Dienstag, 26. Februar 2013

Les Misérables [2012]


Gleich zu Beginn sollte ich vielleicht anmerken, dass ich Filme, in denen gesungen wird, sehr schätze, angefangen von den früheren Disney-Filmen bis zu Moulin Rouge - keinen von ihnen könnte ich mir ohne ihre Lieder vorstellen; auch Musicals als solche mag ich sehr gerne.

Deshalb war es auch so ungewöhnlich, als ich im Kinosaal saß; die Erwartungen waren groß und ich hatte den ganzen Tag lang an nichts anderes als an "Les Misérables" denken können. Der Film fing an und es begann mit einem Lied, was natürlich etwas ganz Natürliches für einen Musicalfilm ist - aber als immer mehr gesungen und die Synchronsprecher nur sehr selten zum Einsatz kamen, dachte ich mir schon, dass es zuviel des Guten ist, auch wenn ich die meisten Lieder toll finde. Ein normales Musical hält immer die Waage zwischen klassischem Theater und den Liedern, aber niemals wird es so übertrieben wie in diesem Film hier. Schließlich wurde nur noch gesungen und gesprochene Worte fielen immer recht vereinzelt zwischen den Liedern. Das finde ich schade, aber genug davon. 


Die Geschichte ist ziemlich einfach gestrickt, aber dafür umso perfekter für einen Musicalfilm, der sich auf die Lieder und nicht auf die Handlung konzentriert. 
Kurz: Jean Valjean war 20 Jahre für ein kleines Vergehen (er stahl einen Laib Brot für das Baby seiner Schwester) eingesperrt gewesen und wird freigelassen, wobei er durch seine lebenslange Bewährung niemand eine Anstellung findet. Er findet jedoch den Glauben zu Gott und schafft es, eine Existenz unter falschem Namen aufzbauen und wird sogar Fabrikbesitzer und Bürgermeister. Indessen wird eine seiner Mitarbeiterinnen, Fantine, entlassen, weil es fälschlicherweise heißt, sie wäre eine Prostituierte. Dadurch gebrandmarkt bekommt sie nirgends eine Anstellung und muss tatsächlich als Dirne arbeiten, wobei sie schwer krank wird und vor ihrem Tod ihr Kind Valjean anvertraut. Dieser befreit das Mädchen Cosette aus den Händen der habgierigen Schankwirte, bei denen sie zwar wohnen durfte, aber alles andere als gut behandelt wurde. Nach einem Zeitsprung von acht Jahren spitzt sich die Lage in Paris zu, denn eine Gruppe von Studenten ist mit dem aktuellen König unzufrieden und plant, ihn zu stürzen. Ihr Anführer ist Marius, der sich unsterblich in Cosette verliebt, aber sein Leben aufgeben möchte, als er erfährt, dass Cosette gemeinsam mit ihrem Vater, der sein ganzes Leben lang auf der Flucht vor dem gesetzestreuen Polizisten Javert ist, die Stadt verlässt, möchte er sein Leben in einer Revolte gegen das Militär aufgeben...

Seine besten Seiten kann "Les Misérables" natürlich in seinen zahlreichen Liedern zeigen, die mal gefühlvoll, mal traurig und auch pathetisch sind, aber ich könnte nicht behaupten, dass mir eines gar nicht gefallen hat. Dass Amanda Seifried, Anne Hathaway und Hugh Jackman singen können, wusste ich bereits davor, auch wenn ich nicht wusste, wie gut Hathaway wirklich singen kann; aber die größte Überraschung war wohl Russell Crowe, der ebenfalls eine musikalische Ausbildung genoss, aber dieses Talent nie in einem Film präsentierte. Seine Stimme ist zwar nichts Besonderes, aber sie passen perfekt zu den restlichen Songs. Hathaway fand ich, wie bereits erwähnt, am besten und war mein Tipp für den Oscar als Beste Nebendarstellerin, den sie auch verdientermaßen gewann. Zwar kommt sie nur knapp eine halbe Stunde lang vor, aber ihre Auftritte bleiben immer im Gedächtnis, dank ihrer Leistungen während dem wohl besten Lied des ganzen Filmes.

Sonntag, 24. Februar 2013

In der Glut des Südens [1978]


Es gibt Filme, die bestechen durch ihre durchdachte Handlung, die mit geschickten Wendungen glänzen können. Und es gibt Filme, die zwar eine einfach gestrickte Handlung besitzen, aber diesen Manko mit ihrer Atmosphäre wieder mehr als wettmachen.
"In der Glut des Südens", der zweite Film von Regiewunder Terrence Malick, der nach diesem Werk dem Filmgeschaft für zwanzig Jahre den Rücken kehrte, ist einer dieser Filme. Der Film lebt von den Improvisationen der Darsteller, den ewigen Weizenfeldern, der magischen Zeit während des Sonnenuntergangs, wo sich der Himmel rosa und violett verfärbt. Da ist es leicht zu verschmerzen, dass die Personen immer etwas unnahbar sind und man keine richtige Beziehung zu ihnen aufbauen kann. Aber dies stört auch nicht, wenn man es schafft, sich von der Stimmung einfangen zu lassen.
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Auch die Handlung ist schnell erzählt: Bill, seine Geliebte Abby, die er jedoch als seine Schwester ausgibt, und seine (richtige) kleine Schwester Linda, die als Erzählerin fungiert, jedoch ein unverständliches Englisch besitzt, sodass ich fast kein Wort verstand. Egal; diese drei Personen lassen ihr bisheriges Leben hinter sich und ziehen mit anderen Arbeitern in den Süden, um auf den Weizenfeldern eines reichen Farmers zu arbeiten. Dieser ist, wie Bill zufällig erfährt, todkrank und hat zudem ein Auge auf Abby geworfen. Er ermutigt seine Geliebte, Bill zu heiraten und anschließend so lange zu warten, bis der Farmer das Zeitliche segnet und sein ganzes Vermögen seiner Frau - und damit auch Bill - hinterlässt. Ein guter Plan, wäre da nicht die Gesundheit des Farmers, die sich nicht wie gewünscht verschlechtert, sondern sich unter seiner neugewonnen Liebe zu Abby zu verbessern scheint...

Schafft man es, die einfach gestrickte Lovestory zu mögen, das schmucklose Ende des Filmes zu akzeptieren und die magischen Bilder zu lieben, bekommt man mit "In der Glut des Südens" einen wirklich ungewöhnlich schönen Film präsentiert. Der Film muss sich häufig mit "Barry Lyndon" einen Platz teilen, wenn es darum geht, den Film mit den schönsten Bildern zu auszuwählen, denn ähnlich wie "Barry Lyndon" wurde "Days of Heaven" ohne künstliche Lichtquellen und nur während der besonderen Stimmung während der Abenddämmerung gedreht, was die ungewöhnliche Atmosphäre erklärt. Zu den Darstellern lässt sich nicht viel sagen, nur so viel: Nicht sie spielen die Hauptrolle in dem Film, die Magie tut es.

Sonntag, 17. Februar 2013

Zero Dark Thirty [2012]


"Zero Dark Thirty" beschäftigt sich, wie es der Name vielleicht vermuten lässt, nicht nur mit der letzten Operation in Osama bin Ladens Haus, um ihn endgültig zu stellen und umzubringen, nein. Er geht viel weiter zurück, bis ins Jahr 2003, wo die ehrgeizige CIA-Mitarbeiterin Maya nach Pakistan kommt und ihre Ermittlungen zur Fahnung sämtlicher al-Quaida-Mitglieder aufnimmt. Bei diesen Ermittlungen wird auch vor Folter nicht gescheut, ganz im Gegenteil, es wird sogar grundsätzlich darauf gebaut, den Willen des Verdächtigen zu brechen und anschließend sein Wissen aus ihm herauszupressen. 
Maya scheint anfangs von diesen Methoden abgeschreckt zu sein, wird aber im Laufe der Jahre immer abgebrühter und weiß, wie sie ihre Informationen aus den Verdächtigen herausquetschen kann, bis dies unter Präsident Obama verboten wird. 

Maya jedoch ist vom Osama-Fieber gepackt; sie versucht jahrelang, die Spur des unbekannten und totgeglaubten Kuriers Abu Ahmed zu verfolgen, der bin Ladens persönlicher Kurier sein soll. Doch nach vielen Todesfällen und Rückschlägen glaubt eigentlich niemand mehr in der CIA an dieses Phantom - nur Maya hält noch daran fest, bedroht ihre Vorgesetzten und erreicht schlussendlich, was sie will. 
Ihre Theorie erweist sich als Glückstreffer; in einer geheimen Militäroperation werden Abu Ahmed, bin Laden höchstpersönlich und zwei weitere Familienmitglieder in ihrem Anwesen in Pakistan exekutiert.

Ich persönlich habe mir gedacht, dass es sicher öde ist, Maya bei ihren jahrelangen Untersuchungen, Befragungen und Rückschlägen zuzuschauen, aber nach einer Weile ist mit ganz gefesselt von den Namen und Begebenheiten und man hat das Gefühl, ein Stück amerikanische Geschichte mitzuerleben. Der grenzenlose Patriotismus der US-Amerikaner hielt sich hier zum Glück in Grenzen, sodass man ein unaufgeregtes Stück Zeitgeschichte genießen kann. Die eigentliche Operation (nach der der Film benannt ist, da sie eine halbe Stunde nach Mitternacht ausgeführt wurde) ist unglaublich gut inszeniert, wie man sich eben einen Militäreinsatz vorstellt, und so authentisch, als hätte ein Soldat eine Kamera dabei gehabt und gefilmt. 

Ein kleines Problem hatte ich zwar nicht mit der herausragenden Jessica Chastain (die ich jedoch in anderen Filmen schon besser gesehen habe), sondern mit ihrer scheinbar emotionslosen Figur Maya, die nach jahrelanger psychischer Belastung und dem Ende ihrer Aufgabe (dem Finden von Osama bin Laden) in Tränen ausbricht. Das war's leider auch schon mit emotionalen Szenen, aber das macht nichts, weil der Rest des Filmes sehr stark ist.

Samstag, 16. Februar 2013

Blade Runner [1982]


"Blade Runner" war zwar zu seinem Erscheinen im Jahr 1982 ein finanzieller Flop, avancierte aber Anfang der 90er mithilfe des Heimkinos zu einem der großen Must-Sees der 80er, die sich vom typischen Actionkino abhoben. Aber gleichzeitig frage ich mich, wie etwas so Ungewöhnliches und teilweise Konfuses einen solchen Kultstatus erringen kann - wobei ich gleich betonen möchte, dass ich den Fehler gemacht und mir gleich den Director's Cut angesehen habe, der bekanntermaßen vieles weglässt und dazudichtet. 

Aber kommen wir zu Beginn zu den Dingen, die mir gut gefallen haben. Zum ersten: Das Setting! Unglaublich, was man damals ohne die für heute unerlässliche CGI-Technik zustandegebracht hat. Eine dreckige, postapokalyptische Welt, am Himmel ständig dieses Luftschiff, das mit Scheinwerfern nach etwas Unbekanntem sucht. Die riesigen Bildschirme, die ausschließlich für Werbezwecke benutzt werden. Replikanten, die vor allem im Weltall zum Einsatz kamen, wollen die Erde bedrohen - so scheint es nur, denn eigentlich wollen sie nur eines: Ihre Lebensdauer verlängern. Der magische Soundtrack von Vangelis, eingespielt auf 80er-typischen Synthesizern, zwar rar benützt, aber dadurch umso wirkungsvoller. J.F. Sebastians Wohnung mit seinen Freunden, sich bewegenden Spielzeugen, alles ist dreckig und nass. All dies lässt mich ins Schwärmen geraten und es wundert mich ein bisschen, dass ich nicht mehr vom Film halte.

... doch dann fällt mir ein, dass ich auch einige Kritikpunkte habe, und die finde ich alle bem Director's Cut, bei dem, wie bereits gesagt, einiges gegenüber der Originalfassung geändert wurde. Rick Deckard, gewohnt schweigsam von Harrison Ford verkörpert, verliert leider einiges an Glaubwürdigkeit, weil seine Monologe, die ihn besser beleuchtet hätten, völlig aus dem Film gestrichen wurden. Und so kommt es, dass Ford keine zehn Sätze im Film sagen darf, was für eine Haupt- und Identifikationsfigur unerlässlich ist. Zudem heißt es, dass sich der Film mit philosophischen Themen wie "Sind unsere Erinnerungen wirklich unsere Erinnerungen?", dem Sinn des Lebens und dem Verschwinden der Natur, verdeutlicht durch die Tatsache, dass es in der Zukunft nur noch teure, mechanische Tiere gibt, beschäftigt. Mir kamen diese Fragen jedoch zu keinem Zeitpunkt des Films in den Sinn.

Nachdem ich mir den Film angesehen habe, haben mich die oben genannten Faktoren so gestört, dass ich ihm einfach keine gute Bewertung geben konnte. Hinzu kam die Tatsache, dass über weite Teile des Films so gut wie gar nichts passierte, was mich ziemlich oft auf die Uhr gucken ließ, fatal für jeden Film. Schade eigentlich, denn "Blade Runner" konnte mich mit vielen seiner Spielereien richtig begeistern. Und eines möchte ich noch anmerken: Rutger Hauer spielt fantastisch!

Sonntag, 10. Februar 2013

Sherlock

Eine Schande, dass ich mich erst jetzt dieser wunderbaren und beinahe perfekten Serie zugewandt habe. Lange habe ich mich dagegen gewehrt, ignorierte das positive Echo und dachte mit Schrecken an die modernen Sherlock-Holmes-Filme mit Robert Downey Jr., die zwar nicht schlecht sind, aber nichts mehr mit den Romanen von Sir Arthur Conan Doyle gemein haben.
Umso größer war die Überraschung, als sich Sherlock als eine der besten Serien entpuppte, die ich jemals sehen durfte. Hier stimmt einfach alles: Schauspieler, Musik, Dramatik, Atmosphäre, Handlung... diese Liste könnte ich endlos so weiterführen, wenn ich wollte. Aber jetzt mal genug von all den Lobpreisungen, ich werde jetzt in jede der bislang sechs Episoden eingehen, Spoilerwarnung ist wie immer gegeben, lesen auf eigene Gefahr.
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Staffel 1, Episode 1: Ein Fall von Pink [A Study in Pink]


Der große Serienauftakt, eine grandiose Pilotfolge, die ihren Hauptfiguren Sherlock Holmes und John Watson genau die Zeit gibt, die der Zuschauer braucht, um in der weiteren Handlung mit ihnen mitfiebern zu können. Watson wird uns als bodenständiger, aber traumatisierter Ex-Soldat beschrieben, der noch mit den Schrecken des Afghanistankrieges zu kämpfen hat. Er ist oft sarkastisch, womit er den perfekten Gegenpol zum überragenden Genie Sherlock darstellt, der Johns Lebensgeschichte mit nur ein paar Blicken aufsagen kann. Noch am selben Abend, als sie einander vorgestellt werden, ziehen sie in eine Wohnung, gehen auf Verbrecherjagd und lösen einen mysteriösen Mordfall, der Scotland Yard ratlos hinterließ: Vier Menschen wurden tot aufgefunden, Erstickungstod, durch Drogen verursacht. Sherlock löst den Fall, was in einem spannenden Finale endet und somit einen guten Grundstein für die weitere Handlung legt.
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Staffel 1, Episode 2: Der blinde Banker [The Blind Banker]


Was so toll anfing, beginnt bereits mit der zweiten Episode abzuflachen, wobei ich eigentlich selber nicht sagen kann, was mir an dieser Folge nicht gefällt. Wieder muss ein scheinbar unlösbarer Fall aufgedeckt werden, diesmal sind sogar die chinesische Mafia und ein mysteriöser Assassine mit von der Partie, die dezent unglaubwürdig klingen, sodass die Authentizität erheblich darunter leidet. Hinzu kommt, dass Watson zwar etwas mehr Freiraum bekam, diese Chance aber völlig verspielt, indem man ihm eine blonde Frau zur Seite stellt, die gleich beim ersten Date keine Hemmung verspürt, einem Verbrecher das Handwerk zu legen und auch handgreiflich zu werden. Klar die schwächste Episode der ganzen Serie (womit ich mit dieser Meinung nicht alleine dastehe).
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Staffel 1, Episode 3: Das große Spiel [The Great Game]


 Diese Episode beginnt amüsant, indem man eine ganz andere Seite von Sherlock zu Gesicht bekommt, nämlich die, wenn er mal nichts zu tun hat. So vertreibt er sich die Zeit, indem er mit einer Waffe auf seine Wand einschießt, sehr zum Leidwesen seines Landlords. In dieser Folge werden Sherlock von einem noch unbekannten Gegenspieler insgesamt fünf Rätsel gestellt, die er innerhalb einer bestimmten Frist lösen muss - andernfalls wird ein Opfer getötet. Doch diese Folge bleibt vor allem wegen dem tollen Staffelfinale in Erinnerung. Hier wird auch endlich der große Gegenspieler aufgedeckt und - wie könnte es auch anders sein - es ist natürlich James Moriarty, der hier zwar kein Professor mehr ist, aber dafür umso verrückter und unberechenbarer. Die erste Staffel endet mit einem spannenden Cliffhanger, der erfolgreich seine Zuschauer bis zur Veröffentlichung der zweiten Staffel bei der Stange halten sollte.
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Staffel 2, Episode 1: Ein Skandal in Belgravia [A Scandal in Belgravia]


Die zweite Staffel beginnt dort, wo die vorherige geendet hat, nämlich beim Cliffhanger im Hallenbad, wo sich Moriarty und Sherlock gegenüber stehen. Leider wird der Spannung sofort der Wind aus den Segeln genommen, als Moriarty spontan beschließt, den finalen Showdown auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben und einfach rausgeht und die beiden Ermittler ratlos zurücklässt. Einige Zeit später werden die beiden von Sherlocks Bruder Mycroft in den Buckinghampalast geladen, wo sie von der Domina Irene Adler erfahren, die in Besitz von belastenden Fotomaterial eines Mitglieds des britischen Königshauses ist. Es stellt sich heraus, dass diese Frau Sherlock ebenbürtig ist und es liebt, ihre Spielchen mit Sherlock zu spielen. Als sie für tot erklärt wird und Sherlock sie identifiziert, schient er wie am Boden zerstört, als ob er etwas für sie empfunden hätte. "Ein Skandal in Belgravia" fasziniert mich nicht so sehr, weil Sherlock aus Versehen einen wichtigen Plan seines großen Bruders und der gesamten Nation vereitelt, das ist für mich nur Nebenhandlung. Im Zentrum stehen hier ganz klar Sherlock und Irene Adler und die Trauer, die er verspürt, aber nicht realisieren, geschweige denn in Worte fassen kann. Nur Watson macht sich Sorgen, weil Sherlock wochenlang am Boden zerstört zu sein scheint, nur Geige spielt und nichts spricht. Ähnlich wie in der nächsten Folge bekommen wir auch hier eine völlig neue Seite an dem scheinbar asexuellen Detektiv zu sehen, was natürlich sehr aufregend ist. Das Ende gefällt ebenso wie der personifizierte Klingelton und die verwirrte Reaktion darauf, wann immer Irene Sherlock eine SMS schickt.
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Staffel 2, Episode 2: Die Hunde von Baskerville [The Hounds of Baskerville]


Wieder eine Episode, die weniger durch die Handlung, als durch eine neu entdeckte Seite an Hauptfigur Sherlock besticht. Hier handelt es sich um die Verfilmung bzw. Modernisierung der wahrscheinlich bekanntesten Sherlock-Holmes-Geschichte und ist damit auch die am stärksten modernisierte. Alles beginnt damit, dass ein armes Schwein bei Sherlock um Hilfe sucht, weil er davon überzeugt ist, dass die Militärbasis Baskerville in Schottland mit genmanipulierten Tieren experimentiert und einer dieser Tiere, ein riesiger Hund, vor Jahren seinen Vater zerfleischt haben soll. Hier ist im Grunde der Weg zur Lösung spannender als die Auflösung selbst; es wird sehr geschickt mit der Psyche des Menschen gespielt und so viel Spannung aufgebaut, dass man sich am liebsten unter der Bettdecke verstecken möchte, sobald Watson und Sherlock (natürlich) im Dunkeln ins Moor gehen, um nach dem Hund zu suchen. Die Aufösung selbst ist allerdings sehr enttäuschend, weshalb die Episode beim ersten Mal Ansehen am Besten funktioniert. Allerdings ist Sherlock zu Beginn im Moor ebenfalls davon überzeugt, den Hund gesehen zu haben, weshalb er fast durchdreht vor Angst und fast zehn Minuten lang durchquasselt und fremde Leute analysiert, nur um sich wieder seinen Glauben in seine eigenen Sinne zurückzuverschaffen. Sherlock und Angst - eine beängstigende Mischung.
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Staffel 2, Episode 3: Der Reichenbachfall [The Reichenbach Fall]


Die mit Abstand beste Episode der gesamten Reihe, endet sie doch mit einem fulminanten Showdown zwischen Moriarty und Sherlock und mit einem unerträglichen Cliffhanger. Doch alles von Beginn an: Schon hier wird der Zuschauer geschockt, indem Watson zu seiner Therapeutin geht und ihr sagt, dass es ihm schlecht gehe, weil sein bester Freund Sherlock tot ist. Noch besser kann man die Episode nicht beginnen! Danach kommt eine Rückblende, in der gezeigt wird, wie Moriarty versucht, die britischen Kronjuwelen zu stehlen - natürlich stiehlt er sie nicht nur. Er schreibt groß "Get Sherlock" auf das Glas, schlägt es mit einem Feuerlöscher ein (in einer eindrucksvollen Szene, tanzend und mit klassischer Musik untermalt) und als die Polizei eintrifft, sitzt er mit Juwelen behangen und mit Krone auf dem Kopf auf dem Thron und grinst breit. Dies ist endlich die Episode, wo sich die beiden Kontrahenten wieder begegnen und sich endlich ein bisschen öfter miteinander unterhalten dürfen. Auch Moriarty darf zeigen, wie verrückt er wirklich ist und man entwickelt sogar irgendwie Sympathie für ihn. Die Szene, in der Sherlock Moriarty in seiner Wohnung Tee serviert oder als sie am Dach des Krankenhauses stehen und es um Leben und Tod geht - diese Episode gehört ganz den beiden. Auch Moriartys Plan, Sherlock als Betrüger darzustellen, geht auf, indem die Polizei, die Presse, und am Schluss vermeintlich auch Watson daran glaubt, ein Betrüger, der selbst die Morde beging und sich anschließend als großer Retter darstellte. Ein fulminantes Ende, viele Gefühle, ein Watson, der endlich wieder eine Rolle spielen darf, ein unglaublich schlimmer Cliffhanger. Sherlock tot? Nicht einen Augenblick. 

Samstag, 9. Februar 2013

Lincoln [2012]


Spielbergs neuester Film, der auch für die Oscarverleihungen 2013 nominiert ist. Die Frage ist: Ist die Nominierung gerechtfertigt? Schafft es der Film, sich auch als eigenständiges Werk zu präsentieren, ohne dass man von Spielbergs prestigeträchtigem Namen geblendet wird? Mich für meinen Teil hat die ganze Geschichte ziemlich kalt gelassen, denn ich wollte mich von Spielberg verzaubern lassen und fand daher das Setting - die Verfilmung ereignisreicher Tage aus Präsident Lincolns Leben und zudem ein wichtiges Ereignis in der amerikanischen Geschichte - unpassend und zu kalt.
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Dies ist er zum Teil auch, denn es fällt dem Zuschauer sehr schwer, eine Bindung zu der unnahbaren Persönlichkeit Abraham Lincoln aufzubauen, zudem er selbst relativ in den Hintergrund rückt. Viel mehr ist es sein Vorhaben, in den Nordstaaten die Sklaverei vollständig abzuschaffen und somit den Krieg gegen die Südstaaten zu beenden und die damit verbundenen Komplikationen damit, das Gesetz zu verabschieden.
Sobald man in die Thematik eingeführt wurde (was etwas länger dauert, wenn man keinen blassen Schimmer vom Sezessionskrieg hat), entwickelt der Film sogar soetwas wie Spannung, die den Zuschauer zwar nicht an die Leinwand fesselt, aber durchaus zu unterhalten weiß und nie langweilig wird.

Leider fehlt dem ganzen Film ein bisschen die Seele; der Stoff präsentiert sich teilweise als zu trocken und unzugänglich für Nicht-Amerikaner. Und ob sich Steven Spielberg detailgetreu an wahre Begebenheiten gehalten hat, möchte ich bezweifeln, wenn man bedenkt, dass Lincoln seine Frau ins Irrenhaus werfen ließ und im Film großteils alles Friede Freude Eierkuchen ist.
Bei der Besetzung hat Spielberg ein glückliches Händchen bewiesen und mit Daniel Day-Lewis einer der größten Charakterköpfe unserer Zeit geangelt, der wahrscheinlich für seine Darstellung des US-Präsidenten zum dritten Mal den Oscar als bester Hauptdarsteller einsacken wird - obwohl mich seine Rolle nicht umgehauen hat, viel mehr zeigte er sich sehr zurückhaltend und bodenständig.
In weiteren Rollen kann man Sally Field als Gattin, Joseph Gordon-Levitt als Sohn (in einer allerdings überflüssigen Rolle) und zahlreiche andere bekannte Gesichter bewundern. Besonders herausheben möchte ich Tommy Lee Jones, der verbissen für die Abschaffung der Sklavenhaltung kämpft.

Mehr eine Geschichtsstunde denn wirkliche Unterhaltung, die zwar gewohnt gut inszeniert ist, aber keine Zweitsichtung verlangt.

Sonntag, 3. Februar 2013

Tanz der Vampire [1967]


Roman Polanski schuf mit "Tanz der Vampire" wohl einer der berühmtesten Vertreter des Vampirfilms, zu verdanken ist ihm dies durch die komischen Elemente, sowie die mittlerweile populärer gewordenen Musicalumsetzung, von der die wenigsten Leute wissen, dass sie auf einen Film basiert. 
Im Herzen eine Komödie, wird sie als solche offen angepriesen, aber leider muss ich sagen, dass bei weitem nicht jeder Scherz so sitzt, wie er gemeint ist. Der verrückte Professor ist zwar herrlich schrullig und wohl die beste Figur im ganzen Film, neben dem Bösewicht Graf von Krolock natürlich, vor dem man sich zwar nicht fürchten muss, aber trotzdem Respekt erzeugt. Zwei hoffnungslos ungeschickte Vampirjäger, der Professor Abronsius und sein Gehilfe Roman Polanski aka Alfred, kommen in ein Dorf, wo sie Anzeichen von Vampirismus erkennen, obwohl die Dorfbewohner dies leugnen. Als eines Tages der Wirt gebissen wird und sich in einen Vampir verwandelt, verfolgen sie seine Spur zum Schloss von Graf von Krolock, der sich die schöne Tochter des Wirts unter den Nagel gerissen hat, in die sich der junge und unbedarfte Alfred unsterblich verliebt hat. 
Gemeinsam versuchen sie in komischen Situationen, diese zu retten und den Vampiren den Garaus zu machen - was natürlich komplett nach hinten losgeht. 

Das größte Problem, das ich mit dem Film hatte, war, dass er viel zu lange braucht, um in die Gänge zu kommen. Es vergeht ungefähr eine halbe Stunde, bis soetwas wie Interesse am Film aufkommt. Davor gab es nur misslungene Slapstickeinlagen und wenig Gesprochenes, sodass soetwas wie eine Handlung schwer entstehen kann, weil man einfach nichts über die Mission, geschweige denn über die Vampirjäger selber erfährt.
Aber ab dem Punkt, wo die beiden Chaoten im Schloss ankommen und die Jagd so richtig beginnt, bekommt auch die Handlung einen Aufschub, die Witze sitzen besser, es gibt Dialoge, ja, sogar soetwas wie Spannung kommt auf, wenn auch nur rar gesäht. 
"Tanz der Vampire" ist alles andere als ein Meisterwerk, als das er mir angepriesen wurde, aber einer der interessanteren Vertreter des Vampirfilmgenres. Und Romans Outfit ist wirklich zum Schießen.