Dienstag, 13. Januar 2015

Blue Jasmine [2013]



Mit "Blue Jasmine" hat sich Woody Allen an den bekannten Film "Endstation Sehnsucht" herangewagt, der eine verblüffend ähnliche Handlung zu bieten hat. Nur ist "Blue Jasmine" schlimmer, schonungsloser. Schon Vivien Leigh als Blanche DuBois war im Grunde verrückt und hatte nur noch Illusionen eines noblen Lebens, aber Cate Blanchetts Jasmine treibt es auf die Spitze. Die Frau lebt in einer Traumwelt und gibt sich nach wie vor als High-Society-Lady, obwohl sie tiefer gerutscht ist als ihre kellnernde Schwester. Sie umgibt sich mit Lügen, belügt sich selbst, alle. Warum sie das macht? Sie kam nie über den Schock hinweg, dass ihr reicher Gatte jahrelang Affären hatte und sie es als letzte erfahren musste. Hinzu kommen die laufenden Streitereien mit Gingers Brutalo-Freund Chili, von deren Art Jasmine abgeschreckt ist, die Abneigung aber auf Gegenseitigkeit beruht. Auch das erinnert an "Endstation Sehnsucht", als Blanche und Stanley wiederholt aneinander gerieten. 

Aber der eigentliche Grund, sich den Film anzusehen, ist Cate Blanchett. Ihre Darstellung ist großartig und wurde zu Recht mit dem Golden Globe und dem Oscar ausgezeichnet. Jasmine ist einsam, desillusioniert und fast schon verrückt; spricht mit fremden Leuten auf der Straße, die sie verwirrt anstarren. So endet der Film auch: Jasmine sitzt im zerknitterten Kleid auf einer Bank und redet vor sich hin. Was bei "Forrest Gump" noch Charme hatte, wirkt hier wie ein Albtraum. Jasmine redet zum wiederholten Male über einen bestimmten Abend, an dem sie einen bestimmten Song gespielt haben - und die Menschen suchen abgeschreckt das Weite. Nein, "Blue Jasmine" macht wirklich keinen Spaß, bietet aber eine Frau, deren sozialen Abstieg man hautnah miterleben kann.