Deshalb war es auch so ungewöhnlich, als ich im Kinosaal saß; die Erwartungen waren groß und ich hatte den ganzen Tag lang an nichts anderes als an "Les Misérables" denken können. Der Film fing an und es begann mit einem Lied, was natürlich etwas ganz Natürliches für einen Musicalfilm ist - aber als immer mehr gesungen und die Synchronsprecher nur sehr selten zum Einsatz kamen, dachte ich mir schon, dass es zuviel des Guten ist, auch wenn ich die meisten Lieder toll finde. Ein normales Musical hält immer die Waage zwischen klassischem Theater und den Liedern, aber niemals wird es so übertrieben wie in diesem Film hier. Schließlich wurde nur noch gesungen und gesprochene Worte fielen immer recht vereinzelt zwischen den Liedern. Das finde ich schade, aber genug davon.
Die Geschichte ist ziemlich einfach gestrickt, aber dafür umso perfekter für einen Musicalfilm, der sich auf die Lieder und nicht auf die Handlung konzentriert.
Kurz: Jean Valjean war 20 Jahre für ein kleines Vergehen (er stahl einen Laib Brot für das Baby seiner Schwester) eingesperrt gewesen und wird freigelassen, wobei er durch seine lebenslange Bewährung niemand eine Anstellung findet. Er findet jedoch den Glauben zu Gott und schafft es, eine Existenz unter falschem Namen aufzbauen und wird sogar Fabrikbesitzer und Bürgermeister. Indessen wird eine seiner Mitarbeiterinnen, Fantine, entlassen, weil es fälschlicherweise heißt, sie wäre eine Prostituierte. Dadurch gebrandmarkt bekommt sie nirgends eine Anstellung und muss tatsächlich als Dirne arbeiten, wobei sie schwer krank wird und vor ihrem Tod ihr Kind Valjean anvertraut. Dieser befreit das Mädchen Cosette aus den Händen der habgierigen Schankwirte, bei denen sie zwar wohnen durfte, aber alles andere als gut behandelt wurde. Nach einem Zeitsprung von acht Jahren spitzt sich die Lage in Paris zu, denn eine Gruppe von Studenten ist mit dem aktuellen König unzufrieden und plant, ihn zu stürzen. Ihr Anführer ist Marius, der sich unsterblich in Cosette verliebt, aber sein Leben aufgeben möchte, als er erfährt, dass Cosette gemeinsam mit ihrem Vater, der sein ganzes Leben lang auf der Flucht vor dem gesetzestreuen Polizisten Javert ist, die Stadt verlässt, möchte er sein Leben in einer Revolte gegen das Militär aufgeben...
Seine besten Seiten kann "Les Misérables" natürlich in seinen zahlreichen Liedern zeigen, die mal gefühlvoll, mal traurig und auch pathetisch sind, aber ich könnte nicht behaupten, dass mir eines gar nicht gefallen hat. Dass Amanda Seifried, Anne Hathaway und Hugh Jackman singen können, wusste ich bereits davor, auch wenn ich nicht wusste, wie gut Hathaway wirklich singen kann; aber die größte Überraschung war wohl Russell Crowe, der ebenfalls eine musikalische Ausbildung genoss, aber dieses Talent nie in einem Film präsentierte. Seine Stimme ist zwar nichts Besonderes, aber sie passen perfekt zu den restlichen Songs. Hathaway fand ich, wie bereits erwähnt, am besten und war mein Tipp für den Oscar als Beste Nebendarstellerin, den sie auch verdientermaßen gewann. Zwar kommt sie nur knapp eine halbe Stunde lang vor, aber ihre Auftritte bleiben immer im Gedächtnis, dank ihrer Leistungen während dem wohl besten Lied des ganzen Filmes.