Montag, 2. Dezember 2013

Zelig [1983]

.
Mit "Zelig" drehte Woody Allen eine Mockumentary, die gepaart mit aufwendigen Aufnahmen, in denen Allen in alte Videos hineingeschnitten wurde, und einer ungewöhnlichen Handlung einer seiner besten Filme darstellt. Die Hauptperson, Leonard Zelig, ist nämlich ein ungewöhnlicher Zeitgenosse, der schon bald die Aufmerksamkeit einiger Psychologen und schließlich von ganz Amerika erweckt. Er hat sich nämlich die Fähigkeit angeeignet, sich wie ein Chamäleon den Menschen in seiner Umgebung anzupassen. Will heißen, neben einem fettleibigen Menschen wird er plötzlich auch dick, neben Afroamerikanern bekommt er eine dunkle Haut und neben einem Chinesen besitzt er plötzlich Schlitzaugen. Aber auch seine Art zu kommunizieren verändert sich. In Gesellschaft von Ärzten oder Psychologen beginnt er zu fachsimpeln, als wenn er mit der Materie vertraut wäre.

Diese ungewöhnliche Gabe führt dazu, dass er durch die Medien zu einer Berühmtheit wird. Über ihn gibt es Dokumentationen, Filme, Songs. Während die Figur Leonard Zelig so mehr zu mehr zu einer Kunstfigur wird, bemüht sich die Psychologin Dr. Eudora Fletcher als einzige Person darum, Zelig von seinem ungewöhnlichen Schutzmechanismus zu heilen. Sie betreut sich und verliebt sich auch in ihn, doch als sich plötzlich Frauen melden, die Leonard während einer seiner Chamäleon-Phasen geheiratet haben soll, muss er für den Schaden aufkommen, auch wenn er sich nicht daran erinnern kann, jemanden geheiratet zu haben. Das Phänomen Leonard Zelig verblasst mit den Jahren und in den 80ern erinnert sich nur diese "Dokumentation" an diesen außergewöhnlichen Menschen.
.
Der größte Schlüssel zum Erfolg für "Zelig" war neben der interessanten Idee vor allem die exzellente Ausführung. Bekannte Gelehrte wie etwa Susan Sontag oder Bruno Bettelheim reden in Interviews über diesen faszinierenden Menschen, als hätte es ihn wirklich gegeben. Mae Questel gibt das Lied "Chameleon Days" zum Besten, das eine Hommage an Zelig darstellt und für mich so überzeugend wie ein Lied aus den 20ern klang, als wäre es wirklich in jener Periode entstanden. Aber der letzte Schritt zum erschreckenden Realismus der Mockumentary war für mich der, als Zelig plötzlich in alten Videos neben Charles Chaplin oder Josephine Baker auftaucht. Was mich schon in "Forrest Gump" begeistern konnte, war in Wirklichkeit schon ein alter Hut und bereits in "Zelig" angewandt worden. Der unumstrittene Höhepunkt des Filmes ist wohl, als Leonard Zelig nach Berlin geht, sich den dort aufstrebenden Nazis anschließt und am Ende Hitlers Rede stört. Wirklich verblüffend, wenn ich den Film nicht kennen würde, hätte ich vermutet, dass das Video echt ist!
.
Fazit: Mit "Zelig" präsentiert Woody Allen die gleichzeitig faszinierende, aber auch tragische Geschichte des Leonard Zelig, dem wandelnden Chamäleon, der von den Menschenmassen so geliebt und gehasst wurde.