee zu zeigen. Ständig wurde ihr erzählt, dass es eine Ehre ist, diese Pflanze einmal in seinem Leben zu sehen, dass man bei ihrem Anblick von Glückgefühlen überwältigt würde. Doch sie spürt... nichts. "Das ist nur eine Blume", sagt sie, später erfahrend, dass diese Glückgefühle nur vom Konsum der Substanzen, die aus der Orchidee gewonnen werden, herbeigeführt werden. Meryl Streep schafft es, neue Seiten an ihr zu zeigen, die man in anderen Rollen wohl so noch nicht gesehen hätte, verrückt und auch herrlich überdreht. 
Zu guter letzt bleibt der Darsteller des armen John Laroche, der sich am Tod seiner Mutter verantwortlich fühlt und ein ganzes Leben einen Menschen gesucht hatte, der ihn verstehen würde. Chris Cooper wurde für diese Rolle mit dem Oscar als bester Nebendarsteller ausgezeichnet, und was soll ich sagen: Er hat es verdammt nochmal verdient.

Dienstag, 11. Dezember 2012

Leaving Las Vegas [1995]



Ben Sanderson ist ein Alkoholiker, der sowohl beruflich als auch privat versagt hat und alleine lebt. Als er von seinem Chef gefeuert wird, bekommt er eine fette Abfindung und beschließt, mit dem Geld nach Las Vegas zu gehen und sich zu Tode zu trinken.
Dort trifft er auf die Prostituierte Sera, die sich nach einer gemeinsamen Nacht, in der sich beide einfach nur unterhalten haben, zu ihm hingezogen fühlt und vorschlägt, dass er zu ihr ziehen soll. Obwohl Ben sie warnt, dass er Alkoholiker ist und das Zusammenleben mit ihm alles andere als ein Zuckerschlecken wird, zieht er zu ihr und bekommt nun das ganze Ausmaß von Bens Alkoholproblemen zu spüren. 
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Eigentlich ist Ben ein freundlicher und lustiger Mann, aber er hat auch andere Seiten, wie Sera noch kennenlernen sollte. Ein gemeinsamer Ausflug ins Casino wird zur Katastrophe, weil Ben spontan den Spieltisch zerstört und vom Wachpersonal hinausgeworfen wird. Am nächsten Tag wacht er auf, braucht  Alkohol, er zittert, phantasiert, schreit.
Jede vernünftige Frau wäre spätestens hier weggelaufen, aber Sera hängt noch lange Zeit an ihm, bis jedes Zusammenleben unmöglich wird - vor allem, weil Ben nach wie vor plant, sein Leben mit dem Alkohol zu etränken...
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Ich habe mir viel von "Leaving Las Vegas" erwartet, wurde aber ziemlich enttäuscht zurückgelassen. Es ist schwer, einen Zugang zum Film zu finden, besonders durch die befremdliche und praktisch ständig vorherrschende Musikuntermalung, die mit der Zeit einfach nur nervt. Zum anderen schaffte er es einfach nicht, mich zu packen und zu faszinieren. Nicolas Cage bleibt ständig etwas unsympathisch, obwohl er wirklich wahnsinnig gut spielt, das muss man ihm lassen. Ebenso die mir unbekannte Elisabeth Shue, die es schafft, Mitgefühl zu einer Prostituierten zu übermitteln. Leider musste ich mir ständig fragen, wie es so weit kommen konnte, und was sie so faszinierend an Ben fand, dass sie bis zum Schluss zu ihm hielt. Sein nicht vorhandener Charme kann es jedenfalls nicht gewesen sein. Ziemlich unglaubwürdig das Ganze. Außerdem war es eine schlechte Idee des Regisseurs, den ganzen Film nur von den beiden Charakteren (praktisch die einzigen existierenden) tragen zu lassen, denn so tümpelt er meistens ohne Handlung vor sich hin. 
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Zwar kann ich verstehen, dass man "Leaving Las Vegas" für ein Meisterwerk halten kann, denn Nicolas Cages Darstellung ist einfach nur perfekt - schade, was danach aus ihm und seiner Rollenauswahl wurde. Aber leider macht das nur einen Teil des Filmes aus und der Rest war leider ziemlich schwach.

Dame König As Spion [2011]





"Dame König As Spion" ist ein weiterer unscheinbarer Film, der es unter die ganz großen Favoriten im Oscarrennen 2011/2012 geschafft hatte. Fast niemand kannte den Film, ein britischer Geheimtipp hieß es, vor allem wegem dem großartigen britischen Staraufgebot, das sich wirklich sehen lassen kann. 
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Gary Oldman, der ja schon seit Jahren als unterschätzer Darsteller gilt und den begehrten Oscar schon zigmal zuhause stehen haben sollte, spielt hier den hochrangigen Geheimagenten George Smiley, der einem Komplott im Inneren des britischen Geheimdienstes auf die Spur kommen will. Unterstützung erfährt er durch den jungen Peter Guillam, der noch im Geheimdienst arbeitet, der sehr stark von dem mir noch unbekannten Benedict Cumberbatch verkörpert wird, von dem ich mir unbedingt mehr anschauen muss. 
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Da im Film wirklich viel passiert und dieser Kommentar nicht zu einer Inhaltsangabe verkommen soll, möchte ich mehr auf die Darsteller eingehen. Die für den Verrat zur Auswahl stehenden Mitglieder des "Circus" werden alle von namhaften Schauspielern dargestellt, ob Oscargewinner Colin Firth, Mark Strong, Toby Jones oder sogar Tom Hardy, der hier endlich zeigen darf, dass er keine Witzfigur wie in Batman ist. 
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Obwohl so viel geschieht und man ständig mit allen möglichen Fakten bombardiert wird, die man möglichst nicht vergessen sollte, um dem Film zu folgen, ist der Film in einem sehr ruhigen Grundton gehalten, der praktisch nie unterbrochen wird. Schafft es der Film nicht, den Zuschauer zu fesseln, wird er innerhalb einer halben Stunde das Interesse verlieren. Denn wenn man keinen Draht zu ruhigen Filmen hat, wird man auch mit "Dame König As Spion" nicht viel anfangen können. Auch ich fand den Film zu Beginn etwas anstrengend, später jedoch konnte mich der Film packen und, ja, auch begeistern.

Freitag, 7. Dezember 2012

Half Nelson [2006]



Dan Dunne ist ein junger Lehrer, der etwas ziellos durch das Leben treibt. Er unterrichtet eine Klasse in einem stark afroamerikanisch geprägten Viertel in New York, wo er ihnen wichtige Themen wie die Rassentrennung und den Unterschied zwischen Weiße und Schwarze näherbringen möchte. Als er sich nach einem Basketballspiel in der Umkleide sicher fühlt, raucht er auf der Toilette einen Joint und wird dabei prompt von Drey, einer seiner Schülerinnen erwischt. Zwischen den beiden entsteht so etwas wie Freundschaft, denn Drey ist den ganzen Tag alleine, weil ihre Mutter als Rettungssanitäterin Tag und Nacht arbeiten muss. Während er versucht, Drey von negativem Einfluss in Form von einem mit Dreys Familie befreundeten Drogendealer fernzuhalten, gerät er selbst immer tiefer in den Drogensumpf...
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Der Film hat eine große und entscheidende Schwäche: Er berührte mich einfach nicht. Die Thematik an sich finde ich sehr interessant und Ryan Gosling mag ich ebenfalls sehr gerne, aber irgendwie zog sich der Film dermaßen in die Länge, dass mein Interesse und Aufmerksamkeit irgendwann einschlief. Dazu kommt der pseudo-arthouse-Look mit ganz vielen verschwommenen Bildern und Wackelkamera. Das mag wohl andere Filmfreunde ansprechen und ich sage auch nichts gegen eine gesunde Dosierung, aber "Half Nelson" hat es meiner Meinung nach schon übertrieben. 
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Leider gibt es zu diesem Film nicht so viel zu schreiben, denn er plätschert einfach dahin, ohne irgendwelche nennenswerten Höhepunkte. Lediglich Shareeka Epps, die Darstellerin der selbstbewussten Drey, gefiel mir mit ihrer Art.

Donnerstag, 6. Dezember 2012

Ferris macht blau [1986]



1986 im Mittleren Westen der USA: Ferris Bueller ist ein äußerst beliebter Teenager, das Vorbild der Erstklässler und der Feind von Direktor Ed Rooney, der es sich zum Ziel gemacht hat, Ferris beim Schwänzen zu erwischen. Dieser rühmt sich nämlich damit, dieses Jahr neun Mal die Schule geschwänzt zu haben. Auch dieser Tag, um den sich der Film dreht, wird spontan von Ferris beschlossen, soll nicht in der Schule verbracht werden. Stattdessen möchte er mit seinen besten Freunden eine Spritztour nach Chicago unternehmen und den Tag genießen. 
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Die Eltern sind schnell überzeugt, denn um die über's Ohr zu hauen, bedarf es schon kalte Hände und theatralische Worte von wegen er muss in die Schule gehen, weil er eine Klassenarbeit schreibt. Nachdem die Familie aus dem Haus ist, wird sofort sein bester Freund Cameron kontaktiert, der jedoch krank im Bett liegt und wenig Begeisterung zeigt. Als ihm jedoch klar wird, dass Ferris ihn den ganzen Tag am Telefon terrorisieren würde, lenkt er doch ein und nebenbei werden auch noch ein einzigartiger Ferrari, den Camerons Vater mehr liebt als seinen Sohn, aus der Garage entnommen und Ferris' Freundin Sloane mittels einer Ausrede von der Schule abgeholt.
Die drei entscheiden sich dazu, den besten Tag ihres Lebens in Chicago zu verbringen, wo sie ein Baseballspiel, ein Museum und sogar ein feines französisches Restaurant besuchen, natürlich nicht nachdem Ferris seine Tricks und seinen unwiderstehlichen Charme ausgepackt hat.
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Zu Beginn des Filmes fand ich Ferris Bueller gleichzeitig faszinierend und anziehend, aber auch etwas überspitzt, weil ihm scheinbar alles in den Schoß fällt, während sein bester Freund Cameron immer der Pechvogel sein muss. Da kommt es nur gelegen, dass sich das Blatt im letzten Drittel wendet, sodass Cameron mehr Screentime und der Film dadurch etwas Tiefgang bekommt. Man muss einfach mitleiden, wenn der Junge wütend und frustiert auf den geliebten Ferrari seines Vaters eintritt, einfach nur um ein Statement zu setzen und eine Diskussion mit seinem Vater heraufzubeschwören. 
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Der Film ist ganz klar kein Meisterwerk oder auch bei weitem nicht so gut wie es noch Hughes' Vorgänger "Breakfast Club" war. Er ist das, was man erwartet: Eine spritzige Komödie mit viel 80er Charme, einem unvergleichlichen Matthew Broderick, und eine große Portion Coolness. Einziger Schwachpunkt: Ferris' Schwester Jeanie war so unnötig, dass ich jede Szene, in der sie vorkam, am liebsten vorgespult hätte.

Sonntag, 2. Dezember 2012

Killing Them Softly [2012]



Nachdem Regisseur Andrew Dominik im Jahr 2007 mit "Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford" ein stark unterschätztes Meisterwerk geschaffen hatte, meldet er sich jetzt, pünktlich zur Oscar-Saison, mit einem neuen Film zurück.
Ich hatte ob dem wahnsinnig guten Vorgänger einen weiteren starken Film erwartet.
... doch leider weit gefehlt. Der Film ist weder Fisch noch Fleisch, weiß nicht, ob er jetzt knallharte Splatteraction oder gähnende Langeweile den Vortritt lassen sollte. Die Gespräche sind großteils zermürbend und ein großer Stimmungskiller (besonders die Dialoge zwischen Jackie und Mickey, in denen die Stimmung im Kinosaal merklich einschlief). Zwar versuchte man, die sich im Halbschlaf befindenden Zuschauer mit unwillkürlichen Gewaltakten und stylischen Schießeinlagen aufzuwecken, was aber nur bedingt funktionierte.

Der Film hatte wenigstens einen guten und konsequenten Einstieg, nämlich mit dem Überfall auf Markie Trattmans Pokerrunde, ausgeführt von zwei Knallköpfen, an deren Fersen sich die eigentliche Hauptfigur, Jackie Cogan, heftet und beide aus dem Weg räumen soll. Dieser feiert zwar erst recht spät im Film seinen Einstand, kann aber durch seine coole, aber doch unterkühlte Art, repräsentiert durch Brad Pitt, überzeugen.  
Enttäuscht bin ich von James Gandolfini, der hier einfach nochmal seine Tony-Soprano-Nummer abzieht, nur eben schlechter als das Vorbild. Seine Rolle als Auftragskiller Mickey ist wohl die überflüssigste im ganzen Film, er erscheint auf der Bildfläche, hurt und säuft herum, und wird ebenso schnell wieder unter den Teppich gekehrt. Warum bitte einführen, wenn sie den Film nur unnötig in die Länge zieht? 

Weiters fand ich den politisch-kritischen Unterton, den der Film ab und zu einschlagen wollte, einfach nur lächerlich und viel zu oberflächlich. Im Radio läuft ein Bericht über Goldman Sachs, Obama und George W. Bush schwadronieren darüber, was in den USA falsch läuft. Und was das ist, bringt Brad Pitt mit seinem letzten Satz (ein Höhepunkt des Films, übrigens) recht gut rüber: "Amerika ist kein Land sondern ein Business.