Sonntag, 25. Januar 2015

The Spectacular Now [2013]


Sutter Keely nimmt das Leben so, wie es kommt. Er hat eine Freundin, ein offenes Auftreten und die Gabe, Menschen mit seinen Anekdoten und Geschichten einzunehmen. Im Anschlag hat er immer eine Flasche mit 7UP und Whiskey oder auch einen Flachmann. Er sieht sich nicht als Akoholiker, sondern befindet sich gerne in dieser Welle und lässt sich von ihr durch das Leben treiben. Seine Freundin macht Schluss, weil er die Beziehung nicht ernst genug nimmt, was auch stimmt. 


Eines Tages wird er von Aimee augeweckt, als er in einem fremden Garten seinen Rausch ausschläft. Aimee ist ganz anders als die Mädchen, mit denen Sutter vorher zu tun hatte. Sie ist ein typisches Mauerblümchen, das wenig Beachtung von Männern findet und ihre Zeit mit Science-Fiction-Büchern und Mangas verbringt. Und Sutter wäre nicht Sutter, wenn er nicht beschließen würde, Aimee etwas Spaß beizubringen. Er nimmt sie mit zu Parties und verbringt viel Zeit mit ihr, was sie sichtlich aufblühen lässt. Vor allem ermutigt er sie dazu, sich gegenüber ihrer Mutter durchzusetzen - wenn er den Mut aufbringt, seinen Vater zu kontaktieren, den er seit seiner Kindheit nicht mehr gesehen hat. Eine Romanze entwickelt sich zwischen den beiden und Sutter versucht lange, sich einzureden, Aimee nur Beachtung zu schenken und keine Gefühle für sie zu empfinden...


"The Spectacular Now" mag vielleicht nur eine weitere Teenie-Romanze sein, doch der Hauptdarsteller Miles Teller (den ich in "Whiplash" sehr gut fand) hat doch mein Interesse geweckt. Und ja, der Film kann wirklich überzeugen. Ein Draufgänger und ein Mauerblümchen, ein unvorstellbares Paar, aber trotzdem funktioniert es. Sutter mag zwar egoistisch sein, aber er hat mit Aimee nur das Beste im Sinn und nimmt die Beziehung tatsächlich ernst. Doch der Höhepunkt des Films stellt Sutters und Aimees Besuch bei seinem Vater dar. Der Vater hatte ihre Ankündigung längst vergessen und lässt sie nach einem kurzen Barbesuch stundenlang vor seinem Motel warten, weil er sie einfach vergessen hatte. Sutter ist aufgewühlt, da seine Vorstellungen nicht mit der Realität zusammenpassen und damit erhält diese typische Lovestory ein dramatisches Gewicht.


"The Spectacular Now" mag jetzt nicht unbedingt der beste Liebesfilm ever sein, aber ich hatte durchaus meinen Spaß, was vor allem an den Hauptdarstellern Miles Teller und Shailene Woodley liegt - von denen wir in Zukunft mehr sehen werden.

Donnerstag, 15. Januar 2015

Mommy [2014]



"Mommy" ist die nunmehr fünfte Regiearbeit des frankokanadischen Wunderkindes Xavier Dolan. Ich hatte ihn mit "I killed my Mother" zwar schätzen gelernt, aber ein Fan war ich nicht - noch nicht, denn das sollte sich mit "Mommy" ändern.

Die Handlung an sich ist sehr einfach: Diane holt ihren schwer erziehbaren Sohn aus der Anstalt ab und muss sich nun an ein gemeinsames Leben mit ihm gewöhnen. Und Steve macht ihr das Leben alles andere als leicht: Er kann zwar ein gewinnendes und charmantes Auftreten haben, ist aber durch seine Hyperaktivität leicht reizbar und nicht einmal seine Mutter ist vor seinen gewalttätigen Wutausbrüchen sicher. Das ist eigentlich schon die Prämisse. Unglaublich, dass es Dolan geschafft hat, aus einer solchen negativen Handlung einen so wunderschönen Film zu zaubern.


Natürlich kann "Mommy" auch schrecklich sein. Ich verweise hier nur an die Szene, in der Steve wie verrückt seiner Mutter nachjagt und sich diese im Schrank einsperren muss, um vor ihm in Sicherheit zu sein. Oder die Szene in der Karaokebar, in der Steve Karaoke singt, ohne von seiner Mutter beachtet zu werden und er sich nichts sehnlicher wünscht. Diese Momente haben mich emotional sehr aufgewühlt, was aber eindeutig für den Film spricht. Andererseits gibt es auch die schönen Momente, in denen Steve mit dem Skateboard zu "Wonderwall" durch die Gegend fährt und sich seines Lebens freut oder einen schönen Abend mit seiner Mutter und deren besten Freundin verbringt. Man freut sich automatisch mit diesem eigentlich kaputten, unsympathischen Kerl mit, ob man es will oder nicht.


Erwähnenswert ist noch das ungewöhnliche Bildformat 1:1, also in quadratischer Form. Das vermeintlich eingeschränkte Blickfeld stört überhaupt nicht, viel eher ist es ein kleiner Augenöffner, wenn sich in wenigen Momenten das Bildformat auf das gewohnte Breitband ausdehnt. Die Schauspieler sind top und ihre Sprache kompromisslos, weshalb der Film ausschließlich im O-Ton mit Untertitel genossen werden sollte. Ich hatte jedenfalls sehr großen Gefallen an dem Film, der nicht unbedingt Spaß macht, aber so unglaublich gut ist, dass ich noch Wochen später daran denken musste. 


Dienstag, 13. Januar 2015

Blue Jasmine [2013]



Mit "Blue Jasmine" hat sich Woody Allen an den bekannten Film "Endstation Sehnsucht" herangewagt, der eine verblüffend ähnliche Handlung zu bieten hat. Nur ist "Blue Jasmine" schlimmer, schonungsloser. Schon Vivien Leigh als Blanche DuBois war im Grunde verrückt und hatte nur noch Illusionen eines noblen Lebens, aber Cate Blanchetts Jasmine treibt es auf die Spitze. Die Frau lebt in einer Traumwelt und gibt sich nach wie vor als High-Society-Lady, obwohl sie tiefer gerutscht ist als ihre kellnernde Schwester. Sie umgibt sich mit Lügen, belügt sich selbst, alle. Warum sie das macht? Sie kam nie über den Schock hinweg, dass ihr reicher Gatte jahrelang Affären hatte und sie es als letzte erfahren musste. Hinzu kommen die laufenden Streitereien mit Gingers Brutalo-Freund Chili, von deren Art Jasmine abgeschreckt ist, die Abneigung aber auf Gegenseitigkeit beruht. Auch das erinnert an "Endstation Sehnsucht", als Blanche und Stanley wiederholt aneinander gerieten. 

Aber der eigentliche Grund, sich den Film anzusehen, ist Cate Blanchett. Ihre Darstellung ist großartig und wurde zu Recht mit dem Golden Globe und dem Oscar ausgezeichnet. Jasmine ist einsam, desillusioniert und fast schon verrückt; spricht mit fremden Leuten auf der Straße, die sie verwirrt anstarren. So endet der Film auch: Jasmine sitzt im zerknitterten Kleid auf einer Bank und redet vor sich hin. Was bei "Forrest Gump" noch Charme hatte, wirkt hier wie ein Albtraum. Jasmine redet zum wiederholten Male über einen bestimmten Abend, an dem sie einen bestimmten Song gespielt haben - und die Menschen suchen abgeschreckt das Weite. Nein, "Blue Jasmine" macht wirklich keinen Spaß, bietet aber eine Frau, deren sozialen Abstieg man hautnah miterleben kann.

Samstag, 10. Januar 2015

Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere [2014]


Über die Sinnlosigkeit, ein dünnes Kinderbuch in einen epischen Dreiteiler umzusetzen, habe ich mich schon genug ausgelassen. In diesem Eintrag möchte ich gerne über den langersehnten Abschluss der Trilogie schreiben - nicht weil ich mich so darauf gefreut habe, sondern weil es dann endlich mit dieser übermolkenen Cash Cow vorbei ist.

Ehrlich gesagt gibt es zu "Die Schlacht der fünf Heere" gar nicht so viel zu sagen. Smaug, der im zweiten Teil ja ziemlich aufgeblasen wurde, wird nach fünfzehn Minuten Laufzeit von Bard abgeschossen und die Menschen aus Seestadt fliehen zu den Zwergen, um mit der versprochenen Belohnung eine neue Stadt aufzubauen. Thorin jedoch hat sich verändert. Er denkt nur noch daran, den Arkenstein zu finden (den ja Bilbo heimlich eingesteckt hat) und versinkt immer mehr in Dunkelheit. Thranduil kommt Bard zu Hilfe und gemeinsam versuchen sie, die Zwerge aus ihrem Versteck zu locken, wo sie sich auf Thorins Anweisung hin verbarrikatiert haben. Zur selben Zeit trifft jedoch auch die Armee von Azog ein, und die Schlacht der fünf Heere beginnt. 

Die Schlacht an sich ist überraschend kurzweilig, vermutlich weil Peter Jackson immer noch ein Händchen für Kampfszenen hat. Das öde Geplänkel vor dem Kampf hätte er sich jedoch sparen können. Weil er ja seine vorgegebenen 180 Minuten füllen musste konzentriert er sich leider viel zu sehr auf Nebensächlichkeiten, wie etwa Thorins wachsender Wahn, Bards Probleme mit seinen Untergebenen oder vor allem der völlig unnötige Kampf in Dol Guldur, wo sich Galadriel, Saruman, Radagast und Elrond noch mal die Ehre geben. Das ist reiner Fanservice und hat in "Der Hobbit" nichts zu suchen. Radagast, Saruman und Galadriel kommen im Buch gar nicht vor, und Elrond begrüßt die Zwerge nur in Bruchtal, dann verschwindet er für immer aus der Geschichte. Das ist in meinen Augen billige Anbiederung an die Herr-der-Ringe-Fans, damit diese auch freundlich gestimmt sind. Funktioniert nur nicht bei jedem. 

Aber genug Gemecker. Die Kampfszenen können sich wirklich sehen lassen, auch wenn wie im Vorgänger viel zu offensichtlich ist, dass hier der Rechner am Werk war. Allgemein bietet der dritte Teil wesentlich mehr Action als die Vorgänger, die meistens träge vor sich hin plätscherten. Und als Bilbo wegen Thorins Tod in Tränen ausbricht, musste auch ich schlucken. Zusammenfassend muss ich sagen: "Die Schlacht der fünf Heere" ist gutes Popcornkino, den man sich einmal anschauen kann, aber schon bald danach wieder vergessen hat. Aber wenigstens bietet er für drei Stunden gute Unterhaltung.

Whiplash [2014]


Im Vorfeld hatte ich überhaupt keine Erwartungen, aber meine Güte, was hat mich der Film weggeballert. Tut mir leid für diesen unprofessionellen Ausdruck, aber mir fällt kein besseres Wort dafür ein. Sagen wir es so: Ich habe selten so eine körperliche Anstrengung bei der Sichtung eines Filmes erlebt wie bei "Whiplash". Als es vorbei war, war ich so verschwitzt, als hätte wäre ich gerade 100 Meter gelaufen (ich bin nicht sehr sportlich). 

Das ungewöhnliche Setting in einem Jazz-Ensemble war im ersten Moment etwas abschreckend. Aber sobald man sieht, mit welcher Leidenschaft die Hauptfigur Andrew spielt und wie weit er geht, um die Anerkennung seines manipulativen Mentors Mr. Fletcher zu erhalten, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten. Man fiebert mit Andrew mit; zittert, wenn Fletcher wieder mal unzufrieden ist und freut sich für jede kleine Anerkennung. Er treibt den 19-jährigen sogar so weit, dass Andrew nach einem Autounfall mit gebrochener Hand auf die Bühne geht und trotzdem spielt, bis ihm die Finger bluten und er Rotz und Wasser schwitzt. Natürlich ist "Whiplash" nicht anders als viele Sportlerfilme, nur eben im Musikbusiness: Er gibt nicht auf und trainiert solange, bis er sein Ziel erreicht.

Ein wichtiges Element ist natürlich die Musik. Ich als Laie der Jazzmusik war überrascht, wie schön die Musik eigentlich klingt. Und wie hart die Arbeit ist, die dahintersteckt. Natürlich ist ein Konservatorium noch lange nicht mit einer Jazzband auf Hobbybasis zu vergleichen, aber die Faszination an der Musik bleibt dieselbe. Der letzte Auftritt bildet natürlich den großen Höhepunkt des Films. Nachdem Andrew wieder mal von Fletcher gedemütigt wurde, beschließt er jedoch, sein ganzes Können zu zeigen. Er schafft es nicht nur, das Orchester nach seiner Pfeife tanzen zu lassen, sondern legt auch ein fast zehnminütiges Drumsolo hin, das in seiner Intensität nicht übertroffen werden kann. Am Ende ein zustimmendes Nicken von Fletcher, und aus. 

J.K. Simmons spielt den sadistischen Fletcher und wurde dafür mit einem Golden Globe ausgezeichnet. Sehr zu Recht, denn wenn er beginnt, Andrew anzuschreien oder Sachen nach ihm zu werfen, möchte man ihm am liebsten hassen. Aber auch Miles Teller, der Andrew verkörpert, sollte nicht ungenannt bleiben. Natürlich hat er noch einen langen Weg vor sich, aber in "Whiplash" hat er doch gezeigt, dass er mehr kann, als gelangweit auszusehen. Das Jahr 2015 hat für "Whiplash" äußerst erfolgreich begonnen, doch ob er bei den Academy Awards abstauben kann, wird sich erst zeigen. Ich würde es ihm von ganzen Herzen gönnen.

Exodus: Götter und Könige [2014]


Die Handlung von "Exodus: Götter und Könige" dürfte bekannt sein und wir von mir genauer behandelt. Aber auf jeden Fall ist sie gerade zu perfekt für eine Hollywoodumsetzung epischen Ausmaßes. Leider muss ich sagen, dass der Film 50 Jahre zu spät kommt, denn etwas weniger CGI und mehr echte Kulissen hätten dem Film gut getan. Doch spätestens bei den Plagen, die Gott über die Ägypter wüten lässt, lohnt sich der große technische Aufwand. Zahllose Frösche, Fliegen und Heuschrecken hüpfen/fliegen durch's Bild, das Wasser färbt sich rot und die Fische schwimmen tot im Wasser herum. Das sieht mächtig imposant aus und man vergisst ganz kurz, dass diese Bilder aus dem Rechner kommen. 


Doch der restliche Film ist genau so, wie man es sich vorstellt. Ein Sandalenfilm, der mehr mit seiner Epicness zu überzeugen weiß und die Schauspieler außen vor lässt. Diese spielen ihre Rolle höhepunktsfrei herunter. Nicht einmal Christian Bale, einer der größten Method Actor unserer Zeit, sticht heraus. Andererseits erwartet dies niemand von einer Bibelverfilmung. Der springende Punkt ist doch, Moses Geschichte möglichst imposant rüberzubringen, und das ist dem Film auch gelungen. Leider auch sehr sang- und klanglos, sodass man den Film schon am nächsten Tag wieder vergessen hat. 

Freitag, 2. Januar 2015

Die Entdeckung der Unendlichkeit [2014]


"Die Entdeckung der Unendlichkeit" befasst sich mit dem Leben des Physikers Stephen Hawking, der nicht nur durch seine Theorien über Schwarze Löcher Berühmtheit erlangte, sondern tragischerweise auch durch seine Krankheit, die ihn seit fünfzig Jahren in den Rollstuhl zwingt. Der Film beschreibt in erster Linie die Beziehung zwischen ihm und seiner ersten Frau Jane, die ihn dreißig Jahre lang begleitete und den langsamen Verfall von Hawkings Körper.

Das mit Abstand Beste an diesem Film ist Eddie Redmaynes Darstellung des gelähmten Stephen Hawking. An ihm sehen wir, dass Stephen auch nur ein Mensch ist und sich trotz der schrecklichen Krankheit seinen Humor behüten konnte. Man geht mit ihm den Leidensweg und ist dabei, als langsam Lähmungserscheinungen auftreten, als er das erste Mal einen Stock benötigt, und schließlich als er die Fähigkeit zu Sprechen für immer verliert. Dieses große übermächtige Genie wird zu einem Menschen mit Träumen und Hoffnungen. Und das kann der Film hervorragend transportieren. Immer an seiner Seite ist seine Frau Jane, die ihn aus Liebe heiratet, nachdem ihm von den Ärzten nur noch zwei Jahre zu leben prophezeit werden. Doch es werden fünfzig Jahre daraus, in der sie Stephen betreut, seine Arbeiten niederschreibt, Kinder erzieht und ihre eigenen Studien betreibt.

Leider gelingt es dem Film nur leidlich, all diese Elemente gekonnt zu verbinden. Denn leider schaffte es der Film nur selten, mich wirklich zu berühren. Die Darsteller sind wirklich super, aber leider hatte der Film einige Durchhänger, die man hätte umgehen können. Das ist schade, denn dadurch, dass die Handlung eben nicht sehr viel hergibt, bleibt ein ziemlich fahler Nachgeschmack und das Gefühl, dass es ein besserer Film hätte sein können.