Samstag, 10. Januar 2015

Whiplash [2014]


Im Vorfeld hatte ich überhaupt keine Erwartungen, aber meine Güte, was hat mich der Film weggeballert. Tut mir leid für diesen unprofessionellen Ausdruck, aber mir fällt kein besseres Wort dafür ein. Sagen wir es so: Ich habe selten so eine körperliche Anstrengung bei der Sichtung eines Filmes erlebt wie bei "Whiplash". Als es vorbei war, war ich so verschwitzt, als hätte wäre ich gerade 100 Meter gelaufen (ich bin nicht sehr sportlich). 

Das ungewöhnliche Setting in einem Jazz-Ensemble war im ersten Moment etwas abschreckend. Aber sobald man sieht, mit welcher Leidenschaft die Hauptfigur Andrew spielt und wie weit er geht, um die Anerkennung seines manipulativen Mentors Mr. Fletcher zu erhalten, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten. Man fiebert mit Andrew mit; zittert, wenn Fletcher wieder mal unzufrieden ist und freut sich für jede kleine Anerkennung. Er treibt den 19-jährigen sogar so weit, dass Andrew nach einem Autounfall mit gebrochener Hand auf die Bühne geht und trotzdem spielt, bis ihm die Finger bluten und er Rotz und Wasser schwitzt. Natürlich ist "Whiplash" nicht anders als viele Sportlerfilme, nur eben im Musikbusiness: Er gibt nicht auf und trainiert solange, bis er sein Ziel erreicht.

Ein wichtiges Element ist natürlich die Musik. Ich als Laie der Jazzmusik war überrascht, wie schön die Musik eigentlich klingt. Und wie hart die Arbeit ist, die dahintersteckt. Natürlich ist ein Konservatorium noch lange nicht mit einer Jazzband auf Hobbybasis zu vergleichen, aber die Faszination an der Musik bleibt dieselbe. Der letzte Auftritt bildet natürlich den großen Höhepunkt des Films. Nachdem Andrew wieder mal von Fletcher gedemütigt wurde, beschließt er jedoch, sein ganzes Können zu zeigen. Er schafft es nicht nur, das Orchester nach seiner Pfeife tanzen zu lassen, sondern legt auch ein fast zehnminütiges Drumsolo hin, das in seiner Intensität nicht übertroffen werden kann. Am Ende ein zustimmendes Nicken von Fletcher, und aus. 

J.K. Simmons spielt den sadistischen Fletcher und wurde dafür mit einem Golden Globe ausgezeichnet. Sehr zu Recht, denn wenn er beginnt, Andrew anzuschreien oder Sachen nach ihm zu werfen, möchte man ihm am liebsten hassen. Aber auch Miles Teller, der Andrew verkörpert, sollte nicht ungenannt bleiben. Natürlich hat er noch einen langen Weg vor sich, aber in "Whiplash" hat er doch gezeigt, dass er mehr kann, als gelangweit auszusehen. Das Jahr 2015 hat für "Whiplash" äußerst erfolgreich begonnen, doch ob er bei den Academy Awards abstauben kann, wird sich erst zeigen. Ich würde es ihm von ganzen Herzen gönnen.