Montag, 2. Dezember 2013

The Day of the Doctor [50 Jahre Doctor Who]


"Doctor Who" ist ein Koloss, ein Dauerbrenner, der große Star unter den Geheimtipps von der Insel. In fast 800 Episoden in nunmehr 33 Staffeln kämpft der Doktor, ein Zeitreisender Time Lord vom Planeten Gallifrey, gegen das Böse und rettet ganze Zivilisationen und Universen. Elf Schauspieler durften den Doktor in diesen fünfzig Jahren verkörpern, Peter Capaldi als Nummer zwölf wird in der kommenden Staffel zeigen, wie gut er es versteht, ein 900 Jahre altes Alien zu spielen und ihm seinen ganz persönlichen Stempel aufzudrücken.
Fünfzig Jahre Doctor Who - eigentlich der perfekte Grund für ein Jubiläum. Dies gibt den Machern der Serie wieder einmal die Gelegenheit, alle Geschütze aufzufahren, in die CGI Effekte mehr Geld zu investieren und ein phänomenales Drehbuch zu verfilmen, das die Anhängerschaft noch jahrelang in Atem halten wird.
Eigentlich.
Denn leider ist "The Day of the Doctor" alles andere als ein würdiges Jubiläum für diese auf der ganzen Welt so geliebten Serie. Finde ich zumindest, denn natürlich gibt es auch positives Echo, das ich jedoch nur teilweise nachvollziehen kann. Es heißt, das Special sprühe nur so vor Ideen und Spannung und böte mit seinen drei Doktoren und einer Menge Timey Wimey eine geradezu perfekte Story für fünfzig Jahre Doctor Who. Ich persönlich sehe das anders, aber davon nachher mehr.
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In "The Day of the Doctor" treffen drei Doktoren aus verschiedenen Zeitlinien aufeinander. John Hurt spielt den "War Doctor", eine komplett neu erfundene Inkarnation des Doktors, der in die Zeit zwischen dem Doctor Who Film und dem Reboot der Serie 2005 einzuordnen ist, also quasi als Vorgänger von Ecclestones neuntem Doktor zu verstehen ist. David Tennant gibt ein weiteres Mal den zehnten Doktor, der gemeinhin als beliebteste Inkarnation gilt, und diese Meinung teile ich ebenso. Dieser befindet sich gerade in England im 16. Jahrhundert und bandelt mit Königin Elizabeth I an, als er feststellen muss, dass sich die "Zygons" (Aliens, die ihre Gestalt ändern können) das Aussehen der Königin angeeignet haben und so für Verwirrung stiften.
In der Gegenwart erhält der elfte Doktor (Matt Smith) einen Notruf von UNIT, da ein Gemälde der Time Lords aufgetaucht ist und Silhouetten, die vorher auf dem Gemälde zu sehen waren, plötzlich verschwunden sind. Die drei Doktoren werden zusammengeführt und die Macher versuchten gar nicht erst, die Handlung als großen Aufhänger zu präsentieren. Den Mittelpunkt stellt ganz klar die Interaktion zwischen den drei Doktoren dar. Der War Doctor, ein älterer, ruppiger Mann, kann es kaum glauben, dass seine nachfolgenden Inkarnationen teilweise so kindisch sind und auch die Nachwirkungen des Time Wars verdrängt haben, während für ihn die schmerzhaften Erinnerungen noch so frisch sind, da er kurz davor beschlossen hatte, Millionen Time Lords zu opfern, um den Frieden zu sichern.
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Matt Smith spielt den elften Doktor so wie immer, vielleicht sogar ein bisschen zurückhaltender. Von ihm kann man halten, was man will, aber ich liebe seine Art, den Doktor darzustellen. Immer ein bisschen verrückt und schrullig, aber doch liebenswert. Seine Gefährtin Clara Oswald war ebenso hübsch wie unnötig, aber gut. David Tennant durfte auch wieder in seinen Nadelstreifenanzug schlüpfen, aber da hören die Ähnlichkeiten auch schon auf. Ich kann mir nicht helfen, aber mir kommt sein Doktor so verändert vor, dass meine Freude schnell gedämpft war. Der zehnte Doktor war nie so ein Womanizer, wie er in diesem Special dargestellt wird, und war nie auf dümmliche Teenagerwitze angewiesen. Billie Piper ist auch mit von der Partie, wenn auch nicht als Rose Tyler, sondern als "Bad Wolf" und nur der War Doctor kann sie sehen. Ihr Auftritt war jedoch mehr Fanservice als wirklich essenziell für die Handlung, aber wenigstens nervte sie nicht.
Schon während der Episode machte sich Enttäuschung in mir breit. War das Steven Moffats Vorstellung einer Jubiläumsepisode, die fünfzig Jahre einer der kultigsten Serien, die Europa hervorgebracht hat, huldigt? Für mich nicht. "The Day of the Doctor" war zum Bersten voll mit Fanservice vollgestopft und erzählte nicht einmal eine zusammenhängende und in sich schlüssige Handlung. Der Plot mit den Zygons und Elizabeth I wirkte auf mich so unbeholfen und Tennant dabei so steif, dass es mir für ihn leid tat. Und warum musste Moffat jetzt einen weiteren Doktor erfinden, der die Reihenfolge durcheinander bringt? Ich bleibe dabei, ich bin froh, dass ich am 23. November mein Kinoticket (das übrigens 16 € kostete) notgedrungen verkauft hatte. Hätte ich ihn im Kino gesehen und dafür Geld bezahlt, hätte ich das Special wohl noch mehr gehasst.
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Die negativen Aspekte überwiegen leider, doch es gab natürlich auch Lichtblicke: Die Gespräche zwischen den Doktoren und ihre verschiedenen Ansichten an den Time War waren interessant und manchmal ziemlich witzig und auch die Effekte konnten sich sehen lassen (immerhin ließ die BBC ziemlich was springen, um das Spektakel ordentlich zu verpacken). Aber ich bleibe dabei: Der Trailer war besser.