Freitag, 20. Februar 2015

Baymax - Riesiges Robuwabohu [2014]



"Baymax" nennt sich der neueste Animationsfilm aus der Disneyschmiede und basiert lose auf Marvels Comic-Reihe "Big Hero 6". Dass Disney nun gemeinsame Sache mit Marvel zu machen scheint und den Markt nun noch mehr mit Superhelden zu überschwemmen droht, macht mir angesichts dem Ergebnis aber nur wenig aus. Denn: "Baymax" ist der beste Disneyfilm seit "Rapunzel" und hat den Oscar für den besten Animationsfilm verdient, hätte er nicht in Form von "Drachenzähmen leicht gemacht 2" und "Die Legende der Prinzessin Kaguya" zwei ernstzunehmende Konkurrenten.

Die Geschichte um den 14-jährigen Hiro und dem Gesundheitsbegleiter Baymax, die von Freunden unterstützt einen Schurken das Handwerk legen wollen, ist einfach nur knuffig und macht Spaß. Teilweise wirkt das Superheldenszenario etwas aufgesetzt, ist aber so liebevoll umgesetzt worden, dass man gerne über Marvels Einfluss hinwegsieht. Baymax ist der wohl knuffigste animierte Charakter seit... ja, seit immer eigentlich. Als Gesundheitsbegleiter achtet er sehr auf das physische und psychische Wohlergehen seines Schützlings und tut dies mit einer loyalen Naivität, die einfach nur süß ist. Weiters bietet der Film zahlreiche Gags, die schon "Rapunzel" und "Die Eiskönigin" so sehenswert gemacht haben. Ich fühlte mich von Anfang bis Ende gut unterhalten und musste auch das eine oder andere Tränchen verdrücken. Großes Lob auch an den Soundtrack, der ist hier wieder sehr gut ausgefallen.

Herz aus Stahl [2014]



"Herz aus Stahl" ist ein weiterer Film über den zweiten Weltkrieg. Der macht zwar nichts neu, weiß aber trotzdem ganz gut zu unterhalten. Brad Pitt spielt den erfahrenen Sergeant der das Kommando über einen Panzer nebst vierköpfiger Crew hat. Da vor kurzem ein Crewmitglied gestorben ist, muss Greenhorn Norman (Logan Lerman) einspringen und muss innerhalb von wenigen Tagen erwachsen werden, um angesichts dem brutalen Chaos im Deutschland 1945 nicht völlig verrückt zu werden. Und das ist es, was mich am Film einigermaßen faszinieren konnte; dass man die Schrecken des Krieges anhand von diesem unbedarften, schüchternen Jungen kennenlernt, der daran zu zerbrechen droht. 

Die restliche Crew macht es Norman nicht gerade leichter. Alle sind sie Veteranen, die der Krieg zu abgestumpften Monstern gemacht hat. Jon Bernthal spielt nochmal die selbe Rolle wie in "The Walking Dead" und lässt das Oberarschloch raushängen, Michael Peña als der Quotenmexikaner steht ihm um nichts nach. Nur Shia LaBeouf bleibt ungewöhnlich still und noch dazu erschreckend blass - schade. Brad Pitt versteht sich als Normans Mentor, indem er ihn zwar die Schrecken des Krieges zeigt indem er ihn zwingt, einen deutschen Soldaten zu erschießen. Jedoch ist er auch gut zu ihm, was Norman ihm mit Loyalität zurückzahlt. 


Was soll ich sagen, im Grunde ist "Herz aus Stahl" wie jeder andere Kriegsfilm und erfindet das Rad nicht neu. Jedoch empfand ich Logan Lerman im Gegensatz zu den meisten nicht als lästig, sondern als wichtig für die Narration und Identifikation mit den Figuren. Er ist das Tor zum Zuschauer, denn jeder von uns würde in seiner Lage genauso handeln. Aber trotzdem konnte ich mich nicht so recht mit dem Film anfreunden.  

Prince Avalanche [2013]



Alvin und Lance (gespielt von Paul Rudd und Emile Hirsch) verbringen ihre tägliche Arbeit damit, in einer vor kurzen durch einen verheerenden Waldbrand zerstörten, gottverlassenen Gegend Striche auf der Straße zu ziehen und Pfosten in den Boden zu hämmern. Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein; während Alvin die Einsamkeit genießt, vermisst der einfältige Lance das Großstadtleben und die Frauen. Auch so kommen die beiden aufgrund ihres unterschiedlichen Charakters nicht sehr gut miteinander aus und Alvin erträgt Lance nur, weil er sein Schwager ist und seiner Frau einen Gefallen tun wollte. Doch erst ein folgenschwerer Brief seiner Frau schweißt die beiden zusammen.

"Prince Avalanche" ist einer dieser kleinen Perlen, die man nicht auf dem Bildschirm hatte und über die man eher zufällig stolpert. Er mag jetzt zwar keine weltbewegende Story haben und ist eher spannungsarm, aber trotzdem konnte er mich verzaubern. Die Charaktere, der kleine aber feine Soundtrack, Schicksalsschläge und schließlich die besten Freunde, die betrunken über die Straße torkeln und wilde Schlangenlinien anstatt akkurate Striche malen. Auch den einfältigen Lance, der einen im ersten Teil des Films mit seinem sexistischen Gelaber auf die Nerven geht, lernt man in der zweite Hälfte kennen und lieben. Irgendwie ist es schwer, meine Affinität für "Prince Avalanche" in Worte zu fassen. Vielleicht weil es für Filme dieser Art keine passenden Worte gibt. Man muss sie einfach nur wirken lassen.

Donnerstag, 19. Februar 2015

My Blueberry Nights [2007]



Elizabeth (Norah Jones) hat sich gerade von ihrem Freund getrennt und lernt in einem New Yorker Café den Briten Jeremy (sympathisch: Jude Law) kennen. Die beiden sind sich von Anfang an sympathisch, jedoch trennen sich ihre Wege wieder als Elizabeth beginnt, durch die USA zu reisen. Die beiden halten Briefkontakt, doch da Elizabeth nie preisgibt, wo sie sich befindet, kann er keinen telefonischen Kontakt zu ihr aufnehmen. Auf ihren Reisen lernt Elizabeth faszinierende Personen kennen; etwa die extrovertierte Spielerin Leslie (genial: Natalie Portman), den depressiven Polizisten Arnie und dessen Exfrau und Femme Fatale Sue Lynne (ebenfalls sehr gut: Rachel Weisz). Nach mehreren Umwegen kehrt sie jedoch zu Jeremy in sein Café zurück.

Man wird es schon an dem Text oberhalb merken: 1. "My Blueberry Nights" besitzt keine außergewöhnliche Handlung, schon gar keine, die sich gut auf Papier macht, und 2. ist er leider total langweilig. Ich hab es wirklich versucht und einige Handlungsstränge konnten mich durchaus fesseln. Jedoch war der Film als Gesamtpaket alles andere als gut. Lediglich die Schauspieler waren eigentlich durch die Bank sehr gut besetzt. Portman ist genial wie immer, Weisz dramatisch-gut, David Strathairn will man am liebsten umarmen und Jude Law ist sympathisch wie immer. Die bekannte Sängerin Norah Jones versuchte sich hier mal in nem Film und das sogar ziemlich solide, nur kann sie mit ihren Kollegen natürlich nicht Schritt halten. Abgesehen davon war "My Blueberry Nights" für mich persönlich ein Fehlgriff.

Herzensbrecher [2010]



Xavier Dolan drehte seinen zweiten Spielfilm "Herzensbrecher" nach eigenen Angaben nur, um über das genügende Kapital für seinen dritten und weitaus ambitionierteren Film "Laurence Anyways" zu verfügen. Dementsprechend belanglos kommt der Film auch daher. Die (eigentlich) besten Freunde Marie und Francis verlieben sich beide in den Freigeist Nico. Während die beiden ständig um seine Zuneigung und Aufmerksamkeit buhlen, scheint dieser das ganze gar nicht so ernst zu nehmen und nimmt ihre Annäherungsversuche nur als Freundschaft wahr. Die Freundschaft zwischen Francis und Marie wird dadurch natürlich in Mitleidenschaft gezogen. 


Das war's im Grunde eigentlich. Aber Dolan wäre nicht Dolan, würde er es nicht so gut verstehen, seine Bilder gekonnt mit poppigem Soundtrack zu kombinieren. Die meistens in Slow Motion gehaltenen Sequenzen verbindet er mit mehr oder weniger bekannten Popsongs mit Ohrwurmgarantie. Und dabei kommen so gute Szenen raus, dass ich nur zu gerne den eigentlichen Film vergesse und in den tollen Musiksequenzen versinke (was übrigens bereits in "Laurence Anyways" der Fall war). Der restliche Film mag zwar unterhalten, bleibt aber dennoch zu blass, um den Zuschauer irgendwie zu fesseln. Die Figuren scheinen einem Hochglanzmagazin entsprungen, was zwar unglaublich gut aussieht, aber trotzdem mehr wie ein Werbespot wirkt. Nico entpuppt sich am Ende als Schall und Rauch, als er sehr auf ihre Liebeserklärungen sehr unprofessionell reagiert. Dasselbe Gefühl bleibt auch beim Zuschauer zurück, zumindest bei mir. Ganz nett, kann man als Dolan-Liebhaber mal gesehen haben.

Mittwoch, 4. Februar 2015

The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben [2014]



Ich habe mir vor einiger Zeit ein GEO-Epoche-Magazin mit dem Thema Spionage gekauft und habe die Geschichte um Alan Turing und seinem Team begeistert verschlungen. Das, was sie geleistet haben, war technisch gesehen beachtlich und für den Sieg der Alliierten über Nazideutschland maßgeblich. Doch schon alleine mit dem Wissen aus den paar Seiten ist mir recht schnell klar geworden, dass sich "The Imitation Game" nicht zu hundert Prozent an die historische Vorlage hält. Beispielsweise bekamen die Deutschen mitten in der Arbeit Wind und fügten eine neue Rolle hinzu, weshalb Turings Maschine unbrauchbar wurde und sie über ein Jahr lang keine Funksprüche decodieren konnten. Weiters ist die Tatsache, dass sie absichtlich eine Schlacht geschehen ließen, um nicht enttarnt zu werden, Humbug. Aber hey, der Film will ja nicht die Geschichte nachstellen sondern nur mit einem Haufen Oscars überschüttet werden. Ob das meiner Meinung nach gelingen wird, wird sich noch zeigen.


Benedict Cumberbatchs Alan Turing ist ähnlich wie Sherlock Holmes, nur bei weitem nicht so arrogant und viel schüchterner. Ob Turing wirklich so ein Sonderling war oder ob das nur im Film so dargestellt wird, weiß ich leider nicht. Seine Homosexualität wurde im Film auch nicht so offen dargestellt, wie ich es mir gewünscht habe. Diese wird nur am Rande behandelt, eine homosexuelle Handlung von Cumberbatch sieht man zu keiner Zeit des Films. Er spricht mit Männern, ja, aber das war's auch wieder. Ansonsten keine Anzeichen seiner sexuellen Neigungen. Als Crowdpleaser hat sich "The Imitation Game" scheinbar nicht getraut, Zeichen zu setzen und Homosexualität als etwas Natürliches darzustellen, das eben im zweiten Weltkrieg als Strafe und Krankheit angesehen wurde. Keira Knightley als weiblicher Counterpart zu Cumberbatch wird zwar als starke Frauenrolle dargestellt, dabei bleibt es aber auch. Sie hat eine so kleine Rolle, dass ihre Nominierung bei den Oscars eine Frechheit ist. 


Aber der Film hat auch seine großen Momente. Die Geschichte - sofern man nichts darüber gelesen hat - ist spannend und emotional. Cumberbatch packt alles aus und liefert eine 1A-Performance ab, die wohl zu sehr nach den Vorlieben der Academy gerichtet ist. Im Grunde ein harmloser Film, der die alliierten Mächte glorifiziert, Nazideutschland verteufelt und die Homosexualität der Hauptfigur gleichzeitig präsentiert und unter den Teppich kehrt. Jedenfalls kann man nichts falsch machen, man wird sehr gut unterhalten und das ist die Hauptsache.

Montag, 2. Februar 2015

Laurence Anyways [2012]



Der Film begleitet die Hauptfigur Laurence bei seiner Metamorphose von einem 35-jährigen Mann in eine Frau und thematisiert die Komplikationen, die mit dieser lebensverändernden Entscheidung zusammenhängen. Seine Freundin Fred fällt natürlich aus allen Wolken, beschließt aber nach einer Weile, Laurence durch die schwierige Zeit zu helfen. Laurence erfährt Anfeindung und Abgrenzung, findet aber auch Gleichgesinnte, die ihn unterstützen. 


Und das zu verfolgen kann so schön sein, denn Dolan versteht es, diese Geschichte mit so schönen Songs und Bildern zu verpacken, dass man teilweise mit offenem Mund vor dem Bildschirm sitzt. Seine Bildsprache ist einmalig, denn die Symbiose zwischen wunderbaren Bildern und den hier frisch wirkenden Synthie-Pop-Songs aus den 80ern ist perfekt. Von manchen Szenen möchte man sich am liebsten einen Screenshot machen und an die Wand hängen. Und die Darsteller sind ebenfalls eine Wucht, besonders Suzanne Clément als Dolans Stammschauspielerin spielt herausragend. 


Jedoch konnte ich mit Laurence nicht so mitfiebern wie ich es mir aufgrund der hervorragenden Kritiken erhofft hatte, weshalb er in Dolans 
Œu­v­re noch hinter "Mommy" liegt. Aber ich schätze Dolans Mut für ungewöhnliche Themen, mit denen sich kein anderer Regisseur auseinandersetzen möchte.

Zwielicht [1996]



"Zwielicht" gehört zu der Sorte Film, die schon lange in Vergessenheit geraten wäre, hätte nicht ein überragender Schauspieler mit seiner Leistung geglänzt. Davon gibt es einige. "Der Duft der Frauen" zum Beispiel wäre ohne Al Pacino nie so berührend gewesen, wie er es eben ist. Und "Zwielicht" gehört auch dazu - denn nach Richard Geres Gerichtsthriller kräht heute kein Hahn mehr. Edward Norton ist demzufolge der einzige Grund, sich den Film überhaupt anzusehen. 

Der Ministrant Aaron Stapler wird des brutalen Mordes am Erzbischof von Chicago beschuldigt, nachdem er blutverschmiert vom Tatort geflohen ist. Der Strafverteidiger Martin Vail übernimmt den Fall, weil er sich einen kurzen Prozess und Publicity erhofft, muss jedoch feststellen, dass Aaron unmöglich der Mörder gewesen sein kann. Aaron besitzt keinerlei Selbstbewusstsein, ist schüchtern und stottert. Er erzählt von einer dritten Person, die er vom Tatort fliehen gesehen hatte. Martys Strategie baut auf diese geheimnisvolle Person auf, muss aber nach einiger Zeit feststellen, dass Aaron eine gespaltene Persönlichkeit besitzt. Wann immer er sich bedrängt fühlt kommt Roy zum Vorschein, der selbstbewusst und aggressiv ist. Wie die Gerichtsverhandlung ausgeht ist eigentlich wumpe, für mich war Edward Norton der uneingeschränkte Mittelpunkt, gegen den niemand ankommen konnte. Norton spielt die beiden grundsätzlichen Charaktere so überzeugend, dass man ihm am liebsten einen Oscar in die Hand drücken würde (für eine Nominierung hat es immerhin gereicht) - in seiner ersten Rolle, wohlgemerkt. 

Fazit: "Zwielicht" glänzt vor allem durch einen hervorragenden Edward Norton und lässt sich glücklicherweise nicht auf seinen Twist am Ende reduzieren - ich kannte das Ende bereits vorher und war trotzdem geflasht. Sehr zu empfehlen.